Nach dem Schreck. Nicht erwähnt, dass ich angefahren wurde. Am vergangenen Sonntag, 5. Oktober, auf dem Weg zu Noras Ausstellungseröffnung, stand ich an der stark befahrenen Lankwitzer Straße, wollte die Straßenseite wechseln, es war schon halbdunkel. Mein Blick geradeaus zum Verkehr, auf eine Lücke wartend, an der Stelle war keine Ampel. Plötzlich rammt mich ein Auto von rechts hinten. Ein gewaltiger Rumms gegen meine rechte Seite, vor allem den Arm, ich wankte, der Fahrer bremste. Konnte mich gerade noch fangen, was für ein Schreck. Er war entweder dabei, rechts hinter mir zu parken und wollte ein Stück zurücksetzen, oder war im Begriff wegzufahren. Er stieg erschrocken aus, wir guckten uns perplex an. Ich: „Das war aber ganz knapp. Da haben wir jetzt ja beide Glück gehabt, Glück im Unglück.“ Er sieht mich entschuldigend an, war natürlich keinerlei Absicht, klar. Gutaussehender Mittfünfziger (schätzungsweise). Groß, schlank, grauhaarig, markantes Gesicht, könnte modeln. Ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt, ihm gesagt, wo ich hinwollte, ob er mich hinfahren könnte. Ich hatte sowieso keine rechte Lust, zumal in der verwirrten Verfassung, das noch ganz schöne Stück zu Fuß zu laufen. Er meinte, er wollte gerade zum Fitness-Studio, kennt sich hier auch nicht aus, wo das sei. Palaver über den Weg dahin. Wir unterhielten uns ganz nett. Ich erklärte, dass ich zur Ausstellung einer Freundin wollte. Er daraufhin, die letzte Ausstellung wo er war, sei in der Newton Foundation gewesen. Eine alte Freundin von ihm, Jasmin Tabatabai, hätte ihn gefragt mitzukommen. Sie hätten sich kennengelernt, als sie im selben Jahr nach Berlin gezogen waren. Vermutlich beide Wurzeln im Iran. Beim Aussteigen er, wir sollten vielleicht in Kontakt bleiben, wollte meine Telefonnummer. Ich geoutet, dass ich ungern telefoniere, wollte ihm aber meine Mailadresse aufschreiben. Er wieder: nein, bitte Deine Nummer, nachsetzend, ihm ginge es nicht darum, mich zu belästigen, so Mann-Frau-mäßig. Ich wieder, dass ich einfach nicht gerne telefoniere, das so gut wie nie mache. Kritzelte meine Mailadresse und die von meiner Seite auf den Zettel. Wir verabschiedeten uns freundlich, einen schönen Abend wünschend.

8 Antworten auf „11. Oktober 2025

  1. Hm… könnte aber auch so ein ZDF-Prime-Time-Rosamunde-Pilcher-Plot-Auftakt sein :-) Was man in einem ernsthaften Roman nicht schreiben würde, weil es einem beinah platt erschiene. Aber so ist das Leben eben. Das schert sich nicht immer um extravagante Dramaturgie.

  2. Nee, die Pilcher hätte nach einem fast-angefahren-worden-Sein moralisch reagiert, nicht mit einem, nun jà, Flirt. Andererseits. Wer hätte mit so einer flirten auch wollen?

  3. Ich stimme Dir zu, seh es vor mir: schnaubende Empörung als erste Reaktion des „Opfers“, alles schön schwarz-weiß. Und er müsste dann Purzelbäume und Handstände machen, um sie zu besänftigen. Am Ende der Fahrt würde Sie dann eventuell huldvoll wissen lassen, dass sie seinen Namen incl. Adresse benötige, versicherungstechnisch begründet, für den Fall möglicher Spätschäden („Sie hören von meinem Anwalt“).

  4. Schon das Wort „Opfer“, unterdessen, klappt mir die Zehennägel hoch … also dieses Wort in unseren wohlstandsgemäßigten Breiten. Opfer waren die Gemeuschelten des 7. Oktobers.

  5. (In Die Dschungel.Anderswelt habe ich dazu heute gepostet; ich verlinke aber bewußt nicht. Wer will, findet.)

  6. kid37 – Sa, 11. Okt, 18:26
    Oha. Hoffe, es ist alles heile geblieben. Klingt aber alles in allem nach einer interessanten Wendung. Viele Freitagabendfilme fangen so an.

    g a g a – Sa, 11. Okt, 20:10
    Keine Spätschäden, kein Fall für seine Haftpflichtversicherung :-)

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