Hier sehen wir ein spätes Kinderbild von Gaga Nielsen. Ich habe in den letzten Tagen ja wieder fleißig gewerkelt, dabei ist mir zum ersten mal seit meiner Schulzeit ein Bild auf stinknormalem DIN A 3 Papier unterlaufen, das ich eigentlich nur wie Küchenpapier benutzt habe, um Farbüberschuss von einem anderen, ‚richtigen‘ Bild abzutupfen. Irgendwie hat der Abdruck zufällig wie ein Baum ausgesehen und dann war es mir zu schade zum Wegschmeißen und ich hab den Baum noch ein bißchen weiter ausgemalt und die Flecken drumherum mit weißem Kreidemalstift überdeckt. Reduce to the max! Da es DIN A 3 ist, kann man es auch mal auf die Schnelle einscannen, ich habe ja derzeit keine Lust, meine Bilder zu fotografieren, weil es auch einfach viel Aufwand ist, bei den Ansprüchen, die ich habe.

Typisch für den Gaga Nielsen-Stil ist auf jeden Fall immer eine ordentliche, saubere Silhouette, nicht so ein ausgefranstes Gefussel, wie man das andernorts sieht! Ordnung muss sein, bin ja schließlich Jungfrau! Nachdem die überschüssige Farbe vor allem Grün war, sind die Bilder, an denen ich sonst gearbeitet habe, die schon größenmäßig nur auf einen Reproduktionsscanner passen würden, in zwei Fällen auch sehr grün. Das eine hat einen vibrierenden Kontrast mit Pink. Elektrisierend! Der Frühlingsbaum hier dürfte so ziemlich das schlichteste Bild sein, das ich in den letzten Jahren gemacht habe. Oder vielleicht jemals. Aber man kann was erkennen! Wenn man einen Bewegungsablauf macht, den man Jahre nicht gemacht hat, wie zum Beispiel mit so einer Wasserfarbenpalette aus dem Supermarkt auf einfaches weißes Papier zu malen, wie in der Schulzeit, fühlt man sich auch ein bißchen wie ein Schulkind. Ich war also vorgestern, als ich den Baum gemalt habe, ungefähr 11 Jahre alt.

11 Antworten auf „14. April 2020

  1. Das ist wirklich sehr hübsch. Es fällt gar nicht auf zwischen den anderen Meisterwerken. Fast hätte ich nicht genauer reingelesen, und übersehen, dass es von dir/Ihnen ist. – Ein eigenes Meisterwerk!

    Auch etwas über seine Entstehungsgeschichte zu erfahren, gefällt mir. Jetzt will ich auch gleich mal wieder zum Ausmalbuch greifen!

    Weiter so, es sieht so aus, als hätten auch Sie noch Spaß daran, mit sich selbst allein sein zu müssen.

    Liebliche Grüße,
    G.

  2. Liebe/r (?) G.,

    ich weiß gar nicht, ob ich das Du anbieten darf, da ich ja nicht weiß, ob ich die Ältere bin. Im Zweifel natürlich bin ich schon älter, aber auch so ein gepflegtes, vertrauliches Sie hat viel Charme.

    Danke für den Zuspruch zum Kinderbild, das übrigens passend zum einfachen Motiv auch einen unmissverständlichen Titel hat, nämlich: „Frühlingsbaum“. Wenn man sich elf Jahre alt fühlt, nimmt man eher nahe liegende Titel. Wäre es ein Bild einer erwachsenen Künstlerin im fortgeschrittenen Alter, hätte ich es freilich „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ oder „Hamster I.“ nennen müssen. Manchmal ist Kindsein auch eine Erleichterung!

    Ich sende liebliche Grüße zurück und biete an, offensichtliche Tippfehler stillschweigend zu berichtigen!

  3. Ich begrüße ausdrücklich das Malen und Zeichnen von Bäumen, die auch äußerst geduldig für Skulpturen Modell stehen.

  4. Sie sehen mich… nicht überrascht! Noch tun sich die Bäume vor meinem Werkstattfenster etwas schwer mit dem Modell stehen, ich könnte davon aktuell lediglich Aktbilder verfertigen. Aber aus meinem Wohnzimmerfenster sehe ich schon reichlich blühende Bäume. Scheint eine andere Vegetationszone zu sein.

  5. Hier werfen sich die Bäume überall in Schale und schmücken sich oft sogar mit reichlich Blüten. Doch auch als Aktmodelle zieren sich die Platanen nicht und halten still ohne zu murren.

  6. Der größte Baum vor meinem Atelierbalkon ist ein Spätzünder, aber wenn er loslegt, dann sehr, sehr schön. Habe die Sorte vergessen…

  7. P.S. ich weiß es wieder, es ist eine Eberesche oder auch Vogelbeerbaum genannt und blüht erst ab Mai, jetzt sieht man nur erste zartgrüne Blattknospen, sieht noch ganz nackig aus.

  8. Oh, wie hübsch. Wir haben uns als Kinder mitunter aus den Beeren Ketten gemacht. Hielten aber nicht lang.

    In Moskau aß ich einmal Ebereschenkonfitüre, es gab sie zum Süßen des Tees. Meine Freunde kannten weder das englische noch das deutsche Wort und ich wiederum nicht den russischen Namen. Ich erkannte auch nicht die Beeren auf dem Etikett, weil ich gar nicht wusste, dass man daraus Konfitüre machen kann – geht wohl auch nur mit der Mährischen Eberesche – und konnte auch den Geschmack überhaupt nicht zuordnen. Die russische Vogelbeerenkonfitüre war aber dunkler als auf dem Rezeptfoto, die Farbe sagte mir daher auch nichts.

  9. Was auch schön ist, dass die Eberesche vor meinem Fenster noch Ende November grüne Blätter hat. Das Bild hier ist von Ende November 2006. In der grauen Jahreszeit einen grünen Baum zu sehen, ist schon arg schön.

Hinterlasse einen Kommentar