Wiederholt fällt mir auf, dass eine ganze Reihe von Zitaten von Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916) nicht auf mein Wohlgefallen trifft. Innerlich verdrehte ich soeben die Augen bei folgendem Zitat:
„Und ich habe mich so gefreut!“ sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut – ist das nichts?“
Einige Zeilen darunter stand allerdings ein Gedanke von ihr, den ich gar nicht so uninteressant finde, zumal in diesen Tagen (mit Blick zu einem Palast an der Schwarzmeerküste):
„Dem, der uns Gutes tut, sind wir nie so dankbar wie dem, der uns Böses tun könnte, es aber unterlässt.“
Wobei sie auch hier letzten Endes fehlformuliert. Erleichterung ob einer schwindenden Bedrohung ist nicht gleichzusetzen mit Dankbarkeit gegenüber dem die Drohung aussprechenden. Ebner-Eschenbach war offenbar eine seltsam schulmeisternde Gouvernante, die nicht zu Ende denken konnte. Die erste Hälfte ihrer Lebensweisheiten und Kalendersprüche ist im Ansatz interessant, das Fazit etwas fadenscheinig bis löchrig.