Eine Pflaume von der Kolonie Sonnenschein im Jupiterweg. Vor sieben Jahren aufgegessen. Ein kleiner Hinweis und Beweis, dass ich schon vor sieben Jahren (und mehr) in Farbe fotografiert habe. Aber die Leute gucken ja immer hauptsächlich nach Aufnahmen von sich selber, die tatsächlich oft in Schwarzweiß gehalten waren. Da kommt so eine kleine Pflaume nicht dagegen an. Aber nach ein paar Jahren tritt mitunter zutage, dass ein Pflaumenportrait für die Ewigkeit ist, ohne jede Vergänglichkeit. Das gilt auch für Menschenportraits, aber nur für manche. Fotografien ohne Halbwertzeit sind doch die Schönsten. Tatsächlich werden auch Menschenfotos im Lauf der Jahre wertvoller, ungeachtet der Qualität der Aufnahme, aber nur aus nostalgischen Gründen. Die meisten inflationär rausgehauenen Schnappschüsse von Events, „Been there, done that“, sind doch recht beliebig und selten von künstlerischer Qualität. Was da im Akkord geliked wird, ist nicht das erstaunlich gelungene Portrait, sondern die Möglichkeit einer Art Instant-Teilhabe an einem Geschehen. „Been there, done that.“ Mitreden können, miterleben können, wenigstens ein bißchen. Na ja, wer wollte es verübeln. Aber mit einem liebenden Fotografenauge sollte der fotografische Schnellimbiss nicht in einen Topf geworfen und umgerührt werden, das wäre nicht angemessen.

Willkommen im Juni. Ich bin wieder auf meinem Weg ins Atelier, ich arbeite an einer Figur, sie kommt mir ein bißchen außerirdisch vor, ich glaube, sie wird sich heute zu erkennen geben. Ich versuche sie mit der Kamera einzufangen, wenn sie ihr Gesicht zeigt.

2 Antworten auf „01. Juni 2020

  1. Duke M.
    Prachtvoll. Irisierend schön. Foto und Objekt gleichermaßen. Sie machen sich gegenseitig sichtbar, so.

    Phyllis K.
    Genau.

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