27. September 2015

Sieben Tage. Sieben Lieder. Sieben irreguläre Facebook-Beiträge.
No. 1
21. September 2015
Duke Meyer hatte die lustige Idee, mir (die ich nie irgendwelche Spielchen mitmache) die sieben-Tage-sieben-Lieder-meiner Wahl-Geschichte zuzuschanzen. Wie wir alle, habe auch ich natürlich nicht sieben, sondern siebenhundert Lieblingslieder, aber ich werde mich sieben Stücken widmen, die in diesen Tagen von Bedeutung sind, einige davon sind es auch schon lange oder gar länger. Ich beginne mit einem Song, von dem ich hoffe, dass er auch für Duke und seine Leser/innen eine Entdeckung ist. Tatsächlich höre ich das Lied allen Ernstes nahezu täglich und zwar mehrfach, weil es sich auf meiner aktuellen Lieblingsplaylist befindet. Es ist zu fünfzig Prozent von einem Interpreten, von dem ich noch nie Fan war und es auch nicht werde, zumindest nicht als Sänger oder Musiker, aber in diesem Lied hat er mich komplett überzeugt. Also nichts gegen Campino als Mensch, aber sein sonstiges Oeuvre mit dieser Gruppe mit den karierten Hosen ist nicht mein Ding (tschuldigung – ich bin ÄRZTE!). So, kommen wir nun endlich zu dem Werk. Es ist ein – ja ich möchte sagen – nicht von subtiler Erotik freies Liebeslied, zu dem Wim Wenders ein Video gedreht hat (er ist mit Herrn Campino gut Freund). Die Dame, die da (für mich umwerfend) singt, ist die nicht minder prominente österreichische Schauspielerin Birgit Minichmayr. Man munkelt, die beiden wären seinerzeit ein Paar gewesen. Der Song ist in – ich möchte jetzt nicht sagen „symbiotischer Zusammenarbeit“ zustande gekommen, denn ich war nicht dabei, aber ich spüre da auch so einen Vibe. Ich habe mir das Lied nach ungefähr siebenhundertmal Hören noch nicht überhört, es trifft mich tief. Und es heißt ►Auflösen.

No. 2
22. September 2015
Für Duke. 2/7. Von allen Liedern, die ich von Rio kenne und liebe, geht mir dieses am allermeisten zu Herzen. Ich habe beim Hören schon oft geweint (auf eine schöne Art). Ich weiß (oder glaube), dass dieses zauberhafte Nachtlied von Rio gar nicht so viele kennen. Überhaupt mochte ich ihn am liebsten in den Aufnahmen, wo er alleine daheim am Klavier gespielt hat und dazu gesungen, ganz ohne Studioeffekte. Da hört man sein zartes Gemüt und sein unfassbar großes Talent. Ich mag seine unaffektierte Phrasierung, alles. Und seine Dichtkunst. Ich habe ihn sehr geliebt. (Wie wir alle.) ►Rio Reiser – Frühlingssturm
Ich bin der Nachtwind, hörst du mich?
Ich trage die Fahne, ich frage nicht,
ahne den Morgen, der schmale Streifen
am Horizont zeigt mir den Weg.
Ich bin der Morgenstern, siehst du mich?
Ich küsse die Schlafenden, ich frage nicht,
suche die Blumen, der winzige Tropfen
Silbertau zeigt mir den Weg.
Ich bin die Sonne, fühlst du mich?
ich trockne die Tränen, ich frage nicht,
wecke das Leben, die kleine Knospe
am Apfelbaum zeigt mir den Weg.
Ich bin der Frühlingssturm, kennst du mich?
Ich bringe den Regen, ich frage nicht,
trage die Wünsche, die vergrabene Hoffnung
in deinem Herzen, zeig mir den Weg.

No. 3
23. September 2015
Mein drittes von sieben Liedern Rammstein: Frühling in Paris Man hört es ja. Was soll ich sagen. Mit Till Lindemann würde ich notfalls auch äh… Kamillentee trinken.

No. 4
24. September 2015
Hier Nummer Vier: ►Duke Meyer: Wo. Aus einem Blogeintrag, in dem ich beschreibe, was ich mit diesem Song von 2014 und mit Duke verbinde: „(…) Er erinnerte mich ein bißchen an die Sachen von Grace Jones aus den Achtzigern, die wir damals auch gehört hatten. Das Album „Warm Leatherette“ lief rauf und runter, Duke hörte das mindestens genauso oft wie ich, damals. Ich erinnere mich an Abende in Wohngemeinschaftsküchen, wo die Platte lief. Damals hatten wir noch keine CDs. Und er zuckte zum Beat mit seinen langen Gliedmaßen. In seiner Leopardenhose, klopfte mit den beringten und bereiften Händen und Armen den Rhythmus auf den Küchentisch und ich freute mich am Vibrieren…“ Die ganze (sehr persönliche) Geschichte kann man da lesen.

No. 5
25. September 2015
mein 5/7 ►Lou Reed – Modern Dance. Seine Musik hat mein Leben begleitet, seit ich ihn 1980 durch einen jungen Musiker entdeckt hatte, mit dem ich in seinem ersten Auto wilde Fahrten zu wilden Wäldern unternahm und die Fenster waren heruntergekurbelt und im Kassettenrekorder lief die erste Soloplatte von Lou Reed – „Lou Reed“.(vor allem Wild Child hatte es mir angetan). Ich wünschte mir die Platte zum Geburtstag (zum fünfzehnten glaube ich) und hörte sie rund um die Uhr, keine andere mehr. Die Version von „Berlin“ darauf ist die schönste, die ich kenne, sehr intim „In Berlin by the Wall, you were five foot, ten inches tall…it was very nice, oh honey, it was paradise….“) Wenige Zeit danach hörte ich mir die ganzen V.U.-Sachen an und verliebte mich auch noch sehr in John Cale und Nico sowieso. Aber Lou hatte ein eigenständiges Werk, das beinah noch stärker war, unvergleichlich. Und so gut wie ich es kenne, so viel ich gehört habe, in all den Jahren, fünfunddreißig Jahre ist es nun, gibt es einen bestimmten Song, der mich mehr getroffen hat als alle anderen, mehr als Wild Child und Perfect Day und Coney Island Baby, die ich auch sehr liebe – er ist von der Platte Ecstasy aus dem Jahr 2000.
„(…) Or maybe I should get a farm in southern France
where the winds are wispy and the villagers dance
and you and I we’d sleep beneath a moon
moon in June and sleep till noon
And maybe you and I could fall in love
regain the spirit that we once had
you’d let me hold you and touch the night
that shines so bright, so bright with fright
Doin‘ a modern dance…“


No. 6
26. September 2015
6/7 Habe mich verzettelt. Wie soll man sich entscheiden. Ich poste jetzt als Nummer Sechs von Sieben einen Song – oder vielmehr eine Cover-Version, die ich erst vor einer Viertelstunde entdeckt habe, und die mich auf Anhieb begeistert. Die (Grammy-winning) Civil Wars kannte ich schon und auch „Billy Jean“ aber nicht diese Live-Version von den beiden. ►The Civil Wars – Billie Jean

No. 7
27. September 2015
7/7 ►Cosmic/poetrYclub – Widerspruch. Sehr persönlicher Bezug. Sowohl der Text, den Friedrich Rückert schrieb, als auch die Musik von Cosmic, sein Vortrag, der mir ans Herz greift. Aus einer für mich sehr wichtigen Zeit. Die Visuals im Hintergrund waren von mir, ich projezierte und nahm gleichzeitig auf und so entstand dieses Video. Eine Erinnerung an eine Begegnung, die mir neue Horizonte und Möglichkeiten eröffnete. Der Text von Friedrich Rückert war in diesem Moment, als ich die Performance aufnahm, mehr als irgendein Text, den Cosmic vertont hatte. Das hatte er mit vielen von Rückert getan, in diesem Projekt poetrYclub, von dem ich ein Teil wurde. Es war auch ein Ausdruck unserer persönlichen Verbindung. Das war alles sehr bedeutend für mich. Ebenso wichtig wie die Begegnung mit Duke vor mittlerweile fünfunddreißig Jahren. Ein Meilenstein. Damit schließe ich diese kleine Reihe von sieben Liedern.
„Zufrieden sein und klagen ist ein Widerspruch. Getrost sein und verzagen ist ein Widerspruch. Uneinig sein und einig ist nicht einerlei. Sich zanken und vertragen ist ein Widerspruch. In Flucht zu schlagen einen Feind, und von dem Feind zu sein in Flucht geschlagen, ist ein Widerspruch. Zu suchen und zu meiden Eins zu gleicher Zeit. Zu fliehn und nachzujagen ist ein Widerspruch. Zu predigen für taube Ohren ist verkehrt. Und stummen Mund zu fragen ist ein Widerspruch. Sich weise dünken, und unwissend wissen sich, reich, und an Brocken nagen, ist ein Widerspruch. Die Königskrone tragen und den Bettelstab, sich härmen und behagen, ist ein Widerspruch. Doch Stab und Krone trägt mein Herz; und was es härmt, und was ihm mag behagen, ist ein Widerspruch. Unwissend weiß mein Herz, und weise dünkt es sich; Mein Herz, ich muß es sagen, ist ein Widerspruch. Ich pred’ge tauben Ohren, frage stummen Mund; Mein Herz mit seinen Plagen ist ein Widerspruch. Ich such‘ und meide, flieh‘ und jag‘, es schlägt mein Herz, Mein Herz mit seinem Schlagen ist ein Widerspruch. Uneinig ist’s und einig, und verträgt nur Zank; Mein Herz und sein Betragen ist ein Widerspruch. Zufrieden ist’s, und klagt, getrost, und zagt; mein Herz in diesen Frühlingstagen ist ein Widerspruch.“

https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616

29. September 2015

Die Wege von flickr sind mitunter auch unergründlich. Seit vorgestern ‚folgt‘ mir ein spanischer Professor für Philosophie, der kein einziges Bild von annähernd 45.000 Fotos in meinem Zugang favorisiert hat. Er kennt niemanden, den ich kenne, soweit eruierbar, postet auf youtube u. a. spanischsprachige Vorträge über Bücher von Sloterdijk. Schon alles sehr seltsam. Würde mich mal interessieren, welche Bilder ihn bewogen haben, meinen Aktivitäten zu folgen. Normalerweise haben solche follower vorangehend irgendeine oder mehrere Aufnahmen gesehen, die sie favorisierten oder gar kommentierten (bei mir selten, weil ich keine community-Pflege betreibe und nur ca. einmal im Jahr irgendein Bild kommentiere). Aber so aus dem Vakuum – schon komisch. Meine häufigsten Favorisierungen bekomme ich übrigens von Fetischisten. Gürtel-Fetischisten um genau zu sein. Da wurde mir erst bewusst, wie viele Bilder ich mit Gürteln gemacht habe. Na ja, auch eine Art Erkenntnis. Wenn man deren Favoriten dann in der Reihe sieht und immer mal wieder mich, könnte man denken, ich wäre meinerseits eine Gürtel-Fetischistin. Ist aber Unfug. Ich finde die nur gut. Wie eben auch Schuhe und gut sitzende Jacken und Mäntel. Und dann gibt es noch so ein paar U.S.-amerikanische (männliche) Fans meines Streams, die ein paar in Germany gesperrte Inhalte begutachten konnten und nun seit Jahren auf mehr hoffen. Tja. Viel Freude beim Warten.

29. September 2015

Die Wege von flickr sind mitunter auch unergründlich. Seit vorgestern ‚folgt‘ mir ein spanischer Professor für Philosophie, der kein einziges Bild von annähernd 45.000 Fotos in meinem Zugang favorisiert hat. Er kennt niemanden, den ich kenne, soweit eruierbar, postet auf youtube u. a. spanischsprachige Vorträge über Bücher von Sloterdijk. Schon alles sehr seltsam. Würde mich mal interessieren, welche Bilder ihn bewogen haben, meinen Aktivitäten zu folgen. Normalerweise haben solche follower vorangehend irgendeine oder mehrere Aufnahmen gesehen, die sie favorisierten oder gar kommentierten (bei mir selten, weil ich keine community-Pflege betreibe und nur ca. einmal im Jahr irgendein Bild kommentiere). Aber so aus dem Vakuum – schon komisch. Meine häufigsten Favorisierungen bekomme ich übrigens von Fetischisten. Gürtel-Fetischisten um genau zu sein. Da wurde mir erst bewusst, wie viele Bilder ich mit Gürteln gemacht habe. Na ja, auch eine Art Erkenntnis. Wenn man deren Favoriten dann in der Reihe sieht und immer mal wieder mich, könnte man denken, ich wäre meinerseits eine Gürtel-Fetischistin. Ist aber Unfug. Ich finde die nur gut. Wie eben auch Schuhe und gut sitzende Jacken und Mäntel. Und dann gibt es noch so ein paar U.S.-amerikanische (männliche) Fans meines Streams, die ein paar in Germany gesperrte Inhalte begutachten konnten und nun seit Jahren auf mehr hoffen. Tja. Viel Freude beim Warten.

27. September 2015

Sieben Tage. Sieben Lieder. Sieben irreguläre Facebook-Beiträge.
No. 1
21. September 2015
Duke Meyer hatte die lustige Idee, mir (die ich nie irgendwelche Spielchen mitmache) die sieben-Tage-sieben-Lieder-meiner Wahl-Geschichte zuzuschanzen. Wie wir alle, habe auch ich natürlich nicht sieben, sondern siebenhundert Lieblingslieder, aber ich werde mich sieben Stücken widmen, die in diesen Tagen von Bedeutung sind, einige davon sind es auch schon lange oder gar länger. Ich beginne mit einem Song, von dem ich hoffe, dass er auch für Duke und seine Leser/innen eine Entdeckung ist. Tatsächlich höre ich das Lied allen Ernstes nahezu täglich und zwar mehrfach, weil es sich auf meiner aktuellen Lieblingsplaylist befindet. Es ist zu fünfzig Prozent von einem Interpreten, von dem ich noch nie Fan war und es auch nicht werde, zumindest nicht als Sänger oder Musiker, aber in diesem Lied hat er mich komplett überzeugt. Also nichts gegen Campino als Mensch, aber sein sonstiges Oeuvre mit dieser Gruppe mit den karierten Hosen ist nicht mein Ding (tschuldigung – ich bin ÄRZTE!). So, kommen wir nun endlich zu dem Werk. Es ist ein – ja ich möchte sagen – nicht von subtiler Erotik freies Liebeslied, zu dem Wim Wenders ein Video gedreht hat (er ist mit Herrn Campino gut Freund). Die Dame, die da (für mich umwerfend) singt, ist die nicht minder prominente österreichische Schauspielerin Birgit Minichmayr. Man munkelt, die beiden wären seinerzeit ein Paar gewesen. Der Song ist in – ich möchte jetzt nicht sagen „symbiotischer Zusammenarbeit“ zustande gekommen, denn ich war nicht dabei, aber ich spüre da auch so einen Vibe. Ich habe mir das Lied nach ungefähr siebenhundertmal Hören noch nicht überhört, es trifft mich tief. Und es heißt ►Auflösen.

No. 2
22. September 2015
Für Duke. 2/7. Von allen Liedern, die ich von Rio kenne und liebe, geht mir dieses am allermeisten zu Herzen. Ich habe beim Hören schon oft geweint (auf eine schöne Art). Ich weiß (oder glaube), dass dieses zauberhafte Nachtlied von Rio gar nicht so viele kennen. Überhaupt mochte ich ihn am liebsten in den Aufnahmen, wo er alleine daheim am Klavier gespielt hat und dazu gesungen, ganz ohne Studioeffekte. Da hört man sein zartes Gemüt und sein unfassbar großes Talent. Ich mag seine unaffektierte Phrasierung, alles. Und seine Dichtkunst. Ich habe ihn sehr geliebt. (Wie wir alle.) ►Rio Reiser – Frühlingssturm
Ich bin der Nachtwind, hörst du mich?
Ich trage die Fahne, ich frage nicht,
ahne den Morgen, der schmale Streifen
am Horizont zeigt mir den Weg.
Ich bin der Morgenstern, siehst du mich?
Ich küsse die Schlafenden, ich frage nicht,
suche die Blumen, der winzige Tropfen
Silbertau zeigt mir den Weg.
Ich bin die Sonne, fühlst du mich?
ich trockne die Tränen, ich frage nicht,
wecke das Leben, die kleine Knospe
am Apfelbaum zeigt mir den Weg.
Ich bin der Frühlingssturm, kennst du mich?
Ich bringe den Regen, ich frage nicht,
trage die Wünsche, die vergrabene Hoffnung
in deinem Herzen, zeig mir den Weg.

No. 3
23. September 2015
Mein drittes von sieben Liedern Rammstein: Frühling in Paris Man hört es ja. Was soll ich sagen. Mit Till Lindemann würde ich notfalls auch äh… Kamillentee trinken.

No. 4
24. September 2015
Hier Nummer Vier: ►Duke Meyer: Wo. Aus einem Blogeintrag, in dem ich beschreibe, was ich mit diesem Song von 2014 und mit Duke verbinde: „(…) Er erinnerte mich ein bißchen an die Sachen von Grace Jones aus den Achtzigern, die wir damals auch gehört hatten. Das Album „Warm Leatherette“ lief rauf und runter, Duke hörte das mindestens genauso oft wie ich, damals. Ich erinnere mich an Abende in Wohngemeinschaftsküchen, wo die Platte lief. Damals hatten wir noch keine CDs. Und er zuckte zum Beat mit seinen langen Gliedmaßen. In seiner Leopardenhose, klopfte mit den beringten und bereiften Händen und Armen den Rhythmus auf den Küchentisch und ich freute mich am Vibrieren…“ Die ganze (sehr persönliche) Geschichte kann man da lesen.

No. 5
25. September 2015
mein 5/7 ►Lou Reed – Modern Dance. Seine Musik hat mein Leben begleitet, seit ich ihn 1980 durch einen jungen Musiker entdeckt hatte, mit dem ich in seinem ersten Auto wilde Fahrten zu wilden Wäldern unternahm und die Fenster waren heruntergekurbelt und im Kassettenrekorder lief die erste Soloplatte von Lou Reed – „Lou Reed“.(vor allem Wild Child hatte es mir angetan). Ich wünschte mir die Platte zum Geburtstag (zum fünfzehnten glaube ich) und hörte sie rund um die Uhr, keine andere mehr. Die Version von „Berlin“ darauf ist die schönste, die ich kenne, sehr intim „In Berlin by the Wall, you were five foot, ten inches tall…it was very nice, oh honey, it was paradise….“) Wenige Zeit danach hörte ich mir die ganzen V.U.-Sachen an und verliebte mich auch noch sehr in John Cale und Nico sowieso. Aber Lou hatte ein eigenständiges Werk, das beinah noch stärker war, unvergleichlich. Und so gut wie ich es kenne, so viel ich gehört habe, in all den Jahren, fünfunddreißig Jahre ist es nun, gibt es einen bestimmten Song, der mich mehr getroffen hat als alle anderen, mehr als Wild Child und Perfect Day und Coney Island Baby, die ich auch sehr liebe – er ist von der Platte Ecstasy aus dem Jahr 2000.
„(…) Or maybe I should get a farm in southern France
where the winds are wispy and the villagers dance
and you and I we’d sleep beneath a moon
moon in June and sleep till noon
And maybe you and I could fall in love
regain the spirit that we once had
you’d let me hold you and touch the night
that shines so bright, so bright with fright
Doin‘ a modern dance…“


No. 6
26. September 2015
6/7 Habe mich verzettelt. Wie soll man sich entscheiden. Ich poste jetzt als Nummer Sechs von Sieben einen Song – oder vielmehr eine Cover-Version, die ich erst vor einer Viertelstunde entdeckt habe, und die mich auf Anhieb begeistert. Die (Grammy-winning) Civil Wars kannte ich schon und auch „Billy Jean“ aber nicht diese Live-Version von den beiden. ►The Civil Wars – Billie Jean

No. 7
27. September 2015
7/7 ►Cosmic/poetrYclub – Widerspruch. Sehr persönlicher Bezug. Sowohl der Text, den Friedrich Rückert schrieb, als auch die Musik von Cosmic, sein Vortrag, der mir ans Herz greift. Aus einer für mich sehr wichtigen Zeit. Die Visuals im Hintergrund waren von mir, ich projezierte und nahm gleichzeitig auf und so entstand dieses Video. Eine Erinnerung an eine Begegnung, die mir neue Horizonte und Möglichkeiten eröffnete. Der Text von Friedrich Rückert war in diesem Moment, als ich die Performance aufnahm, mehr als irgendein Text, den Cosmic vertont hatte. Das hatte er mit vielen von Rückert getan, in diesem Projekt poetrYclub, von dem ich ein Teil wurde. Es war auch ein Ausdruck unserer persönlichen Verbindung. Das war alles sehr bedeutend für mich. Ebenso wichtig wie die Begegnung mit Duke vor mittlerweile fünfunddreißig Jahren. Ein Meilenstein. Damit schließe ich diese kleine Reihe von sieben Liedern.
„Zufrieden sein und klagen ist ein Widerspruch. Getrost sein und verzagen ist ein Widerspruch. Uneinig sein und einig ist nicht einerlei. Sich zanken und vertragen ist ein Widerspruch. In Flucht zu schlagen einen Feind, und von dem Feind zu sein in Flucht geschlagen, ist ein Widerspruch. Zu suchen und zu meiden Eins zu gleicher Zeit. Zu fliehn und nachzujagen ist ein Widerspruch. Zu predigen für taube Ohren ist verkehrt. Und stummen Mund zu fragen ist ein Widerspruch. Sich weise dünken, und unwissend wissen sich, reich, und an Brocken nagen, ist ein Widerspruch. Die Königskrone tragen und den Bettelstab, sich härmen und behagen, ist ein Widerspruch. Doch Stab und Krone trägt mein Herz; und was es härmt, und was ihm mag behagen, ist ein Widerspruch. Unwissend weiß mein Herz, und weise dünkt es sich; Mein Herz, ich muß es sagen, ist ein Widerspruch. Ich pred’ge tauben Ohren, frage stummen Mund; Mein Herz mit seinen Plagen ist ein Widerspruch. Ich such‘ und meide, flieh‘ und jag‘, es schlägt mein Herz, Mein Herz mit seinem Schlagen ist ein Widerspruch. Uneinig ist’s und einig, und verträgt nur Zank; Mein Herz und sein Betragen ist ein Widerspruch. Zufrieden ist’s, und klagt, getrost, und zagt; mein Herz in diesen Frühlingstagen ist ein Widerspruch.“

https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616

22. September 2015






https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616







Wünsche mir, der Eintrag wäre schon verfasst. Von Zauberhand. Ich möchte lieber Dinge tun, die sich einfach so ergeben. Hier ein Kommentar, dort ein paar Zeilen. Bei einem Freund auf facebook, der mich in ein Spielchen verstrickt, es hat mit Musik zu tun, und da bin ich anfällig, poste auf seiner Pinnwand, oder wie das heißt „oder wie das heißt“ schreibe ich jedesmal, ich kann es mir nicht merken. Sieben Tage, sieben Lieder. Ich kann Duke nichts abschlagen. Ich wählte Auflösen. Mit viel Erklärung. Schon möchte ich jeden kommentierten Buchstaben wieder meinem Blog einverleiben. Es gehört doch alles zusammen. Es ist doch ein Werk. Ein Werk. Ich verstehe das. In beiden Kommentaren zufällig – oder unzufällig ein Bezug zu Wim Wenders. Nein, ist kein Zufall.








Alles schwingt mit und fließt ein, was einen gerade zuletzt beschäftigt hat. So entsteht das Gewebe, das einmalige Muster, die unverwechselbare Textur. Jetzt bin ich bei Wim Wenders, ich habe es geschafft. In diesem Eintrag und mit der Kamera. Seltsam, wie ich noch vor gut vier Wochen davon schrieb, dass ich manchmal so ein Gefühl habe, jemandem zu begegnen, irgendwann. Und nur vier Wochen später war es plötzlich so weit.

Das war kein Hexenwerk. Ich bin ja auch aus eigener Kraft dort hingegangen. Ich sah schon einen Tag vorher, dass die Presseagentin dieselbe Lady war, die ich zufällig an anderer Stelle getroffen hatte und wir hatten uns gut unterhalten. Vera Lehndorff und Holger Trülzsch im Box.Freiraum in Friedrichshain. Dort habe ich unendlich viele Bilder gemacht. Gegen Mitternacht knallte eine Magnum Dom Perignon, Holger Trülzsch hatte Geburtstag und vier Musiker aus Syrien katapultierten uns mit den Klängen einer arabischen Oud, einem Keyboard und zwei Trommeln in eine ferne, verlorene Landschaft. Doch ich komme schon wieder weg von meiner Geschichte. Ich war wieder fasziniert, wie dynamisch Wim Wenders war, obgleich ich ihn nicht zum ersten mal sah. Ich meine seine Bewegungen. Es brauchte bei diesem Anlass keinerlei Rechtfertigung mit der Kamera zu agieren. Ich beobachtete eine Situation im oberen Bereich der Galerie. Ein schwer bewaffneter Fotograf positionierte sich und fokussierte Wim, er nahm geradezu artig eine brauchbare Pose ein. Aber er hielt immer noch eine Bierflasche, die zwangsläufig mit im Fokus gewesen wäre und das Bild zer- oder zumindest gestört hätte. Ich sprang impulsiv ins noch nicht ausgelöste Bild und griff reflexartig, als sei ich die engagierte Assistentin, nach der störenden Flasche und zauberte sie auf den Boden, wo sie nicht mehr das Bild störte. Ich bemerkte knapp erklärend „die Flasche muss weg.“ Wim und der Fotograf waren eine Viertelsekunde perplex und nickten dann zustimmend. Nun konnte es losgehen. Wie kann man das nicht sehen. Ich meine, der Fotograf. Das begreife ich nicht. Dann hielt ich Ausschau nach einem bestimmten Bild, einer Fotografie von ihm, die er bei „Four Corners“ gemacht hatte, jener Ecke, wo die vier US-Bundesstaaten Utah, Arizona, Colorado und New Mexico aufeinandertreffen.






Ich sah das Bild in der online Pressemappe, es war mein liebstes, aber es war nicht in der Ausstellung zu sehen. Gerade kam er wieder vorbei und ich fragte ihn im Vorbeigehen nach jenem Bild, er sagte, dass es nicht dabei sei und ich sah seine innere Verwunderung, dass jemand tatsächlich eine konkrete Aufnahme ansprach. Irgendein Amischlitten in dieser weiten Wüstenlandschaft, in der ich auch einmal war, in dieser Ecke im Südwesten der USA. Auf einem alten Chevrolet oder was auch immer, saß ein Tier… ein Vogel… ein Rabe, eine Krähe? Ich weiß es nicht mehr. Die Presseagentin hatte inzwischen Geburtstagsbescherung. Wir stellten fest, dass wir nur wenige Tage auseinander liegen, vierzehn Tage. Derselbe Jahrgang. Ich mochte die Stimmung um sie und ihre Assistentinnen, besonders Alexandra. Und die bildschöne Tochter. Und dann war da noch das Fiona Bennett-Geschöpf mit der Schleife. Auch so ein Wesen, das das Lächeln, um nicht zu sagen Lachen nicht verlernt hat. Und zuguterletzt Fiona selbst. Noch nie sah ich ein Bild von Fiona Bennett, auf dem sie so flirrend, vibrierend und feurig gewirkt hätte, wie in der Realität. Sie war aber in diesem Moment auch sehr angetan, Wim zu sehen. Die beiden kannten sich. Und weil ich gerade noch so mit den beiden Fionas geflirtet hatte und wir nun bei Wim standen, purzelte es aus mir heraus, zu fragen, ob sie sich kennen (ja, ja!), die Frage war auch halb rhetorisch, und ich bemerkte, dass ich das sehr amüsant fände, weil ich ausgerechnet sie, Fiona immer wieder beim Frühstücken in der Milchbar unten vom Haus, in dem ich wohne, sehe und andererseits gegenüber im Al Contadino eben ihn, also Wim – und dass ich jedesmal denke, dass ich niemals Fotos machen würde, so aus dem Fenster. Und Fiona grinst und ich setzte noch nach „ich SEHE das ja immer alles!“ und Wim guckt erst leicht unwirsch und muss die Information verarbeiten und schüttelt dann den Kopf und macht so „nein, nein…ach! Wieso – ist doch… ach pfh nö, wieso?!“ Fiona Bennett wollte unbedingt von ihrer Assistentin mit Wim fotografiert werden, und da sie mir dauernd so lustig zuzwinkerte, konnte ich die Kamera auch nicht weglegen und Wim ließ sich das alles sehr gerne gefallen. „Aber heute habe ich euch paparazzt.“ versicherte ich, und Fiona freute sich wie eine Schneekönigin. Und Wim fand das auch nicht unamüsant, schien mir. Ein geladener Zirkel hatte dann noch ein Dinner, wo auch immer. Ich hatte mich auch amüsiert und rauschte an der bereits auf dem Hinterhof wartenden Taxikolonne vorbei, auf die Potsdamer Straße, hinein in die Nacht.

22. September 2015






https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616







Wünsche mir, der Eintrag wäre schon verfasst. Von Zauberhand. Ich möchte lieber Dinge tun, die sich einfach so ergeben. Hier ein Kommentar, dort ein paar Zeilen. Bei einem Freund auf facebook, der mich in ein Spielchen verstrickt, es hat mit Musik zu tun, und da bin ich anfällig, poste auf seiner Pinnwand, oder wie das heißt „oder wie das heißt“ schreibe ich jedesmal, ich kann es mir nicht merken. Sieben Tage, sieben Lieder. Ich kann Duke nichts abschlagen. Ich wählte Auflösen. Mit viel Erklärung. Schon möchte ich jeden kommentierten Buchstaben wieder meinem Blog einverleiben. Es gehört doch alles zusammen. Es ist doch ein Werk. Ein Werk. Ich verstehe das. In beiden Kommentaren zufällig – oder unzufällig ein Bezug zu Wim Wenders. Nein, ist kein Zufall.








Alles schwingt mit und fließt ein, was einen gerade zuletzt beschäftigt hat. So entsteht das Gewebe, das einmalige Muster, die unverwechselbare Textur. Jetzt bin ich bei Wim Wenders, ich habe es geschafft. In diesem Eintrag und mit der Kamera. Seltsam, wie ich noch vor gut vier Wochen davon schrieb, dass ich manchmal so ein Gefühl habe, jemandem zu begegnen, irgendwann. Und nur vier Wochen später war es plötzlich so weit.

Das war kein Hexenwerk. Ich bin ja auch aus eigener Kraft dort hingegangen. Ich sah schon einen Tag vorher, dass die Presseagentin dieselbe Lady war, die ich zufällig an anderer Stelle getroffen hatte und wir hatten uns gut unterhalten. Vera Lehndorff und Holger Trülzsch im Box.Freiraum in Friedrichshain. Dort habe ich unendlich viele Bilder gemacht. Gegen Mitternacht knallte eine Magnum Dom Perignon, Holger Trülzsch hatte Geburtstag und vier Musiker aus Syrien katapultierten uns mit den Klängen einer arabischen Oud, einem Keyboard und zwei Trommeln in eine ferne, verlorene Landschaft. Doch ich komme schon wieder weg von meiner Geschichte. Ich war wieder fasziniert, wie dynamisch Wim Wenders war, obgleich ich ihn nicht zum ersten mal sah. Ich meine seine Bewegungen. Es brauchte bei diesem Anlass keinerlei Rechtfertigung mit der Kamera zu agieren. Ich beobachtete eine Situation im oberen Bereich der Galerie. Ein schwer bewaffneter Fotograf positionierte sich und fokussierte Wim, er nahm geradezu artig eine brauchbare Pose ein. Aber er hielt immer noch eine Bierflasche, die zwangsläufig mit im Fokus gewesen wäre und das Bild zer- oder zumindest gestört hätte. Ich sprang impulsiv ins noch nicht ausgelöste Bild und griff reflexartig, als sei ich die engagierte Assistentin, nach der störenden Flasche und zauberte sie auf den Boden, wo sie nicht mehr das Bild störte. Ich bemerkte knapp erklärend „die Flasche muss weg.“ Wim und der Fotograf waren eine Viertelsekunde perplex und nickten dann zustimmend. Nun konnte es losgehen. Wie kann man das nicht sehen. Ich meine, der Fotograf. Das begreife ich nicht. Dann hielt ich Ausschau nach einem bestimmten Bild, einer Fotografie von ihm, die er bei „Four Corners“ gemacht hatte, jener Ecke, wo die vier US-Bundesstaaten Utah, Arizona, Colorado und New Mexico aufeinandertreffen.






Ich sah das Bild in der online Pressemappe, es war mein liebstes, aber es war nicht in der Ausstellung zu sehen. Gerade kam er wieder vorbei und ich fragte ihn im Vorbeigehen nach jenem Bild, er sagte, dass es nicht dabei sei und ich sah seine innere Verwunderung, dass jemand tatsächlich eine konkrete Aufnahme ansprach. Irgendein Amischlitten in dieser weiten Wüstenlandschaft, in der ich auch einmal war, in dieser Ecke im Südwesten der USA. Auf einem alten Chevrolet oder was auch immer, saß ein Tier… ein Vogel… ein Rabe, eine Krähe? Ich weiß es nicht mehr. Die Presseagentin hatte inzwischen Geburtstagsbescherung. Wir stellten fest, dass wir nur wenige Tage auseinander liegen, vierzehn Tage. Derselbe Jahrgang. Ich mochte die Stimmung um sie und ihre Assistentinnen, besonders Alexandra. Und die bildschöne Tochter. Und dann war da noch das Fiona Bennett-Geschöpf mit der Schleife. Auch so ein Wesen, das das Lächeln, um nicht zu sagen Lachen nicht verlernt hat. Und zuguterletzt Fiona selbst. Noch nie sah ich ein Bild von Fiona Bennett, auf dem sie so flirrend, vibrierend und feurig gewirkt hätte, wie in der Realität. Sie war aber in diesem Moment auch sehr angetan, Wim zu sehen. Die beiden kannten sich. Und weil ich gerade noch so mit den beiden Fionas geflirtet hatte und wir nun bei Wim standen, purzelte es aus mir heraus, zu fragen, ob sie sich kennen (ja, ja!), die Frage war auch halb rhetorisch, und ich bemerkte, dass ich das sehr amüsant fände, weil ich ausgerechnet sie, Fiona immer wieder beim Frühstücken in der Milchbar unten vom Haus, in dem ich wohne, sehe und andererseits gegenüber im Al Contadino eben ihn, also Wim – und dass ich jedesmal denke, dass ich niemals Fotos machen würde, so aus dem Fenster. Und Fiona grinst und ich setzte noch nach „ich SEHE das ja immer alles!“ und Wim guckt erst leicht unwirsch und muss die Information verarbeiten und schüttelt dann den Kopf und macht so „nein, nein…ach! Wieso – ist doch… ach pfh nö, wieso?!“ Fiona Bennett wollte unbedingt von ihrer Assistentin mit Wim fotografiert werden, und da sie mir dauernd so lustig zuzwinkerte, konnte ich die Kamera auch nicht weglegen und Wim ließ sich das alles sehr gerne gefallen. „Aber heute habe ich euch paparazzt.“ versicherte ich, und Fiona freute sich wie eine Schneekönigin. Und Wim fand das auch nicht unamüsant, schien mir. Ein geladener Zirkel hatte dann noch ein Dinner, wo auch immer. Ich hatte mich auch amüsiert und rauschte an der bereits auf dem Hinterhof wartenden Taxikolonne vorbei, auf die Potsdamer Straße, hinein in die Nacht.

13. September 2015

https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616





Es begab sich, dass ich nach dem Sommerfest am 29. August auf die fb-Seite des Literarischen Colloquiums ging, um zu sehen, ob jemand Bilder gemacht hat. Ich selbst hatte kaum fotografiert, da ich sehr spät kam, als alle Lesungen bereits vorbei waren. Ich kam um zu trinken, zu plaudern und zu tanzen. Zwei Freundinnen, die ich traf, erzählten, dass die Lesung von Ulrich Matthes sehr gut gewesen sei. Ich fragte noch, ob so gut war, WAS er las oder WIE er las (es war wohl ein Kapitel aus tschick von Wolfgang Herrndorf, von dem ich selbst nur das einleitende Kapitel kenne, was ich „nett“ fand, aber nicht packend). Die Antwort war „Es war, WIE er las“. Mir durchaus verständlich, denn ich hatte erst zwei Tage zuvor Gelegenheit gehabt, ihm zwei Stunden in einem Gespräch zuzuhören und mochte seinen für einen Schauspieler auffallend unpathetischen Duktus. Ich hatte ihn aber auch fotografiert, und deswegen schien mir das auch in dieser Hinsicht kein Versäumnis. Ich sah ihn noch draußen auf der Terrasse und erwähnte im Vorbeigehen, dass ich den Link mit den Bildern seiner Agentin gemailt habe. Seine Unterarme sind vermutlich noch nie derart von einer Kamera fokussiert worden. Aber das ist eine andere Geschichte. Als ich ankam, es war schon dunkel – ich rede immer noch vom 29. August, nicht von dem Abend von Alban Nikolai Herbst – spielte eine Gruppe, die ich nicht kannte, Männer im mittleren Alter, in für meinen Geschmack äußerst unattraktiver Bühnenkleidung. Ich ging sogar so weit, den Sänger der Gruppe zu bitten, seinen seltsamen roten Anorak auszuziehen. Es war ein erwachsener Mann, der Ähnlichkeit mit Wondratschek in seinen jüngeren Jahren hatte. Er lächelte nur irritiert und behielt das seltsame Kleidungsstück an. Ich machte kaum Bilder, es ging mir gegen den Strich, ich verlor die Lust, das war mir alles zu unattraktiv. Als mein Akku den Geist aufgab, war ich nicht weiter unglücklich darüber, weil ich auf niemanden traf, den abzulichten, ich als einmalige Gelegenheit empfunden hätte. Als ich auf der facebook-Seite vom LCB war, wollte ich mich nur vergewissern, ob vielleicht vorher, als es noch hell war, interessante Gesichter dabei waren. Das interessanteste war das von Christian Brückner, den man eigentlich bei jedem Sommerfest vom LCB antreffen kann, mein Freund Jan hat ihn fotografiert. Er ist immer ein Bild wert. Aber auch ihn hatte ich schon mehr als ausgiebig abgelichtet, gemeinsam mit Michael Ballhaus. Also nicht so viel versäumt. Als ich eigentlich schon kurz davor war, wieder wegzuklicken, sah ich in der Seitenleiste als kommendes Event vom LCB die Ankündigung einer Lesung von Alban Nikolai Herbst. Mit einem sehr guten Foto von Renate von Mangoldt, die seit Jahrzehnten Schriftsteller portraitiert, insbesondere für das Literarische Colloquium. Selbst, wenn ich nicht im Hinterkopf gehabt hätte, dass es sich um jemanden handelt, der auch bei Twoday schreibt, und zwar ziemlich genauso lange wie ich, seit 2004, hätte mich die Veranstaltung vielleicht nur aufgrund des Bildes von Renate von Mangoldt neugierig gemacht. Es zeigt einen Charakterkopf mit einem amüsierten Ausdruck. Ausgesprochen sympathisch. Mit Bedacht gekleidet, elegant. Also das vollständige Gegenteil der Anorak-Aufmachung des Sängers der Popgruppe da neulich, der nebenbei auch Schriftsteller ist. Mein Impuls war, dass ich diese zufällige Gelegenheit nutzen wollte, mir ein eigenständiges Bild dieses lesenden Autors zu machen, der seit Jahren auf der twoday-Startseite vorkommt, den ich aber – das schreibe ich ganz neutral – zumindest bislang – nicht oder sehr selten lese. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ich habe in den letzten zehn Jahren sehr punktuell quergelesen, vor allem immer wenn twoday abgestürzt ist, war mein erster Impuls zu checken, ob die Vielschreiber mehr wissen oder schon wieder etwas posten konnten. Und da gehört er dazu. Seit langem besuche ich nicht mehr aus anderen Gründen die twoday-Startseite, wo man sieht, wer zuletzt aktualisiert hat. Es ist ein chronologisches Ranking. Damals, als alles anfing, interessierte es mich, neue Blogs zu entdecken, dafür war die Seite gut. Wenn es heute bei meiner Seite hakt, schaue ich als erstes, ob andere auch nicht aufrufbar sind und dann auf diese Startseite, ob womöglich alles zusammengebrochen ist. Er scheint häufig etwas zu überarbeiten, schreibt aber auch annähernd täglich, und ist damit mehr oder weniger dauerhaft auf dieser Startseite. Man kam zu keinem Zeitpunkt daran vorbei, zumindest seine Existenz zur Kenntnis zu nehmen. Inzwischen gibt es immer wieder Abwanderungswellen, von twoday zur eigenen Domain oder anderen Hostern. Er ist jedoch dabei geblieben. Und ich auch. Irgendwo las ich, dass er mit Knallgrau, der Firma in Wien, die twoday betreibt, eine besondere Vereinbarung hat, was die Archivierung seines online-Werks, Die Dschungel angeht. Aber so genau weiß ich es nicht. So sporadisch ich alle paar Jahre ein wenig dort gelesen hatte, fiel mir doch auf, dass vor allem seine Kommentare, die er nicht so häufig wo anders hinterließ (zumindest nicht da, wo ich las), schnell polarisierten. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass diejenigen, die sich in die Kommentarstränge verstrickt hatten, mit großer Leidenschaft bei der Sache waren, entweder wurde nahezu ehrfürchtiger Beifall gezollt oder unsachliche Spitzfindigkeiten gepostet. Man könnte fast von einer Hass-Liebe sprechen. Ein Blogger in der Nachbarschaft, der sich nicht als Wald- und Wiesen-Befindlichkeits-Hobby-Blogger präsentiert, sondern als Berufs-Autor, der Teile seines Work in progress veröffentlicht und auf der ganzen Klaviatur fiktionaler Ebenen spielt. Opulent, intensiv, auf vieles Bezug nehmend, was in vorherigen Kapiteln behandelt wurde, mehrere Stränge und Ebenen. Ich merkte recht bald, dass mich diese Vielschichtigkeit der Einträge überfordert. Vor allem zeitlich. Um dem als Leser gerecht zu werden, überhaupt noch etwas beurteilen zu können, aber auch um es zu genießen, müsste ich mich in die Systematik dieser verschiedenen Stränge und ihrer Figuren einarbeiten. Wenn ich das nicht täte, würde ich nur die Hälfte oder weniger begreifen. Man könnte sagen, ich habe aus Respekt vor diesem komplexen, schillernden Werk, darauf verzichtet, mich da einzulesen. Natürlich konnte ich auch ohne die Zusammenhänge zu identifizieren, sehen, dass da jemand eine virtuose Schreibe hat. Letzten Endes begibt man sich als Leser in einen Kosmos, der einen fasziniert, wenigstens in einem einzelnen Asprekt und es wird ein geradezu familiärer Teil des eigenen Lebens. Wenn ich sehr viel Freizeit hätte, wurde ich vielleicht einsteigen. Wer weiß. Egal, was dieses Werk daüberhinaus beinhalten mag, ist für mich auf Anhieb erkennbar, dass es sich um eine Ausnahmeerscheinung handelt, auch was die Interaktion mit Lesern angeht. Eine durchaus faszinierende Ausnahmeerscheinung. Für mich war immer interessant, dass es sich um jemanden zu handeln scheint, der sich nicht hinter seinem Werk versteckt. Es gab Bilder von ihm. Die Erscheinung passte zu dem, was man selbst beim Querlesen frei phantasierend assoziieren konnte und das ist – das dürfen Sie mir glauben – nicht der Regelfall. Ich bin schon aus allen Wolken gefallen, wie manche attraktive Schreibe keine Fortsetzung in der persönlichen Präsenz hatte. Das wollte ich verifizieren, ich hatte auch an dem Abend noch nichts anderes vor. Das war die Vorrede, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, dahin zu gehen. Ein bißchen viel Vorrede, möchte ich fast meinen. Das kommt daher, dass ich mir denken könnte, dass es ein paar
Leser gibt, also ich meine jetzt Leser von mir, die zu irgendeinem Zeitpunkt auch in irgendeinen Strang bei oder mit ihm verstrickt waren, denn sonst gäbe es ja keine Motivation, sich irgendwie dezidiert über ihn zu äußern. Wie gesagt – ich bin nicht kompetent, das allumfassend zu beurteilen und zu bewerten, ich werde mich da nicht einarbeiten. Wo ich mich aber durchaus gerne einarbeite, ist ein persönlicher Eindruck. Ein selbstgemachtes Video, in dem jemand etwas liest, zeigt ein Fragment einer Selbstinszenierung. Aufnahmen von anderen zeigen deren Projektion, bei starker Selektion. Wenn man alle Quellen heranzieht, die inszenierten, die gekonnten, die dilettantischen, die Zufallsergebnisse, fügen sich die Teile zu einem Bild, das den kleinsten gemeinsamen Nenner aufzeigt, das Profil.


Ich war also sehr gespannt. Um nicht völlig ahnungslos dazustehen, sah und hörte ich mir bevor ich hinging, einige Sequenzen in Form von Videos und Podcasts an, in denen er auszugsweise aus dem Buch las, das dort erstmalig öffentlich präsentiert wurde, dem Roman „Traumschiff“. Es gibt da einiges online, er verlinkt das auch kontinuierlich, wie ich inzwischen weiß, da ich seit dem letzten Twoday-Absturz wieder einmal auf seiner Seite war und ein wenig rückwärts gelesen habe. Die Rubrik Arbeitsjournal entspricht noch am ehesten dem, was man sich unter einem Weblog vorstellt. Man kann sich da gut einlesen. Ich las also da ein bißchen rückwärts und fand das recht uneitel und nahbar, was da mitgeteilt wurde. Die Passagen aus dem Buch, die ich gehört hatte, waren gut gewählt, alles atmosphärisch dicht, worum es geht, kann man in verschiedenen Rezensionen lesen. Ein Thema, für das man die richtige Jahreszeit seines eigenen Lebens braucht, um es zu genießen und zu würdigen. Wer mein Blog nicht kennt, wird nicht wissen oder ahnen können, dass mir die letzten Dinge, das Gewahrwerden der irdischen Endlichkeit, seit meinem einundzwanzigsten Lebensjahr näher sind, als man sich das gemeinhin wünschen würde. Ich habe das sozusagen studiert. Es ist nicht angstbesetzt und daher auch kein angstbesetzter Impuls, wenn ich – augenblicklich – nicht nach fokussiert letzten Betrachtungen in Romanen Ausschau halte. Doch ich würdige das sehr und verstehe manches. Es ist keine dumme Nichtbeachtung oder mangelnde Tiefsinnigkeit, viel mehr eine Frage der Zeit, will sagen, des richtigen Zeitpunkts, wann ich auf die umfassende Lektüre dieses Romans Lust haben werde.


So kam ich also im Colloquium an, ohne das Buch gelesen zu haben und ohne eine langjährige, umfassend im Thema stehende Dschungel-Leserin zu sein. Ich kam etwas zu spät, ca. zwanzig Minuten nach Acht, und er war schon auf der Bühne, neben ihm eine Moderatorin. Der Saal war bestimmt zu zwei Dritteln, wenn nicht mehr, gefüllt. Es waren bedeutend mehr Gäste gekommen, als er in seinem Arbeitsjournal befürchtet hatte. Ich freute mich für ihn, unbekannterweise. Auf der Bühne saß ein erstaunlich aufgeräumt wirkender Mann in einem hellen Leinenanzug, der viel lächelte und mit großer Aufmerksamkeit und Konzentration die Fragen der jungen Moderatorin beantwortete. Ich versuchte eine Position zu finden, die mir erlaubte Bilder zu machen, die das Gesicht weder mit durchkreuzenden Mikrofonen noch Wasserflaschen beeinträchtigen. Das war ein kleiner Balanceakt, denn ich wollte in der andächtigen absoluten Stille, die nur durch die Bühnenakteure durchbrochen wurde, keine Geräusche durch Schritte und Tritte verursachen, auch niemandem die Sicht nehmen. Durch die beabsichtigte Umsicht hatte ich zum Teil das Gefühl, ich bewegte mich ungewollt besonders umständlich und damit auffällig. Aber es hat immerhin nichts gepoltert. Nur die Stühle quietschten mitunter, wenn sich ein Gast etwas anders hinsetzte als vorher. Da las also mein Blognachbar. Im Übrigen recht gut und mit angenehmer Stimme, und schien gar nicht recht geeignet, Objekt für allertiefste Aversionen werden zu können.

Vielleicht hat er sich ja auch verändert. Ich vermag das alles nicht zu beurteilen. Ich kümmerte mich vor allem darum, Bilder einzufangen, die mir den Eindruck vermitteln, es hätte sich gelohnt hinzugehen. Das fand ich schon beim Fotografieren. Denn auch das Publikum schien mir sehr sympathisch. Weder auf der Bühne, noch im Auditorium konnte ich irgendeinen Kotzbrocken ausmachen. Als die Lesung beendet war, verlangte Herr Herbst nach einem Glas Wein, das er sich anschicken wollte, selbst zu holen. Er hat es also keinesfalls autoritär geordert. Es gibt da diesen kleinen Nebenraum mit der Bar, der direkt zur Terrasse führt. Man holte sich Getränke und kam ein bißchen ins Gespräch. Viele schöne Frauen waren da, einige waren mir besonders aufgefallen. Man unterhielt sich, als wäre es ein eher familiäres Zusammentreffen, nach einer Viertelstunde hatte ich nicht mehr das Gefühl, mit allen unbekannt zu sein und Lust, noch länger zu verweilen. Ich fragte viele der Gäste, was sie hierhin bewegt hatte, und wurde meinerseits gefragt, was mich bewegt hatte. Da konnte ich wahrheitsgemäß erklären, dass wir seit über zehn Jahren, also Zweitausendvier, beide bei twoday schreiben und ich ihn nicht lese und er mich nicht liest und dass das natürlich verbindet. Und dass wir beide nicht abgewandert sind. Und ich nun eben doch einmal neugierig war, was das für ein Mensch ist, dieser Alban Nikolai Herbst. An dem Abend haben wir nur sehr bruchstückhafte Sätze gewechselt, ich erwähnte im Vorbeigehen, dass ich hoffte, dass mein Aktionsradius nicht gestört hat, da ich einen Winkel finden wollte, der mir Bilder ohne Mikros und Wasserflaschen im Gesicht ermöglicht. Er hat mich nicht angeblafft oder blasiert ignoriert, sondern durchaus freundlich gelächelt. Im Gespräch mit anderen hat er weder unbotmäßig die Stimme erhoben, noch sich unnötig wichtig gemacht. Sein Sohn war auch da, ich kam mit ihm, dessen Mama und deren Freundin ins Gespräch, erfuhr aber erst im Verlauf unserer Unterhaltung von dem familiären Zusammenhang.




Ganz gleich, mit wem ich mich unterhielt, es hatte den Anschein, dass es aufrichtig freundschaftliche Gefühle zu dem Autor gibt. Und warum auch nicht. Lange, sehr lange, unterhielt ich mich mit Kevin, einem Autor aus Los Angeles, der seit langem in Berlin lebt. Und last but not least mit Phyllis, die auch noch immer bei twoday ist, mit ihrem tainted talents-Ateliertagebuch. Ich mochte sie sofort. Es war ein wirklich sehr schöner Abend. Die bis zum Schluss blieben, sortierten sich nach „fahre mit der S-Bahn“ und „nicht“. Ich fuhr auch mit der S-Bahn, Richtung Osten. Meine Kamera machte noch ein paar Bilder, die ich trunken, wie ich war, nicht ganz beabsichtigt hatte, aber dennoch sind ein paar Aufnahmen dabei, die ich zu schade zum Wegwerfen finde. Das war also dieser Abend mit der Lesung und wie das alles kam. Und kaufen Sie gerne das Traumschiff-Buch. Es ist ein gutes Buch. Und es ist ein guter Autor. Und sympathisch dazu. Ich vermute, dass statistische Erhebungen zutage fördern würden, dass seine unerbittlichsten Kritiker noch keine Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung hatten. Holen Sie das doch einfach nach.

15. September 2015

https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616


Youkali Tango. Kurt Weill. Höre ich sehr oft. Es gehört zu einer Wiedergabeliste, die ich sehr oft höre. In der Liste ist auch High Voltage Queen. Und Sing. Und Summertime. Und Libertango. Und Sunday Lover. Und Fang mich an. Und Folle de toi. Und Anybody seen my baby. Und Wo. Und Steine. Und Auflösen. Und Breakdown. Und Erinnert. Und The Music Played. (Nicht von Kurt Weill.) Als es nur wenige Tage zu meinem Geburtstag war, wollte ich den countdown mit einer dichteren Bildfolge festhalten. Es ist sehr lange her, dass über einen gewissen Zeitraum nahezu oder sogar täglich Bilder von mir entstanden sind. Ich hatte mehr Zeit als sonst und wollte mir in Bildern vorführen, wie ich diese vermeintliche Klippe umschiffe. Es war nicht einmal ein kleines Korallenriff und schon gar kein Eisberg. Fünf Tage im schönen Alter von neunundvierzig lagen noch vor mir. Ich habe sie auch gut verbracht und wertgeschätzt. Aber als die fünf Tage vorbei waren, ging es natürlich innerhalb von Stunden schnell bergab. Man macht sich keine Vorstellung.



Kaum ist man fünfzig, geht es los. Man kann auf die Uhr schauen. Morgens beim Aufwachen schmerzen die Knochen, man kommt praktisch kaum noch ohne Hilfe aus dem Bett. Aufgrund der starken Eintrübung der Sehfähigkeit tapert man halb blind ins Badezimmer, wo man größte Schwierigkeiten hat, die Duschwanne zu finden, geschweige denn zu überwinden. Über Nacht verlieren die Haare die natürliche Pigmentierung und fallen aus. Der Stoffwechsel ist annähernd eingestellt. Man sitzt den ganzen Tag herum und stiert unmotiviert aus dem Fenster und hat keine Pläne mehr. Man ist alt. Die Leute (Männer sowieso) bemitleiden einen oder nehmen keine Notiz mehr von einem. So ist es ab fünfzig. Man gehört zum alten Eisen. Ein Neutrum dazu. Früher war man Frau, nun ist man Seniorin. So ist das. So hat man es immer befürchtet. Auftakt zu einem geschlechtslosen Dasein.

Na gut, vielleicht habe ich jetzt doch ein wenig übertrieben. Ich hatte jetzt ja zwei Wochen Zeit, mich mit dem neuen Lebensabschnitt, dem Eintritt in das sechste Lebensjahrzehnt zu arrangieren. Ich kann keine Tipps geben, außer dass man sich ungeniert mit den Tatsachen konfrontieren sollte. Alles stimmt, was ich geschrieben habe, aber zum Glück in weitaus geringerem Ausmaß. Wenn man es geschickt anstellt, lassen sich die sehr einschränkenden Alterserscheinungen sicher noch ein bis drei Jahrzehnte hinauszögern. Ich bin noch nicht bereit für die Alters- oder Wechseljahre-Depression, falls sie überhaupt an die Tür klopft. Vielleicht ist es ja so ähnlich wie mit manchen Drogen, die die Grundstimmung verstärken, herausarbeiten. Es wurde immer empfohlen, keine LSD-Experimente zu machen, wenn die psychische Konstitution labil ist oder zur Depression tendiert. Nur Gras rauchen, wenn es einem halbwegs gut geht, sonst mentaler Einbruch. Ich bin bis jetzt sehr gerne Fünfzig. Vielleicht sind die schwersten Prüfungen vom Schicksalsgott in meinem Fall in die erste Lebenshälfte gestopft worden und jetzt bin ich endlich dran.

Ein paar Sachen gehen ja noch. Und man sollte sowieso immer in Übung bleiben. Mit allem. Überhaupt mit allem. Außer vielleicht Kinderkriegen. Nicht alles, was man abhaken muss, ist eine Tragödie. Tragisch sind nur zwanghafte Vorstellungen über die eigene Person und was man meint, das einem im Leben zusteht. Das ist doch das ganze Drama. Ich hatte gerade ein interessantes Erlebnis, was Verzicht und Belohnung angeht. Geradezu mysteriös. Aber ich kann daraus kein Gesetz ableiten. Das erzähle ich aber ein andermal, es ist spät, ich brauche meinen Schönheitsschlaf, damit ich auf Siebenundvierzig geschätzt werde.

14. September 2015


https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616

Kopiert aus dem Eintrag von gestern. „(…)hatte kaum fotografiert, da ich sehr spät kam, als alle Lesungen bereits vorbei waren. Ich kam, um zu trinken, zu plaudern und zu tanzen. Zwei Freundinnen, die ich traf, erzählten, dass die Lesung von Ulrich Matthes sehr gut gewesen sei. Ich fragte noch, ob so gut war, WAS er las oder WIE er las (es war wohl ein Kapitel aus tschick von Wolfgang Herrndorf, von dem ich selbst nur das einleitende Kapitel kenne, was ich „nett“ fand, aber nicht packend). Die Antwort war „Es war, WIE er las“. Mir durchaus verständlich (…) Ich sah ihn noch draußen auf der Terrasse (…) Als ich ankam, es war schon dunkel (…) spielte eine Gruppe, die ich nicht kannte, Männer im mittleren Alter, in für meinen Geschmack äußerst unattraktiver Bühnenkleidung. Ich ging sogar so weit, den Sänger der Gruppe zu bitten, seinen seltsamen roten Anorak auszuziehen. Es war ein erwachsener Mann, der Ähnlichkeit mit Wondratschek in seinen jüngeren Jahren hatte. Er lächelte nur irritiert und behielt das seltsame Kleidungsstück an. Ich machte kaum Bilder, es ging mir gegen den Strich, ich verlor die Lust, das war mir alles zu unattraktiv. Als mein Akku den Geist aufgab, war ich nicht weiter unglücklich darüber, weil ich auf niemanden traf, den abzulichten, ich als einmalige Gelegenheit empfunden hätte.“ Aber das wilde Tanzen im Kaminsaal war es wert. Ina und Ann und sogar Jan. Ich wusste gar nicht, dass ich so leicht animierbar bin, wenn jemand einen starken Impuls in der Richtung hat. Besinnungslos, ohne Verstand. Wird ja auch nicht gebraucht beim Tanzen. Ich war gar nicht unten am See, es war auch schon dunkel. Ich erwähne nicht, wie die Gruppe hieß, die auf der Terrasse spielte. Handwerklich solide, auch die Texte, aber zu nett, zu geplätschert, da tat nichts weh. Braucht man nicht verlinken oder erwähnen. Hat auch einen fürchterlichen Namen. Bandnamen sind wichtig. Gar nicht so leicht, einen zu finden, der nicht peinlich oder gewollt originell klingt. Aber nicht mein Problem. Egal. Erwähnenswert scheint mir etwas völlig anderes. Es fällt mir zunehmend auf, wie viele (auch mir bekannte) Menschen bei diversen Events auf facebook auf „going“ klicken, anstatt auf „maybe“ oder „can’t go“ und dann in keinster Weise erscheinen.


Verstehe ich nicht. So wenig Überblick über den Terminkalender und die virtuellen Aktivitäten? (Pseudo)Aktivitäts-Aktionismus? Wenn ich bei einem Event angebe, ich gehe hin, ist das sicher wie das Amen in der Kirche. Wenn auch manchmal sehr spät. Und wenn mir etwas querliegt, ändere ich die Angabe. Na ja. Mir fehlt da vielleicht der Spieltrieb und ich nehme das alles so ernst und verbindlich, wie ich es handhabe. Oder diejenigen, die ich nicht sehe, haben einen anderen Biorhythmus als ich und kommen zur Kaffeestunde, wenn sich ein Nachtfalter wie ich noch nicht einmal die Wimpern getuscht hat, geschweige denn, etwas angezogen.

13. September 2015

https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616





Es begab sich, dass ich nach dem Sommerfest am 29. August auf die fb-Seite des Literarischen Colloquiums ging, um zu sehen, ob jemand Bilder gemacht hat. Ich selbst hatte kaum fotografiert, da ich sehr spät kam, als alle Lesungen bereits vorbei waren. Ich kam um zu trinken, zu plaudern und zu tanzen. Zwei Freundinnen, die ich traf, erzählten, dass die Lesung von Ulrich Matthes sehr gut gewesen sei. Ich fragte noch, ob so gut war, WAS er las oder WIE er las (es war wohl ein Kapitel aus tschick von Wolfgang Herrndorf, von dem ich selbst nur das einleitende Kapitel kenne, was ich „nett“ fand, aber nicht packend). Die Antwort war „Es war, WIE er las“. Mir durchaus verständlich, denn ich hatte erst zwei Tage zuvor Gelegenheit gehabt, ihm zwei Stunden in einem Gespräch zuzuhören und mochte seinen für einen Schauspieler auffallend unpathetischen Duktus. Ich hatte ihn aber auch fotografiert, und deswegen schien mir das auch in dieser Hinsicht kein Versäumnis. Ich sah ihn noch draußen auf der Terrasse und erwähnte im Vorbeigehen, dass ich den Link mit den Bildern seiner Agentin gemailt habe. Seine Unterarme sind vermutlich noch nie derart von einer Kamera fokussiert worden. Aber das ist eine andere Geschichte. Als ich ankam, es war schon dunkel – ich rede immer noch vom 29. August, nicht von dem Abend von Alban Nikolai Herbst – spielte eine Gruppe, die ich nicht kannte, Männer im mittleren Alter, in für meinen Geschmack äußerst unattraktiver Bühnenkleidung. Ich ging sogar so weit, den Sänger der Gruppe zu bitten, seinen seltsamen roten Anorak auszuziehen. Es war ein erwachsener Mann, der Ähnlichkeit mit Wondratschek in seinen jüngeren Jahren hatte. Er lächelte nur irritiert und behielt das seltsame Kleidungsstück an. Ich machte kaum Bilder, es ging mir gegen den Strich, ich verlor die Lust, das war mir alles zu unattraktiv. Als mein Akku den Geist aufgab, war ich nicht weiter unglücklich darüber, weil ich auf niemanden traf, den abzulichten, ich als einmalige Gelegenheit empfunden hätte. Als ich auf der facebook-Seite vom LCB war, wollte ich mich nur vergewissern, ob vielleicht vorher, als es noch hell war, interessante Gesichter dabei waren. Das interessanteste war das von Christian Brückner, den man eigentlich bei jedem Sommerfest vom LCB antreffen kann, mein Freund Jan hat ihn fotografiert. Er ist immer ein Bild wert. Aber auch ihn hatte ich schon mehr als ausgiebig abgelichtet, gemeinsam mit Michael Ballhaus. Also nicht so viel versäumt. Als ich eigentlich schon kurz davor war, wieder wegzuklicken, sah ich in der Seitenleiste als kommendes Event vom LCB die Ankündigung einer Lesung von Alban Nikolai Herbst. Mit einem sehr guten Foto von Renate von Mangoldt, die seit Jahrzehnten Schriftsteller portraitiert, insbesondere für das Literarische Colloquium. Selbst, wenn ich nicht im Hinterkopf gehabt hätte, dass es sich um jemanden handelt, der auch bei Twoday schreibt, und zwar ziemlich genauso lange wie ich, seit 2004, hätte mich die Veranstaltung vielleicht nur aufgrund des Bildes von Renate von Mangoldt neugierig gemacht. Es zeigt einen Charakterkopf mit einem amüsierten Ausdruck. Ausgesprochen sympathisch. Mit Bedacht gekleidet, elegant. Also das vollständige Gegenteil der Anorak-Aufmachung des Sängers der Popgruppe da neulich, der nebenbei auch Schriftsteller ist. Mein Impuls war, dass ich diese zufällige Gelegenheit nutzen wollte, mir ein eigenständiges Bild dieses lesenden Autors zu machen, der seit Jahren auf der twoday-Startseite vorkommt, den ich aber – das schreibe ich ganz neutral – zumindest bislang – nicht oder sehr selten lese. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ich habe in den letzten zehn Jahren sehr punktuell quergelesen, vor allem immer wenn twoday abgestürzt ist, war mein erster Impuls zu checken, ob die Vielschreiber mehr wissen oder schon wieder etwas posten konnten. Und da gehört er dazu. Seit langem besuche ich nicht mehr aus anderen Gründen die twoday-Startseite, wo man sieht, wer zuletzt aktualisiert hat. Es ist ein chronologisches Ranking. Damals, als alles anfing, interessierte es mich, neue Blogs zu entdecken, dafür war die Seite gut. Wenn es heute bei meiner Seite hakt, schaue ich als erstes, ob andere auch nicht aufrufbar sind und dann auf diese Startseite, ob womöglich alles zusammengebrochen ist. Er scheint häufig etwas zu überarbeiten, schreibt aber auch annähernd täglich, und ist damit mehr oder weniger dauerhaft auf dieser Startseite. Man kam zu keinem Zeitpunkt daran vorbei, zumindest seine Existenz zur Kenntnis zu nehmen. Inzwischen gibt es immer wieder Abwanderungswellen, von twoday zur eigenen Domain oder anderen Hostern. Er ist jedoch dabei geblieben. Und ich auch. Irgendwo las ich, dass er mit Knallgrau, der Firma in Wien, die twoday betreibt, eine besondere Vereinbarung hat, was die Archivierung seines online-Werks, Die Dschungel angeht. Aber so genau weiß ich es nicht. So sporadisch ich alle paar Jahre ein wenig dort gelesen hatte, fiel mir doch auf, dass vor allem seine Kommentare, die er nicht so häufig wo anders hinterließ (zumindest nicht da, wo ich las), schnell polarisierten. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass diejenigen, die sich in die Kommentarstränge verstrickt hatten, mit großer Leidenschaft bei der Sache waren, entweder wurde nahezu ehrfürchtiger Beifall gezollt oder unsachliche Spitzfindigkeiten gepostet. Man könnte fast von einer Hass-Liebe sprechen. Ein Blogger in der Nachbarschaft, der sich nicht als Wald- und Wiesen-Befindlichkeits-Hobby-Blogger präsentiert, sondern als Berufs-Autor, der Teile seines Work in progress veröffentlicht und auf der ganzen Klaviatur fiktionaler Ebenen spielt. Opulent, intensiv, auf vieles Bezug nehmend, was in vorherigen Kapiteln behandelt wurde, mehrere Stränge und Ebenen. Ich merkte recht bald, dass mich diese Vielschichtigkeit der Einträge überfordert. Vor allem zeitlich. Um dem als Leser gerecht zu werden, überhaupt noch etwas beurteilen zu können, aber auch um es zu genießen, müsste ich mich in die Systematik dieser verschiedenen Stränge und ihrer Figuren einarbeiten. Wenn ich das nicht täte, würde ich nur die Hälfte oder weniger begreifen. Man könnte sagen, ich habe aus Respekt vor diesem komplexen, schillernden Werk, darauf verzichtet, mich da einzulesen. Natürlich konnte ich auch ohne die Zusammenhänge zu identifizieren, sehen, dass da jemand eine virtuose Schreibe hat. Letzten Endes begibt man sich als Leser in einen Kosmos, der einen fasziniert, wenigstens in einem einzelnen Asprekt und es wird ein geradezu familiärer Teil des eigenen Lebens. Wenn ich sehr viel Freizeit hätte, wurde ich vielleicht einsteigen. Wer weiß. Egal, was dieses Werk daüberhinaus beinhalten mag, ist für mich auf Anhieb erkennbar, dass es sich um eine Ausnahmeerscheinung handelt, auch was die Interaktion mit Lesern angeht. Eine durchaus faszinierende Ausnahmeerscheinung. Für mich war immer interessant, dass es sich um jemanden zu handeln scheint, der sich nicht hinter seinem Werk versteckt. Es gab Bilder von ihm. Die Erscheinung passte zu dem, was man selbst beim Querlesen frei phantasierend assoziieren konnte und das ist – das dürfen Sie mir glauben – nicht der Regelfall. Ich bin schon aus allen Wolken gefallen, wie manche attraktive Schreibe keine Fortsetzung in der persönlichen Präsenz hatte. Das wollte ich verifizieren, ich hatte auch an dem Abend noch nichts anderes vor. Das war die Vorrede, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, dahin zu gehen. Ein bißchen viel Vorrede, möchte ich fast meinen. Das kommt daher, dass ich mir denken könnte, dass es ein paar
Leser gibt, also ich meine jetzt Leser von mir, die zu irgendeinem Zeitpunkt auch in irgendeinen Strang bei oder mit ihm verstrickt waren, denn sonst gäbe es ja keine Motivation, sich irgendwie dezidiert über ihn zu äußern. Wie gesagt – ich bin nicht kompetent, das allumfassend zu beurteilen und zu bewerten, ich werde mich da nicht einarbeiten. Wo ich mich aber durchaus gerne einarbeite, ist ein persönlicher Eindruck. Ein selbstgemachtes Video, in dem jemand etwas liest, zeigt ein Fragment einer Selbstinszenierung. Aufnahmen von anderen zeigen deren Projektion, bei starker Selektion. Wenn man alle Quellen heranzieht, die inszenierten, die gekonnten, die dilettantischen, die Zufallsergebnisse, fügen sich die Teile zu einem Bild, das den kleinsten gemeinsamen Nenner aufzeigt, das Profil.


Ich war also sehr gespannt. Um nicht völlig ahnungslos dazustehen, sah und hörte ich mir bevor ich hinging, einige Sequenzen in Form von Videos und Podcasts an, in denen er auszugsweise aus dem Buch las, das dort erstmalig öffentlich präsentiert wurde, dem Roman „Traumschiff“. Es gibt da einiges online, er verlinkt das auch kontinuierlich, wie ich inzwischen weiß, da ich seit dem letzten Twoday-Absturz wieder einmal auf seiner Seite war und ein wenig rückwärts gelesen habe. Die Rubrik Arbeitsjournal entspricht noch am ehesten dem, was man sich unter einem Weblog vorstellt. Man kann sich da gut einlesen. Ich las also da ein bißchen rückwärts und fand das recht uneitel und nahbar, was da mitgeteilt wurde. Die Passagen aus dem Buch, die ich gehört hatte, waren gut gewählt, alles atmosphärisch dicht, worum es geht, kann man in verschiedenen Rezensionen lesen. Ein Thema, für das man die richtige Jahreszeit seines eigenen Lebens braucht, um es zu genießen und zu würdigen. Wer mein Blog nicht kennt, wird nicht wissen oder ahnen können, dass mir die letzten Dinge, das Gewahrwerden der irdischen Endlichkeit, seit meinem einundzwanzigsten Lebensjahr näher sind, als man sich das gemeinhin wünschen würde. Ich habe das sozusagen studiert. Es ist nicht angstbesetzt und daher auch kein angstbesetzter Impuls, wenn ich – augenblicklich – nicht nach fokussiert letzten Betrachtungen in Romanen Ausschau halte. Doch ich würdige das sehr und verstehe manches. Es ist keine dumme Nichtbeachtung oder mangelnde Tiefsinnigkeit, viel mehr eine Frage der Zeit, will sagen, des richtigen Zeitpunkts, wann ich auf die umfassende Lektüre dieses Romans Lust haben werde.


So kam ich also im Colloquium an, ohne das Buch gelesen zu haben und ohne eine langjährige, umfassend im Thema stehende Dschungel-Leserin zu sein. Ich kam etwas zu spät, ca. zwanzig Minuten nach Acht, und er war schon auf der Bühne, neben ihm eine Moderatorin. Der Saal war bestimmt zu zwei Dritteln, wenn nicht mehr, gefüllt. Es waren bedeutend mehr Gäste gekommen, als er in seinem Arbeitsjournal befürchtet hatte. Ich freute mich für ihn, unbekannterweise. Auf der Bühne saß ein erstaunlich aufgeräumt wirkender Mann in einem hellen Leinenanzug, der viel lächelte und mit großer Aufmerksamkeit und Konzentration die Fragen der jungen Moderatorin beantwortete. Ich versuchte eine Position zu finden, die mir erlaubte Bilder zu machen, die das Gesicht weder mit durchkreuzenden Mikrofonen noch Wasserflaschen beeinträchtigen. Das war ein kleiner Balanceakt, denn ich wollte in der andächtigen absoluten Stille, die nur durch die Bühnenakteure durchbrochen wurde, keine Geräusche durch Schritte und Tritte verursachen, auch niemandem die Sicht nehmen. Durch die beabsichtigte Umsicht hatte ich zum Teil das Gefühl, ich bewegte mich ungewollt besonders umständlich und damit auffällig. Aber es hat immerhin nichts gepoltert. Nur die Stühle quietschten mitunter, wenn sich ein Gast etwas anders hinsetzte als vorher. Da las also mein Blognachbar. Im Übrigen recht gut und mit angenehmer Stimme, und schien gar nicht recht geeignet, Objekt für allertiefste Aversionen werden zu können.

Vielleicht hat er sich ja auch verändert. Ich vermag das alles nicht zu beurteilen. Ich kümmerte mich vor allem darum, Bilder einzufangen, die mir den Eindruck vermitteln, es hätte sich gelohnt hinzugehen. Das fand ich schon beim Fotografieren. Denn auch das Publikum schien mir sehr sympathisch. Weder auf der Bühne, noch im Auditorium konnte ich irgendeinen Kotzbrocken ausmachen. Als die Lesung beendet war, verlangte Herr Herbst nach einem Glas Wein, das er sich anschicken wollte, selbst zu holen. Er hat es also keinesfalls autoritär geordert. Es gibt da diesen kleinen Nebenraum mit der Bar, der direkt zur Terrasse führt. Man holte sich Getränke und kam ein bißchen ins Gespräch. Viele schöne Frauen waren da, einige waren mir besonders aufgefallen. Man unterhielt sich, als wäre es ein eher familiäres Zusammentreffen, nach einer Viertelstunde hatte ich nicht mehr das Gefühl, mit allen unbekannt zu sein und Lust, noch länger zu verweilen. Ich fragte viele der Gäste, was sie hierhin bewegt hatte, und wurde meinerseits gefragt, was mich bewegt hatte. Da konnte ich wahrheitsgemäß erklären, dass wir seit über zehn Jahren, also Zweitausendvier, beide bei twoday schreiben und ich ihn nicht lese und er mich nicht liest und dass das natürlich verbindet. Und dass wir beide nicht abgewandert sind. Und ich nun eben doch einmal neugierig war, was das für ein Mensch ist, dieser Alban Nikolai Herbst. An dem Abend haben wir nur sehr bruchstückhafte Sätze gewechselt, ich erwähnte im Vorbeigehen, dass ich hoffte, dass mein Aktionsradius nicht gestört hat, da ich einen Winkel finden wollte, der mir Bilder ohne Mikros und Wasserflaschen im Gesicht ermöglicht. Er hat mich nicht angeblafft oder blasiert ignoriert, sondern durchaus freundlich gelächelt. Im Gespräch mit anderen hat er weder unbotmäßig die Stimme erhoben, noch sich unnötig wichtig gemacht. Sein Sohn war auch da, ich kam mit ihm, dessen Mama und deren Freundin ins Gespräch, erfuhr aber erst im Verlauf unserer Unterhaltung von dem familiären Zusammenhang.




Ganz gleich, mit wem ich mich unterhielt, es hatte den Anschein, dass es aufrichtig freundschaftliche Gefühle zu dem Autor gibt. Und warum auch nicht. Lange, sehr lange, unterhielt ich mich mit Kevin, einem Autor aus Los Angeles, der seit langem in Berlin lebt. Und last but not least mit Phyllis, die auch noch immer bei twoday ist, mit ihrem tainted talents-Ateliertagebuch. Ich mochte sie sofort. Es war ein wirklich sehr schöner Abend. Die bis zum Schluss blieben, sortierten sich nach „fahre mit der S-Bahn“ und „nicht“. Ich fuhr auch mit der S-Bahn, Richtung Osten. Meine Kamera machte noch ein paar Bilder, die ich trunken, wie ich war, nicht ganz beabsichtigt hatte, aber dennoch sind ein paar Aufnahmen dabei, die ich zu schade zum Wegwerfen finde. Das war also dieser Abend mit der Lesung und wie das alles kam. Und kaufen Sie gerne das Traumschiff-Buch. Es ist ein gutes Buch. Und es ist ein guter Autor. Und sympathisch dazu. Ich vermute, dass statistische Erhebungen zutage fördern würden, dass seine unerbittlichsten Kritiker noch keine Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung hatten. Holen Sie das doch einfach nach.

07. September 2015


https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616




Freitag, vierter September. Nachmittags um vier. In Charlottenburg, in der Galerie von Johanna Breede. Sie zeigt Bilder von Sheila Rock und Beat Presser. Was für Namen. Rock und Beat. Auch wenn man selbst viel fotografiert und viel gesehen hat, kennt man nicht jeden bemerkenswerten Fotografen, nicht jede bemerkenswerte Fotografin. Das kann man alles gar nicht schaffen, bewältigen. Ich bin ja keine Kuratorin, die dafür bezahlt wird, sich da auszukennen. Es sind Zufälle, dass ich das erfahre, einen Termin mitbekomme. Manchmal Verteiler, in denen ich bin, manchmal weitergeleitete Infos, oft durch Jan, wofür ich dankbar bin. Ich renne nicht in jede Ausstellung, aber wenn ich das Gesicht eines Fotografen sehe – oder einer Fotografin – kann es unabhängig von deren Werk passieren, dass ich neugierig werde. Es gab ein Gespräch mit beiden zu ihrer an jenem Nachmittag noch laufenden Ausstellung bei Johanna Breede in der Fasanenstraße. Ich finde, es ist eine der schönsten Galerien in Berlin überhaupt. Ich bin da ein bißchen empfindlich. Ich fühle mich oft nicht sehr wohl in Ausstellungsräumen, weil das Licht zu kalt und hart ist, die Details nebensächlich. Ich mag es genau so, wie es bei Johanna Breede ist. Mit dem weißlackierten Parkettboden, den subtilen Spotlights auf die Exponate. Der schöne Fuß des Macs auf dem Schreibtisch, diese Halbkugel. Die Markise. Das sind Details, die auch sehr in die Fasanenstraße passen. Das ist für mich die Fasanenstraße, die ich in bestimmten Abschnitten sehr, sehr mag. Eine Atmosphäre, die es nirgendwo in Ostberlin gibt, auch nicht in den schönsten Seitenstraßen vom Gendarmenmarkt. Das ist das alte Westberlin und seine atmosphärische Patina, eine lässige Eleganz, die nicht viel Veränderung braucht, seit Jahren nicht, eher Maßnahmen zur Erhaltung. Was Klasse hat. muss sich nicht dauernd neu erfinden.


Vogue UK erwähnt in einem Beitrag zu Sheila Rock: „Legendary music photographer Sheila Rock will launch her new book, Punk (…) The picture-based tome is a visual documentation of the punk movement in London, featuring never-seen-before shots of pivotal musicians including The Clash, Chrissie Hynde, Paul Weller and The Sex Pistols. The collection of photos had previously been stored in a box in Rock’s garden shed. „I looked at how much work I had actually done at the time and realised that I had actually captured an interesting moment in time on many levels,“ Im deutschsprachigen Wikipediaeintrag zu Beat Presser steht u. a.:



„Bereits im Alter von 15 Jahren beschloss Presser Fotograf zu werden. Im Jahr 1972 unternahm er eine mehrmonatige Weltreise (…) Presser begann 1973 bei Mansutti in Basel eine Ausbildung als Fotograf, die er an 1974 in Paris bei Peter Knapp fortsetzte. Ab 1975 folgte eine Ausbildung zum Kameraassistenten (…) Nach einer kurzen Tätigkeit als Matrose arbeitete Presser unter anderem in New York. (…) Danach war er in Paris für verschiedene Modefotografen tätig und verlegte das Fotomagazin Palm Beach News (…) (…) In den 1980er Jahren arbeitete Presser eng mit dem Regisseur Werner Herzog und dem Schauspieler Klaus Kinski zusammen. So dokumentierte er die Entstehung der Filme Fitzcarraldo (1982) und Cobra Verde (1987). Die während der Zusammenarbeit mit Herzog und Kinski entstandenen Fotos bildeten die Basis mehrerer von Presser veröffentlichter Bildbände und Ausstellungen (…)“ usw. usf. Ich glaube nicht, dass ich großartig erklären muss, dass es interessant ist, diese beiden Fotografen aus nächster Nähe zu erleben. In der Ausstellung waren kaum Portraits zu sehen, wir sahen von beiden (die sich ebenfalls bei einer Ausstellung in der Galerie von Johanna Breede kennenlernten, 2010 wie ich erfahren habe) Aufnahmen aus beider Archiven, die in einem Zusammenhang zum Meer standen. Aus vielen Ländern, vielen Küsten. Virtuose Aufnahmen. Bei einer sehr schönen von ihm, die ein Segelboot, ich glaube irgendwo in Asien, mit aufgeblähtem Segel in voller Fahrt zeigte, wies er darauf hin, dass er leider die obere Spitze des Segels nicht einfangen konnte, aufgrund der Dynamik… das war sehr sympathisch, dass er das anmerkte. Wer ein gutes Auge hat, und selbst fotografiert, sieht das. Ein anderer bemerkt es wahrscheinlich gar nicht. Eine Kleinigkeit. Mit meinen Aufnahmen der beiden bin ich nicht so zufrieden. Ich konnte ihn zwar vom Ausdruck her teilweise ganz gut einfangen, aber alle Bilder sind verrauscht, da beide niemals im direkten Lichtpegel standen. Ich habe Beat einen Link zu den Bildern gemailt, und er hat mir geantwortet, was mich freute, weil er mehr als nur „Danke, viele Grüße“ schrieb, (was nicht selbstverständlich ist) sondern noch einige Gedanken dazu, wie zum Beispiel, dass er die digitale Revoulution in der Fotografie und die neuen Möglichkeiten, die sich dadurch entfalten, fasziniert beobachtet. Er kannte zum Beispiel flickr nicht. Wenn er durch meinen Account Bekanntschaft damit macht, hat er allerdings auch ein exorbitant bestücktes Beispiel eines digitalen Streams vor sich.


Aber nicht den schlechtesten. Solche kleinen Begegnungen sind eine große Bereicherung. Sie kosten weder Eintritt noch sonstige Bemühungen. Außer hinzugehen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Matthias Harder ebenfalls gekommen war. Er ist Direktor der Newton Foundation und mein Jahrgang. Auch sehr sympathisch.


Ich habe keinen weiteren Kontakt an diesem Nachmittag gesucht, denn ich sah durch das Fenster, dass es sich aufgehellt hatte und hatte Lust, auf die unerwartet in Sonne getauchte Fasanenstraße zu gehen, nach Hause. Über den Kudamm. Es hatte kurz geregnet und nun strahlte die Spätsommersonne wieder. Wunderbar. Ich liebe den KuDamm, diese Ecke. Die Rotunde vom Kranzler. Ich könnte die fotografieren, als hätte ich sie noch nie gesehen. Oder zum ersten Mal. Auch mit dem blöden Gerry Weber-Schriftzug darunter. Ich erinnere mich noch, wie Mitte der Achtziger, als das ganze Gebäude noch das Café Kranzler war, die Stühle und Kaffeehaustische auf dem Trottoir standen. Das fehlt mir an der Ecke. Da gehören diese kleinen Marmortischchen wieder hin und auch unten die rotweiß-gestreiften Markisen, nicht nur ganz oben, wo die verkleinerte Kranzler-Reminiszenz zuhause ist. Aber trotzdem alles gut, alles schön. Jammern auf hohem Niveau ist passé. Bei mir eh. Lange schon. Ich hoffe, dass unsere Refugees bald, irgendwann, eines nicht zu fernen Tages, einen ruhigen Punkt finden, wo sie ein permanentes Dach über dem Kopf haben und einfach nur über den KuDamm laufen können. Nur um zu schauen. Mehr habe ich auch nicht gemacht. Einfach nur schauen und in die Septembersonne blinzeln. Mehr habe ich dazu jetzt nicht zu sagen, ich muss auch schlafen gehen. Ich hatte ein paar Tage frei, in denen ich machen konnte, was ich wollte und habe viel geschlafen. Morgen dann wieder ein anderer Rhythmus. Aber auch ein guter.

07. September 2015


https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616




Freitag, vierter September. Nachmittags um vier. In Charlottenburg, in der Galerie von Johanna Breede. Sie zeigt Bilder von Sheila Rock und Beat Presser. Was für Namen. Rock und Beat. Auch wenn man selbst viel fotografiert und viel gesehen hat, kennt man nicht jeden bemerkenswerten Fotografen, nicht jede bemerkenswerte Fotografin. Das kann man alles gar nicht schaffen, bewältigen. Ich bin ja keine Kuratorin, die dafür bezahlt wird, sich da auszukennen. Es sind Zufälle, dass ich das erfahre, einen Termin mitbekomme. Manchmal Verteiler, in denen ich bin, manchmal weitergeleitete Infos, oft durch Jan, wofür ich dankbar bin. Ich renne nicht in jede Ausstellung, aber wenn ich das Gesicht eines Fotografen sehe – oder einer Fotografin – kann es unabhängig von deren Werk passieren, dass ich neugierig werde. Es gab ein Gespräch mit beiden zu ihrer an jenem Nachmittag noch laufenden Ausstellung bei Johanna Breede in der Fasanenstraße. Ich finde, es ist eine der schönsten Galerien in Berlin überhaupt. Ich bin da ein bißchen empfindlich. Ich fühle mich oft nicht sehr wohl in Ausstellungsräumen, weil das Licht zu kalt und hart ist, die Details nebensächlich. Ich mag es genau so, wie es bei Johanna Breede ist. Mit dem weißlackierten Parkettboden, den subtilen Spotlights auf die Exponate. Der schöne Fuß des Macs auf dem Schreibtisch, diese Halbkugel. Die Markise. Das sind Details, die auch sehr in die Fasanenstraße passen. Das ist für mich die Fasanenstraße, die ich in bestimmten Abschnitten sehr, sehr mag. Eine Atmosphäre, die es nirgendwo in Ostberlin gibt, auch nicht in den schönsten Seitenstraßen vom Gendarmenmarkt. Das ist das alte Westberlin und seine atmosphärische Patina, eine lässige Eleganz, die nicht viel Veränderung braucht, seit Jahren nicht, eher Maßnahmen zur Erhaltung. Was Klasse hat. muss sich nicht dauernd neu erfinden.


Vogue UK erwähnt in einem Beitrag zu Sheila Rock: „Legendary music photographer Sheila Rock will launch her new book, Punk (…) The picture-based tome is a visual documentation of the punk movement in London, featuring never-seen-before shots of pivotal musicians including The Clash, Chrissie Hynde, Paul Weller and The Sex Pistols. The collection of photos had previously been stored in a box in Rock’s garden shed. „I looked at how much work I had actually done at the time and realised that I had actually captured an interesting moment in time on many levels,“ Im deutschsprachigen Wikipediaeintrag zu Beat Presser steht u. a.:



„Bereits im Alter von 15 Jahren beschloss Presser Fotograf zu werden. Im Jahr 1972 unternahm er eine mehrmonatige Weltreise (…) Presser begann 1973 bei Mansutti in Basel eine Ausbildung als Fotograf, die er an 1974 in Paris bei Peter Knapp fortsetzte. Ab 1975 folgte eine Ausbildung zum Kameraassistenten (…) Nach einer kurzen Tätigkeit als Matrose arbeitete Presser unter anderem in New York. (…) Danach war er in Paris für verschiedene Modefotografen tätig und verlegte das Fotomagazin Palm Beach News (…) (…) In den 1980er Jahren arbeitete Presser eng mit dem Regisseur Werner Herzog und dem Schauspieler Klaus Kinski zusammen. So dokumentierte er die Entstehung der Filme Fitzcarraldo (1982) und Cobra Verde (1987). Die während der Zusammenarbeit mit Herzog und Kinski entstandenen Fotos bildeten die Basis mehrerer von Presser veröffentlichter Bildbände und Ausstellungen (…)“ usw. usf. Ich glaube nicht, dass ich großartig erklären muss, dass es interessant ist, diese beiden Fotografen aus nächster Nähe zu erleben. In der Ausstellung waren kaum Portraits zu sehen, wir sahen von beiden (die sich ebenfalls bei einer Ausstellung in der Galerie von Johanna Breede kennenlernten, 2010 wie ich erfahren habe) Aufnahmen aus beider Archiven, die in einem Zusammenhang zum Meer standen. Aus vielen Ländern, vielen Küsten. Virtuose Aufnahmen. Bei einer sehr schönen von ihm, die ein Segelboot, ich glaube irgendwo in Asien, mit aufgeblähtem Segel in voller Fahrt zeigte, wies er darauf hin, dass er leider die obere Spitze des Segels nicht einfangen konnte, aufgrund der Dynamik… das war sehr sympathisch, dass er das anmerkte. Wer ein gutes Auge hat, und selbst fotografiert, sieht das. Ein anderer bemerkt es wahrscheinlich gar nicht. Eine Kleinigkeit. Mit meinen Aufnahmen der beiden bin ich nicht so zufrieden. Ich konnte ihn zwar vom Ausdruck her teilweise ganz gut einfangen, aber alle Bilder sind verrauscht, da beide niemals im direkten Lichtpegel standen. Ich habe Beat einen Link zu den Bildern gemailt, und er hat mir geantwortet, was mich freute, weil er mehr als nur „Danke, viele Grüße“ schrieb, (was nicht selbstverständlich ist) sondern noch einige Gedanken dazu, wie zum Beispiel, dass er die digitale Revoulution in der Fotografie und die neuen Möglichkeiten, die sich dadurch entfalten, fasziniert beobachtet. Er kannte zum Beispiel flickr nicht. Wenn er durch meinen Account Bekanntschaft damit macht, hat er allerdings auch ein exorbitant bestücktes Beispiel eines digitalen Streams vor sich.


Aber nicht den schlechtesten. Solche kleinen Begegnungen sind eine große Bereicherung. Sie kosten weder Eintritt noch sonstige Bemühungen. Außer hinzugehen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Matthias Harder ebenfalls gekommen war. Er ist Direktor der Newton Foundation und mein Jahrgang. Auch sehr sympathisch.


Ich habe keinen weiteren Kontakt an diesem Nachmittag gesucht, denn ich sah durch das Fenster, dass es sich aufgehellt hatte und hatte Lust, auf die unerwartet in Sonne getauchte Fasanenstraße zu gehen, nach Hause. Über den Kudamm. Es hatte kurz geregnet und nun strahlte die Spätsommersonne wieder. Wunderbar. Ich liebe den KuDamm, diese Ecke. Die Rotunde vom Kranzler. Ich könnte die fotografieren, als hätte ich sie noch nie gesehen. Oder zum ersten Mal. Auch mit dem blöden Gerry Weber-Schriftzug darunter. Ich erinnere mich noch, wie Mitte der Achtziger, als das ganze Gebäude noch das Café Kranzler war, die Stühle und Kaffeehaustische auf dem Trottoir standen. Das fehlt mir an der Ecke. Da gehören diese kleinen Marmortischchen wieder hin und auch unten die rotweiß-gestreiften Markisen, nicht nur ganz oben, wo die verkleinerte Kranzler-Reminiszenz zuhause ist. Aber trotzdem alles gut, alles schön. Jammern auf hohem Niveau ist passé. Bei mir eh. Lange schon. Ich hoffe, dass unsere Refugees bald, irgendwann, eines nicht zu fernen Tages, einen ruhigen Punkt finden, wo sie ein permanentes Dach über dem Kopf haben und einfach nur über den KuDamm laufen können. Nur um zu schauen. Mehr habe ich auch nicht gemacht. Einfach nur schauen und in die Septembersonne blinzeln. Mehr habe ich dazu jetzt nicht zu sagen, ich muss auch schlafen gehen. Ich hatte ein paar Tage frei, in denen ich machen konnte, was ich wollte und habe viel geschlafen. Morgen dann wieder ein anderer Rhythmus. Aber auch ein guter.

05. September 2015

Manchmal kommen wirklich interessante Sachen beim Verlesen raus. Ich war gerade auf facebook, wo ich nicht alle features durch den Adblocker gesperrt habe, nur manche. Ich mache da ja keinerlei „Spiele“ und poste auch selbst keine Statusmeldungen, sondern kommentiere nur bei anderen rum. Gerade gab es in dem Activity-Stream so eine Reklame. Ich habe gelesen „Gestalte deine Eifersucht“. Huch! Hieß aber in Wirklichkeit „Gestalte deine Elfenstadt“. Nun ja. Lässt wieder viel Interpretationsspielraum zu. Ich war früher sehr eifersüchtig und hatte auch Grund dazu, habe mich aber immer angestrengt, die Symptome zu unterdrücken und es nicht auszuleben. Hat man mir aber mit Sicherheit trotzdem punktuell angemerkt. Großer Vorteil von einem beziehungslosen Beziehungsstatus: kein Anlass zur Eifersucht. Ist sehr angenehm.

05. September 2015

Manchmal kommen wirklich interessante Sachen beim Verlesen raus. Ich war gerade auf facebook, wo ich nicht alle features durch den Adblocker gesperrt habe, nur manche. Ich mache da ja keinerlei „Spiele“ und poste auch selbst keine Statusmeldungen, sondern kommentiere nur bei anderen rum. Gerade gab es in dem Activity-Stream so eine Reklame. Ich habe gelesen „Gestalte deine Eifersucht“. Huch! Hieß aber in Wirklichkeit „Gestalte deine Elfenstadt“. Nun ja. Lässt wieder viel Interpretationsspielraum zu. Ich war früher sehr eifersüchtig und hatte auch Grund dazu, habe mich aber immer angestrengt, die Symptome zu unterdrücken und es nicht auszuleben. Hat man mir aber mit Sicherheit trotzdem punktuell angemerkt. Großer Vorteil von einem beziehungslosen Beziehungsstatus: kein Anlass zur Eifersucht. Ist sehr angenehm.

01. September 2015


https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616

Ja. NAKO. Klingt ein bißchen wie eine Sushi-Variante. Ewig nicht mehr gegessen. Mochte ich eigentlich sehr. Wie fange ich an – mir kommt der vergangene Tag so voll vor – und erschöpfend war er zudem – ich kann mich gar nicht mehr richtig sammeln. Müde bin ich. Aber nicht lebensmüde. Gar nicht. Rechtschaffen müde. Ich spazierte sehr, sehr (sehr, sehr) früh Richtung Charité. Die Bilder sind zwischen 6:46 und 6:47 entstanden. Unten, an der Haustür, als ich losging, schaute ich auf meinen kleinen Reisewecker, um die Zeit zu stoppen, wie lange ich zur Charité in der Luisenstraße brauche, zu Fuß. Es gibt keine schnellere Verbindung mit S-Bahn oder U-Bahn oder Tram als zu Fuß., also kann ich gleich laufen, denn keine Verbindung erspart einen längeren Fußweg. Wo ich mich sowieso ein bißchen zu sparsam bewege, insgesamt. Es war klar, dass ein heißer Tag in Berlin auf uns wartet, von 34 bis 35 Grad war die Rede. Ich hatte wieder alles in meiner Wohnung gegen die Hitze verbarrikadiert und lief los. Ein bißchen übermüdet, weil ich nicht richtig einschlafen konnte, nur so vor mich hindöste, wie man das vor größeren Reisen oder wichtigen Abflugterminen kennt. Da bin ich beim Einschlafen ganz wuschig und denke dauernd dran, dass ich unbedingt einschlafen muss und auf keinen Fall die zwei Wecker, die ich sicherheitshalber gestellt habe, überhören darf. Die Charité hat mir leider – oder vielleicht auch glücklicherweise, den ersten Termin gegeben. Um 7:45 sollte es losgehen mit den Untersuchungen für die „Nationale Kohorte“ und man wurde gebeten, zehn Minuten früher da zu sein, bei der Anmeldung in Zimmer 1 b 03 oder so ähnlich. Da ich sowieso nicht richtig schlafen konnte, bin ich schon um 5:30 aufgestanden und habe mich in Ruhe fertig gemacht. Kaffee trinken war verboten. Nüchtern kommen! Ich hatte sogar den Tag zuvor keinen Alkohol getrunken. Ganz brav. Sollen ja gute Ergebnisse rauskommen. Ich sollte auch erstmalig einen Glucose-Toleranz-Test kriegen, mit dem man auch Diabetes-Erkrankungen herauskriegt. Wenn ich versuche, mich an alles zu erinnern, wird mir fast ein bißchen schwindelig. Es war so viel und so viele Fragen und ging Schlag auf Schlag. Über sechs Stunden hat es gedauert, nur ganz kleine Pausen dazwischen, in denen man aufs Klo konnte oder einen neuen Becher Wasser holen. Jetzt verstehe ich, dass Zucker neulich bemerkte, man würde an meinen Kommentaren merken, dass ich noch nicht viel Erfahrung mit Krankenhäusern hätte, als ich mich wunderte, dass die Patienten bei den hohen Temperaturen nicht in in irgendeiner Form gekühlten Räumen sind. Heutzutage! Die Räume vom Charité-Campus in der Luisenstraße 13 haben keine Außenjalousien und keine Klimaanlage. Das Forscherteam oder besser das Team der Mitarbeiterinnen, die die Werte ermitteln und die Befragungen machen, ist komplett weiblich. Ich hatte mit ein, zwei, drei, vier – fünf verschiedenen Mitarbeiterinnen zu tun. Also mit allen. Die Leiterin des Forschungszentrums von Berlin ist ein echter HIngucker. Wahnsinnig attraktiv. Und noch ganz jung. Also im Vergleich zu mir. So um Ende Zwanzig schätze ich. Dunkelbraune glatte Haare, so eine Mischung aus Sandra Bullock und Carly Simon. Leider habe ich nicht ein einziges Foto von ihr und auch von den anderen nicht, und auch von überhaupt gar nichts vor Ort. Ich war einfach zu beschäftigt und dann wieder zu erschöpft und dann habe ich mich auch nicht getraut. Bei den ungefähr zehn Untersuchungen in den verschiedensten Labors verging die Zeit doch recht schnell. Und was man alles gefragt wird. Eigentlich alles! Nur mein Blog habe ich nicht erwähnt – es geht ja doch hauptsächlich um die Gesundheit, nicht um Hobbies. Weil es so warm war, konnte ich mich nicht richtig auf die Gedächtnistests konzentrieren. Da habe ich sowieso Schwierigkeiten. Als ich spaßeshalber mal diverse Stunden Schauspielunterricht hatte, ist leider auch zutage getreten, dass ich mir nur mit größter Anstrengung drei bis fünf Sätze merken kann. Wenn man den Beruf ernst nimmt, reicht es halt nicht, sich nur sinngemäß den Inhalt zu merken und frei wiederzugeben. Aber an Talent hat es mir nicht gefehtl! Nur die Sache mit dem Text merken. Aber ich schweife ab. Alles mögliche ist untersucht worden, gewogen und gemessen hat man mich auch. Ich bin zwei Zentimeter geschrumpft und wiege zehn Kilo mehr als ich gedacht habe. Ich wiege mich so selten, dass da schon mal eine größere Veränderung sein kann. Verstehe ich aber trotzdem nicht so richtig. weil mir eigentlich dieselben Anziehsachen passen, wie beim letzten Wiegen vor ungefähr einem halben Jahr. Ist ja auch egal, Hauptsache, man kriegt die Sachen noch zu und kann das eigene Gewicht beim Treppensteigen noch nach oben hieven. Jetzt werde ich aber langsam wirklich müde. Aber das ist auch o.k. Es ist auf meiner Uhr 2:33 Uhr. Bin ich schon ganz schön lange auf. Jetzt gehe ich aber schlafen. Ein paar wenige Ergebnisse habe ich schon erfahren, der eine Apparat, der die Funktion und Dichte und Flexibilität der Gefäßwände misst, hat angezeigt, dass meine Gefäße einem Lebensalter von vierundvierzig entsprechen. Ich habe mir auch gerne dazu gratulieren lassen, denn das hört man natürlich gern, dass man jüngere Gefäße hat, als man selber ist. Die Damen hatten schon auch mitgekriegt, dass es der letzte Tag war, an dem ich mich als neunundvierzig ausgeben konnte und haben sich mit mir gefreut. Und jetzt sagt der Kalender, dass ich fünfzig bin. Tatsächlich! Ist es schon so weit. Aber ist nicht schlimm, im Gegenteil. Ein paar meiner Leser haben das ja auch schon hinter sich und ich sage, es ist ein Privileg, in guter Verfassung möglichst alt zu werden. So, jetzt gehe ich endlich schlafen. Und morgen ein schöner, kleiner Ausflug.

02. September 2015

Ich war gerade bei Rio. Gießen. Obwohl es ja gestern Abend schön geregnet hat, aber heute wieder viel Sonnenschein, aber nicht mehr so furchtbare Bruthitze. Endlich kann ich die Sonne wieder genießen und suche nicht nur Schatten und geschlossene Räume. Die schönsten (Spät-)Sommertage fangen an. Endlich kriegt meine Haut ein paar Strahlen ab, so wenig war ich nocn nie draußen, wie in den letzten drei Monaten. Wie ein Maulwurf unter der Erde vergraben. Endlich wieder Licht und Luft und keine Verbarrikadierungen mehr, das ist so schön. Gestern im Grunewald ist mir aufgefallen, dass es tief im Wald viel kühler ist als außerhalb, da konnte ich es gut aushalten, obwohl es auch über 28 Grad im Schatten war. Und ein laues Lüftchen. Also Wald an zu warmen Tagen, wenn man doch mal raus will, muss ich mir merken. Ich war noch nie am Grab von Rio, seit er hier liegt. Was für ein heiter anmutender Friedhof, so licht und hell und freundlich. Und links vom Eingang ein kleines Café mit aufgespannten Sonnenschirmen und alten, verschnörkelten Gartenstühlen, ein bißchen italienisch. Und Palmen in Kübeln. Entzückend. Also ein Mini-Café auf dem Friedhof, nicht davor! Rios Grab ist – wenn man es weiß – leicht zu finden. Auf der mittleren Hauptachse, gegenüber vom Eingang, immer geradeaus, und dann so hundert Meter vor dem Ende, vor dem großen Steinkreuz in der Mitte links. Ganz liebevoll geschmückt von seinen Fans, und Blumen und ein Krönchen und zwei gerahmte Fotos. Hinter einem Busch steht eine große gefüllte Gießkanne, da habe ich ein bißchen gesprengt. Hat Freude gemacht. Dann wieder heim, mit der S-Bahn, von Yorckstraße bis Oranienburger Straße, ohne umsteigen. Ein paar wenige Fotos gemacht. Ging gerade noch, ich habe den Fehler begangen, mir vorgestern Akkus zu kaufen, die nicht wiederaufladbar sind und ich habe sie doch in die Ladestation, jetzt sind sie hinüber. Das „do not recharge“ war so klein gedruckt und sie waren so teuer, dass ich gedacht habe, bei dem Preis müssten die rechargeable sein. Blöd! Muss ich morgen zu Saturn und neue kaufen, rechargeable. Morgen ist mein NaKo-Termin mit der Ganzkörper-Computertomographie. Ich kriege übrigens laut Broschüre keinerlei Stimmungsaufheller. Morgen also nach Berlin Buch, aber erst am Nachmittag, kann ich vorher noch zu Saturn.

02. September 2015

Ich war gerade bei Rio. Gießen. Obwohl es ja gestern Abend schön geregnet hat, aber heute wieder viel Sonnenschein, aber nicht mehr so furchtbare Bruthitze. Endlich kann ich die Sonne wieder genießen und suche nicht nur Schatten und geschlossene Räume. Die schönsten (Spät-)Sommertage fangen an. Endlich kriegt meine Haut ein paar Strahlen ab, so wenig war ich nocn nie draußen, wie in den letzten drei Monaten. Wie ein Maulwurf unter der Erde vergraben. Endlich wieder Licht und Luft und keine Verbarrikadierungen mehr, das ist so schön. Gestern im Grunewald ist mir aufgefallen, dass es tief im Wald viel kühler ist als außerhalb, da konnte ich es gut aushalten, obwohl es auch über 28 Grad im Schatten war. Und ein laues Lüftchen. Also Wald an zu warmen Tagen, wenn man doch mal raus will, muss ich mir merken. Ich war noch nie am Grab von Rio, seit er hier liegt. Was für ein heiter anmutender Friedhof, so licht und hell und freundlich. Und links vom Eingang ein kleines Café mit aufgespannten Sonnenschirmen und alten, verschnörkelten Gartenstühlen, ein bißchen italienisch. Und Palmen in Kübeln. Entzückend. Also ein Mini-Café auf dem Friedhof, nicht davor! Rios Grab ist – wenn man es weiß – leicht zu finden. Auf der mittleren Hauptachse, gegenüber vom Eingang, immer geradeaus, und dann so hundert Meter vor dem Ende, vor dem großen Steinkreuz in der Mitte links. Ganz liebevoll geschmückt von seinen Fans, und Blumen und ein Krönchen und zwei gerahmte Fotos. Hinter einem Busch steht eine große gefüllte Gießkanne, da habe ich ein bißchen gesprengt. Hat Freude gemacht. Dann wieder heim, mit der S-Bahn, von Yorckstraße bis Oranienburger Straße, ohne umsteigen. Ein paar wenige Fotos gemacht. Ging gerade noch, ich habe den Fehler begangen, mir vorgestern Akkus zu kaufen, die nicht wiederaufladbar sind und ich habe sie doch in die Ladestation, jetzt sind sie hinüber. Das „do not recharge“ war so klein gedruckt und sie waren so teuer, dass ich gedacht habe, bei dem Preis müssten die rechargeable sein. Blöd! Muss ich morgen zu Saturn und neue kaufen, rechargeable. Morgen ist mein NaKo-Termin mit der Ganzkörper-Computertomographie. Ich kriege übrigens laut Broschüre keinerlei Stimmungsaufheller. Morgen also nach Berlin Buch, aber erst am Nachmittag, kann ich vorher noch zu Saturn.

02. September 2015

Das von Gian-Piero war auch eine schöne Aktion. Glücklicherweise hat die LaGeSo mit Hilfe von Vivantes und der Charité seit gestern nun selbst das Catering sichergestellt. Und das THW hat große Zelte aufgestellt. So sei es. Man muss sich auch klarmachen, dass es ein Kompliment für Deutschland ist, wenn diese armen Flüchtlinge unser Land als neue Heimat wählen. Vielleicht führt diese herausfordernde Lage dazu, dass sich mehr Menschen hierzulande bewusst werden, auf was für einem hohen Standard wir hier leben. Das wünsche ich mir. Und nichtzuletzt ist jeder Mensch, der hier lebt, jemand der früher oder später auch kaufen und konsumieren muss, ob er will oder nicht. Und das ist doch sonst immer sehr erwünscht, dass recht viel gekauft wird. Für die, die nur ihren Kontostand im Auge haben. Das wird sich einpendeln.

01. September 2015


https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=237555616

Ja. NAKO. Klingt ein bißchen wie eine Sushi-Variante. Ewig nicht mehr gegessen. Mochte ich eigentlich sehr. Wie fange ich an – mir kommt der vergangene Tag so voll vor – und erschöpfend war er zudem – ich kann mich gar nicht mehr richtig sammeln. Müde bin ich. Aber nicht lebensmüde. Gar nicht. Rechtschaffen müde. Ich spazierte sehr, sehr (sehr, sehr) früh Richtung Charité. Die Bilder sind zwischen 6:46 und 6:47 entstanden. Unten, an der Haustür, als ich losging, schaute ich auf meinen kleinen Reisewecker, um die Zeit zu stoppen, wie lange ich zur Charité in der Luisenstraße brauche, zu Fuß. Es gibt keine schnellere Verbindung mit S-Bahn oder U-Bahn oder Tram als zu Fuß., also kann ich gleich laufen, denn keine Verbindung erspart einen längeren Fußweg. Wo ich mich sowieso ein bißchen zu sparsam bewege, insgesamt. Es war klar, dass ein heißer Tag in Berlin auf uns wartet, von 34 bis 35 Grad war die Rede. Ich hatte wieder alles in meiner Wohnung gegen die Hitze verbarrikadiert und lief los. Ein bißchen übermüdet, weil ich nicht richtig einschlafen konnte, nur so vor mich hindöste, wie man das vor größeren Reisen oder wichtigen Abflugterminen kennt. Da bin ich beim Einschlafen ganz wuschig und denke dauernd dran, dass ich unbedingt einschlafen muss und auf keinen Fall die zwei Wecker, die ich sicherheitshalber gestellt habe, überhören darf. Die Charité hat mir leider – oder vielleicht auch glücklicherweise, den ersten Termin gegeben. Um 7:45 sollte es losgehen mit den Untersuchungen für die „Nationale Kohorte“ und man wurde gebeten, zehn Minuten früher da zu sein, bei der Anmeldung in Zimmer 1 b 03 oder so ähnlich. Da ich sowieso nicht richtig schlafen konnte, bin ich schon um 5:30 aufgestanden und habe mich in Ruhe fertig gemacht. Kaffee trinken war verboten. Nüchtern kommen! Ich hatte sogar den Tag zuvor keinen Alkohol getrunken. Ganz brav. Sollen ja gute Ergebnisse rauskommen. Ich sollte auch erstmalig einen Glucose-Toleranz-Test kriegen, mit dem man auch Diabetes-Erkrankungen herauskriegt. Wenn ich versuche, mich an alles zu erinnern, wird mir fast ein bißchen schwindelig. Es war so viel und so viele Fragen und ging Schlag auf Schlag. Über sechs Stunden hat es gedauert, nur ganz kleine Pausen dazwischen, in denen man aufs Klo konnte oder einen neuen Becher Wasser holen. Jetzt verstehe ich, dass Zucker neulich bemerkte, man würde an meinen Kommentaren merken, dass ich noch nicht viel Erfahrung mit Krankenhäusern hätte, als ich mich wunderte, dass die Patienten bei den hohen Temperaturen nicht in in irgendeiner Form gekühlten Räumen sind. Heutzutage! Die Räume vom Charité-Campus in der Luisenstraße 13 haben keine Außenjalousien und keine Klimaanlage. Das Forscherteam oder besser das Team der Mitarbeiterinnen, die die Werte ermitteln und die Befragungen machen, ist komplett weiblich. Ich hatte mit ein, zwei, drei, vier – fünf verschiedenen Mitarbeiterinnen zu tun. Also mit allen. Die Leiterin des Forschungszentrums von Berlin ist ein echter HIngucker. Wahnsinnig attraktiv. Und noch ganz jung. Also im Vergleich zu mir. So um Ende Zwanzig schätze ich. Dunkelbraune glatte Haare, so eine Mischung aus Sandra Bullock und Carly Simon. Leider habe ich nicht ein einziges Foto von ihr und auch von den anderen nicht, und auch von überhaupt gar nichts vor Ort. Ich war einfach zu beschäftigt und dann wieder zu erschöpft und dann habe ich mich auch nicht getraut. Bei den ungefähr zehn Untersuchungen in den verschiedensten Labors verging die Zeit doch recht schnell. Und was man alles gefragt wird. Eigentlich alles! Nur mein Blog habe ich nicht erwähnt – es geht ja doch hauptsächlich um die Gesundheit, nicht um Hobbies. Weil es so warm war, konnte ich mich nicht richtig auf die Gedächtnistests konzentrieren. Da habe ich sowieso Schwierigkeiten. Als ich spaßeshalber mal diverse Stunden Schauspielunterricht hatte, ist leider auch zutage getreten, dass ich mir nur mit größter Anstrengung drei bis fünf Sätze merken kann. Wenn man den Beruf ernst nimmt, reicht es halt nicht, sich nur sinngemäß den Inhalt zu merken und frei wiederzugeben. Aber an Talent hat es mir nicht gefehtl! Nur die Sache mit dem Text merken. Aber ich schweife ab. Alles mögliche ist untersucht worden, gewogen und gemessen hat man mich auch. Ich bin zwei Zentimeter geschrumpft und wiege zehn Kilo mehr als ich gedacht habe. Ich wiege mich so selten, dass da schon mal eine größere Veränderung sein kann. Verstehe ich aber trotzdem nicht so richtig. weil mir eigentlich dieselben Anziehsachen passen, wie beim letzten Wiegen vor ungefähr einem halben Jahr. Ist ja auch egal, Hauptsache, man kriegt die Sachen noch zu und kann das eigene Gewicht beim Treppensteigen noch nach oben hieven. Jetzt werde ich aber langsam wirklich müde. Aber das ist auch o.k. Es ist auf meiner Uhr 2:33 Uhr. Bin ich schon ganz schön lange auf. Jetzt gehe ich aber schlafen. Ein paar wenige Ergebnisse habe ich schon erfahren, der eine Apparat, der die Funktion und Dichte und Flexibilität der Gefäßwände misst, hat angezeigt, dass meine Gefäße einem Lebensalter von vierundvierzig entsprechen. Ich habe mir auch gerne dazu gratulieren lassen, denn das hört man natürlich gern, dass man jüngere Gefäße hat, als man selber ist. Die Damen hatten schon auch mitgekriegt, dass es der letzte Tag war, an dem ich mich als neunundvierzig ausgeben konnte und haben sich mit mir gefreut. Und jetzt sagt der Kalender, dass ich fünfzig bin. Tatsächlich! Ist es schon so weit. Aber ist nicht schlimm, im Gegenteil. Ein paar meiner Leser haben das ja auch schon hinter sich und ich sage, es ist ein Privileg, in guter Verfassung möglichst alt zu werden. So, jetzt gehe ich endlich schlafen. Und morgen ein schöner, kleiner Ausflug.