31. Dezember 2013


April, April! Bestimmt haben alle gedacht, der Eintrag mit der Abenddämmerung ist nun klassischer Bilddramaturgie folgend, der letzte für dieses Jahr, Abspann, Zack, Ende! Aber hier läuft alles ein bißchen anders. Ich habe ja dieses ungeheure Privileg, heute keinen Partystress zu haben. Ich musste mir keine Korkenzieherlocken (engl.: sausage curls) aufdrehen, kein kratziges Paillettenkleid überziehen, keine klebrige Nylonstrumpfhose, keine drückenden Stiletto-Sandaletten, kein großes Abend-Make-up auflegen. ICH habe Zeit zum Bloggen! Nichts könnte mich hindern! In aller Ruhe konnte ich ein paar letzte Aufnahmen von heute Nachmittag hochladen, die ansatzweise meine heutige Abendgarderobe zeigen, die extravaganterweise komplett identisch ist mit der am Vormittag, Mittag und Nachmittag. Nicht ganz so gelungen ist bei meiner heutigen privaten Pyjama-Party die Getränkeauswahl. Ich habe es schlichtweg versäumt, noch einmal einkaufen zu gehen und ein etwas prickelnderes Getränk zu kaufen, als diese komische letzte Flasche Wein, die ich nun hier wohl oder übel, zumindest teilweise, trinken werde. Ein Bio-Weißwein von der Bio Company aus – ich traue es mich fast nicht zu schreiben – Italien. Wer meine Aufsätze schon länger liest, weiß eigentlich, dass ich eine Weinregion strikt meide, und die fängt mit I an und hört mit talien auf. Die Bio Company-Regal-Einräumer haben versehentlich diese Sorte in das spanische Regal geräumt und meine Augen sind nicht mehr ganz so gut wie früher. Daheim, vorhin leider erst, habe ich dann die wahre Herkunft entziffert und hoffte, dass meine über Jahre gepflegten Vorurteile wenigstens mit diesem Biowein abgebaut werden könnten. Aber sogar dieser blöde Biowein schmeckt parfümiert, wie ich es eben nur von italienischen Weißweinen kenne. Aber nichts gegen einen extra trockenen italienischen Prosecco. Das können sie wenigstens und natürlich Kaffee, Espresso. Ich möchte meinen letzten Eintrag nicht so negativ ausklingen lassen. Das schickt sich einfach nicht. Und ich kann auch sonst Gutes über Italiener berichten: sie ziehen sich allgemein gut an und haben tolle Gesten, wenn sie schimpfen oder sich aufregen. Das gefällt mir gut! Manches Essen schmeckt mir auch. Also eigentlich sind nur die Weine problematisch. Sonst alles super! Bella Italia! Hoch soll es leben! Die ganze Welt soll hochleben! Hui! Jetzt wird es schon knalliger da draußen. Man hört jetzt schon die Sorte Feuerwerk, die sich wie so ein Rieseln anhört, ein bißchen wie Regen. Schön. Jedenfalls habe ich mir überlegt, ich werde zur Mitternachtsstunde mit Williamsbrand anstoßen, das gibt dem Augenblick das Besondere und ist ein edler Tropfen. Sie können ja in Gedanken mit mir anstoßen. Ich bin ja hier und werde es bestimmt hören. Allen ein frohes neues Jahr!
http://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=138195

31. Dezember 2013


Passend zur Dämmerstunde. Das war zwar am 27., also vor-, vor-, vorgestern, aber die Uhrzeit stimmt. So irgendwas nach sechzehn Uhr. Ein letzter Sonnenuntergang aus meinem Fenster Richtung Westen in diesem Jahr. Ich schreibe keine pathetischen Sachen oder Rückblicke. Die mit mir zu tun hatten oder lesen, wissen ja, was mich so bewegt hat. Das muss langen! Insgesamt sollte man Silvester nicht zu ernst nehmen. Weil mir Ende der Achtziger Jahre mal ein Kracher neben meinem rechten Ohr explodiert ist, und die Haare in Flammen standen, gehe ich nicht mehr unter freien Himmel an Silvester, das ist mir zu gefährlich. Aber ich kann schön gucken, was so in den Himmel geschossen wird. Und wenn es mir nach Mitternacht zur Schlafenszeit immer noch zu laut ist, benutze ich zum ersten Mal in meinem Leben Ohropax. Das habe ich übrig von einem geschenkten Besuch zum Floating, wo ich es nur fünf Minuten ausgehalten habe, weil mir die Salzlake so auf der Haut gebrannt hat. Kein schönes Erlebnis! Aber dafür habe ich Ohrstöpsel. Ich glaube, man muss die kneten, bevor man sie benutzt oder? Mal gucken. Und überlegen, wo ich die überhaupt habe. Neulich habe ich sie zufällig gesehen, die kleine Tüte. Vielleicht beim Pflaster. Ja, könnte sein. Also einen ruhigen, netten Abend mit guten Getränken und vor allem: morgen kein Kopfweh!
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31. Dezember 2013


April, April! Bestimmt haben alle gedacht, der Eintrag mit der Abenddämmerung ist nun klassischer Bilddramaturgie folgend, der letzte für dieses Jahr, Abspann, Zack, Ende! Aber hier läuft alles ein bißchen anders. Ich habe ja dieses ungeheure Privileg, heute keinen Partystress zu haben. Ich musste mir keine Korkenzieherlocken (engl.: sausage curls) aufdrehen, kein kratziges Paillettenkleid überziehen, keine klebrige Nylonstrumpfhose, keine drückenden Stiletto-Sandaletten, kein großes Abend-Make-up auflegen. ICH habe Zeit zum Bloggen! Nichts könnte mich hindern! In aller Ruhe konnte ich ein paar letzte Aufnahmen von heute Nachmittag hochladen, die ansatzweise meine heutige Abendgarderobe zeigen, die extravaganterweise komplett identisch ist mit der am Vormittag, Mittag und Nachmittag. Nicht ganz so gelungen ist bei meiner heutigen privaten Pyjama-Party die Getränkeauswahl. Ich habe es schlichtweg versäumt, noch einmal einkaufen zu gehen und ein etwas prickelnderes Getränk zu kaufen, als diese komische letzte Flasche Wein, die ich nun hier wohl oder übel, zumindest teilweise, trinken werde. Ein Bio-Weißwein von der Bio Company aus – ich traue es mich fast nicht zu schreiben – Italien. Wer meine Aufsätze schon länger liest, weiß eigentlich, dass ich eine Weinregion strikt meide, und die fängt mit I an und hört mit talien auf. Die Bio Company-Regal-Einräumer haben versehentlich diese Sorte in das spanische Regal geräumt und meine Augen sind nicht mehr ganz so gut wie früher. Daheim, vorhin leider erst, habe ich dann die wahre Herkunft entziffert und hoffte, dass meine über Jahre gepflegten Vorurteile wenigstens mit diesem Biowein abgebaut werden könnten. Aber sogar dieser blöde Biowein schmeckt parfümiert, wie ich es eben nur von italienischen Weißweinen kenne. Aber nichts gegen einen extra trockenen italienischen Prosecco. Das können sie wenigstens und natürlich Kaffee, Espresso. Ich möchte meinen letzten Eintrag nicht so negativ ausklingen lassen. Das schickt sich einfach nicht. Und ich kann auch sonst Gutes über Italiener berichten: sie ziehen sich allgemein gut an und haben tolle Gesten, wenn sie schimpfen oder sich aufregen. Das gefällt mir gut! Manches Essen schmeckt mir auch. Also eigentlich sind nur die Weine problematisch. Sonst alles super! Bella Italia! Hoch soll es leben! Die ganze Welt soll hochleben! Hui! Jetzt wird es schon knalliger da draußen. Man hört jetzt schon die Sorte Feuerwerk, die sich wie so ein Rieseln anhört, ein bißchen wie Regen. Schön. Jedenfalls habe ich mir überlegt, ich werde zur Mitternachtsstunde mit Williamsbrand anstoßen, das gibt dem Augenblick das Besondere und ist ein edler Tropfen. Sie können ja in Gedanken mit mir anstoßen. Ich bin ja hier und werde es bestimmt hören. Allen ein frohes neues Jahr!
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31. Dezember 2013


Passend zur Dämmerstunde. Das war zwar am 27., also vor-, vor-, vorgestern, aber die Uhrzeit stimmt. So irgendwas nach sechzehn Uhr. Ein letzter Sonnenuntergang aus meinem Fenster Richtung Westen in diesem Jahr. Ich schreibe keine pathetischen Sachen oder Rückblicke. Die mit mir zu tun hatten oder lesen, wissen ja, was mich so bewegt hat. Das muss langen! Insgesamt sollte man Silvester nicht zu ernst nehmen. Weil mir Ende der Achtziger Jahre mal ein Kracher neben meinem rechten Ohr explodiert ist, und die Haare in Flammen standen, gehe ich nicht mehr unter freien Himmel an Silvester, das ist mir zu gefährlich. Aber ich kann schön gucken, was so in den Himmel geschossen wird. Und wenn es mir nach Mitternacht zur Schlafenszeit immer noch zu laut ist, benutze ich zum ersten Mal in meinem Leben Ohropax. Das habe ich übrig von einem geschenkten Besuch zum Floating, wo ich es nur fünf Minuten ausgehalten habe, weil mir die Salzlake so auf der Haut gebrannt hat. Kein schönes Erlebnis! Aber dafür habe ich Ohrstöpsel. Ich glaube, man muss die kneten, bevor man sie benutzt oder? Mal gucken. Und überlegen, wo ich die überhaupt habe. Neulich habe ich sie zufällig gesehen, die kleine Tüte. Vielleicht beim Pflaster. Ja, könnte sein. Also einen ruhigen, netten Abend mit guten Getränken und vor allem: morgen kein Kopfweh!
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30. Dezember 2013


Und wie ich da so lang gehe, vor-vor-vorgestern, in Berlin Westend, die Sensburger Allee, steht auf einmal dieses Schild vor mir. Gewiss ein Salon für hochmoderne Damenfrisuren, Fasson-Haarschnitte. Diese Renée Sintenis hat bestimmt bei Vidal Sassoon gelernt. Solche Akuratesse, findet man nur in den besten Salons. Ob ich mir auch demnächst so einen frechen Kurzhaarschnitt aus dem Salon Sintenis zulege? Das sind so ungefähr die Gedanken, die mir durch den Kopf gegangen wären, wäre ich völlig unvorbereitet die Sensburger Allee entlangflaniert. Aber Gaga Nielsen ist niemals unvorbereitet! Dank einer Bekanntschaft ist Gaga Nielsen im Verteiler vom Georg Kolbe-Museum gelandet. Und da ist ihr beim Querlesen einer Mail das Foto von der Frau mit dem flotten Haarschnitt ins Auge gestochen. Gaga Nielsen hat gleich gemerkt, dass es eine besonders eigensinnige Frau gewesen sein muss, weil der flotte Haarschnitt, der so supermodern ausschaut, schon vor ungefähr hundert Jahren gemacht worden ist. Und so viele Haarschnitte von vor hundert Jahren gibt es nicht, die heute noch supermodern ausschauen würden. So schlichten Geistes es klingt: der Haarschnitt ist Schuld, dass ich wissen wollte, was die Frau gemacht hat. Bildhauerei, das ist ja klar, weil Georg Kolbe auch ein Bildhauer war, und in seinem ehemaligen Atelier fast ausschließlich Bildhauerei ausgestellt wird. Na gut, dazwischen auch mal ein paar Fotos und Zeitungsschnipsel über den Künstler, das kommt vor. Jedenfalls hat die Frau mit dem kecken Haarschnitt unter anderem den kleinen Berliner Berlinale-Bär gemacht. Der steht auch in ganz groß am Eingang von Berlin. Bei Dreilinden winkt er den Autofahrern zu. Überhaupt Tiere, Renée Sintenis hat hauptsächlich Tiere gemacht. Rehe und Pferdchen und andere Vierbeiner. Alles sehr putzig. Aber für mich jetzt – ganz unter uns – nicht so wahnsinnig spannend. Manchmal auch einen Kopf von einem berühmten Mann ihrer Zeit, legendäre Zeitgenossen. Oder einen Frauenakt. Aber so richtig beeindruckt hat mich die Galerie ihrer lebensgroßen Selbstportraits über den Zeitraum von ungefähr vierzig Lebensjahren. Ich habe es respektiert, dass man in der Ausstellung nicht fotografieren soll, aber draußen, im Garten darf man. Was im Garten steht, sind aber keine Werke von ihr, sondern

von Georg Kolbe. Im Frühling und Sommer muss es ein sehr romantischer und lauschiger Ort sein. Das war er ja jetzt schon, an diesem wolkigen Dezembertag. Da zeigt sich ja die wahre Qualität eines Ortes, wenn einem sogar bei trübem Wetter poetisch zumute wird. Ich habe also einen schönen Spaziergang durch den Garten gemacht, kurz vor der Abenddämmerung. Dann einen Rundgang durch die Ausstellung. Wo im hinteren Raum ein phantastisches Foto sehr groß aufgezogen hängt, das Renée Sintenis im Profil mit einem ihrer Selbstportraits zeigt. Ich habe es leider nur ganz klein im Netz entdeckt, hier. Sie müssen sich das Bild bitte unbedingt im Format von ca. ein mal zwei Meter vorstellen. Und rechts davon schloss sich diese Allee mit ihren Selbstportraits auf hohen weißen Stelen an. Von außen konnte ich zumindest ein bißchen etwas davon einfangen. Es gab eine Schauwand mit Zeitungsschnipseln zur Berlinale und dem kleinen und großen Bär, und Nina Hoss hat ihren silbernen Berlinale Bär als Leihgabe gestiftet. Er ist wirklich hübsch. Es gab damals, nach dem Krieg auch eine Aktion „Kauft Berliner Waren!“ und einen extra Stempel mit einem Bär drin, um Waren aus Berlin zu kennzeichnen, um die Berliner Wirtschaft anzukurbeln. Den Stempel hat Renée Sintenis wohl auch gemacht. Auch sehr hübsch. Ich hätte gleich Berliner Waren gekauft! Dann bin ich wieder raus, auf die Sensburger Allee, wo ich vorher noch nie war. Dabei kommt man so leicht hin mit der S-Bahn, einfach am S-Bahnhof Heerstraße aussteigen und dann gegenüber direkt in die Sensburger Allee. Ein bißchen weiter hinten als das Georg-Kolbe-Museum, ist ein kleiner Teich mit Entengrütze. Und Enten drin. Ein Pärchen habe ich gesehen. Er ist immer der Entenfrau hinterher. Ich habe ein paar Fotos gemacht,

natürlich auch welche mit mir drauf, wie immer, aber auch mit Natur! Sonst denken alle, ich sehe immer nur Stadt und Häuser und nie Natur. Dann bin ich wieder zurück, noch mal am Georg-Kolbe-Museum vorbei, es war schon blaue Stunde, was man auf den Fotos auch schön sehen kann, und da habe ich dann noch mal von außen in die Ausstellung fotografiert. Es ist schon ein sehr schöner Ort. Das nächste mal könnte ich auch das kleine Café besuchen. Da war mir diesmal nicht danach, so alleine. Obwohl ein heißer Kakao schon sehr gut gewesen wäre oder eine gepflegte Tasse Kaffee! Na ja, zu spät. Selber schuld! Auf jeden Fall ist Renée Sintenis schon eine interessante Figur gewesen. Sie wurde ja auch ganz oft fotografiert und hat die tollsten Leute ihrer Zeit in Berlin gekannt und ordentlich gefeiert. Was mir natürlich neben den Selbstportraits auch sehr sympathisch ist. Und Alfred Flechtheim war ihr Galerist. Den Namen haben jetzt wahrscheinlich mehr Leute als früher präsent, weil er oft durch die Presse gegangen ist, im Zuge dieser ganzen Gurlitt-Geschichte. Mir fällt auch wieder ein, wie ich in den Verteiler gekommen bin: der früherer künstlerische Leiter vom Georg-Kolbe-Museum hat mal eine Ausstellung über die Berliner Kunstszene mit Jan und dem Kunstkontakter im Deutschen Generalkonsulat in New York kuratiert und für die Einladungskarten ein Foto von mir genommen, auf dem man die beiden in Riefenstahlscher Untersicht in einem Fahrstuhl sieht. Das hat mich sehr gefreut. Ich musste mir dann vorstellen, wie das Foto hundert- oder gar tausendfach durch die Hände von den Druckern einer New Yorker Druckerei läuft. Und ich war selber gar nicht dabei. Das muss man sich mal vorstellen. Aber schöne Vorstellung. So war das. Genau. Der damalige Kurator, Marc Wellmann hat jetzt eine ähnliche Funktion an einem anderen renommierten Ort in Berlin. Hätte ich mal Kunstgeschichte statt immer nur Nachtleben studiert, hätte ich es auch so weit bringen können! Aber na ja, ich werde auch noch meinen Weg machen.
http://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=138195
(…) „Sie war unter den Künstlerkollegen von Anfang an eine anerkannte Persönlichkeit, war eng verbunden in die Szene der Weimarer Republik, die ja sehr lebendig war, hier in Berlin, die Brücke, die Expressionisten, Max Liebermann war noch am Leben. Rilke ist einer ihrer prominentesten Fürsprecher gewesen, auch Georg Kolbe hat ihr Werk geschätzt. (…) Für Georg Kolbe hat sie sogar Modell gestanden. In seinem ehemaligen Atelierhaus, das heute das Kolbe-Museum ist, bereitet Julia Wallner nun eine große Ausstellung vor, um an Renée Sintenis Werk zu erinnern. Und an ihr spannendes Leben: Sie trifft Albert Einstein, Ringelnatz schreibt Gedichte über sie. Ihr Kunsthändler ist der bekannteste der Weimarer Republik: Alfred Flechtheim. Bekennend schwul und feierfreudig. Sie ist seine wichtigste Künstlerin und darf nicht fehlen, wenn er wieder eine wilde Party schmeißt.“ (…) RBB-ONLINE

„Man nehme sehr viele schöne Frauen, fünf Mitglieder der Haute Banque, mehrere berühmte Rechtsanwälte, Dichter, Parlamentarier, die Sintenis und sehr viel Pfirsichbowle.“
Alfred Flechtheim

30. Dezember 2013


Und wie ich da so lang gehe, vor-vor-vorgestern, in Berlin Westend, die Sensburger Allee, steht auf einmal dieses Schild vor mir. Gewiss ein Salon für hochmoderne Damenfrisuren, Fasson-Haarschnitte. Diese Renée Sintenis hat bestimmt bei Vidal Sassoon gelernt. Solche Akuratesse, findet man nur in den besten Salons. Ob ich mir auch demnächst so einen frechen Kurzhaarschnitt aus dem Salon Sintenis zulege? Das sind so ungefähr die Gedanken, die mir durch den Kopf gegangen wären, wäre ich völlig unvorbereitet die Sensburger Allee entlangflaniert. Aber Gaga Nielsen ist niemals unvorbereitet! Dank einer Bekanntschaft ist Gaga Nielsen im Verteiler vom Georg Kolbe-Museum gelandet. Und da ist ihr beim Querlesen einer Mail das Foto von der Frau mit dem flotten Haarschnitt ins Auge gestochen. Gaga Nielsen hat gleich gemerkt, dass es eine besonders eigensinnige Frau gewesen sein muss, weil der flotte Haarschnitt, der so supermodern ausschaut, schon vor ungefähr hundert Jahren gemacht worden ist. Und so viele Haarschnitte von vor hundert Jahren gibt es nicht, die heute noch supermodern ausschauen würden. So schlichten Geistes es klingt: der Haarschnitt ist Schuld, dass ich wissen wollte, was die Frau gemacht hat. Bildhauerei, das ist ja klar, weil Georg Kolbe auch ein Bildhauer war, und in seinem ehemaligen Atelier fast ausschließlich Bildhauerei ausgestellt wird. Na gut, dazwischen auch mal ein paar Fotos und Zeitungsschnipsel über den Künstler, das kommt vor. Jedenfalls hat die Frau mit dem kecken Haarschnitt unter anderem den kleinen Berliner Berlinale-Bär gemacht. Der steht auch in ganz groß am Eingang von Berlin. Bei Dreilinden winkt er den Autofahrern zu. Überhaupt Tiere, Renée Sintenis hat hauptsächlich Tiere gemacht. Rehe und Pferdchen und andere Vierbeiner. Alles sehr putzig. Aber für mich jetzt – ganz unter uns – nicht so wahnsinnig spannend. Manchmal auch einen Kopf von einem berühmten Mann ihrer Zeit, legendäre Zeitgenossen. Oder einen Frauenakt. Aber so richtig beeindruckt hat mich die Galerie ihrer lebensgroßen Selbstportraits über den Zeitraum von ungefähr vierzig Lebensjahren. Ich habe es respektiert, dass man in der Ausstellung nicht fotografieren soll, aber draußen, im Garten darf man. Was im Garten steht, sind aber keine Werke von ihr, sondern

von Georg Kolbe. Im Frühling und Sommer muss es ein sehr romantischer und lauschiger Ort sein. Das war er ja jetzt schon, an diesem wolkigen Dezembertag. Da zeigt sich ja die wahre Qualität eines Ortes, wenn einem sogar bei trübem Wetter poetisch zumute wird. Ich habe also einen schönen Spaziergang durch den Garten gemacht, kurz vor der Abenddämmerung. Dann einen Rundgang durch die Ausstellung. Wo im hinteren Raum ein phantastisches Foto sehr groß aufgezogen hängt, das Renée Sintenis im Profil mit einem ihrer Selbstportraits zeigt. Ich habe es leider nur ganz klein im Netz entdeckt, hier. Sie müssen sich das Bild bitte unbedingt im Format von ca. ein mal zwei Meter vorstellen. Und rechts davon schloss sich diese Allee mit ihren Selbstportraits auf hohen weißen Stelen an. Von außen konnte ich zumindest ein bißchen etwas davon einfangen. Es gab eine Schauwand mit Zeitungsschnipseln zur Berlinale und dem kleinen und großen Bär, und Nina Hoss hat ihren silbernen Berlinale Bär als Leihgabe gestiftet. Er ist wirklich hübsch. Es gab damals, nach dem Krieg auch eine Aktion „Kauft Berliner Waren!“ und einen extra Stempel mit einem Bär drin, um Waren aus Berlin zu kennzeichnen, um die Berliner Wirtschaft anzukurbeln. Den Stempel hat Renée Sintenis wohl auch gemacht. Auch sehr hübsch. Ich hätte gleich Berliner Waren gekauft! Dann bin ich wieder raus, auf die Sensburger Allee, wo ich vorher noch nie war. Dabei kommt man so leicht hin mit der S-Bahn, einfach am S-Bahnhof Heerstraße aussteigen und dann gegenüber direkt in die Sensburger Allee. Ein bißchen weiter hinten als das Georg-Kolbe-Museum, ist ein kleiner Teich mit Entengrütze. Und Enten drin. Ein Pärchen habe ich gesehen. Er ist immer der Entenfrau hinterher. Ich habe ein paar Fotos gemacht,

natürlich auch welche mit mir drauf, wie immer, aber auch mit Natur! Sonst denken alle, ich sehe immer nur Stadt und Häuser und nie Natur. Dann bin ich wieder zurück, noch mal am Georg-Kolbe-Museum vorbei, es war schon blaue Stunde, was man auf den Fotos auch schön sehen kann, und da habe ich dann noch mal von außen in die Ausstellung fotografiert. Es ist schon ein sehr schöner Ort. Das nächste mal könnte ich auch das kleine Café besuchen. Da war mir diesmal nicht danach, so alleine. Obwohl ein heißer Kakao schon sehr gut gewesen wäre oder eine gepflegte Tasse Kaffee! Na ja, zu spät. Selber schuld! Auf jeden Fall ist Renée Sintenis schon eine interessante Figur gewesen. Sie wurde ja auch ganz oft fotografiert und hat die tollsten Leute ihrer Zeit in Berlin gekannt und ordentlich gefeiert. Was mir natürlich neben den Selbstportraits auch sehr sympathisch ist. Und Alfred Flechtheim war ihr Galerist. Den Namen haben jetzt wahrscheinlich mehr Leute als früher präsent, weil er oft durch die Presse gegangen ist, im Zuge dieser ganzen Gurlitt-Geschichte. Mir fällt auch wieder ein, wie ich in den Verteiler gekommen bin: der früherer künstlerische Leiter vom Georg-Kolbe-Museum hat mal eine Ausstellung über die Berliner Kunstszene mit Jan und dem Kunstkontakter im Deutschen Generalkonsulat in New York kuratiert und für die Einladungskarten ein Foto von mir genommen, auf dem man die beiden in Riefenstahlscher Untersicht in einem Fahrstuhl sieht. Das hat mich sehr gefreut. Ich musste mir dann vorstellen, wie das Foto hundert- oder gar tausendfach durch die Hände von den Druckern einer New Yorker Druckerei läuft. Und ich war selber gar nicht dabei. Das muss man sich mal vorstellen. Aber schöne Vorstellung. So war das. Genau. Der damalige Kurator, Marc Wellmann hat jetzt eine ähnliche Funktion an einem anderen renommierten Ort in Berlin. Hätte ich mal Kunstgeschichte statt immer nur Nachtleben studiert, hätte ich es auch so weit bringen können! Aber na ja, ich werde auch noch meinen Weg machen.
http://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=138195
(…) „Sie war unter den Künstlerkollegen von Anfang an eine anerkannte Persönlichkeit, war eng verbunden in die Szene der Weimarer Republik, die ja sehr lebendig war, hier in Berlin, die Brücke, die Expressionisten, Max Liebermann war noch am Leben. Rilke ist einer ihrer prominentesten Fürsprecher gewesen, auch Georg Kolbe hat ihr Werk geschätzt. (…) Für Georg Kolbe hat sie sogar Modell gestanden. In seinem ehemaligen Atelierhaus, das heute das Kolbe-Museum ist, bereitet Julia Wallner nun eine große Ausstellung vor, um an Renée Sintenis Werk zu erinnern. Und an ihr spannendes Leben: Sie trifft Albert Einstein, Ringelnatz schreibt Gedichte über sie. Ihr Kunsthändler ist der bekannteste der Weimarer Republik: Alfred Flechtheim. Bekennend schwul und feierfreudig. Sie ist seine wichtigste Künstlerin und darf nicht fehlen, wenn er wieder eine wilde Party schmeißt.“ (…) RBB-ONLINE

„Man nehme sehr viele schöne Frauen, fünf Mitglieder der Haute Banque, mehrere berühmte Rechtsanwälte, Dichter, Parlamentarier, die Sintenis und sehr viel Pfirsichbowle.“
Alfred Flechtheim

26. Dezember 2013


Unglaublich, wie die Sonne scheint. Ich wollte eigentlich staubsaugen, aber ich sitze lieber am offenen Fenster in der Sonne und hab nix an! Aber einen großen Kaffee! Man könnte denken, der Frühling bricht aus. Die Sonne ist ganz warm auf der Haut. Ich habe seit Mai keine Sonnenbäder mehr genommen. Ab dem 7. Juni durfte ich mindestens sechs Wochen nicht in die Sonne, um keine Pigmentstörung zu kriegen, nach der Lasersache, und dann kam dieser irrwitzige Sommer mit dieser brüllenden Hitze, die mich freiwillig in der verdunkelten Wohnung bleiben ließ. Mein erstes Sonnenbad seit sieben Monaten. Es ist wie Urlaub. Großartig. Und der Kaffee schmeckt so gut. Und ein bißchen Musik dazu. Und meine neuen Nachbarn sind verreist und ich kann das Fenster zur Joachimstraße unverhüllt lassen, wenn ich hier nackt herumspringe. Ich habe nämlich seit ungefähr drei Monaten Nachbarn auf Augenhöhe. In dem Haus, wo das Hackbarths drin ist, wurde das Dachgeschoss ausgebaut, das Dach aufgerissen und riesige Fenster für eine Wohnung eingesetzt. Ich bin jetzt also zu der Seite Joachimstraße nicht mehr so ganz unbehelligt. Das Pärchen, das eingezogen ist, hat ein Baby bekommen, die sind beschäftigt und haben auch keine Zeit aus dem Fenster zu gucken, aber sie haben auch keine Jalousien, es ist einfach nicht wie vorher. Na gut, war ja auch super Luxus. Aber seit Heiligabend tut sich nichts mehr da drüben, die sind weg! Hoffentlich pflegen sie ihre auswärtigen familiären Kontakte noch ein gutes Weilchen.

26. Dezember 2013

Ich sag mal so: ich war im Kino. Schon gestern. Am Nachmittag. Am spätern Nachmittag. Es war schon dunkel. Was eigentlich ideal war. Nicht nur wegen der Geschichte. Auch weil man ja nach Einbruch der Dunkelheit schon das eine oder andere Glas Wein zu sich nehmen darf. Nun waren meine Erwartungen keineswegs überhöht, da sich überhöhte Erwartungen in meinem Leben einfach selten bewährt haben. Außer vielleicht in Amerika. Als ich nach Amerika gefahren, also mit dem Flieger hin bin, hatte ich auch ganz schöne Erwartungen. Wo ich dann da war, sind sie noch mal komplett übertroffen worden. So ähnlich war es gestern auch mit dem Film. Nein, halt, ich hatte ja keine großen Erwartungen, nur so mittelgroße. Der Filmregisseur hat Jim Jarmusch geheißen, von dem habe ich schon mal gehört. Es gibt in meinem weißen Billy-Regal sogar zwei oder drei selber aufgenommene VHS-Cassetten aus den Achtziger oder Neunziger Jahren, wo so Filme von ihm drauf sind. Die habe ich alle gesehen. Stranger than Paradise musste man ja sowieso gesehen haben, weil man sich sonst blamiert hätte und außerdem habe ich 1986 oder 87 John Lurie live im Metropol gesehen und dann wollte ich gucken, wie er sich als Schauspieler macht. Jetzt, wo ich schon so am Plaudern bin, kann ich natürlich auch noch verraten, dass ich Jim Jarmusch nicht nur von Fotos kenne. Auch nicht nur aus dem Fernseher. Damals, also früher, wo ich noch studiert habe (sieben bis acht Semester Nachtleben an verschiedenen renommierten Hochschulen in Berlin), habe ich in der Mensa vom Ex und Pop in Schöneberg oder war es in der Turbine Rosenheim (nein, nicht in Rosenheim, auch in Schöneberg), hin und wieder Professor Jarmusch an der Getränkeausgabe angetroffen. Ich möchte jetzt nicht sagen getroffen, aber doch angetroffen. Links von ihm stand dann öfter Professor Cave und rechts von ihm Professor Bargeld. Das war so ein Trio, das sich fachlich unheimlich viel zu sagen hatte, war so mein Eindruck. Professor Jarmusch war damals schon komplett grau. Professor Cave hatte aber noch ganz volles Haar. Und Professor Bargeld war noch ziemlich schlank, fast zu schlank. Neulich habe ich ihn in der Rosenthaler Straße gesehen, da auf der Seite von Rossmann und dem Altenheim. Er war ganz gut im Futter, aber nicht so füllig wie unlängst, und hat eine Brezel aus der Hand gegessen, im Gehen. Die Haare hatten einen flotten Haarschnitt, ganz frisch, und auch der wollene Herrenmantel saß tipptopp. Oder schreibt man das tiptop? Egal.
Was ich aber ja eigentlich erzählen wollte ist, dass ich also gestern im Kino war. Ich glaube, das allererste mal in diesem Jahr. Zum Nikolaus habe ich nämlich einen Gutschein geschenkt gekriegt, für eine Kinokarte der Soundso-Gruppe, die haben mehrere Kinos in Berlin, mit Verzehrgutschein für sechs Euro. Ich habe mich also fein gemacht und war fest entschlossen, mein Nikolausgeschenk gut zu investieren. Ehrlich gesagt, gingen meine Berechnungen auch ein wenig in die Richtung, dass wenn der Film blöd oder langweilig wäre, ich immerhin in einem coolen Kino sitzen würde, neben anderen coolen Kinobesuchern, weil natürlich nur supercoole Kinogänger die erste Aufführung von einem neuen Jim Jarmusch-Film in Originalfassung mit deutschen Untertiteln gucken würden, außerdem am ersten Weihnachtsfeiertag. Ein Top-Coolness-Indikator. Wie man ja an mir sieht! Ich wurde auch gut aufgenommen und mit freundlichen Blicken bedacht. Auch hatte ich mich fein gemacht. Das würde jetzt zu weit führen, im Einzelnen zu beschreiben, was ich gestern anhatte. Es sah jedenfalls gut aus und ein bißchen extravagant. Passend zum Film! Ich war zeitig da und bestellte mir gleich das erste Glas Wein, und außerdem konnte ich, obwohl das Licht im Foyer vom International recht schummrig ist, mit zusammengekniffenen Augen noch ein bißchen das Tagesspiegel-Interview mit Jim Jarmusch lesen. Den Tagesspiegel gabs auch gratis. Alles gratis gestern. Es war wie Weihnachten! Und fast hätte ich es vergessen: als ich die Kinokarte am Glashäuschen geholt habe, habe ich noch eine Schokoladenkugel geschenkt gekriegt. In rotes Stanniol-Papier eingewickelt. Ich habe sie aufgehoben. Erst muss die andere, angebrochene Schokolade weg.
Was ich ja aber eigentlich sagen wollte war, in welchem Film ich war. Also der Film heißt „Only Lovers Left Alive„. Und – ach so, bevor ich auf den Film komme, ich habe mir einen Platz in der allerersletzten Reihe, im Mittelblock, ganz rechts, den Platz am Gang ausgesucht. Mit viel Beinfreiheit. Ich konnte die Beine sogar übereinanderschlagen, das mach ich gerne. Als der Film dann anfing (vorher gab es interessante Reklame, an die ich mich aber nicht mehr erinnern kann), habe ich mir schnell noch das zweite Glas Wein geholt. Ein guter Silvaner, vor allem die Wirkung. Aber um auf den Film zu kommen: er hat mir richtig gut gefallen, obwohl ich Vampirfilme total langweilig finde. Das Besondere an dem Film war aber etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Es hat irgendwie ausgeschaut wie in Wohnungen, wo ich schon war und es war auch ein bißchen wie bei mir daheim und solche Sachen habe ich auch schon erlebt. Nur eben ohne Blut im Glas. Ich habe mich wie daheim gefühlt. Manchmal musste ich fast weinen, weil es so ein Déjà-vu war. Und das meine ich jetzt nicht witzig, obwohl ich hier so launig herumtippe. Ich war ganz verzaubert, auch wenn es manchmal um gar nichts ging. Die Bilder und die Musik und die beiden und der Typ mit seinen ganzen Gitarren und Verstärkern und Büchern und dem ganzen Zeug und Tilda in Marokko und die kreisende Kamera am Anfang. Das war ganz meine Welt. Deswegen habe ich danach gedacht, eigentlich kann ich darüber gar nicht angemessen bloggen, weil ich kann ja nicht schreiben, dass ich den Film empfehle, weil dann geht einer rein und denkt sich: da geht es doch irgendwie gar nicht so richtig um was, wo ist die Geschichte? Aber mir war es wie in die warme Badewanne eintauchen. Also ich kann den Film nicht jedem empfehlen. Aber denen, die wissen wollen, was für ein Lebensgefühl jemand wie Gaga Nielsen hat. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben, aber ich kann es nicht besser beschreiben. Adam wird von einem Schauspieler gespielt, habe ich gelesen, aber ich habe gestern gedacht, Adam spielt sich selber. Adam ist ein Rockmusiker mit super vielen E-Gitarren und einer heimeligen Wohnung, wo die alle rumstehen. Ach. Na ja. Ich kann eben keine Filmkritiken schreiben, das können andere besser. Vorhin hab ich bei kid37 angefangen, mich zu verplappern, dass ich gestern in dem Film war. Ich wollte nur einen kurzen Kommentar machen und dann wurde es immer mehr. Und jetzt habe ich gedacht, wenn ich schon da so viel erzählt habe, kann ich ja für mein Tagebuch hier auch noch mal ganz kurz erwähnen, dass ich gestern im Kino war und es mir supergut gefallen hat. Wollte ich nur mal kurz erwähnen!!!

26. Dezember 2013


Unglaublich, wie die Sonne scheint. Ich wollte eigentlich staubsaugen, aber ich sitze lieber am offenen Fenster in der Sonne und hab nix an! Aber einen großen Kaffee! Man könnte denken, der Frühling bricht aus. Die Sonne ist ganz warm auf der Haut. Ich habe seit Mai keine Sonnenbäder mehr genommen. Ab dem 7. Juni durfte ich mindestens sechs Wochen nicht in die Sonne, um keine Pigmentstörung zu kriegen, nach der Lasersache, und dann kam dieser irrwitzige Sommer mit dieser brüllenden Hitze, die mich freiwillig in der verdunkelten Wohnung bleiben ließ. Mein erstes Sonnenbad seit sieben Monaten. Es ist wie Urlaub. Großartig. Und der Kaffee schmeckt so gut. Und ein bißchen Musik dazu. Und meine neuen Nachbarn sind verreist und ich kann das Fenster zur Joachimstraße unverhüllt lassen, wenn ich hier nackt herumspringe. Ich habe nämlich seit ungefähr drei Monaten Nachbarn auf Augenhöhe. In dem Haus, wo das Hackbarths drin ist, wurde das Dachgeschoss ausgebaut, das Dach aufgerissen und riesige Fenster für eine Wohnung eingesetzt. Ich bin jetzt also zu der Seite Joachimstraße nicht mehr so ganz unbehelligt. Das Pärchen, das eingezogen ist, hat ein Baby bekommen, die sind beschäftigt und haben auch keine Zeit aus dem Fenster zu gucken, aber sie haben auch keine Jalousien, es ist einfach nicht wie vorher. Na gut, war ja auch super Luxus. Aber seit Heiligabend tut sich nichts mehr da drüben, die sind weg! Hoffentlich pflegen sie ihre auswärtigen familiären Kontakte noch ein gutes Weilchen.

26. Dezember 2013

Ich sag mal so: ich war im Kino. Schon gestern. Am Nachmittag. Am spätern Nachmittag. Es war schon dunkel. Was eigentlich ideal war. Nicht nur wegen der Geschichte. Auch weil man ja nach Einbruch der Dunkelheit schon das eine oder andere Glas Wein zu sich nehmen darf. Nun waren meine Erwartungen keineswegs überhöht, da sich überhöhte Erwartungen in meinem Leben einfach selten bewährt haben. Außer vielleicht in Amerika. Als ich nach Amerika gefahren, also mit dem Flieger hin bin, hatte ich auch ganz schöne Erwartungen. Wo ich dann da war, sind sie noch mal komplett übertroffen worden. So ähnlich war es gestern auch mit dem Film. Nein, halt, ich hatte ja keine großen Erwartungen, nur so mittelgroße. Der Filmregisseur hat Jim Jarmusch geheißen, von dem habe ich schon mal gehört. Es gibt in meinem weißen Billy-Regal sogar zwei oder drei selber aufgenommene VHS-Cassetten aus den Achtziger oder Neunziger Jahren, wo so Filme von ihm drauf sind. Die habe ich alle gesehen. Stranger than Paradise musste man ja sowieso gesehen haben, weil man sich sonst blamiert hätte und außerdem habe ich 1986 oder 87 John Lurie live im Metropol gesehen und dann wollte ich gucken, wie er sich als Schauspieler macht. Jetzt, wo ich schon so am Plaudern bin, kann ich natürlich auch noch verraten, dass ich Jim Jarmusch nicht nur von Fotos kenne. Auch nicht nur aus dem Fernseher. Damals, also früher, wo ich noch studiert habe (sieben bis acht Semester Nachtleben an verschiedenen renommierten Hochschulen in Berlin), habe ich in der Mensa vom Ex und Pop in Schöneberg oder war es in der Turbine Rosenheim (nein, nicht in Rosenheim, auch in Schöneberg), hin und wieder Professor Jarmusch an der Getränkeausgabe angetroffen. Ich möchte jetzt nicht sagen getroffen, aber doch angetroffen. Links von ihm stand dann öfter Professor Cave und rechts von ihm Professor Bargeld. Das war so ein Trio, das sich fachlich unheimlich viel zu sagen hatte, war so mein Eindruck. Professor Jarmusch war damals schon komplett grau. Professor Cave hatte aber noch ganz volles Haar. Und Professor Bargeld war noch ziemlich schlank, fast zu schlank. Neulich habe ich ihn in der Rosenthaler Straße gesehen, da auf der Seite von Rossmann und dem Altenheim. Er war ganz gut im Futter, aber nicht so füllig wie unlängst, und hat eine Brezel aus der Hand gegessen, im Gehen. Die Haare hatten einen flotten Haarschnitt, ganz frisch, und auch der wollene Herrenmantel saß tipptopp. Oder schreibt man das tiptop? Egal.
Was ich aber ja eigentlich erzählen wollte ist, dass ich also gestern im Kino war. Ich glaube, das allererste mal in diesem Jahr. Zum Nikolaus habe ich nämlich einen Gutschein geschenkt gekriegt, für eine Kinokarte der Soundso-Gruppe, die haben mehrere Kinos in Berlin, mit Verzehrgutschein für sechs Euro. Ich habe mich also fein gemacht und war fest entschlossen, mein Nikolausgeschenk gut zu investieren. Ehrlich gesagt, gingen meine Berechnungen auch ein wenig in die Richtung, dass wenn der Film blöd oder langweilig wäre, ich immerhin in einem coolen Kino sitzen würde, neben anderen coolen Kinobesuchern, weil natürlich nur supercoole Kinogänger die erste Aufführung von einem neuen Jim Jarmusch-Film in Originalfassung mit deutschen Untertiteln gucken würden, außerdem am ersten Weihnachtsfeiertag. Ein Top-Coolness-Indikator. Wie man ja an mir sieht! Ich wurde auch gut aufgenommen und mit freundlichen Blicken bedacht. Auch hatte ich mich fein gemacht. Das würde jetzt zu weit führen, im Einzelnen zu beschreiben, was ich gestern anhatte. Es sah jedenfalls gut aus und ein bißchen extravagant. Passend zum Film! Ich war zeitig da und bestellte mir gleich das erste Glas Wein, und außerdem konnte ich, obwohl das Licht im Foyer vom International recht schummrig ist, mit zusammengekniffenen Augen noch ein bißchen das Tagesspiegel-Interview mit Jim Jarmusch lesen. Den Tagesspiegel gabs auch gratis. Alles gratis gestern. Es war wie Weihnachten! Und fast hätte ich es vergessen: als ich die Kinokarte am Glashäuschen geholt habe, habe ich noch eine Schokoladenkugel geschenkt gekriegt. In rotes Stanniol-Papier eingewickelt. Ich habe sie aufgehoben. Erst muss die andere, angebrochene Schokolade weg.
Was ich ja aber eigentlich sagen wollte war, in welchem Film ich war. Also der Film heißt „Only Lovers Left Alive„. Und – ach so, bevor ich auf den Film komme, ich habe mir einen Platz in der allerersletzten Reihe, im Mittelblock, ganz rechts, den Platz am Gang ausgesucht. Mit viel Beinfreiheit. Ich konnte die Beine sogar übereinanderschlagen, das mach ich gerne. Als der Film dann anfing (vorher gab es interessante Reklame, an die ich mich aber nicht mehr erinnern kann), habe ich mir schnell noch das zweite Glas Wein geholt. Ein guter Silvaner, vor allem die Wirkung. Aber um auf den Film zu kommen: er hat mir richtig gut gefallen, obwohl ich Vampirfilme total langweilig finde. Das Besondere an dem Film war aber etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Es hat irgendwie ausgeschaut wie in Wohnungen, wo ich schon war und es war auch ein bißchen wie bei mir daheim und solche Sachen habe ich auch schon erlebt. Nur eben ohne Blut im Glas. Ich habe mich wie daheim gefühlt. Manchmal musste ich fast weinen, weil es so ein Déjà-vu war. Und das meine ich jetzt nicht witzig, obwohl ich hier so launig herumtippe. Ich war ganz verzaubert, auch wenn es manchmal um gar nichts ging. Die Bilder und die Musik und die beiden und der Typ mit seinen ganzen Gitarren und Verstärkern und Büchern und dem ganzen Zeug und Tilda in Marokko und die kreisende Kamera am Anfang. Das war ganz meine Welt. Deswegen habe ich danach gedacht, eigentlich kann ich darüber gar nicht angemessen bloggen, weil ich kann ja nicht schreiben, dass ich den Film empfehle, weil dann geht einer rein und denkt sich: da geht es doch irgendwie gar nicht so richtig um was, wo ist die Geschichte? Aber mir war es wie in die warme Badewanne eintauchen. Also ich kann den Film nicht jedem empfehlen. Aber denen, die wissen wollen, was für ein Lebensgefühl jemand wie Gaga Nielsen hat. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben, aber ich kann es nicht besser beschreiben. Adam wird von einem Schauspieler gespielt, habe ich gelesen, aber ich habe gestern gedacht, Adam spielt sich selber. Adam ist ein Rockmusiker mit super vielen E-Gitarren und einer heimeligen Wohnung, wo die alle rumstehen. Ach. Na ja. Ich kann eben keine Filmkritiken schreiben, das können andere besser. Vorhin hab ich bei kid37 angefangen, mich zu verplappern, dass ich gestern in dem Film war. Ich wollte nur einen kurzen Kommentar machen und dann wurde es immer mehr. Und jetzt habe ich gedacht, wenn ich schon da so viel erzählt habe, kann ich ja für mein Tagebuch hier auch noch mal ganz kurz erwähnen, dass ich gestern im Kino war und es mir supergut gefallen hat. Wollte ich nur mal kurz erwähnen!!!

25. Dezember 2013


Großartig. Selten. Ein Meisterwerk des Dokumentarfilms. Als roter Faden aus dem Off, im Hintergrund, die Stimme von Laurie Anderson. Das ist nur die erste Hälfte des insgesamt vierstündigen Films. Das ist erste Mal, dass ich mir restlos gebannt, eine DVD bestelle, um die fehlenden zwei Stunden sehen zu können, die nicht im Netz hängen. Nun hat sich mein HD-Fernseher doch amortisiert, auf dem man dankenswerterweise auch youtube sehen kann. Seit einigen Jahren, gibt es, wie ich beim Bestellen entdeckt habe, auch Andy Warhols Buch „Popism – the Warhol Sixties“ in einer deutsche Übersetzung. Die habe ich auch bestellt, nachdem meine – ja, tasächlich, „eigene“, Ende der Achtziger angefangene, nie fertig gestellt wurde. Ich hatte das Original aus den USA importiert und fing an, das Buch schriftlich zu übersetzen, so ausgehungert war ich nach diesen Berichten aus Andy Warhols erster Hand über die Factory. Ich trug mich mit der Idee, die fertige Übersetzung einem Verlag anzubieten, zweifelte dann aber am Interesse, war auch zu faul mich zu kümmern und hatte dann anderes zu tun und legte die Idee ad acta. Ich kam Ende der Achtziger auf Popism, weil Warhol es an irgendeiner Stelle in seinen Tagebüchern erwähnt hatte und ich war neugierig auf ausgiebige Details aus der Zeit vor den Siebzigern, denn das Tagebuch begann ja erst da. Also wartete ich nach meiner Bestellung in irgendeinem Laden am Savignyplatz die sechs Wochen, bis es endlich aus Amerika geliefert wurde. Mir war, als hätte ich einen Schatz in den Händen. Noch nie hatte ich gehört, dass jemand in meinem Umfeld dieses Buch gelesen hätte, selbst die absoluten Velvet Underground Fans hierzulande kannten es nicht. Das Tagebuch dagegen, gab es recht bald in einer deutschen Übersetzung.
Eine Vertraute von Warhol, Pat Hackett, hatte zwei Jahre nach seinem Tod Auszüge aus seinen Tagebüchern der Siebziger bis Achtziger Jahre veröffentlicht. Dieses unförmige, über siebenhundert Seiten dicke Monstrum ruht seit 1989 in meinem Schlafzimmer, rechts von meinem Bett, neben einer geflochtenen Truhe aus Afrika (wo ich nie war). Damals, 1989 war Velvet Underground noch ganz präsent in meinen Zellen, tief verwurzelt. John Cale hatte ich in den Neunzigern häufig live gesehen, vorher auch einmal Nico, ich glaube 1985, und erst viel später, etwa Ende der Neunziger und dann Zweitausendsechs, zweimal Lou Reed, obwohl er meine erste Begegnung mit dieser Dimension der Musikgeschichte war, seit 1980 hörte ich seine ersten Soloplatten und die alten VU-Aufnahmen ohne Unterlass. Für mich war und ist diese Welt wie Erinnerung an Heimat, wie für andere vielleicht die Erinnerung an Weihnachten. Die Entdeckung dieses Films gestern Nacht hat mich sehr berührt. Weil Andy Warhol in meiner Wahrnehmung nie zuvor in dieser Komplexität und Empfindsamkeit portraitiert wurde. Ein paar Jahre her, aber ich habe dieses Meisterwerk von Zweitausendsechs jetzt erst entdeckt. Mir fällt noch ein zweites Meisterwerk ein – Dream of Life, eine sehr persönliche Dokumentation über Patti Smith. Auch sehr besonders. Ich kann das ja alles nicht unerwähnt lassen. Für mich ist diese Entdeckung wie Weihnachten und Ostern zusammen.

25. Dezember 2013


Großartig. Selten. Ein Meisterwerk des Dokumentarfilms. Als roter Faden aus dem Off, im Hintergrund, die Stimme von Laurie Anderson. Das ist nur die erste Hälfte des insgesamt vierstündigen Films. Das ist erste Mal, dass ich mir restlos gebannt, eine DVD bestelle, um die fehlenden zwei Stunden sehen zu können, die nicht im Netz hängen. Nun hat sich mein HD-Fernseher doch amortisiert, auf dem man dankenswerterweise auch youtube sehen kann. Seit einigen Jahren, gibt es, wie ich beim Bestellen entdeckt habe, auch Andy Warhols Buch „Popism – the Warhol Sixties“ in einer deutsche Übersetzung. Die habe ich auch bestellt, nachdem meine – ja, tasächlich, „eigene“, Ende der Achtziger angefangene, nie fertig gestellt wurde. Ich hatte das Original aus den USA importiert und fing an, das Buch schriftlich zu übersetzen, so ausgehungert war ich nach diesen Berichten aus Andy Warhols erster Hand über die Factory. Ich trug mich mit der Idee, die fertige Übersetzung einem Verlag anzubieten, zweifelte dann aber am Interesse, war auch zu faul mich zu kümmern und hatte dann anderes zu tun und legte die Idee ad acta. Ich kam Ende der Achtziger auf Popism, weil Warhol es an irgendeiner Stelle in seinen Tagebüchern erwähnt hatte und ich war neugierig auf ausgiebige Details aus der Zeit vor den Siebzigern, denn das Tagebuch begann ja erst da. Also wartete ich nach meiner Bestellung in irgendeinem Laden am Savignyplatz die sechs Wochen, bis es endlich aus Amerika geliefert wurde. Mir war, als hätte ich einen Schatz in den Händen. Noch nie hatte ich gehört, dass jemand in meinem Umfeld dieses Buch gelesen hätte, selbst die absoluten Velvet Underground Fans hierzulande kannten es nicht. Das Tagebuch dagegen, gab es recht bald in einer deutschen Übersetzung.
Eine Vertraute von Warhol, Pat Hackett, hatte zwei Jahre nach seinem Tod Auszüge aus seinen Tagebüchern der Siebziger bis Achtziger Jahre veröffentlicht. Dieses unförmige, über siebenhundert Seiten dicke Monstrum ruht seit 1989 in meinem Schlafzimmer, rechts von meinem Bett, neben einer geflochtenen Truhe aus Afrika (wo ich nie war). Damals, 1989 war Velvet Underground noch ganz präsent in meinen Zellen, tief verwurzelt. John Cale hatte ich in den Neunzigern häufig live gesehen, vorher auch einmal Nico, ich glaube 1985, und erst viel später, etwa Ende der Neunziger und dann Zweitausendsechs, zweimal Lou Reed, obwohl er meine erste Begegnung mit dieser Dimension der Musikgeschichte war, seit 1980 hörte ich seine ersten Soloplatten und die alten VU-Aufnahmen ohne Unterlass. Für mich war und ist diese Welt wie Erinnerung an Heimat, wie für andere vielleicht die Erinnerung an Weihnachten. Die Entdeckung dieses Films gestern Nacht hat mich sehr berührt. Weil Andy Warhol in meiner Wahrnehmung nie zuvor in dieser Komplexität und Empfindsamkeit portraitiert wurde. Ein paar Jahre her, aber ich habe dieses Meisterwerk von Zweitausendsechs jetzt erst entdeckt. Mir fällt noch ein zweites Meisterwerk ein – Dream of Life, eine sehr persönliche Dokumentation über Patti Smith. Auch sehr besonders. Ich kann das ja alles nicht unerwähnt lassen. Für mich ist diese Entdeckung wie Weihnachten und Ostern zusammen.

23. Dezember 2013

http://vimeo.com/moogaloop.swf?clip_id=76652756&color=55514e&server=0&title=0&byline=0&portrait=0&fullscreen=1&autoplay=0&loop=0
Hm ja, kommt vielleicht ein bißchen spät, die Idee mit dem Adventskalender. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag. Obwohl ich mir nicht so sicher bin, ob ich Türchen 24 posten will. Aber wenigstens einmal heute. Passend zum Datum, Opus 23. Vom neunten April Zweitausendneun. Sieht aus, als hätten wir Spaß gehabt. Und ja – den hatten wir. Rund um die Uhr. Immer, bei[n]nah.

22. Dezember 2013

Von wegen: „der 21. Dezember ist die längste Nacht des Jahres, danach werden die Tage wieder länger“. Laut der Seite da haben wir gestern, heute und morgen zur gleichen Zeit Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Ich bin heute extra früh aufgestanden, um das zu kontrollieren. Die Tage werden erst übermorgen länger. Also beruhigen Sie sich wieder. Bzw. feiern Sie dann halt drei Tage Wintersonnenwende. Auch schön. Also gehen die Feiertage vom 21. Dezember bis zum 23. Dezember 2013. Danach machen einige viel religiöses Gedöns um innere Einkehr, Rauhnächte oder feiern dieses Fest neuerer Zeitrechnung „Weihnachten“. Jeder, wie er will. Hauptsache, ich kann auch machen, was ich will. Nämlich alles, was ich will. Sogar gewagte Dinge wie, mich um mein Hauptabflussrohr in der Küche kümmern, das immer noch nicht in idealem Zustand ist. Dazwischen ein bißchen bloggen und kommentieren. Natürlich kriege ich mit, dass die Sonne wieder stärker wird. Gestern und heute hat sie mich ganz schön geblendet, hier vor meinem Klapprechner. Mein Neffe hat sich über die Brille seines Vaters gefreut. Er hat sich selber damit abgelichtet. Ich habe gesehen, dass sie neu aufgelegt wurde, diese kosmonautische Angeber-Brille aus Titanium. Für einen Preis, der wohl ungefähr dem entspricht, den sie damals in Mark hatte. Gerade der letzte Takt von einem Song von Joni Mitchell im Hintergrund, in der Version von Diana Krall „A Case of you„. Sehr besinnlich, bin ja multi-tasking-fähig. Und jetzt „Paint it Black„. I wanna see the sun, I wanna see the sun blotted out from the sky… Und danach „Forgive me, my little Flower Princess„. Der erschossene John Lennon. Danach hatte sich Yoko Ono die Brille gekauft. Gleich danach. Und wurde jahrelang nicht mehr ohne gesehen. Statt schwarzem Trauerschleier. Ein schwarzes Titanium-Schutzschild. Sie war eben schon immer ihrer Zeit voraus. Ich glaube mich zu erinnern, dass Yokos Witwenlook auch die Inspiration für meinen Bruder war, die Brille zu kaufen. Er fand Yoko Ono schon immer wahnsinnig cool. Ja, vor allem deswegen –

19. Dezember 2013


Isn’t that strange, how one day follows another
Like rain drops on your panes
Running out of time and running out of breath
You drop your dreams one after the other
Isn’t that strange how we can’t keep up with the days
And how one face replaces another
And the names they change, and the stories they end
But it’s the same words lover after lover

Ja.

19. Dezember 2013


Isn’t that strange, how one day follows another
Like rain drops on your panes
Running out of time and running out of breath
You drop your dreams one after the other
Isn’t that strange how we can’t keep up with the days
And how one face replaces another
And the names they change, and the stories they end
But it’s the same words lover after lover

Ja.

16. Dezember 2013


I.C.U. Most beautiful. Lou Doillon. Die jüngste Tochter von – man sieht von wem. Nicht zu übersehen – Jane Birkin. Vor fünf Tagen starb Jane Birkins älteste Tochter, die große Schwester der zauberhaften Lou Doillon. Die mittlere kennt man schon lange, Charlotte. Respektabel, faszinierend. Aber diese Lou, die ist mir ganz nah. Auch ein Septemberkind. Wenn ich sie sehe, sehe ich nicht nur Jane mit einer viel tieferen, gefühlvolleren Stimme, es ist beinah, als wären in ihr alle Metaphern inkarniert, in ihren Blicken, die diesen Geist der 68er-Rebellion, verbunden mit irrwitziger Romantik, ausmachten. Als hätten Mick Jagger und Keith Richards nicht nur Lieder erschaffen wie Paint it Black und Wild Horses und Gimme Shelter, sondern dieses Geschöpf. Ich bin ganz verliebt. Und zugleich erschüttert von dieser Nachricht, dass diese große Schwester vor fünf Tagen aus einem Fenster in Paris in den Tod stürzte. Wie schmerzhaft. Sie war Fotografin. Ich bin ganz seltsam über Lou gestolpert. Eine Klatschpressemeldung über eine mutmaßliche Affäre zwischen Benjamin Biolay und Vanessa Paradis, dazu Einlassungen über den angeblichen Frauenheld Biolay, dessen Musik ich seit vielen Jahren sehr mag, ein Sensibelchen, der an Grenzen geht. Wie soll auch sonst etwas Bemerkenswertes entstehen. Na gut. Zwischen all dem eine Nebenbemerkung über eine Verbindung vor fünf Jahren mit – eben – Lou Douillon. Geschaut, wer das ist, weil in Frankreich offenbar bekannt. Und da war sie. Ich hörte und sah dieses Video da oben. I.C.U. und lauschte wie gebannt, berührt von Anfang an, ihrer Stimme, weidete mich an ihrem Anblick. Auch das ist wundervoll.
Und heute Nachmittag brachte ich etwas Persönliches auf den Postweg, zur Post. Diese völlig verrückte Porsche-Sonnenbrille, dieses respekteinflößende Schutzschild für die Seele von Traumtänzern, die Yoko Ono auch dauernd trug, nach dem Tod von John Lennon. Sie war seit dem Unfalltod meines Bruders bei mir. Sechsundzwanzig Jahre, behütet, wie ein Schatz. Für meinen Kopf war sie immer zu groß. Morgen, am siebzehnten Dezember, hat mein nun einziger Neffe Valerian seinen sechsundzwanzigsten Geburtstag, und er hat auch einen so großen Kopf wie sein Vater und überhaupt Ähnlichkeit. Wie er den Kopf hält. Und die Gitarre. Er soll sie haben. Er weiß es schon, ich konnte es nicht für mich behalten. Und er freut sich wie verrückt, die arschcoole Sonnenbrille seines Vaters zu bekommen, den er nie gekannt hat, aber von dem ein Bild neben seinem Bett steht. Und eines seines Bruders, wie er mir vorhin schrieb. Das sind sehr persönliche Dinge, die ich hier schreibe. Und ich finde das absolut richtig. Denn wem nützen Allgemeinplätze, Nichtigkeiten, die einen nur halb berühren. Ist doch Unfug, das bringt doch nichts. Ich will mich selbst berühren, wenn ich schreibe. Auch dafür – und für die Welt.
[ And I see you
in every cab
that goes by
in the strangers
at every cross road
in every bar ]

16. Dezember 2013


I.C.U. Most beautiful. Lou Doillon. Die jüngste Tochter von – man sieht von wem. Nicht zu übersehen – Jane Birkin. Vor fünf Tagen starb Jane Birkins älteste Tochter, die große Schwester der zauberhaften Lou Doillon. Die mittlere kennt man schon lange, Charlotte. Respektabel, faszinierend. Aber diese Lou, die ist mir ganz nah. Auch ein Septemberkind. Wenn ich sie sehe, sehe ich nicht nur Jane mit einer viel tieferen, gefühlvolleren Stimme, es ist beinah, als wären in ihr alle Metaphern inkarniert, in ihren Blicken, die diesen Geist der 68er-Rebellion, verbunden mit irrwitziger Romantik, ausmachten. Als hätten Mick Jagger und Keith Richards nicht nur Lieder erschaffen wie Paint it Black und Wild Horses und Gimme Shelter, sondern dieses Geschöpf. Ich bin ganz verliebt. Und zugleich erschüttert von dieser Nachricht, dass diese große Schwester vor fünf Tagen aus einem Fenster in Paris in den Tod stürzte. Wie schmerzhaft. Sie war Fotografin. Ich bin ganz seltsam über Lou gestolpert. Eine Klatschpressemeldung über eine mutmaßliche Affäre zwischen Benjamin Biolay und Vanessa Paradis, dazu Einlassungen über den angeblichen Frauenheld Biolay, dessen Musik ich seit vielen Jahren sehr mag, ein Sensibelchen, der an Grenzen geht. Wie soll auch sonst etwas Bemerkenswertes entstehen. Na gut. Zwischen all dem eine Nebenbemerkung über eine Verbindung vor fünf Jahren mit – eben – Lou Douillon. Geschaut, wer das ist, weil in Frankreich offenbar bekannt. Und da war sie. Ich hörte und sah dieses Video da oben. I.C.U. und lauschte wie gebannt, berührt von Anfang an, ihrer Stimme, weidete mich an ihrem Anblick. Auch das ist wundervoll.
Und heute Nachmittag brachte ich etwas Persönliches auf den Postweg, zur Post. Diese völlig verrückte Porsche-Sonnenbrille, dieses respekteinflößende Schutzschild für die Seele von Traumtänzern, die Yoko Ono auch dauernd trug, nach dem Tod von John Lennon. Sie war seit dem Unfalltod meines Bruders bei mir. Sechsundzwanzig Jahre, behütet, wie ein Schatz. Für meinen Kopf war sie immer zu groß. Morgen, am siebzehnten Dezember, hat mein nun einziger Neffe Valerian seinen sechsundzwanzigsten Geburtstag, und er hat auch einen so großen Kopf wie sein Vater und überhaupt Ähnlichkeit. Wie er den Kopf hält. Und die Gitarre. Er soll sie haben. Er weiß es schon, ich konnte es nicht für mich behalten. Und er freut sich wie verrückt, die arschcoole Sonnenbrille seines Vaters zu bekommen, den er nie gekannt hat, aber von dem ein Bild neben seinem Bett steht. Und eines seines Bruders, wie er mir vorhin schrieb. Das sind sehr persönliche Dinge, die ich hier schreibe. Und ich finde das absolut richtig. Denn wem nützen Allgemeinplätze, Nichtigkeiten, die einen nur halb berühren. Ist doch Unfug, das bringt doch nichts. Ich will mich selbst berühren, wenn ich schreibe. Auch dafür – und für die Welt.
[ And I see you
in every cab
that goes by
in the strangers
at every cross road
in every bar ]

12. Dezember 2013


Manches möchte man bloggen. Ich schrieb gerade jemandem (der mich gut kennt oder genauer: kannte) – im Kontext eines Austausches über (s)eine besonders schöne Hochzeitsfeier, die in der Vergangenheit liegt, das Folgende:
„Weißt du, ich dachte mir manches mal in meinem Leben: ich würde gerne heiraten, aber möchte anschließend nicht unbedingt verheiratet sein. Einfach nur einmal so ein Ritual erleben, so ein Fest, sich gegenseitig die größte Wertschätzung zu zeigen. Und danach aber wieder frei und ungebunden sein, mit dem Gefühl, um jemanden werben zu wollen.“
Ich finde, das bringt es so gut auf den Punkt, dass ich es auch noch hierhinein kritzeln will. Obwohl mich Heiraten und Hochzeit halten so wenig wie nie zuvor in meinem Leben beschäftigt. Aber ich erinnere mich an das Gefühl, an die Idee. Und wenn es jemals wiederkehren sollte, das Gefühl, das so eine Idee im Schlepptau hat, bin ich neugierig, ob es sich immer noch so zeigen wird. Eines fernen Tages. Den ich gar nicht herbeisehne. Es gibt dieses Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“. Vielleicht könnte man auch abgewandelt sagen „Hochzeit kommt vor dem Fall“. Aber die Hochzeit an sich schmälert das ja nicht. Den Tag. Und die Erinnerung. An die Farben und die Kleider und die Freude und das Licht. Und so weiter. Wichtig ist, dass man die hohen Zeiten erkennt und feierlich begeht, wenn sie da sind. Ich glaube schon, dass es ein Schicksal gibt, man nicht alles durch zuträgliche Haltung und Verhalten zur immerwährenden Vollendung treibt. Da sind immer Kurven. Auf und ab. Aus irgendeinem Grund, den wir nie begreifen werden, ist es so. Und weil es so ist, muss man ganz viel Aufmerksamkeit darauf verwenden, zu erkennen, ob es eine gute oder schlechte Zeit ist, die man gerade hat. Wenn sie gut ist, gut – Jetzt. Wenn sie schlecht ist, werden sich die Dinge ändern. Ich schreibe ganz bewusst gut und schlecht wie man von Schwarz und Weiß spricht. Auch wenn dazwischen Töne von gebrochenem Perlmutt über Steingrau bis zum Anthrazit erkalteter Lava sind. Weil es die Hoch- und Tiefzeiten sind, die uns so sehr in Erinnerung bleiben. Wollte ich noch eben bloggen. Und GUTE NACHT.

12. Dezember 2013


Manches möchte man bloggen. Ich schrieb gerade jemandem (der mich gut kennt oder genauer: kannte) – im Kontext eines Austausches über (s)eine besonders schöne Hochzeitsfeier, die in der Vergangenheit liegt, das Folgende:
„Weißt du, ich dachte mir manches mal in meinem Leben: ich würde gerne heiraten, aber möchte anschließend nicht unbedingt verheiratet sein. Einfach nur einmal so ein Ritual erleben, so ein Fest, sich gegenseitig die größte Wertschätzung zu zeigen. Und danach aber wieder frei und ungebunden sein, mit dem Gefühl, um jemanden werben zu wollen.“
Ich finde, das bringt es so gut auf den Punkt, dass ich es auch noch hierhinein kritzeln will. Obwohl mich Heiraten und Hochzeit halten so wenig wie nie zuvor in meinem Leben beschäftigt. Aber ich erinnere mich an das Gefühl, an die Idee. Und wenn es jemals wiederkehren sollte, das Gefühl, das so eine Idee im Schlepptau hat, bin ich neugierig, ob es sich immer noch so zeigen wird. Eines fernen Tages. Den ich gar nicht herbeisehne. Es gibt dieses Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“. Vielleicht könnte man auch abgewandelt sagen „Hochzeit kommt vor dem Fall“. Aber die Hochzeit an sich schmälert das ja nicht. Den Tag. Und die Erinnerung. An die Farben und die Kleider und die Freude und das Licht. Und so weiter. Wichtig ist, dass man die hohen Zeiten erkennt und feierlich begeht, wenn sie da sind. Ich glaube schon, dass es ein Schicksal gibt, man nicht alles durch zuträgliche Haltung und Verhalten zur immerwährenden Vollendung treibt. Da sind immer Kurven. Auf und ab. Aus irgendeinem Grund, den wir nie begreifen werden, ist es so. Und weil es so ist, muss man ganz viel Aufmerksamkeit darauf verwenden, zu erkennen, ob es eine gute oder schlechte Zeit ist, die man gerade hat. Wenn sie gut ist, gut – Jetzt. Wenn sie schlecht ist, werden sich die Dinge ändern. Ich schreibe ganz bewusst gut und schlecht wie man von Schwarz und Weiß spricht. Auch wenn dazwischen Töne von gebrochenem Perlmutt über Steingrau bis zum Anthrazit erkalteter Lava sind. Weil es die Hoch- und Tiefzeiten sind, die uns so sehr in Erinnerung bleiben. Wollte ich noch eben bloggen. Und GUTE NACHT.

10. Dezember 2013

Heizkörper entlüften, Abflussrohr von der Spüle auseinandermontieren. The Glamour never stops! Dazwischen Überlegungen zu bloggen oder die eine oder andere Mail zu beantworten, als Übersprungshandlung. Aber nein, diese Dinge müssen zu Ende gebracht werden, in Ordnung gebracht werden. Bevor Sie mit Rohrfrei-Granulat hantieren, legen Sie sich bitte eine Saugglocke zu. Die bringt einfach mehr und ist eine Anschaffung fürs Leben. An einer Stelle tropft es noch unter der Spüle, obwohl ich alle Rohrteile maximal zugeschraubt habe. Da muss ich eventuell nochmal ran. Und bitte: niemals das Märchen glauben, Kaffeesatz würde den Abfluss frei halten. Ein Fachmann aus der Kanalisation stellt dazu fest: „Kaffeesatz in der Kanalisation? Wird hart wie Beton!“. Das war letztendlich das Übel. Ich bin ab und zu noch empfänglich für Ammenmärchen, gerade wenn es bequem ist. Den Kaffeesatz mal eben in den Ausguss spülen. Aber der Tag hatte auch recht angenehme Stunden. Ich hatte Gelegenheit, Menschen zu beglücken. Immer wieder schön, Kinderaugen bei ausgewachsenen Männern, wenn Schokolade winkt. Bei Frauen natürlich auch, aber die assoziiert man ja eh immer mit Euphorie über Schokolade. Am Schönsten ist es, die Sicherheitsleute zu beglücken, die liegen mir richtig am Herzen. Bei höheren Gehaltsgruppen war ich sparsamer. Die können sich ja selber locker die guten Lindt-Schokoläuse kaufen. Ausgleichende Gerechtigkeit! Das wäre überhaupt ein toller Beruf für mich, finde ich: Geschenke verteilen – königlich! Was mir auch noch gut gefällt als Arbeit, ist Ordnung machen. Den Leuten, die zu faul sind, hinterherräumen, bis es richtig gut aussieht. Ich habe schon häufiger überlegt, wie ich es hinkriegen könnte, ein Arbeitsgebiet mit einfachen Tätigkeiten zu bekommen, ohne die Gehaltsgruppe zu wechseln. Ich glaube, das Dilemma kennen viele. Ich weiß es sogar. Mir fallen eine ganze Reihe Leute ein, mit denen ich eine Selbsthilfegruppe gründen könnte. Mir fallen aber auch jede Menge Leute ein, die das überhaupt nicht verstehen und beleidigt gucken, wenn ich erzähle, dass mich Aufgaben mit geistigem Anspruch eher langweilen, weil man sich mitunter auch auf Sachen konzentrieren muss, die einen nicht durchweg so brennend interessieren und demzufolge die geistige Freiheit beeinträchtigen. Wenn ich dagegen die leider viel zu seltene Gelegenheit habe, Sachen aufzuräumen, kann ich multitasking-mäßig meine visuelle Virtuosität benutzen, weil Aufräumen ja vor Allem ein optisches Talent voraussetzt. Und da ich davon sowieso jede Menge habe, könnte ich mich zeitgleich auf andere Sachen konzentrieren, die mich interessieren. Träumen, sich Sachen ausdenken, überlegen, was man als Nächstes bloggt. Eine Mailantwort andenken, wieder verwerfen. So Sachen eben. Und während der Geist eine neue visionäre Ordnung erschafft, Ordnung in der materialisierten Welt machen. Sehr befriedigend! Eventuell könnte ich sogar eine Marktlücke bedienen, weil ich eigentlich super viele Leute kenne, die überhaupt nicht gerne aufräumen. Ich räume sogar bei mir selber gerne auf, auch wenn nur ich selber mich dafür lobe. Aber wenn einen andere dafür loben, ist es schon noch toller. Ich finde überhaupt, dass Aufräumen vor allem etwas mit der Idee von einem Gesamtkunstwerk zu tun hat. Ich betrete in aufgeräumter Verfassung eine aufgeräumte Umgebung oder räume sie eben so lange auf, bis die ideale Grundvoraussetzung für die Kür geschaffen wurde. Nach der Pflicht kommt die Kür. Das Sahnehäubchen auf dem Kakao. Auf einem idealen Nährboden kann eine Pflanze wachsen und Blüten entfalten. Bis zur Ekstase. Das ist das Ziel. Im Grunde religiös. Um meine radikale Vorgehensweise in Sachen Ordnung besser zu kommunizieren, habe ich unlängst den Begriff Akten-Yoga kreiert. Interessanterweise hat bis jetzt jeder geguckt, als ob es verständlich wäre. Ich mache zwar kein Yoga und meditiere nicht, sorge aber in profanen Situationen für meditative Zustände. Klare Flächen, ich brauche klare Flächen. Interessant finde ich, dass die systematische Umsetzung von dieser Idee, immerzu Neugier weckt. Das muss irgendetwas mit Wellness zu tun haben, schätze ich. Fragen Sie Frau Nielsen! Ich bleibe dran.

10. Dezember 2013

Heizkörper entlüften, Abflussrohr von der Spüle auseinandermontieren. The Glamour never stops! Dazwischen Überlegungen zu bloggen oder die eine oder andere Mail zu beantworten, als Übersprungshandlung. Aber nein, diese Dinge müssen zu Ende gebracht werden, in Ordnung gebracht werden. Bevor Sie mit Rohrfrei-Granulat hantieren, legen Sie sich bitte eine Saugglocke zu. Die bringt einfach mehr und ist eine Anschaffung fürs Leben. An einer Stelle tropft es noch unter der Spüle, obwohl ich alle Rohrteile maximal zugeschraubt habe. Da muss ich eventuell nochmal ran. Und bitte: niemals das Märchen glauben, Kaffeesatz würde den Abfluss frei halten. Ein Fachmann aus der Kanalisation stellt dazu fest: „Kaffeesatz in der Kanalisation? Wird hart wie Beton!“. Das war letztendlich das Übel. Ich bin ab und zu noch empfänglich für Ammenmärchen, gerade wenn es bequem ist. Den Kaffeesatz mal eben in den Ausguss spülen. Aber der Tag hatte auch recht angenehme Stunden. Ich hatte Gelegenheit, Menschen zu beglücken. Immer wieder schön, Kinderaugen bei ausgewachsenen Männern, wenn Schokolade winkt. Bei Frauen natürlich auch, aber die assoziiert man ja eh immer mit Euphorie über Schokolade. Am Schönsten ist es, die Sicherheitsleute zu beglücken, die liegen mir richtig am Herzen. Bei höheren Gehaltsgruppen war ich sparsamer. Die können sich ja selber locker die guten Lindt-Schokoläuse kaufen. Ausgleichende Gerechtigkeit! Das wäre überhaupt ein toller Beruf für mich, finde ich: Geschenke verteilen – königlich! Was mir auch noch gut gefällt als Arbeit, ist Ordnung machen. Den Leuten, die zu faul sind, hinterherräumen, bis es richtig gut aussieht. Ich habe schon häufiger überlegt, wie ich es hinkriegen könnte, ein Arbeitsgebiet mit einfachen Tätigkeiten zu bekommen, ohne die Gehaltsgruppe zu wechseln. Ich glaube, das Dilemma kennen viele. Ich weiß es sogar. Mir fallen eine ganze Reihe Leute ein, mit denen ich eine Selbsthilfegruppe gründen könnte. Mir fallen aber auch jede Menge Leute ein, die das überhaupt nicht verstehen und beleidigt gucken, wenn ich erzähle, dass mich Aufgaben mit geistigem Anspruch eher langweilen, weil man sich mitunter auch auf Sachen konzentrieren muss, die einen nicht durchweg so brennend interessieren und demzufolge die geistige Freiheit beeinträchtigen. Wenn ich dagegen die leider viel zu seltene Gelegenheit habe, Sachen aufzuräumen, kann ich multitasking-mäßig meine visuelle Virtuosität benutzen, weil Aufräumen ja vor Allem ein optisches Talent voraussetzt. Und da ich davon sowieso jede Menge habe, könnte ich mich zeitgleich auf andere Sachen konzentrieren, die mich interessieren. Träumen, sich Sachen ausdenken, überlegen, was man als Nächstes bloggt. Eine Mailantwort andenken, wieder verwerfen. So Sachen eben. Und während der Geist eine neue visionäre Ordnung erschafft, Ordnung in der materialisierten Welt machen. Sehr befriedigend! Eventuell könnte ich sogar eine Marktlücke bedienen, weil ich eigentlich super viele Leute kenne, die überhaupt nicht gerne aufräumen. Ich räume sogar bei mir selber gerne auf, auch wenn nur ich selber mich dafür lobe. Aber wenn einen andere dafür loben, ist es schon noch toller. Ich finde überhaupt, dass Aufräumen vor allem etwas mit der Idee von einem Gesamtkunstwerk zu tun hat. Ich betrete in aufgeräumter Verfassung eine aufgeräumte Umgebung oder räume sie eben so lange auf, bis die ideale Grundvoraussetzung für die Kür geschaffen wurde. Nach der Pflicht kommt die Kür. Das Sahnehäubchen auf dem Kakao. Auf einem idealen Nährboden kann eine Pflanze wachsen und Blüten entfalten. Bis zur Ekstase. Das ist das Ziel. Im Grunde religiös. Um meine radikale Vorgehensweise in Sachen Ordnung besser zu kommunizieren, habe ich unlängst den Begriff Akten-Yoga kreiert. Interessanterweise hat bis jetzt jeder geguckt, als ob es verständlich wäre. Ich mache zwar kein Yoga und meditiere nicht, sorge aber in profanen Situationen für meditative Zustände. Klare Flächen, ich brauche klare Flächen. Interessant finde ich, dass die systematische Umsetzung von dieser Idee, immerzu Neugier weckt. Das muss irgendetwas mit Wellness zu tun haben, schätze ich. Fragen Sie Frau Nielsen! Ich bleibe dran.

09. Dezember 2013

Mais non. Heute Abend im Tatort, das war nicht Margot Werner, Gott hab sie selig. Padam padam padam… das war und ist Zazie de Paris. Aber schon Ähnlichkeit. Fällt mir jetzt erst im Nachhinein auf, gar nicht als ich sie traf. Jan hat Zazie oft fotografiert, deshalb kam sie auch zu seiner Ausstellung, damals Zweitausendacht bei Niedersätz. Gibt es auch schon lange nicht mehr, diese kleine Galerie in der Passage in der Fasanenstraße.
http://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=138195

07. Dezember 2013


Erster Schnee. Heute hat es zum ersten mal geschneit in Berlin. Aber erst am frühen Abend. In nur zwei Wochen ist schon wieder Wintersonnwende. Dann werden die Tage wieder länger. Ganz bald. Aus der Küche höre ich, wie mein Süppchen kocht und ab und zu überschwappt, ich muss mal den Deckel runternehmen. Fünf große Karotten, eine große Knoblauchzehe, Salz und eine kleingeschnippelte, kleine Ingwerknolle köcheln vor sich hin. Wenn die Karotten durch sind, zerdrücke ich sie mit dem Kartoffelstampfer und mache ein bißchen Butter und saure Sahne dran. Bei Aldi gibt es gerade frischen Ingwer. Habe ich vorhin gekauft. Und einen Heizungsentlüftungsschlüssel aus dem Obi-Baumarkt in der Voltastraße. Ich habe die Heizkörper immer mit der Stahlkante von meinem Famos-Gemüse-Sparschäler entlüftet, das hat aber dazu geführt, dass die Vierkantschraube an manchen Ecken so abgerundet worden ist, durch den einseitigen Druck, dass der Sparschäler nicht mehr greift. Nun habe ich also einen echten Heizungsentlüftungsschlüssel und bin sehr froh, dass er einwandfrei funktioniert und die lädierten Schrauben in den Griff kriegt. Außerdem war ich bei Kaisers, wegen Weißwein. Die Wohnung ist schön warm, ich werde sie in den nächsten zwei Tagen nicht mehr verlassen. Warmer Geheimtipp gegen Erkältung!

07. Dezember 2013


Erster Schnee. Heute hat es zum ersten mal geschneit in Berlin. Aber erst am frühen Abend. In nur zwei Wochen ist schon wieder Wintersonnwende. Dann werden die Tage wieder länger. Ganz bald. Aus der Küche höre ich, wie mein Süppchen kocht und ab und zu überschwappt, ich muss mal den Deckel runternehmen. Fünf große Karotten, eine große Knoblauchzehe, Salz und eine kleingeschnippelte, kleine Ingwerknolle köcheln vor sich hin. Wenn die Karotten durch sind, zerdrücke ich sie mit dem Kartoffelstampfer und mache ein bißchen Butter und saure Sahne dran. Bei Aldi gibt es gerade frischen Ingwer. Habe ich vorhin gekauft. Und einen Heizungsentlüftungsschlüssel aus dem Obi-Baumarkt in der Voltastraße. Ich habe die Heizkörper immer mit der Stahlkante von meinem Famos-Gemüse-Sparschäler entlüftet, das hat aber dazu geführt, dass die Vierkantschraube an manchen Ecken so abgerundet worden ist, durch den einseitigen Druck, dass der Sparschäler nicht mehr greift. Nun habe ich also einen echten Heizungsentlüftungsschlüssel und bin sehr froh, dass er einwandfrei funktioniert und die lädierten Schrauben in den Griff kriegt. Außerdem war ich bei Kaisers, wegen Weißwein. Die Wohnung ist schön warm, ich werde sie in den nächsten zwei Tagen nicht mehr verlassen. Warmer Geheimtipp gegen Erkältung!

01. Dezember 2013


Eintrag ins Logbuch. Erster Dezember 2013. Zwanzig Uhr einundvierzig. Gaga Nielsen sitzt in halber Hocke auf ihrem Bodenkissen und tippt. Im Hintergund läuft Konservenmusik im Zufallsabspielmodus. Gaga Nielsen hat gerade eine Mail geschrieben, in der sie Sachen fragt. Womöglich heikle Sachen fragt. Das ist gar nicht so beabsichtigt. Gaga Nielsen ist einfach manchmal unwahrscheinlich neugierig. Gaga Nielsen weiß gerade gar nicht so genau, wo sie selber steht. Auf jeden Fall aber ganz woanders als vor zwei oder zwölf oder zweiundzwanzig Jahren. Oder zweiunddreißig. Oder zweiundvierzig Jahren. Was war vor zweiundvierzig Jahren? Ich war sechseinviertel. Und – Moment ich gucke in meiner Vita nach – Neunzehnhunderteinundsiebzig – Fahrradfahren ohne Stützräder gelernt. Daniel Gérard und sein Butterfly-Lied angehimmelt. Und Chris Roberts. Und George Harrison mit seinem „My Sweet Lord“-Lied. So war das also. Und was habe ich zweiundvierzig Jahre später gelernt? Hmh. Die Hand reichen. Verzeihen. Dankbarkeit für Gesundheit, noch mehr als sowieso schon. Dankbarkeit für Sachen, die ich durch Begegnungen gelernt habe, wenn sie in der Vergangenheit auch mit schmerzhaften Erfahrungen einhergingen. Aber das schmälert die Bereicherung nicht. Die Wunden aufgrund der anderen Dinge sind eine andere Baustelle. In der Mail ging es auch um Baustellen. Dinge, die man angefangen hat und nicht zu Ende gebracht. Und ich behauptete, dass das sehr verzeihlich sei, weil es auch bedeutet, sich einzugestehen, dass sich etwas überlebt hat. Wie zum Beispiel diese Vita, die ich nur bis zum Jahr 1987 schrieb. Einige wissen, weshalb es dann abbrach. Ich brachte es nicht übers Herz, über den Unfalltod meines Bruders hinwegzuschreiben. Ich war wie gelähmt. Und auch wollte ich die Serie verunglückter Liebesgeschichten nicht fortführen müssen. Andere hätte ich nicht parat gehabt. Und die zumindest eine Weile geglückten wären so viel später gekommen. Also blieb es dabei. Ich bedauere das nicht. Denn es geht ja nur um diese paar Jahre zwischen 1987 und 2003, wo niemand, der nicht beteiligt war, weiß was im Einzelnen geschah. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend. Jetzt wird ja auch noch gelebt. Ich muss auch erstmal an den Punkt kommen, wo ich mir selber diese fehlenden Geschichten erzählen möchte. Später mal, oder von Zeit zu Zeit, wenn ich wider Erwarten nostalgisch werden sollte. Oder mir über irgendetwas aus dieser Zeit klarer werden muss. So wie es kommt.

01. Dezember 2013


Eintrag ins Logbuch. Erster Dezember 2013. Zwanzig Uhr einundvierzig. Gaga Nielsen sitzt in halber Hocke auf ihrem Bodenkissen und tippt. Im Hintergund läuft Konservenmusik im Zufallsabspielmodus. Gaga Nielsen hat gerade eine Mail geschrieben, in der sie Sachen fragt. Womöglich heikle Sachen fragt. Das ist gar nicht so beabsichtigt. Gaga Nielsen ist einfach manchmal unwahrscheinlich neugierig. Gaga Nielsen weiß gerade gar nicht so genau, wo sie selber steht. Auf jeden Fall aber ganz woanders als vor zwei oder zwölf oder zweiundzwanzig Jahren. Oder zweiunddreißig. Oder zweiundvierzig Jahren. Was war vor zweiundvierzig Jahren? Ich war sechseinviertel. Und – Moment ich gucke in meiner Vita nach – Neunzehnhunderteinundsiebzig – Fahrradfahren ohne Stützräder gelernt. Daniel Gérard und sein Butterfly-Lied angehimmelt. Und Chris Roberts. Und George Harrison mit seinem „My Sweet Lord“-Lied. So war das also. Und was habe ich zweiundvierzig Jahre später gelernt? Hmh. Die Hand reichen. Verzeihen. Dankbarkeit für Gesundheit, noch mehr als sowieso schon. Dankbarkeit für Sachen, die ich durch Begegnungen gelernt habe, wenn sie in der Vergangenheit auch mit schmerzhaften Erfahrungen einhergingen. Aber das schmälert die Bereicherung nicht. Die Wunden aufgrund der anderen Dinge sind eine andere Baustelle. In der Mail ging es auch um Baustellen. Dinge, die man angefangen hat und nicht zu Ende gebracht. Und ich behauptete, dass das sehr verzeihlich sei, weil es auch bedeutet, sich einzugestehen, dass sich etwas überlebt hat. Wie zum Beispiel diese Vita, die ich nur bis zum Jahr 1987 schrieb. Einige wissen, weshalb es dann abbrach. Ich brachte es nicht übers Herz, über den Unfalltod meines Bruders hinwegzuschreiben. Ich war wie gelähmt. Und auch wollte ich die Serie verunglückter Liebesgeschichten nicht fortführen müssen. Andere hätte ich nicht parat gehabt. Und die zumindest eine Weile geglückten wären so viel später gekommen. Also blieb es dabei. Ich bedauere das nicht. Denn es geht ja nur um diese paar Jahre zwischen 1987 und 2003, wo niemand, der nicht beteiligt war, weiß was im Einzelnen geschah. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend. Jetzt wird ja auch noch gelebt. Ich muss auch erstmal an den Punkt kommen, wo ich mir selber diese fehlenden Geschichten erzählen möchte. Später mal, oder von Zeit zu Zeit, wenn ich wider Erwarten nostalgisch werden sollte. Oder mir über irgendetwas aus dieser Zeit klarer werden muss. So wie es kommt.