gerade musste ich an wolf biermann denken, an sein kuckuck. an dieses wunderbare lied. wer mag das kennen. auf der suche nach ein paar alten aufnahmen von ihm bin ich gerade über seinen geburtstag gestolpert, heute. heute schreiben keine frauen, dass sie wolf biermann aufregend finden. ich tue es. ich liebe die hörbare aggression, wenn er seine gitarre schlägt. ihre melancholie, sein rauhes flüstern.
ich denke nicht so sehr an den wolf biermann in den köpfen eines aufgeklärten publikums, obgleich ich ihn achte. ich denke an den verliebten wolf, der ein paar der schönsten liebeslieder in deutscher sprache geschrieben hat, die ich kenne. den liebe ich.

lieder, die man gehört haben sollte, bevor man tot umfällt.
*nur bei zweitausendeins
30. november 2005
das nenne ich einen sinnvollen beitrag. nach dem topflappenabsatz wird es wirklich interessant (wobei der freilich unabdingbar für den spannungsbogen dieser kleinen novelle von herrn paulsen ist).
leider ist es mir nicht möglich, in allen intimen einzelheiten zu erhellen, in welcher beziehung ich zu iggy pop stehe. das würde den rahmen meiner kleinen feinsinnigen seite entschieden sprengen. iggy pop ist natürlich gott. (aber das gehört ja eigentlich zur allgemeinbildung)

[ heavy rotation: american cesar ]
30. november 2005
das nenne ich einen sinnvollen beitrag. nach dem topflappenabsatz wird es wirklich interessant (wobei der freilich unabdingbar für den spannungsbogen dieser kleinen novelle von herrn paulsen ist).
leider ist es mir nicht möglich, in allen intimen einzelheiten zu erhellen, in welcher beziehung ich zu iggy pop stehe. das würde den rahmen meiner kleinen feinsinnigen seite entschieden sprengen. iggy pop ist natürlich gott. (aber das gehört ja eigentlich zur allgemeinbildung)

[ heavy rotation: american cesar ]
30. november 2005
steine steine steine mein lieb, und steine. all meine wahrheiten sind mir ja steine geworden. steine im weg und stein in der kehle und stein auf der seele und stein in der brust, in den leeren, den wehrenden händen. steine steine steine, mein lieb und steine. warf ich und traf mich und straf mich alleine, dass ich kein weg find, über die augen, rinnt mir der saft, rot dieser hass, wie blind macht das, liebe macht spaß. komm wisch ab das, und weine: steine steine steine, mein lieb und steine.
und meine worte, die alle nicht trafen und all die stummen und dummen und braven, steine steine steine, mein lieb und steine. dort wo wir uns finden, mein lieb untern linden, wo wir uns fassen und uns nicht lassen und uns verpassen, mang all die massen, bin ich alleine. zu wessen glück sag: schlafen die steine. dort wo graue furcht ist und laues hassen. die pflastersteine, sie träumen noch tief in den straßen. steine steine steine, mein lieb und steine
wolf biermann

29. november 2005
29. november 2005
28. november 2005
jupiter konj. mars
[ heftig ]
interessante mischung aus mordlust und konstruktivem kraftüber- schuss. ich mache alles doppelt so schnell wie sonst, gebe knappe und durchaus passende, gerne auch mal zickige antworten und strotze vor gesundheit. ha! unglaublich: ich bin um irgendwas gegen halb- sechs (?) aufgewacht, völlig ausgeschlafen und wollte unbedingt auf- stehen. so geschehen. gut um auszumisten. tabula rasa. (sowieso: merkur rückläufig bis 4. dez. – sehr gut dafür). wirklich verblüffend, dieses angenehme kochen zu spüren. pure elektrizität. ich hätte lust ein paar türen krachend zuzuschlagen, wäre ich nicht halbwegs zivi- lisiert. es gibt ja einen unterschied zwischen destruktiver und konstruk- tiver aggression. viele begreifen das nicht. aber so manche begreifen ja so manches nicht.
tabula rasa!
27. november 2005

hat jemand meine letzten kommentare, die sich auf die kraft der tätowierung eines totems bezogen, gelesen? würde mich freuen. ich habe den beitrag versehentlich gelöscht. schade insofern, als ich ein paar grundsätzliche gedanken erklärte.
unter anderem schrieb ich, dass die ästhetik und antriebskräfte des westlichen europas der gegenwart für mich nicht maß aller dinge sind. mich interessieren archaische kräfte und die bündelung von energien. die oberflächliche, rein ästhetische betrachtung von tautuierung ist für mich ein müßiger diskussionsgegenstand. zeichen sind materiali- sierte energie, die im falle der identifikation kräfte verleihen. es geht um eine tiefere dimension. oder wie a. jolie sagt: tattoos sind gebete.
26. november 2005

25. november 2005

der mond ist aufgegangen. die gold’nen sternlein prangen.

man nehme:
1 internet
1 topf
1/2 liter milch
23. november 2005


life on mars
[ wer erkennt, was das ist, kriegt eine belohnung ]
22. november 2005
mellow my mind
22. november 2005
„(…) die oft nach kremationen zurückgebliebenen künstlichen hüft- gelenke würden übrigens umweltgerecht rezykliert: das hochwertige material werde gesammelt, nach holland geliefert, dort sortiert «und dann in schweden unter anderem zu schiffschrauben verarbeitet», berichtet sasser. (…)“
gut zu wissen.
(…dank a.more.s)
21. november 2005
gerne würde ich die aufdringliche begrüßung beim einloggen ab- stellen „willkommen bei . . . , . . . viel spaß!“ helau und alaaf. und das ganze auf einem pissgelben banner. nicht, dass mir das noch nie aufgefallen wäre, aber ich stelle gerade wieder fest, dass es dinge gibt, an die ich mich nicht gewöhne. ein gutes zeichen.
20. november 2005
20. november 2005

17. november 2005
ich frage mich, ob ich das, was ich vor fünfundzwanzig jahren in diese damals so beliebten, stoffbespannten chinesischen tagebücher geschrieben habe, heute auf einer ähnlichen seite wie dieser schreiben würde. ich wäre vermutlich nicht blöd und hätte mit anderen fünfzehn- bis achtzehnjährigen zu tun, die ihrerseits durchs netz gurken würden und wäre vorsichtig. vielleicht wäre es dem, was ich hier und heute mache, nicht unähnlich. möglicherweise würde ich beides tun. ich nehme mir jetzt eines dieser alten tagebücher und schaue nach, was ich im november 1980 geschrieben habe.
es gibt keinen eintrag vom 17. november 1980. aber etwas später, vom 26. november. dieses akribische festhalten von erlebten augenblicken (heute baue ich auf mein gedächtnis und ein paar bilder). ich rekonstruiere darin eine für mich sehr besondere begegnung mit dem erwähnten jungen, dem besten freund meines bruders, mit dem ich in rust never sleeps war. schwer verliebt.
es gab kein sicheres aufeinandertreffen zwischen ihm und mir, keine verabredungen. alles geschah zufällig. und wenn es geschah, war ich hin und weg. er hatte seit zwei jahren eine freundin, die mich ganz gut leiden konnte, ich fand sie auch passabel und sah die annäherung zwischen ihm und mir als etwas davon unabhängiges, völlig eigenständiges. ich nahm alles hin, wie es war und wie es kam. und war je nachdem, dankbar oder traurig.
es ergab sich, dass wir an einem sommerlichen septembernachmittag den übungsraum seiner band gemeinsam verließen und durch den wald liefen. ich schrieb über diesen einen nachmittag in mehreren fortsetzungen. es hatte einen solchen seltenheitswert für mich, dass ich glaubte, dieses einmalige ereignis bis in die kleinste einzelheit festhalten zu müssen.
es ist doch sehr privat, auch nach so vielen jahren. es folgen wenige seiten später, grundsätzliche erwägungen über eifersuchtsgefühle, die mich zu dem satz verleiteten: ich finde geistigen betrug schlimmer. da war ich nun schon einmal in greifbarer nähe verliebt und fand mich in einer denkbar seltsamen konstellation.
die frage von oben ist beantwortet. wäre ich um einiges jünger, würde ich heute genauso wenig öffentlich ein intimeres tagebuch schreiben. ich habe ja auch damals niemandem daraus vorgelesen. ich schrieb für mich selbst, um mich besser zu erinnern und um über alles besser nachdenken zu können. dieses nur für mich schreiben, hat aufgehört. sechs oder sieben jahre mag es her sein. ich schrieb, seit ich elf war.

datenbank der sehnsucht. dann schrieb ich jemandem. und dann hörte es auf. bis dies hier entstand. eine neue ebene.
17. november 2005
sonne konj. mond, as
15. november 2005
gerade musste ich an wolf biermann denken, an sein kuckuck. an dieses wunderbare lied. wer mag das kennen. auf der suche nach ein paar alten aufnahmen von ihm bin ich gerade über seinen geburtstag gestolpert, heute. heute schreiben keine frauen, dass sie wolf biermann aufregend finden. ich tue es. ich liebe die hörbare aggression, wenn er seine gitarre schlägt. ihre melancholie, sein rauhes flüstern.
ich denke nicht so sehr an den wolf biermann in den köpfen eines aufgeklärten publikums, obgleich ich ihn achte. ich denke an den verliebten wolf, der ein paar der schönsten liebeslieder in deutscher sprache geschrieben hat, die ich kenne. den liebe ich.

lieder, die man gehört haben sollte, bevor man tot umfällt.
*nur bei zweitausendeins
12. november 2005
many years.

im sommer neunzehnhundertsiebenundsiebzig, ich war wohl elf, hörte ich heart of gold zum ersten mal im radio und nahm das stück auf meinem kleinen kassettenrecorder auf. ungefähr ein jahr später kaufte ich mir in einem plattenladen meine allererste langspielplatte. es war harvest.
ich hörte sie so oft, bis ich jeden ton und jede zeile in- und auswendig kannte. ich versuchte herauszukriegen, was es mit diesem typen auf sich hatte, für den er the needle and the damage done geschrieben hatte. wenn ich in stimmung für das wehmütige words war, hörte ich es endlos hintereinander. ich wollte zu ihm in den topanga canyon ziehen und ihn heiraten.
mit fünfzehn war ich mit meinem bruder und seinem besten freund im kino und wir sahen rust never sleeps. ich verliebte mich ihn den jungen neben mir, weil er cortez the killer und my my, hey hey genauso liebte wie ich und alle stücke auf der gitarre nachspielen konnte.
im jahr danach trösteten mich an vielen einsamen nachmittagen die ebenso einsamen stücke von on the beach und time fades away mehr schlecht als recht über meinen liebeskummer hinweg. wie oft mag ich wohl see the sky about to rain und the bridge gehört haben. ich weiß es nicht. the bridge we build it now, it may take a lot of time
meine englischnoten waren dem allnachmittäglichen studium seiner texte zu verdanken. ich saß an meinem offenen fenster zum himmel unter dem dach und hörte zum tausendsten mal trasher und pocahontas. oder ich lag auf dem rücken auf dem boden, schaute in die schäfchenwolken und lauschte after the goldrush, als hörte ich es zum ersten mal.
im september neunzehnhundertzweiundachtzig war ich siebzehn geworden und erlebte ihn und crazy horse endlich auf der bühne, und ich fühlte wohl dabei, was tiefgläubige beim gottesdienst empfinden müssen.
ich mochte auch die spätere, eher unscheinbare hawks and doves und ich mochte reactor. ich mochte die seltsame trans und katapultierte mich mit like an inca in entfernte sphären. es gibt nur wenige platten oder stücke, die ich nicht mochte. ich liebte powderfinger und cortez the killer und den barstool blues. und like a hurricane. heute noch.
im sommer, als ich einundzwanzig war, schickten mir meine eltern ein großes paket mit den schallplatten meines toten bruders. aus irgendeinem grund musste ich weinen, weil darin alle platten von neil young waren. jetzt hatte ich alle zweimal. seine harvest sah viel neuer aus.
in den neunzigern verkaufte ich meine vinylschallplatten einem kleinen laden im prenzlauer berg. ich wollte umziehen und ballast abwerfen. ich hatte das gefühl, meine sammlung sei in guten händen gelandet, und so fiel es mir nicht allzu schwer. this note’s for you war meine erste cd und ich liebte die samtdunkelblauen töne von twilight und coupe de ville.
manchmal würde ich gerne noch einmal über die alten quadratischen papierhüllen streichen. oder das postergroße hellgraue stück papier, mit den handgeschriebenen texten, das der time fades away beilag, noch einmal auseinanderfalten. es hing in meinem zimmer über dem bett und ich konnte es sehen, wenn ich aufwachte.
zweitausendvier, april. auf dem weg zum southrim des grand canyon, dröhnt aus einem cherokee laut vibrierend neil youngs gitarre, ein wahnwitziges stück aus jim jarmuschs dead man. der jeep cherokee nähert sich dem unglaublichsten stück erde in schritttempo, zeitlupe, und die kraft des vibrierenden echos dieser einzigartigen gitarre macht nur noch größeres herzklopfen. es gibt diese wenigen augenblicke, in denen alles stimmt. ich werde für immer neil youngs gitarre im ohr und im herzen haben, wenn ich an den grand canyon denke. und sowieso und überhaupt.
heute ist sein sechzigster geburtstag.
be the rain.
11. november 2005
resolution. die auflösung. das auflösungsvermögen. der beschluss. die beschlussfassung. die bestimmtheit. die entschlossenheit. der entschluss. die entschlusskraft. der gute vorsatz. die lösung. die rasterung. der ratschluss.

09. november 2005
09. november 2005
wie der wolfsmonat wittert, so wittert auch der märz.
bauernregel
08. november 2005
06. november 2005

(…) ich war völlig alleine dort, später nachmittag, tiefstehende sonne. ich trat durch die steinernen arkaden des eingangsportals und die zeit schien auf einmal still zu stehen. absolute geräuschlosigkeit. ich ging über den unwahrscheinlich grünen, seltsam privat wirkenden, teppich- artigen rasen auf die entfernten grabreihen zu, in diesem moment wurde marlenes sag mir wo die blumen sind aus dem off eingeblendet. ich hörte das stück in meinem kopf. die ganze zeit. es war wie in einem film, und ich war mittendrin.
04. november 2005
irgendwelche fragen, irgendwas, was irgendjemand schon immer mal wissen wollte, irgendwas worüber ich mal schreiben sollte? ich stelle gerade fest, ich fange endlos an zu schwadronieren, sobald mich je- mand konkret fragt oder anspricht, aber ohne diese kleinen impulse bin ich beinahe schon verstockt und belasse es bei bildern, die nicht weiter erklärt werden.
zum beispiel jenes phänomen – w triftt x, y und z schreibt darüber zeitnah einen längeren, ausführlich wirkenden bericht mit entweder a) vielen adjektiven oder b) vielen andeutungen. ich will das gar nicht wer- ten, schließlich lese ich selbst gerne detailverliebte berichterstattun- gen. ich dagegen – initial wohlgemerkt – verstockt: gehe hin, mache evt. – nicht immer – einige bilder, gehe nach hause und lege mich ins bett. so wird das hier natürlich nichts.
ich bin mir aber andererseits höchst unklar darüber, welchen sinn es für mich persönlich haben sollte, das auch zu machen. es ist sowieso komplett unmöglich, in körperlicher distanz aufgrund von worten ein derart komplexes bild zu vermitteln, das je dem wert von geruch, stimme, mimik, bewegungsablauf, ausstrahlung gerecht werden könnte. es bleibt ein versuch. auch bei mir. es sind traumpfade, auf die man geführt wird, kuschelige vorstellungen von persönlicher nähe aufgrund eines scheinbar vertraulichen redeflusses.
ich traue niemandem wirklich ganz über den weg, bevor ich ihn oder sie nicht wenigstens einmal leibhaftig vor mir hatte. bis dahin gibt es so etwas wie einen vorsichtigen, instinktgesteuerten vertrauensvor- schuss. aber ich halte immer noch bei hundert prozent aller men- schen, die mir zunächst nur schreibenderweise begegnen, einen un- berechenbaren aspekt für möglich, der latent vorhandene anziehung in beide (wohlgemerkt) richtungen kippen lassen könnte. ein aspekt, der sich erst von angesicht zu angesicht offenbart. deswegen bin ich auch mit verbalen zuneigungsbekundungen im netz so geizig. ich habe mich einmal mit vorschusslorbeeren in richtung unbekannt vor vielen jahren sehr verrannt.
von angesicht zu angesicht entscheidet der tiefe bauch, ob man vertrauen kann oder nicht. und sehr interessant: das hat so gut wie gar nichts damit zu tun, was jemand auf seiner seite schreibt. erstaunlich wenig. spannend. ich bin zum beispiel sehr fasziniert, welchen starken eindruck das hören der stimme vermittelt, wie stark dieser eindruck für mich attraktivität steuert, oder das gefühl, mit jemandem im besten sinne etwas zu tun zu haben.


