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Nicht Charlie, B.B.
31. Oktober 2012

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Was man in der Schule auch nicht lernt, dabei enorm nützlich: Bluffen. Oder alles Wichtige über Drogen. Gute Qualität, sehr wichtig, wie schon Keith Richards nicht müde wird zu predigen. Guter Wein etc. pp. Also gehen wir alle zwangsläufig in die Schule des Lebens, dilettieren ein bißchen oder ein bißchen sehr herum, bis man von selber draufkommt, was sich lohnt zu kultivieren oder was man lieber weglässt. Wenn ich an die ganzen sinnlosen Stunden Algebra-Unterricht denke, von denen nicht das Geringste hängengeblieben ist, außer der Erinnerung, dass es mir zu abstrakt, zu wenig greifbar und in keinster Weise für praktische Anwendung nützlich erschien. Ich habe ja auch überhaupt keinen Hang zu Mathematikern. Na gut, wenn einer fünf Minuten ein bißchen mit irgendwelchen Abstrahierungen angibt, bin ich schon auch leicht beeindruckt, aber wenn der Vortrag vorbei ist und man dann doch erkennen muss, dass es sich nicht um originäre Erkenntnisse, sondern um angelesene Bildungsware handelt, wird der vorübergehende Glanz recht schnell stumpf. Gilt nicht nur für Mathe. Im Grunde hat mich immer die Fähigkeit zu erfinderischen Denkprozessen angezogen. Bei Männern und Frauen. Man bleibt recht allein, wenn man mit so einer Vorliebe durch die Welt geht, so viel steht fest. Außer es geschieht ein Wunder. Manchmal denkt man, es wäre eingetroffen, doch nach einer Weile. Ach. Aber ich will nicht jammern. Jammern ist ausgesprochen unoriginell. Indiz stagnierender Denkprozesse. Also magisch nicht akzeptabel.

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31. Oktober 2012

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Was man in der Schule auch nicht lernt, dabei enorm nützlich: Bluffen. Oder alles Wichtige über Drogen. Gute Qualität, sehr wichtig, wie schon Keith Richards nicht müde wird zu predigen. Guter Wein etc. pp. Also gehen wir alle zwangsläufig in die Schule des Lebens, dilettieren ein bißchen oder ein bißchen sehr herum, bis man von selber draufkommt, was sich lohnt zu kultivieren oder was man lieber weglässt. Wenn ich an die ganzen sinnlosen Stunden Algebra-Unterricht denke, von denen nicht das Geringste hängengeblieben ist, außer der Erinnerung, dass es mir zu abstrakt, zu wenig greifbar und in keinster Weise für praktische Anwendung nützlich erschien. Ich habe ja auch überhaupt keinen Hang zu Mathematikern. Na gut, wenn einer fünf Minuten ein bißchen mit irgendwelchen Abstrahierungen angibt, bin ich schon auch leicht beeindruckt, aber wenn der Vortrag vorbei ist und man dann doch erkennen muss, dass es sich nicht um originäre Erkenntnisse, sondern um angelesene Bildungsware handelt, wird der vorübergehende Glanz recht schnell stumpf. Gilt nicht nur für Mathe. Im Grunde hat mich immer die Fähigkeit zu erfinderischen Denkprozessen angezogen. Bei Männern und Frauen. Man bleibt recht allein, wenn man mit so einer Vorliebe durch die Welt geht, so viel steht fest. Außer es geschieht ein Wunder. Manchmal denkt man, es wäre eingetroffen, doch nach einer Weile. Ach. Aber ich will nicht jammern. Jammern ist ausgesprochen unoriginell. Indiz stagnierender Denkprozesse. Also magisch nicht akzeptabel.

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30. Oktober 2012
30. Oktober 2012
30. Oktober 2012
30. Oktober 2012
29. Oktober 2012
28. Oktober 2012
Weil mein zweiter Name Daniela Düsentrieb ist, habe ich zwar ausgetüftelt, wie ich „neue“ Beiträge machen kann, indem ich nach alten, überflüssigen offline Beiträgen gucke (lege ich manchmal an, wenn ich Kommentare mit smarten Links in Kurzform tippen will, wofür ich die Menüzeile vom „neuen Beitrag anlegen“ gerne nutze, und lasse sie dann eher versehentlich gespeichert), den alten Quatsch überschreibe und dann veröffentliche, das geht nämlich, aber Kommentieren ist zur Zeit nicht machbar, was natürlich bitter ist. Bitter! Man ist bequem und hat später nicht unbedingt Lust, wenn der Krempel wieder geht, einen alten Kommentargedanken nochmal aufzuwärmen. Schade, schade. Was ist los da drüben in Österreich? Mir sind ja schon einige große Wien-Fans über den Weg gelaufen, gemeinsam war ihnen die große Sympathie für den gemächlichen Lebensrhythmus. Alles so schön langsam. So schön gemütlich! Es gibt ja Studien, aus denen hervorgeht, dass sich die Menschen in den Großstädten der Welt in der jeweiligen Innenstadt mit sehr unterschiedlichem Tempo bewegen. So weit ich mich erinnere, war in Wien der größte Schlendrian. Also auf dem letzten Platz, da, wo twoday sitzt. Am Schnellsten war wohl Düsseldorf und danach meiner Erinnerung nach Berlin. Nur mal so.
P.S.
Neueste Erkenntnis, 28. Oktober, 23:55 Uhr: Kommentare editieren, die schon existieren, geht.
28. Oktober 2012
28. Oktober 2012

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Auch hier muss ich es leider sagen: wir haben in den letzten Wochen schon überzeugendere Outfits der Kandidatin gesehen. Die Leopardenweste gut und schön, die kennen wir nun auch langsam, vielseitig kombinierbar, aber ich mochte sie lieber mit weniger darunter. Das Hemd hängt aus der Hose, was wahrscheinlich lässig wirken sollte, aber stattdessen eher nachlässig auf mich wirkt. Von der Hose möchte ich gar nicht reden, was soll das für ein Schnitt sein? Karottenhose aus den Achtzigern? Schwamm drüber. Die Wildlederjacke passt zwar zum Herbst, den wir inzwischen haben und ich mag den pompös bestickten Samtschal, aber das gehört alles in die Adventszeit. Da diese Aufmachung nachweislich vom April ist, gibt es für dieses unzeitgemäße Styling leider, leider Punktabzug. Insgesamt eine eher mittelmäßige Leistung. Dafür immerhin recht gute fünf Punkte.
28. Oktober 2012

Hallo, hallo! Da bin ich wieder, leicht verknittert aber munter! Twoday war seit gestern bis gerade eben scheintot, deswegen konnte ich nicht ordnungsgemäß posten und muss nun nacharbeiten. Ich komme ja so schon nicht mehr hinterher. Wenn ich mir vorstelle, das hier wäre von heute auf morgen auf einmal weg, wird mir ganz schlecht! Mein Lebenswerk! Mein Blog! Mein Ein und Alles! Man darf gar nicht daran denken. Heute ist Geburtstagswetter in Berlin, was daran liegt, dass Berlin heute Geburtstag hat, nämlich Siebenhundertfünfundsiebzigsten. Das Wetter hat der liebe Gott aber auch noch für ein Geburtstagskind in Hamburg gemacht, und das Geburtstagskind Berlin hofft, dass die Sonnenstrahlen bis ganz nach oben reichen. Manche meinen ja, Berlin meint, sie wäre die tollste Stadt von allen, was natürlich auch stimmt, aber sie ist auch die großzügigste, nicht nur flächenmäßig und gibt auch gerne ab! Ich schreibe das auch nur, weil ich das Berlin-Geburtstagskind immer in Schutz nehmen will, weil es mir so ans Herz gewachsen ist und ich weiß, dass es halt nicht jedem so ergeht! Mir ist übrigens aufgefallen, dass ich noch nie einen Berliner getroffen habe, der schlecht über Hamburg spricht, im Gegenteil, da ist schon immer große Sympathie im Spiel. Das kann ich auch für mich sagen. Die Fischköppe sind schon schwer in Ordnung. Zu den Bildchen da oben, na ja! Das ist nun nicht die Aufmachung, in der ich vorhabe, noch öfter in die Öffentlichkeit zu treten. Streng genommen, ist mir das ein bißchen zu Rainer-Langhansmäßig, fehlt nur noch die weiße Hose und die graue Lockenperücke! Ich bin zwar im Herzen ein halber Hippie, aber das muss man ja nicht unbedingt an den Anziehsachen gleich erkennen. Die Hippiezeit ist nun einmal vorbei und heute möchte ich ein bißchen urbaner rüberkommen, schließlich habe ich Repräsentationsverpflichtungen in Sachen Berlin Mitte, da kommt verknittert und Wallawalla nicht so überzeugend. Ja, ich bin zur Selbstkritik fähig, wie man sieht. Sich selber darf man ja nach Herzenslust kritisieren, das ist toll. Bei anderen muss man sich ja immer zurückhalten, man möchte ja keinen Streit! Allerdings habe ich vorgestern in der S-Bahn eine seltsame Selbstwahrnehmung gehabt. Die Tür stand noch ein bißchen offen, es war am Bahnhof Friedrichstraße, kurz bevor sie losfuhr und auf meiner direkten Sichtachse stand eine jung Frau in einem eigentlich ganz guten, stimmigen Outfit, nur die Tasche. Die Tasche sah einfach nicht aus. Zu klein, zu mickrig, zu billig, zu wenig geradlinig. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Die Tasche hat das ganze Outfit kaputt gemacht! Ich überlegte, welche Tasche perfekt gewesen wäre, ich sah sie vor meinem geistigen Auge und musste an Guido Kretschmer denken. Was hätte Guido zu diesem Outfit gesagt? Sicher hätte er mir zugestimmt, wir sind einfach auf derselben Wellenlänge! Ich konnte einfach keine zehn Punkte für das Outfit geben, es gab Punktabzug wegen der Tasche! Mir selber gebe ich für das Outfit da oben „lieb gemeinte“ vier Punkte. Das Hemd hat zwar etwas Lässiges und es passt zu meinem Typ, aber die Leinenweste wirkt recht altbacken und gehört nicht mehr in die heutige Zeit! Gaga Nielsen sollte öfter figurbetonte Sachen tragen, unter dem ganzen Theater und Wallawalla kann man gar keine Taille erkennen, daher gebe ich mir Punktabzug für die undefinierte Silhouette. Auch die etwas langweilige Hose ist kein Hingucker. Die Jacke entspricht vom Schnitt nicht mehr dem Zeitgeschmack. Eine Jacke in Schlangenoptik muss knapp sitzen, sonst sieht das einfach nicht aus! Ich gebe vier Punkte, mehr ist leider nicht drin!
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27. Oktober 2012
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Hat jemand Lust, meine Sachen zu bügeln? Ich fahre jetzt mal schnell dahin, wo ich das – nicht nur an den (wie meistens für mich etwas zu kurz geratenen) Ärmeln leicht verknitterte, dunkelbraune Shirt aus Baumwolle mit Öko-Siegel vom Grabbeltisch für drei Euro mitgenommen habe. Das superhotte Fashion outlet heißt ALDI Nord.
26. Oktober 2012
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Nie habe ich einen Grund gesehen, mich mit den religiösen Gefühlen des sehr geschätzten Malers Emil Nolde zu beschäftigen. Auch nicht unbedingt an diesem zweiten April Zweitausendzwölf. Ich wollte viel mehr endlich die Räumlichkeiten sehen, der noch nicht so lange existierenden Berliner Dependance der Nolde Stiftung in der Jägerstraße am Gendarmenmarkt. Am ersten Montag eines Monats ist der Eintrittspreis reduziert. Das kann man alles auf der Seite der Stiftung nachlesen. Es gibt dort keine feste Ausstellung, sondern wechselnde Exponate aus seinem gesamten Lebenswerk. Ich kann mich nicht genau erinnern, ob ich wusste, welches Bild mich dort unter anderen erwarten würde. Ich bin keine Freundin von Jesus-Darstellungen, obgleich ich auf Anweisung des Religionslehrers als Kind einige schöne Bilder vom Jesus-Leben gemalt habe. Für „Jesus geht über’s Wasser“ hat er mir sogar als Preis – die anderen Kinder durften abstimmen, welches das Schönste ist – eine Muschel aus Papua Neuguinea geschenkt. Die habe ich heute noch. Er hat sie selber mitgebracht, er war nämlich dort, wahrscheinlich um den Heidenkindern die „frohe Botschaft“ näherzubringen. Oder aus ethnologischem Interesse. Wahrscheinlich eine Mischung. Er war sehr locker drauf, wir mochten ihn gerne. Locken hatte er, wirre Locken. Aber ich wollte ja über die Ausstellung in der Nolde-Stiftung schreiben. Natürlich ist Fotografieren strengstens verboten, was ich auch fast vollständig berücksichtigt habe. Schade nur, dass ich den neunteiligen Altar mit dem Jesus-Leben nicht abgelichtet habe. Das war so ziemlich das comic-hafteste, was ich je von Nolde gesehen habe. Die Farben ganz frisch und knallig. Schon eher Pop Art als Expressionismus. Man muss sich den Eindruck vorstellen wie von einer riesigen Seite mit neun biographischen Cartoons und in der Mitte der arme Jesus recht groß am Kreuz. Religiös berührt hat mich das nicht, aber ich war durchaus von den Socken. Beinah ungelenk gepinselt wirkte es, wie von Kinderhand, unheimlich naiv. Und unheimlich neu. Als hätte es gerade eben eine begeisterte Kinder-Malklasse fertiggestellt. Warum ich aber so von den Socken war, war nicht nur die unverblümte Malweise, sondern die Erkenntnis, die Tatsache, dass ich vor einem der überlebenden Werke aus der Nazi-Ausstellung von 1937 „Entartete Kunst“ stand. Es war nicht nur irgendein Exponat in der anprangernden Bilderschau, sondern das Werk, das im Mittelpunkt der Häme stand. Kein Maler war in der Ausstellung mit so vielen Bildern wie Emil Nolde vertreten. Dass es nicht vernichtet wurde, verwundert mich. Aber auch nur im ersten Moment. Die Nazis wussten durchaus um den Verkaufswert expressionistischer Kunst im Rest der Welt. Albert Speer liebte die Bilder von Nolde und besaß eine bemerkenswerte Gemäldesammlung, in deren Anfängen auch expressionistische Malerei einen Platz fand. Man erfährt davon in seinen Erinnerungen, die ich vor einiger Zeit las. Er war auch nicht der einzige in Hitlers Dunstkreis, der den Wert erkannte, allerdings verständigte man sich, nachdem Hitler definiert hatte, was entartet sei, stillschweigend darauf, bestimmte Werke auch nicht mehr in privaten Räumlichkeiten zu zeigen, zu denen Hitler unter Umständen Zugang hatte. Die Bilder wurden kurzerhand im stillen Kämmerchen gebunkert oder verschachert. Das ging mir durch den Kopf, als ich davor stand. Der Altar scheint in Familienbesitz geblieben zu sein, wenn ich nicht irre. Ich bin immer noch keine Freundin von Jesus-am-Kreuz-Gepinsel, es gab aber auch ein erotisierendes religiöses Bild, irgendeine Frau mit viel Rot und Schwarz und einem feurigen Blick, das mir sehr gefiel (finde ich gerade leider nicht). Dass sich religiöse Gefühle und Erotik ausschließen, hat der liebe Gott ja Gott sei Dank auch nie behauptet. Die übrigen Bilder fand ich eher uninteressant, zum Teil sogar misslungen. Zu plakativ, mitunter plump, uninspirierend. Sehenswert jedoch ist die Ausstellungsarchitektur. Nobel, elegant und großzügig, wie es sich in der Jägerstraße gehört. State of Art.


26. Oktober 2012
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Heimweg, bißchen weiter oben in der Linien, Linienstraße. Ob das womöglich ein Selbstportrait ist? Ich mag den Ausdruck eigentlich nicht so besonders von dem Jungen, aber nichtsdestoweniger: das Ding rockt. Ziemlich groß das Bild, ziemlich alt das Haus, die alte Hütte, so ein bißchen nach hinten versetzt. Ich fotografiere selten Streetart, wobei es nicht gerade wenig davon gibt. Na, du cooles, kleines Arschloch mit deiner schwarzen Sonnenbrille, ein bißchen arrogant, das passt doch zu mir, wenn ich meine Brille aufhabe. Ich bin immer wieder selber erstaunt, wie unterschiedlich man rüberkommt, wenn man so ein Ding aufhat oder nicht. Es kommt mir vor, als ob so eine Sonnenbrille wie ein Bodyguard wirkt, ich brauche gar keinen neben mir, ich bin mein eigener. Wenn ich mich aus dem Augenwinkel in der Spiegelung einer Scheibe erwische,


sehe ich mich komplett furchtlos. Bin ich auch. Ha! Mir machen so kleine Proleten wie der da keine Angst. Große auch nicht, ich kann, wenn ich will, auch ohne Brille gucken wie Charles Bronson, wenn Blicke töten können! Aber es ist zum Glück so gut wie nie nötig. Wenn ich die Brille dann absetze, sobald ich einen Raum oder die S-Bahn betrete, merke ich oft eine kleine Überraschung in den Gesichtern. Bei Karl Lagerfeld ist das ganz ähnlich, ich weiß, wie weich er ohne Brille guckt. Karl hat einen Blick wie Bambi, ganz zart und warm. Tjaja. So ist das. Ich trage die Brille nicht wegen cool-wie-Sau-aussehen, oder sagen wir: nicht vorrangig, sondern weil mir immer ganz schnell das rechte Auge zu tränen anfängt, sobald es ein bißchen windig oder kälter ist. Es ist meine Wind- und Kälteschutzbrille, streng genommen. Sogar wenn ich die Brille aufhabe, dringt der Wind manchmal seitlich ein bißchen durch, ich habe immer ein Taschentuch griffbereit, meistens habe ich es sogar in der Hand und tupfe dann alle paar Minuten unter Anhebung der Brille ein paar Tränen weg. Wenn ich im Warmen bin ist alles wieder okay. Wenn ich die Brille leicht anhebe, um das Auge zu trocknen, sieht es aus, als ob ich weine und meine Trauer verstecken will. Oh je. Und dann auch noch die vielen schwarzen Anziehsachen. Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Lieber lachen! Ich lache gerne. Und viel! Gerade habe ich mich fast kaputtgelacht beim Voice of Germany von gestern gucken, wo der letzte Sänger, der Ältere, der 58-jährige gesagt hat, er geht mit „Chris“. Wegen Verwechslung mit Chris Rea. Muss man selber gesehen haben, echt lustig. Ich hab schon wieder keine Lust zu verlinken, aber das ist ja einfach zu finden. Das Gute bei der Voice of Germany-Mediathek ist, dass die kompletten Folgen ohne Zeitbegrenzung drin bleiben, man kann es also ganz in Ruhe angehen – bei Bedarf – mit dem Hinterhergucken. Blogeintrag fertig.
26. Oktober 2012
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Nie habe ich einen Grund gesehen, mich mit den religiösen Gefühlen des sehr geschätzten Malers Emil Nolde zu beschäftigen. Auch nicht unbedingt an diesem zweiten April Zweitausendzwölf. Ich wollte viel mehr endlich die Räumlichkeiten sehen, der noch nicht so lange existierenden Berliner Dependance der Nolde Stiftung in der Jägerstraße am Gendarmenmarkt. Am ersten Montag eines Monats ist der Eintrittspreis reduziert. Das kann man alles auf der Seite der Stiftung nachlesen. Es gibt dort keine feste Ausstellung, sondern wechselnde Exponate aus seinem gesamten Lebenswerk. Ich kann mich nicht genau erinnern, ob ich wusste, welches Bild mich dort unter anderen erwarten würde. Ich bin keine Freundin von Jesus-Darstellungen, obgleich ich auf Anweisung des Religionslehrers als Kind einige schöne Bilder vom Jesus-Leben gemalt habe. Für „Jesus geht über’s Wasser“ hat er mir sogar als Preis – die anderen Kinder durften abstimmen, welches das Schönste ist – eine Muschel aus Papua Neuguinea geschenkt. Die habe ich heute noch. Er hat sie selber mitgebracht, er war nämlich dort, wahrscheinlich um den Heidenkindern die „frohe Botschaft“ näherzubringen. Oder aus ethnologischem Interesse. Wahrscheinlich eine Mischung. Er war sehr locker drauf, wir mochten ihn gerne. Locken hatte er, wirre Locken. Aber ich wollte ja über die Ausstellung in der Nolde-Stiftung schreiben. Natürlich ist Fotografieren strengstens verboten, was ich auch fast vollständig berücksichtigt habe. Schade nur, dass ich den neunteiligen Altar mit dem Jesus-Leben nicht abgelichtet habe. Das war so ziemlich das comic-hafteste, was ich je von Nolde gesehen habe. Die Farben ganz frisch und knallig. Schon eher Pop Art als Expressionismus. Man muss sich den Eindruck vorstellen wie von einer riesigen Seite mit neun biographischen Cartoons und in der Mitte der arme Jesus recht groß am Kreuz. Religiös berührt hat mich das nicht, aber ich war durchaus von den Socken. Beinah ungelenk gepinselt wirkte es, wie von Kinderhand, unheimlich naiv. Und unheimlich neu. Als hätte es gerade eben eine begeisterte Kinder-Malklasse fertiggestellt. Warum ich aber so von den Socken war, war nicht nur die unverblümte Malweise, sondern die Erkenntnis, die Tatsache, dass ich vor einem der überlebenden Werke aus der Nazi-Ausstellung von 1937 „Entartete Kunst“ stand. Es war nicht nur irgendein Exponat in der anprangernden Bilderschau, sondern das Werk, das im Mittelpunkt der Häme stand. Kein Maler war in der Ausstellung mit so vielen Bildern wie Emil Nolde vertreten. Dass es nicht vernichtet wurde, verwundert mich. Aber auch nur im ersten Moment. Die Nazis wussten durchaus um den Verkaufswert expressionistischer Kunst im Rest der Welt. Albert Speer liebte die Bilder von Nolde und besaß eine bemerkenswerte Gemäldesammlung, in deren Anfängen auch expressionistische Malerei einen Platz fand. Man erfährt davon in seinen Erinnerungen, die ich vor einiger Zeit las. Er war auch nicht der einzige in Hitlers Dunstkreis, der den Wert erkannte, allerdings verständigte man sich, nachdem Hitler definiert hatte, was entartet sei, stillschweigend darauf, bestimmte Werke auch nicht mehr in privaten Räumlichkeiten zu zeigen, zu denen Hitler unter Umständen Zugang hatte. Die Bilder wurden kurzerhand im stillen Kämmerchen gebunkert oder verschachert. Das ging mir durch den Kopf, als ich davor stand. Der Altar scheint in Familienbesitz geblieben zu sein, wenn ich nicht irre. Ich bin immer noch keine Freundin von Jesus-am-Kreuz-Gepinsel, es gab aber auch ein erotisierendes religiöses Bild, irgendeine Frau mit viel Rot und Schwarz und einem feurigen Blick, das mir sehr gefiel (finde ich gerade leider nicht). Dass sich religiöse Gefühle und Erotik ausschließen, hat der liebe Gott ja Gott sei Dank auch nie behauptet. Die übrigen Bilder fand ich eher uninteressant, zum Teil sogar misslungen. Zu plakativ, mitunter plump, uninspirierend. Sehenswert jedoch ist die Ausstellungsarchitektur. Nobel, elegant und großzügig, wie es sich in der Jägerstraße gehört. State of Art.


24. Oktober 2012

Ich bringe demnächst ein Gaga Nielsen-Anziehsachen-Memory-Spiel heraus. Es gibt immer zwei Karten mit denselben Anziehsachen drauf, aber von verschiedenen Tagen und in verschiedenen Posen! Und es gibt mehrere richtige Kombinationen.

http://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=122138
Also zum Beispiel, könnte man zwei Karten mit demselben Tuch paaren oder zwei Karten mit derselben weißen Hose, auch wenn das Oberteil anders ist! Der kleinste gemeinsame Nenner zählt. Ich bin noch wahnsinnig unentschieden, ob ich eine Schwarz-Weiß oder Farb-Edition herausbringe. Oder beides. Oder gemixt! Ich denke am authentischsten wäre gemixt, so wie in den Bildstrecken. Jetzt muss ich natürlich noch zur Bank und meinen Business-Plan vorlegen. Sobald ich den Millionen-Kredit habe, kann die Produktion beginnen. Ich weiß nicht genau, ob das auch unter Prokrastinieren fällt, wenn man statt schlafen zu gehen, so einen Schwachsinn ins Internet schreibt, wie ich gerade. ~ Egal !

13. Oktober 2012

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Frau Nielsen im Bauarbeiter-Unterhemd. Das war auf keinen Fall ein Zustand, in dem ich die Wohnung verlassen hätte. Scheint wohl warm gewesen zu sein, am vierundzwanzigsten März. Ich glaube das Feinripp-Leibchen habe ich Mitte oder Ende der Achtziger Jahre für zwei Mark neunzig bei Woolworth in der Hauptstraße in Schöneberg gekauft. Also vor ungefähr einem Vierteljahrhundert. An den Nähten ist es schon leicht ausgefranst. Ich schreibe hier ausführlich über das blöde Hemd, als wäre es ein modisch relevantes, qualifiziertes Bekleidungsstück, aber es handelt sich wie so oft nur um reine Zeilenschinderei. Ein Blogeintrag ohne Wörter drin ist wie Promidinner ohne Prominente! Ganz toller Vergleich, spitzenmäßig. Bin nicht in Topform heute – lyrikmäßig(!).
24. Oktober 2012

Ich bringe demnächst ein Gaga Nielsen-Anziehsachen-Memory-Spiel heraus. Es gibt immer zwei Karten mit denselben Anziehsachen drauf, aber von verschiedenen Tagen und in verschiedenen Posen! Und es gibt mehrere richtige Kombinationen.

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Also zum Beispiel, könnte man zwei Karten mit demselben Tuch paaren oder zwei Karten mit derselben weißen Hose, auch wenn das Oberteil anders ist! Der kleinste gemeinsame Nenner zählt. Ich bin noch wahnsinnig unentschieden, ob ich eine Schwarz-Weiß oder Farb-Edition herausbringe. Oder beides. Oder gemixt! Ich denke am authentischsten wäre gemixt, so wie in den Bildstrecken. Jetzt muss ich natürlich noch zur Bank und meinen Business-Plan vorlegen. Sobald ich den Millionen-Kredit habe, kann die Produktion beginnen. Ich weiß nicht genau, ob das auch unter Prokrastinieren fällt, wenn man statt schlafen zu gehen, so einen Schwachsinn ins Internet schreibt, wie ich gerade. ~ Egal !

23. Oktober 2012


Eigentlich viel zu spät zum Bloggen, aber ich musste meinen Sparstrumpf noch raushängen und den kleinen, pinken Sessel dazustellen. Die schönen Koffer sind auch meine. Also gefühlt! Ich war schon lange nicht mehr auf dem Siebzehnten Juni, aber neulich, am ersten April! Zuletzt am – Moment ich muß nachgucken – am 17. Februar 2008. Heute ist allerdings der 23. Oktober 2012. Bitte lassen Sie sich nicht verwirren. Ein bißchen Verwirrung kann das Leben sehr interessant machen! Ich muss es wissen, ich kenne mich da aus. Jetzt aber fluchs in die Federn!

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23. Oktober 2012


Eigentlich viel zu spät zum Bloggen, aber ich musste meinen Sparstrumpf noch raushängen und den kleinen, pinken Sessel dazustellen. Die schönen Koffer sind auch meine. Also gefühlt! Ich war schon lange nicht mehr auf dem Siebzehnten Juni, aber neulich, am ersten April! Zuletzt am – Moment ich muß nachgucken – am 17. Februar 2008. Heute ist allerdings der 23. Oktober 2012. Bitte lassen Sie sich nicht verwirren. Ein bißchen Verwirrung kann das Leben sehr interessant machen! Ich muss es wissen, ich kenne mich da aus. Jetzt aber fluchs in die Federn!

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21. Oktober 2012
21. Oktober 2012

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Ja, meine Lieben, heute ist der erste April. Das ist kein Aprilscherz sondern die Zeitrechnung meiner kleinen Parallelwelt, wie aufmerksame Leser bereits wissen. Wie hat es doch mein Leben bereichert, nicht nur mehr in einem Zeitalter zu leben. Ein bißchen lebt man ja ohnehin auch immer in der Vergangenheit, aber selten so konsequent und lebhaft, dass man auch frische Bilder davon präsentieren könnte. Die Zeitmaschine war als Kind einer meiner absoluten Lieblingsfilme, große Angst hatte ich vor den Morlocks und die blonden Menschen der Zukunft, die „Eloi“ waren mir auch irgendwie schwer unheimlich, weil sie alle gleich ausgeschaut haben, wie Barbie und Ken und alle blond. Der Film ist aber auch dauernd gekommen, bestimmt einmal im Jahr und nie habe ich ihn verpasst. Na gut, früher hatten wir ja auch nur drei Programme. Das Erste, das Zweite und das Dritte! Später, ich war ungefähr fünfzehn, habe ich ausgetüftelt, wie ich mit einer großen Antenne, die in meinem Zimmer unter dem Dach war, anstatt auf dem Dach, bei hochdiffizieler Ausrichtung die beiden DDR-Programme empfangen konnte. Da gab es immer am Montag oder Dienstag schicke französische Spielfilme oder sogar eine Reihe mit Filmen von Ingmar Bergman. Vorher habe ich manchmal noch die Nachrichten mitgekriegt, man wollte ja den Anfang vom Film nicht verpassen. Der Empfang war nie so richtig einwandfrei, immer ein bißchen verrauscht und unberechenbar, man fühlte sich ein bißchen, als wäre das Fernsehen gerade erst erfunden worden und noch in den Kinderschuhen, wie kurz nach dem Krieg. Also dem zweiten Weltkrieg meine ich. Ich hatte den ausrangierten, alten großen Schwarzweiß-Fernseher von meinem Opa, der hatte noch ein Holzgehäuse und einen Programmknopf wie bei einer Waschmschine. Ich überlege gerade, warum ich nicht „Oma und Opa“ schreibe. Hm. Die Oma war da schon eine Weile tot, deswegen denke ich beim Fernsehschauen mit dem alten Kasten mehr an den Opa. Die Fernsehzeitung hat immer auf dem Wohnzimmertisch gelegen, man war immer auf dem Laufenden. Gong! Mein Opa hat immer den Gong gekauft, meine Eltern die Hörzu. Ich habe beide gelesen und war topinformiert. Nicht so wie heute, wo ich nicht mehr durchblicke. Aber inzwischen bin ich Profi in Sachen Mediatheken im Internet gucken! Ich schaue öfter Sachen auf Vox, aber nie wenn sie gerade kommen, sondern immer als Konserve. Oder auch manchmal RTL. Kommt ganz drauf an! Ich habe manchmal so Phasen, wo mich eine Reihe eine Weile interessiert, und dann von heute auf morgen gar nicht mehr! Das war zum Beispiel bei „Mieten Kaufen Wohnen“, da habe ich über einen Zeitraum von ein paar Wochen jeden Tag alles geguckt, man könnte sagen, mit wissenschaftlichem Anspruch! Ich habe sehr viel über Wohnlagen in Deutschland und zeitgemäße Badezimmerausstattung etc. pp. gelernt. Nun ist das Studium beendet und ich habe meinen Maklerschein in der Tasche! Na gut, das ist jetzt ein bißchen gelogen, aber ich könnte bestimmt in den ersten fünf Minuten einer Wohnungspräsentation profimäßig so tun, als ob. Was ich nie verstanden habe, war der ewig gleiche blöde Spruch zum begehbaren Kleiderschrank. „Der Traum einer jeden Frau!“ Papperlapapp! Mein Traum überhaupt nicht! Unter keinen Umständen möchte ich einen begehbaren Kleiderschrank, also sprich eine Kammer, in der die Klamotten offen herumhängen. Staubfänger par excellence! Ein Fest für die Kleidermotte! Ohne mich! Außerdem sieht mir das viel zu unaufgeräumt aus. Vor eine Kleiderstange gehört eine Schranktür, die den Staub abhält. Aber das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung, jeder nach seiner Façon! Jedem Tierchen sein Pläsierchen! Apropos Kleiderschrank: aktuell befinde ich mich in den letzten Studiensemestern des Bachelor-Fernstudiums zur Shopping-Queen. Es handelt sich um einen stark verkürzten Studiengang unter der Leitung von Professor Guido Kretschmer. Leider bin ich mit dem Curriculum nicht ganz zufrieden. Die Praktikumsphasen, die vorsehen, dass man sich mit dem Inhalt des Kleiderschranks der Anwärterinnen beschäftigt, langweilen mich doch sehr stark und ich muss den Schieber dann immer ganz schnell nach rechts weiter schieben. Im Grunde widme ich mich diesem Orchideenstudium auch nur wegen der erkenntnisreichen Einlassungen von Professor Kretschmer, alles dazwischen kann man praktisch ersatzlos streichen. Na gut, man muss punktuell schon wissen, worauf sich die fachlichen Analysen von ihm beziehen und das Anschauungsmaterial zumindest querlesen. Aber wie gesagt, ich denke, ich bin in den letzten Zügen und dann muss ich mir wieder einen neuen Studiengang suchen. Lebenslanges Lernen! Da kommt praktisch keiner drum herum!
21. Oktober 2012

In aller Herrgottsfrüh. Und der Kran von David Chipperfield. Ich weiß nicht, warum ich so früh aufgestanden bin. Aber vielleicht bin ich auch nur kurz aus dem Bett geschlüpft und war nur mal kurz auf dem Klo und da habe die blaue Stunde im Küchenfenster entdeckt und mir fix die Kamera geschnappt und dann gleich wieder zurück ins warme Bett. Ja, ich glaube, genauso war es. Ganz bestimmt. Es war nämlich ein Sonntag. Der erste April 2012 war ein Sonntag.

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21. Oktober 2012
20. Oktober 2012

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„Im Kino gewesen. Metropolis gesehen. Die restaurierte Fassung wie bei der Premiere 1927. Alle waren mucksmäuschenstill. Hundertfünfzig Minuten lang. Das war toll. Bei „Ende.“ nach dem letzten Titel „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“, nachdem sich der Arbeiterrebell und der Herr von Metropolis die Hand gereicht haben, haben alle vor Freude und Begeisterung geklatscht. Und das, obwohl der Regisseur und die Hauptdarsteller nicht anwesend waren! Super. In Metropolis kann man genau sehen, dass Fritz Lang Skype erfunden hat. Der Herr von Metropolis hat nämlich Skype, wenn er telefoniert. Ich habe kein Skype, weil ich nicht so gerne telefoniere. Und auch nicht Leute dabei angucken will. Und auch nicht beim nicht wirklich gesehen werden angeguckt werden will. Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt muss ich schlafen gehen.“
Ja, stimmt, genau. So war das! Manchmal schreibe ich sogar gleich einen Blogeintrag, wenn ich sehr begeistert bin, oder wenn mich etwas sehr beschäftigt. Nur die Fotos kommen halt immer etwas später, aber das ist nicht schlimm oder? Für mich ist es fast schon, als ob ich in einem alten Poesiealbum blättere, irgendwie interessanter als das, was gerade eben war. Man könnte denken, ich war vor zehn Jahren im Kino, dabei ist es gerade mal knapp sieben Monate her. Dem Eintrag von oben habe ich nichts hinzuzufügen, außer eben die nachgelieferten Bildchen. Ich weiß noch, dass ich mir die Kinokarte von meinem kleinen Taschengeld zusammengespart habe. Wenn ich Taschengeld schreibe, wirkt das, als ob ich ein dreizehnjähriger Backfisch bin, merke ich gerade. Ein preisgünstiger Jungbrunnen, auch für das schmale Portemonnaie! Einfach mal ein bißchen schreiben wie früher, wo man auch im Personalausweis jung war. Im Schülerausweis. Im Kinderpass! Okay, ich übertreibe. Das ist nun einmal mein Naturell. Übertreibung ist ein immanenter Charakterbestandteil von Gaga Nielsen, genetisch programmiert! Fritz Lang hat aber auch ganz schön übertrieben! Metropolis ist der beste Beweis dafür – und – hat man es ihm zum Vorwurf gemacht? Ich meine: Nein! Fritz Lang und ich sind praktisch heimliche Zwillinge. So etwas fühlt man einfach, da erübrigt sich der Vaterschaftstest. Heute ist übrigens nicht der 31. März Zweitausendzwölf, sondern der 20. Oktober, nur falls ich Sie jetzt ein wenig durcheinandergebracht habe, mit meinem Blogeintrag. Nicht, dass Sie mir noch schizophren werden! Ich weiß ja selber schon manchmal nicht mehr, ob es jetzt auf den Winter zugeht oder auf den Frühling, wie in meinen humpelnden Fotostrecken. Irgendwie freue ich mich schon darauf, wenn endlich der Frühling kommt, also so richtig, dass man mal ohne Jacke aus dem Haus gehen kann, bald ist es so weit, morgen ist schon der erste April! Also hier, bei mir, in der einzigartigen Zeitschleife, der phantastischen Parallelwelt des ersten deutschen Zeitlupe-Blogs!
20. Oktober 2012
it’s just a kiss away, it’s just a kiss away

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20. Oktober 2012

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„Im Kino gewesen. Metropolis gesehen. Die restaurierte Fassung wie bei der Premiere 1927. Alle waren mucksmäuschenstill. Hundertfünfzig Minuten lang. Das war toll. Bei „Ende.“ nach dem letzten Titel „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“, nachdem sich der Arbeiterrebell und der Herr von Metropolis die Hand gereicht haben, haben alle vor Freude und Begeisterung geklatscht. Und das, obwohl der Regisseur und die Hauptdarsteller nicht anwesend waren! Super. In Metropolis kann man genau sehen, dass Fritz Lang Skype erfunden hat. Der Herr von Metropolis hat nämlich Skype, wenn er telefoniert. Ich habe kein Skype, weil ich nicht so gerne telefoniere. Und auch nicht Leute dabei angucken will. Und auch nicht beim nicht wirklich gesehen werden angeguckt werden will. Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt muss ich schlafen gehen.“
Ja, stimmt, genau. So war das! Manchmal schreibe ich sogar gleich einen Blogeintrag, wenn ich sehr begeistert bin, oder wenn mich etwas sehr beschäftigt. Nur die Fotos kommen halt immer etwas später, aber das ist nicht schlimm oder? Für mich ist es fast schon, als ob ich in einem alten Poesiealbum blättere, irgendwie interessanter als das, was gerade eben war. Man könnte denken, ich war vor zehn Jahren im Kino, dabei ist es gerade mal knapp sieben Monate her. Dem Eintrag von oben habe ich nichts hinzuzufügen, außer eben die nachgelieferten Bildchen. Ich weiß noch, dass ich mir die Kinokarte von meinem kleinen Taschengeld zusammengespart habe. Wenn ich Taschengeld schreibe, wirkt das, als ob ich ein dreizehnjähriger Backfisch bin, merke ich gerade. Ein preisgünstiger Jungbrunnen, auch für das schmale Portemonnaie! Einfach mal ein bißchen schreiben wie früher, wo man auch im Personalausweis jung war. Im Schülerausweis. Im Kinderpass! Okay, ich übertreibe. Das ist nun einmal mein Naturell. Übertreibung ist ein immanenter Charakterbestandteil von Gaga Nielsen, genetisch programmiert! Fritz Lang hat aber auch ganz schön übertrieben! Metropolis ist der beste Beweis dafür – und – hat man es ihm zum Vorwurf gemacht? Ich meine: Nein! Fritz Lang und ich sind praktisch heimliche Zwillinge. So etwas fühlt man einfach, da erübrigt sich der Vaterschaftstest. Heute ist übrigens nicht der 31. März Zweitausendzwölf, sondern der 20. Oktober, nur falls ich Sie jetzt ein wenig durcheinandergebracht habe, mit meinem Blogeintrag. Nicht, dass Sie mir noch schizophren werden! Ich weiß ja selber schon manchmal nicht mehr, ob es jetzt auf den Winter zugeht oder auf den Frühling, wie in meinen humpelnden Fotostrecken. Irgendwie freue ich mich schon darauf, wenn endlich der Frühling kommt, also so richtig, dass man mal ohne Jacke aus dem Haus gehen kann, bald ist es so weit, morgen ist schon der erste April! Also hier, bei mir, in der einzigartigen Zeitschleife, der phantastischen Parallelwelt des ersten deutschen Zeitlupe-Blogs!
20. Oktober 2012
it’s just a kiss away, it’s just a kiss away

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19. Oktober 2012
Muss gerade an Weimar denken, an eine seltsame Nacht. In einem Hotel. Irgendwas mit „… Hof“ Russischer Hof oder Petersburger Hof. Lange her. Eine kalte Silvesternacht. Schnee lag auch glaube ich. Aber unter der Bettdecke war es warm. Man könnte sogar sagen heiß. Ich glaube, ich komme drauf, weil ich bei den Bildern an Schiller und Goethe denken muss. Am ehesten identifiziere ich mich mit Schiller, aber nicht mit den zugehörigen Frauen. Eine ästhetische Identifikation. Ich wäre ein attraktiver Mann gewesen, lieber ein Mann als eine Frau in dieser Zeit. Ja, so ein rebellischer Hofpoet mit wilder Mähne und flatterndem Hemd. Aber auch sehr entschieden. Wie ich eben heute auch bin! Entscheidungsschwierigkeiten sind mir fremd. Ein klares Ja oder Nein geht ganz schnell bei mir. Es kommt mir sogar vor, als wäre diese dumme Mieterhöhung das erste Mal in meinem Leben, dass ich hin- und hergerissen bin. Zwischen Unterschrift und einfach friedlich hinnehmen oder Widerspruch, der mit Arbeit und Argumentation und Hin und Her verbunden ist. Ich schiebe es immer noch vor mir, aber das soll nicht das Thema sein, in meinem kleinen Eintrag. Wenn nur nicht dieses blöde Zustimmungsritual dazugehören würde, dann wäre es einfacher. Ach, egal jetzt, heute Abend. Meine Probleme möchte ich haben. Wie heißt es doch so schön: „Manche haben für jede Lösung ein passendes Problem“.

Interessant zu beobachten, wie ein erreichter, erarbeiteter guter Status für viele recht bald gewöhnlich wird, so gewöhnlich, so normal, dass die Sehnsucht nach Abwechslung überhand nimmt. Wahrscheinlich braucht man immer etwas zum Erhoffen und Ersehenen, um sich lebendig zu fühlen. Ein Ziel, das noch nicht erreicht ist, gibt den Blick auf einen Weg frei, auf Zukunft und unbekannte Erlebnisse, neue Begegnungen und Erfahrungen. Wenn man aber am Ende des Weges ist, an einem bestimmten Punkt und noch Lebenskraft und Übermut und Erfahrungshunger da sind, kann man nicht davon zehren, sich am Ziel umzudrehen und stolz auf den zurückgelegten Weg zu blicken. Obwohl er genauso lang oder kurz ist, wie von der anderen Seite. Aber am Anfang weiß man noch nicht, wie er sich anfühlt. Am Ende kennt man alles und kann sich hier und da sentimental erinnern, aber das ist nicht abendfüllend. Außer vielleicht, man ist sehr alt und die Kräfte verabschieden sich, so dass man bereits den Übergang in eine jenseitige Existenz ersehnt, als Erlösung und auch wegen der Abwechslung. Aber das ist auch ein Blick in die Weite, zum Horizont eines unbekannten Landes. Mir fällt gerade auf, dass ich nicht gerne mit Menschen zusammen bin, die zu ausgiebig von Vergangenem schwärmen, es langweilt mich und ich empfinde es als Missachtung der – zumindest für mich – offensichtlich hohen Qualität der Gegenwart. Wie kann man einer Zeit hinterherwinseln, in der man nur halb so viel wusste, einem Lebensalter, in dem man so ahnungslos war. Das einzige was vielleicht besser war, war das ständige Empfinden von Neuem, das gebe ich zu, diese Aufregung der Jugend über Alles und Jegliches. Was es alles auszuloten gab.

Die Freude an Experimenten mit Substanzen und Provokation. Das lässt sich nicht wiederholen, der Effekt nutzt sich ab. Man kann nicht zweimal mit derselben Handlung auf eine Art provozieren oder an Grenzen gehen, dass es auch beim zweiten Mal eine aufregende Erfahrung garantiert. Wenn ich in Keith Richards Buch lese, muss ich manchmal daran denken, wie das wohl jemand wahrnehmen mag, dem diese Welten von Grenzerfahrungen anhand von Drogenexperimenten unbekannt sind, oder diese besondere Welt, dieses Universum, in dem sich Rockmusiker bewegen. Wahrscheinlich findet jemand ohne eigenen Zugang zu dieser Welt das ganze Buch langweilig und irrelevant. Ich mag das allerdings sehr, kleine Details über den Augenblick zu erfahren, die Situation, aus der in einem Hotelzimmer an einem verregneten Tag Gimme Shelter mit einem Riff begann, als Mick und Anita Pallenberg Performance drehten und Keith alleine auf seinem Zimmer blieb, in einer seltsamen Stimmung, irgendwie diffus, er konnte nicht wissen, dass die beiden miteinander rummachen würden. Anita war ja mit ihm, Keith, zusammen, aber die Badezimmerszene war eine reizvolle Angelegenheit, keine sterilen Dreharbeiten. Na ja und so weiter. Es liest sich irgendwie familiär. Vielleicht ist mir diese Welt in Fleisch und Blut, weil die Musik mich seit meiner Jugend so sehr begleitet hat, mein Bruder war ein großer Keith Richards-Fan. Ich glaube nicht mal, dass er wusste, warum alle seine Gitarren nur fünf Seiten haben. Er erklärt das alles ganz genau und ich lese alles ganz genau, als hätte ich Ahnung von Gitarren. Beinah absurd. Schon seltsam, wie viel Zeit ich mit Männern verbracht habe, für die eine Gitarre die zweite Geliebte war, manchmal auch die Erste. Immer an ihrer Seite, immer da, wenn man sie braucht, anschmiegsam, tröstend auch. Tatsächlich, mein Leben ist von Männern mit einem Zimmer voller Gitarren, Verstärkern, Kabeln und Mikrofonen gesäumt, wenn ich so zurückschaue. Wenn ich nach vorne schaue, bin ich wie im Nebel. Ein heller, lichter Nebel zwar, aber vermutlich kein Bühnennebel. Mit Typen mit Hang zu Nebelmaschinen hatte ich aber ohnehin nie etwas zu tun. Jetzt fange ich aber langsam an mich zu verfransen. Ich höre mal auf für heute. Ist sicher besser so.
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18. Oktober 2012
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Fast hätte ich geschrieben, ein ereignisloser Tag. Unfug. So etwas gibt es doch gar nicht. Gestern allerdings sind prägnantere Dinge geschehen. Zum Beispiel habe ich mir ein zartes Scheibchen vom rechten Mittelfinger abgehobelt, mit dem Gemüsehobel. Ich wollte die Karotte möglichst schnell kleinkriegen und bin etwas zu temporeich und grobmotorisch vorgegangen. Der Mittelfinger, die Mohrrübe haltend, so leicht abgewinkelt, einmal nicht an der Klinge vorbeigeschrammt. Oberhalb, da wo das Nagelbett aufhört. Das blutet irrsinnig an der Stelle, wenn ein ungefähr ein Quadratzentimeter großes Stückchen Haut mit ein bißchen Fleisch fehlt. Aber weh getan hat es gar nicht, komisch. Ob das Adrenalin so schnell ins Hirn schießt, bei so einer brutalen Verletzung? Schnell ins Bad und vierlagiges Klopapier gefaltet, mehrfach um den Finger gewickelt und fixiert. Damit das Blut möglichst viele Schichten zum Aufsaugen hat und das Ganze in Ruhe trocknen kann. Dann vor dem Schlafengehen, als es gut durchgetrocknet schien, mit der Nagelschere das überflüssige Klopapier wegoperiert, immer vorsichtig an der verkrusteten Wunde entlang. Sieht heute schon wieder erstaunlich gut aus. Heute Vormittag bis Nachmitag noch mit schützendem Pflaster, öfter mal geguckt, ob die Zellstoff-Schicht noch mit der Wunde verklebt ist und dann nach leichter Ablösung entfernt. Da muss immer Luft ran.

Sieht jetzt mehr so aus wie nach einer ziemlich großen Brandblase, kein Blut mehr zu sehen, nur der Klebstoff vom Körper. Ich kann schon wieder sehr gut tippen. War gestern etwas schwierig, mit dem dicken Verband, als ich über das Propellermädchen schrieb, aber es musste raus! Niemals würde ich ein Foto von so einer ekligen Verletzung machen. Das war ja vor ein paar Jahren bei ein paar Bloggern in Mode, ihre lädierten Stellen zu präsentieren. Wahrscheinlich sollte das mutig oder gewagt wirken. Auf mich wirkte es nur abstoßend und gleichzeitig langweilig. Worin die Attraktion liegen soll, mit heillosen Zuständen zu kokettieren, will sich mir nicht erschließen. Ah, schon Mitternacht, muss schlafen gehen, weil morgen früher als sonst raus. Ach so Ereignisse – diverse Arbeit, viel geredet, konstruktive Überlegungen, private Gespräche und weniger private Gespräche.

Später ewig bei Edeka nach einem Produkt für neunundsiebzig Cent gesucht, weil ich unbedingt wollte, dass nach meinem Einkauf mit Karte und allen Abzügen des Monats ein bestimmter glatter Kontostand dasteht. Das Spielchen treibe ich öfter. Wenn ich morgen einen Auszug holen würde, wäre nach der Abbuchung eine Zahl mit drei Nullen am Ende. Die erste Zahl bleibt mein Geheimnis! Ich habe eine Tafel Milka Vollmilch mit ganzen Nüssen gekauft, die kostet genau so viel. Ich hätte auch Sarotti nehmen können oder Schogetten, aber Milka war mir geschmacklich am angenehmsten in Erinnerung, habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen, die Vorliebe ist mir irgendwie abhanden gekommen. Aber ich war sehr enttäuscht von der veränderten Verpackung. Das ist jetzt so eine Kunsstofffolie, wie bei Ritter Sport schon länger.

Als Kind und Mädchen, eigentlich bis zu meinem ungefähr fünfundreißigsten Lebensjahr war meine Lieblingsschokolade Milka Noisette und Vollmilch Nuss. Ich habe es geliebt, das lila Papier aufzuklappen und dann vorsichtig das Silberpapier am Rand zu entfalten, ich habe die Tafel nie brutal aufgerissen, sondern immer sorgsam ausgepackt und dann wieder zugeklappt. Es sei denn, ich habe die ganze Tafel auf einmal gegessen. Das mache ich heute nicht mehr. Ich habe gelernt, mir Schokolade einzuteilen! Der Geschmack ist aber noch wie früher. Ich habe vorhin eine Rippe gegessen und mit einem Täfelchen, so einem Minitäfelchen 80-prozentige Schokolade von Moser Roth kombiniert, also so sandwichmäßig. Das gibt der Milchschokolade den entsprechenden, von Hause aus fehlenden Charakter, es hat mir gut geschmeckt. Ach ja, und Voice of Germany geguckt. Ich kenne eine Frau, die war neulich, im August, bei einer Blind Audition-Aufzeichnung in Adlershof. Sie hat von den umständlichen Sicherheitsvorkehrungen berichtet, dass man praktisch alles abgeben muss und das Studio vergleichsweise winzig ist, im Gegensatz zum Eindruck im Fernsehen. Das Publikum hört den Gesang nur relativ leise, ziemlich dürftige Qualität, nur die Coaches, also Nena, Naidoo, Boss Hoss und Dingens, ach wie heißt er noch, der Engländer eben, die hören alles exzellent, durch die Ohrstöpsel, die sie drin haben. Die Begeisterung vom Publikum beruht also eher auf der Anheizerei durch diverse Profianimateure.

Wobei bei den größten Talenten schon auch mal ein echter Funke überspringt. Und Talent ist da ja immer reichlich vertreten, kann man nicht meckern. Aber richtig interessant wird es erst durch den Zusammenschnitt. Also sie würde nicht noch mal hingehen, auch weil man auf dem Trockenen sitzt, nichts zu trinken, dauernd still sein, na ja, ziemlich anstrengend wohl. Vor dem Fernseher ist es wohl nicht nur tausendmal interessanter, sondern auch komfortabler. Auch mal schön zu hören, dass live dabei sein nicht immer unbedingt das Nonplusultra ist. Morgen kommt ja schon der zweite Teil der zweiten Staffel. Ist ja alles immer schön in den Mediatheken heutzutage. Die Show von vorhin bestimmt auch schon. Hab keine Lust, den Link zu suchen, aber hat sich gelohnt zu gucken. Vor allem die Frau aus dem Ruhrpott war lustig, die im Krankenhaus einen Job hat, wo sie Handtücher verteilt und so weiter. Die hat unsere Nena so richtig zum Lachen gebracht, das war fein. Ich habe auch sehr gelacht, schon am Anfang wo sie sich als jemanden aus dem „normalen Mittelstand“ bezeichnet hat, der sich auch mal ruhig was trauen kann. So, genug Ereignis für heute.

17. Oktober 2012



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Heute in der S-Bahn eine junge Frau, ein Mädchen, vierzehn? Fünfzehn? Sechzehn? Älter? Kann ich kaum genauer sagen. Ein Gesicht mit asiatischer Herkunft, karamellbraune Haut, dunkle seidige Haare, schulterlange, glatte Haare mit einem langen, ganz exakt gerade geschnittenen Pony, so exakt und glatt wie bei einer Perücke. Faszinierend. Sie hatte Grübchen und sah neugierig aus und genau genommen so unfassbar hübsch, wie sich jemand nur das liebreizendste Puppengesicht ausdenken könnte. Ich musste hinschauen, am liebsten wollte ich sie ununterbrochen anstarren, ich war ganz verliebt. Sie lächelte die ganze Zeit über sehr feinsinnig aber auch wie jemand, der zu Streichen aufgelegt ist. Dann aber doch auch wieder so artig, wie ein putziges Kind, das man sofort adoptieren möchte. Ich verstand kein Wort von dem, was sie zu dem Mädchen, der jungen Frau neben ihr sagte, die auch exotische Gesichtszüge hatte. Ich dachte erst an eine asiatische Sprache, ich kann ja keine, kenne nur den unterschiedlichen Klang. Sie war zu weit weg, als dass ich es genauer einordnen hätte können. Später, als sie ausstieg, sah ich, dass sie zu einer ganzen Gruppe gehörte, die dann ganz nah an mir vorbeiging. Sie stiegen am Hauptbahnhof aus. Ich erkannte aus der Nähe, dass es niederländisch war. Ist aber nicht wichtig. Viel wichtiger ist, dass ich endlich beschreibe, was die Zuckerpuppe angehabt hat. Das war nämlich das Unfassbarste, was ich seit langem gesehen habe. Also ich denke, sie war schon Ende der Pubertät, die anderen Mädchen sahen auch ungefähr wie sechzehn, siebzehn aus. Aber sie hatte sich angezogen wie eine kleine freche Puppe, die man einem fünfjährigen Mädchen gerne in den Arm drücken würde. So gerne hätte ich sie fotografiert. Niemals hätte ich mich getraut. Nicht in der S-Bahn. Ich hatte auch keine Kamera dabei. Also um nun endlich auf den Punkt zu kommen: sie hatte allen Ernstes eine Schleife im Haar, hinter dem Pony gebunden – und so auf der Seite – ich war völlig aufgelöst vor Entzücken, einen Propeller. Also ich meine: sie hatte eine große Schleife wie Daisy Duck, wie ein Geschenk, aus einem roten Stoffband mit weißen Tupfen um den Kopf gebunden und auf der Seite einen Propeller, wie eine Puppe in der Schießbude auf dem Jahrmarkt und dazu dieses wundervolle Puppengesicht mit den Grübchen. Um den Hals hatte sie einen dunkelroten Schal und ihre Jacke sah aus wie ein kamelfarbener Dufflecoat, der sich beim Aufstehen als Jacke entpuppte. Der kleine Jackenmantel hatte eine ähnliche Farbe wie ihre Haut und der Stoff sah sehr gut aus, eine ganz feine Wolle, vielleicht sogar Kaschmir. Auf ihrem Schoß lag eine Tasche mit Leoparden-Teddyfell, kleingemustert, die sich später als Rucksack entpuppte, den sie sich beim Aussteigen umschnallte. Ich glaube, sie hatte eine dunkelblaue oder schwarze Hose an, die Schuhe kann ich nicht mehr erinnern. Aber ihr freundliches Lächeln und die Grübchen. Und die Propellerschleife. Sie sah überhaupt kein bißchen albern damit aus. Am Rand der Schleife war sogar eine kleine gehäkelte Spitzenborte, und wenn man sich das jetzt alles zusammen vorstellt, muss man denken, das passt doch überhaupt nicht zusammen, so eine sommerliche hellrote-Tupfen-Propeller-Schleife auf dem Kopf und so ein herbstlich elegantes Dufflecoat-Jäckchen. Aber es war eines der schönsten Outfits, das ich seit langem gesehen habe. Aber nur an ihr. Und nur wegen ihr. Und wegen dem Propeller. Unvergesslich.
16. Oktober 2012

Einer der schönsten Songs von Silly in der zweiten Besetzung mit der erstklassigen Anna, Erinnert. Fiel mir nur gerade wieder auf, weil er zufällig lief, als ich überlegte, welche der Bilder ich aus der Strecke nehme, hier für den Blogeintrag. Ich komm zu mir, du hast mich an mich erinnert, ich und ich waren einander schon so fremd. Ich danke dir, du hast mich an mich erinnert. (Silly, Text: Werner Kama)

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15. Oktober 2012
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Bilder vom 26. März, verrauscht, unscharf. Ich entschuldige mich dafür. Ich war sehr auf dem Sprung, aber die halbe Minute wollte ich mir nehmen. Ich sollte öfter Schleifen umbinden. Als junges Mädchen und auch als junge Frau hätte mich niemand dazu gebracht. Aber inzwischen bin ich groß und gerissen genug, um mir eine Schleife im Geist von Buster Keaton umzubinden. Auf die Haltung kommt es an. Auf die innere Haltung und auf die äußere, die ja am Ende nur die sichtbare Fortsetzung der inneren Bewegungen und Posen ist. Im allerbesten Fall gibt es keinen Jägerzaun oder Stacheldraht zwischen dem Innen und dem Außen eines Menschen. Der größte Kampf im Leben ist wahrscheinlich, die inneren Motivationen, Ziele und Begehrlichkeiten in Einklang mit den sonstigen Anforderungen der Welt zu bringen. Es gibt nur wenige Menschen, die von Kindesbeinen an mit tänzerischer Leichtigkeit und heiterer Gewissheit ihr größtes und freudebringendstes Talent ungehindert entfalten und zu einer lukrativen Profession entwickeln. Die meisten müssen schmerzhaft nachsitzen, kämpfen, sich durchbeißen, ihre Qualität beweisen. Aber es ist nie zu spät, das eigene Talent zu fördern. Am schönsten ist es freilich, wenn einem andere diese Ermutigung geben. Rückenwind gibt sehr viel Kraft. Wie auch immer ich darauf jetzt gerade kommen mag, es sollte hier wohl geschrieben stehen.

14. Oktober 2012
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Ja wirklich. Das war auch der 25. März. Plötzlich ist die Sonne hervorgebrochen, freigelassen aus ihrer langen, sibirischen Gefangenschaft. Am Vormittag noch graue Winterwolken und gegen Mittag ist der Himmel aufgerissen, ich habe den blöden Poncho weggeschmissen, über die Lehne der kleinen gepolsterten Bank im Flur und das große, gestreifte Badetuch geholt. Das Fenster der Gaube weit auf, und den Sonnenfleck angebetet. Der Balkon war noch im Winterschlaf und musste sich erst rekeln und frisch machen, der war noch nicht so weit wie ich. Wie man sich nach der Sonne sehnt. Man hat es fast schon wieder vergessen, wie es war, die Sonne zu spüren, direkt auf der Haut, ungefiltert, nicht als ob man in seiner Jacke unter einem blöden Heizpilz steht.


14. Oktober 2012
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Ich gucke ein bißchen fotomüde am 25. März 2012. War ich auch. Ich dachte, so bist du doch neulich schon dagesessen, mit deinem Poncho und der Kamera. Wie lange soll das gehen, worin liegt demnächst noch der Reiz? Das ging mir so durch den Kopf, und natürlich auch später immer wieder einmal, wenn man die Wiederholung erkennt, die déjà vus kommen und später das déjà vu beim déjà vu. Ich habe es trotzdem bis heute weiter durchgezogen. Mir ging es ja weniger um die Klamotten, das war nur eine Nebenerscheinung, die ich mit der Zeit als Spiel gesehen habe. Ich wollte und will jeden Tag in Kontakt mit mir kommen, mir in die Augen schauen, bis dankbare Wertschätzung kommt, durch eine zusätzliche Selbstwahrnehmung von Außen, und sie ist jeden Tag eingetreten. Ich konnte die Kamera zufrieden ausmachen, mit dem Gefühl, ich bin mir näher gekommen und weiß wieder wer ich bin und dass es gut ist, wie ich bin. Ich gesund bin und es mir gut geht in diesem Augenblick, ich an einem guten Platz in der Welt bin und Grund habe dankbar zu sein und die Welt anzulächeln, wenigstens innerlich. Es war ein Sonntag glaube ich, es gibt keine Indizien, dass Gaga Nielsen das Haus verlassen hat. Später gab es unerwartete Sonne und das erste richtige Sonnenbad in diesem Jahr. Gibt auch noch Fotos. Aber angefangen hat der Tag kalt und wolkig. Heute, am 14. Oktober 2012 scheint in Berlin die Sonne. Ich gehe gleich zur offenen Balkontür und setze mich im Schneidersitz auf dem Boden in die Sonne und trinke meinen zweiten Kaffee. Auf dem Balkon ist es mir ein bißchen zu kalt, aber im großen Sonnenfleck an der Balkontür ist es ganz warm.
14. Oktober 2012
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Ich gucke ein bißchen fotomüde am 25. März 2012. War ich auch. Ich dachte, so bist du doch neulich schon dagesessen, mit deinem Poncho und der Kamera. Wie lange soll das gehen, worin liegt demnächst noch der Reiz? Das ging mir so durch den Kopf, und natürlich auch später immer wieder einmal, wenn man die Wiederholung erkennt, die déjà vus kommen und später das déjà vu beim déjà vu. Ich habe es trotzdem bis heute weiter durchgezogen. Mir ging es ja weniger um die Klamotten, das war nur eine Nebenerscheinung, die ich mit der Zeit als Spiel gesehen habe. Ich wollte und will jeden Tag in Kontakt mit mir kommen, mir in die Augen schauen, bis dankbare Wertschätzung kommt, durch eine zusätzliche Selbstwahrnehmung von Außen, und sie ist jeden Tag eingetreten. Ich konnte die Kamera zufrieden ausmachen, mit dem Gefühl, ich bin mir näher gekommen und weiß wieder wer ich bin und dass es gut ist, wie ich bin. Ich gesund bin und es mir gut geht in diesem Augenblick, ich an einem guten Platz in der Welt bin und Grund habe dankbar zu sein und die Welt anzulächeln, wenigstens innerlich. Es war ein Sonntag glaube ich, es gibt keine Indizien, dass Gaga Nielsen das Haus verlassen hat. Später gab es unerwartete Sonne und das erste richtige Sonnenbad in diesem Jahr. Gibt auch noch Fotos. Aber angefangen hat der Tag kalt und wolkig. Heute, am 14. Oktober 2012 scheint in Berlin die Sonne. Ich gehe gleich zur offenen Balkontür und setze mich im Schneidersitz auf dem Boden in die Sonne und trinke meinen zweiten Kaffee. Auf dem Balkon ist es mir ein bißchen zu kalt, aber im großen Sonnenfleck an der Balkontür ist es ganz warm.
13. Oktober 2012
Gucke gerade die Vox-Spiegel-Doku „Internetstars – die schnelle Karriere im Netz„. Ist wohl nur noch heute kostenlos abrufbar. U. a. mit Sascha Lobo und vielen Anderen! Mit lauter mir unbekannten „You Tube-Stars“ etc. pp.! Schon toll, was es so gibt. Die Kids rühren mich ja immer, wenn sie sich nach den Hausaufgaben am Wochenende zum Filmchenmachen treffen. Halt wie die Großen!
13. Oktober 2012

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Frau Nielsen im Bauarbeiter-Unterhemd. Das war auf keinen Fall ein Zustand, in dem ich die Wohnung verlassen hätte. Scheint wohl warm gewesen zu sein, am vierundzwanzigsten März. Ich glaube das Feinripp-Leibchen habe ich Mitte oder Ende der Achtziger Jahre für zwei Mark neunzig bei Woolworth in der Hauptstraße in Schöneberg gekauft. Also vor ungefähr einem Vierteljahrhundert. An den Nähten ist es schon leicht ausgefranst. Ich schreibe hier ausführlich über das blöde Hemd, als wäre es ein modisch relevantes, qualifiziertes Bekleidungsstück, aber es handelt sich wie so oft nur um reine Zeilenschinderei. Ein Blogeintrag ohne Wörter drin ist wie Promidinner ohne Prominente! Ganz toller Vergleich, spitzenmäßig. Bin nicht in Topform heute – lyrikmäßig(!).
13. Oktober 2012
Gucke gerade die Vox-Spiegel-Doku „Internetstars – die schnelle Karriere im Netz„. Ist wohl nur noch heute kostenlos abrufbar. U. a. mit Sascha Lobo und vielen Anderen! Mit lauter mir unbekannten „You Tube-Stars“ etc. pp.! Schon toll, was es so gibt. Die Kids rühren mich ja immer, wenn sie sich nach den Hausaufgaben am Wochenende zum Filmchenmachen treffen. Halt wie die Großen!
13. Oktober 2012

23. März 2012
Ask not, what Berlin can do for you,
but ask, what you can do for Berlin.
John F. Berliner Kennedy
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13. Oktober 2012

23. März 2012
Ask not, what Berlin can do for you,
but ask, what you can do for Berlin.
John F. Berliner Kennedy
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13. Oktober 2012
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War ganz früh, es war noch dunkel, weiß ich noch. 22. März 2012.

12. Oktober 2012


21. März 2012
Jetzt ist es so weit, die Rollkragenpullover sind wieder griffbereit. Man sieht nur noch am Titel der Fotostrecken und der Dateibenennung, dass die Bilder nicht von heute sind. Die Haare vorne sind ein bißchen länger, ich hatte die Schere eine Weile nicht in der Hand. Ich habe eine kleine Friseurschere, irgendwann bei Amazon bestellt. Ich weiß nicht genau, ob im März noch Spuren von externer Haarfarbe in den Spitzen waren. Vielleicht. Oder auch nicht. Guido Westerwelle ist sichtbar älter geworden oder besser gereift, sehe ich gerade in der ZDF-Mediathek. Er wirkt grüblerischer, weniger selbstzufrieden. Aber so genau weiß ich es nicht, ich beobachte ihn nicht ernsthaft genug, um mir ein Urteil erlauben zu können. Es ist immer sehr billig, plakative Statements über jemanden zu machen, den man nicht im Entferntesten kennt.
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11. Oktober 2012

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20. März 2012
Um 17.07 Uhr hat es an der Tür geklingelt. Der Inhaber der Immobilienverwertungsgesellschaft mit seiner brünetten Tochter als Assistentin. Als erstes haben Sie nach dem Guten Tag-Sagen wie selbstverständlich so Plastik-Füßlinge ausgepackt und angezogen, um keine Fußspuren mit den Straßenschuhen zu hinterlassen. Das wirkte schon mal sehr rücksichtsvoll. Herr – – hab den Namen vergessen, steht aber auf dem Brief zur Terminvereinbarung, wirkte sehr sympathisch und hat einfach mit seiner Tochter das ihm schon bekannte Exposé abgeglichen, was die Ausstattung und die Art der Fliesen angeht usw. Als er in dem Zimmer war, aus dem ich immer blogge, also meinem Wohnzimmer, wo man auf den Dom gucken kann, ist er zum Fenster gegangen und hat etwas verständnislos zu ihr angemerkt „Hier hätte man doch unbedingt bodentiefe Fenster einbauen sollen, oder? Dann hätte man den Ausblick auch, wenn man da sitzt“ deutet dabei mit dem Kopf zu dem Platz mit den marrokanischen Bodenkissen und meinem Notebook, meiner kleinen Bloggerinsel. Sie waren tatsächlich angenehm in ihrer Behutsamtkeit, ich habe mich nicht belästigt gefühlt. Ins Schlafzimmer haben sie sich gar nicht hineingetraut, nur durchgeguckt, durch den gerafften Sari. Die Tochter hat gemeint „oh, das ist aber sehr gemütlich!“. „Sie können ruhig genauer gucken“ habe ich sie ermutigt, aber sie hat sich nicht getraut. Sehr wohlerzogene Tochter, hübsch dazu. Dann hat er noch ein bißchen erzählt, was sich bislang so an möglichen Kaufinteressenten abzeichnet, noch nichts Konkretes, nur vage. Zum Beispiel gäbe es einen Interessenten aus Köln, der nach einem Objekt sucht, das als Ferienwohnung für gelegentliche Berlin-Besuche genutzt werden könnte. „Aber das wird eng, dann in sieben Jahren, mit der Beanspruchung des Mieteigentums, mit der Argumentation, oder?“ „Ja, das wird allerdings schwierig.“ Letzendlich sieht es wohl so aus, dass sich am ehesten reine Investoren dafür interessieren werden, alles andere ist relativ unwahrscheinlich. Wer für Eigenbedarf sucht, hat keine Lust sieben Jahre darauf zu warten, bis die Frist abgelaufen ist. Höchstens irgendwann für die Kinder, die später etwas brauchen, allerdings ist das ja streng genommen auch Perlen vor die Säue, investitionstechnisch, ein kostspieliges Objekt in Mitte zu erwerben, in dem die Kinder dann mietfrei ihr Studentenleben genießen. Da kommt ja nun nicht viel dabei rum. Mit mir ist ein Vermieter am Besten bedient, das kann man drehen, wie man will.
11. Oktober 2012
10. Oktober 2012

Meine Arbeitskleidung. Beim Bloggen. Wenn man Bloggen als Arbeit betrachten könnte. Ich würde sagen, ich habe zu neunundneunzig Prozent beim Bloggen dieses langärmlige schwarze XXL-Charlie-Chaplin-Shirt an und eine Hose aus Nickistoff, die vor ungefähr zweihundert Wäschen mal schwarz war, inzwischen kann ich den Farbton nicht mehr einwandfrei benennen. Ein leicht lila-stichiges Braun-Anthrazit. Egal, sieht ja keiner! Das T-Shirt habe ich mal im Internet in Amerika bestellt und es kriegt schon Löcher. Eins habe ich schon gestopft aber nicht so richtig gut, ich musste noch mal nacharbeiten und man sieht es sofort. Ein Glück, dass ich keinen Bedarf sehe, das Teil unter Leuten anzuziehen oder gar in der Öffentlichkeit. Die Silhouette ist schon recht indifferent, in so einem überdimensionierten Schlaffi-Shirt. Ich bin ja nicht schwanger, ein bißchen Kontur soll schon zu erkennen sein. Je mehr desto besser! Das wirkt dynamischer. In Klamotten, die voluminös einfach nach unten hängen, wirkt man schnell ein bißchen träge und unbeweglich. Was ich nicht bin! Ich habe einen Hang zu Bewegungsabläufen, wie man es eher von Haustieren kennt. Also Hund und Katze oder Hamster. Ich liege daheim viel herum, Sitzen eher selten, wenn ich aber wohin muss, bin ich pfeilschnell und kann ein ziemliches Tempo entwickeln. Wenn ich dann da bin, kommt wieder eine ausgiebige Ruhephase, die Kräfte für den nächsten lebensnotwendigen Bewegungsablauf wollen gesammelt werden. Mir scheint das recht ökonomisch, es funktioniert ganz nach Gefühl, je nach dem, was ansteht. Wenn einkaufen gegangen werden muss, konzentriere ich alle Kraft auf dieses olympische Ziel. Wenn ich dann erst die schweren Einkaufstüten in den Händen habe, bin ich kurz vor der Zielgeraden! Daheim angekommen, werden die Tüten erst auf den Küchentisch gepackt, die Milchprodukte und verderblicheren Sachen schnell in den Kühlschrank, das andere muss warten. Sogleich folgt wieder eine ausgiebige Ruhephase in halber Liegeposition. Aber nicht im Bett! Nickerchen mache ich nicht so oft. Mit Liegeposition meine ich so auf meinen Bodenkissen, an die Wand gelehnt, mit ausgestreckten Beinen im Internet herumgurken. Um nicht zu sagen: gammeln! Dabei kann man auch schön essen, das geht alles ganz natürlich ineinander über. Wenn ich dann genug im Internet war und mich gestärkt habe, räume ich den Rest in den Kühlschrank und das Obst in die Schälchen und so weiter. Am Abend ist die Küche bei mir immer ordentlich aufgeräumt, das ist morgens einfach ein besseres Gefühl, in eine saubere Küche zu kommen und gleich mit dem Kaffeekochen loszulegen. Jetzt ist es schon wieder bald halbzwölf, ich werde noch etwas essen. Ich esse immer sehr spät, meistens esse ich zweimal zu Abend, das erste mal so gegen Sieben und das zweite mal so gegen Mitternacht. Danach schlafe ich wie ein Bär. Frühstück brauche ich dann aber auch lange nicht, weil das scheinbar recht lang vorhält, wenn ich so spät noch esse. Deswegen gibt es nach dem Aufstehen nur viel Kaffee. Auf jeden Fall muss ich dann aber gegen Mittag wieder etwas essen, dann habe ich Hunger. Oft esse ich nach Hauptmahlzeiten ein bißchen zeitversetzt, so nach Lust und Laune, ungefähr eine Stunde später Nachtisch. Manchmal auch noch mal zwischen dem ersten und zweiten Abendessen. Gerne mag ich sahnige Quarkspeisen mit weißen Weintrauben und auch schöne Äpfel nebenher. Und ein Stückchen Schokolade zusammen mit heißem Espresso oder einem Schluck Obstbrand! Das verbindet sich dann sehr interessant im Mund. In letzter Zeit, also seit Sarkozy seine Wahlschlappe hatte, trinke ich ja wieder Alkohol, und wie früher, ist es beim Wein ein möglichst gar nicht fruchtiger Bordeaux mit viel Tannin. Wie froh ich bin, dass ich mein Alkoholproblem überwunden habe. Also das Problem, zu meinen, ich würde eine Sünde begehen, wenn ich Alkoholgift in meinen Körper lasse, nach eineinhalb Jahren Abstinenz. Aber ich habe es schlau gemacht: ich habe ganz klein, mit wenigen Schlucken wieder angefangen und langsam gesteigert und trinke nur noch maximal ein bis eineinhalb Gläser, na gut, selten auch mal eindreiviertel, aber nicht mehr. Dann ist es auch in der Früh nach dem Aufstehen wie in der Zeit, wo ich gar nicht getrunken habe. Gar nicht zu merken, kein Kater! Jetzt habe ich aber viel geschrieben und ausgeplaudert. Ich mache mal eine Büchse Ölsardinen auf und schnipple ein bißchen Grünzeug drüber und Cashews! Mein Körper besteht zu ungefähr fünfundzwanzig Prozent aus gerösteten Cashewkernen. Andere Nüsse kaufe ich gar nicht mehr. Schade eigentlich. Nur Erdnüsse sind für mich total uninteressant, die akzeptiere ich eigentlich nur in Snickers. Andere Nüsse esse ich zur Zeit eigentlich nur in Darbietungsform von dem Müsli, das ich immer kaufe, wo ein paar Mandeln drin sind. Aber Schokolade mit gerösteten Haselnüssen ist auch sehr toll. Ich hätte gerne eine ganz dunkle, cremige Bitterschokolade mit gerösteten Haselnüssen drin. Das muss super schmecken. Und geröstete Mandeln muss ich auch mal wieder kaufen. So, genug jetzt, ich muss zu meiner Sardinenbüchse, mit Haut und Gräten!
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10. Oktober 2012

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WO BERLIN DRAUF STEHT, IST BERLIN DRIN

KRAFT MEINER WASSERSUPPE.
Soll ich was dazu schreiben, für meine kleinen Leser-Voyeure? Heute glaube ich eher nicht, ich fange an zu faseln, am Ende werde ich ausfallend, das passt auf keinen Fall zu meiner Vorbildfunktion als Bundespräsidentin. Aber ohne jeden Zweifel macht es sich gut, wenn ein paar Wörter unter den Bildern stehen. Unter den Brücken stehen. Unter den Brücken schlafen gehen.
09. Oktober 2012

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Nach dem langen Winter stehen wieder die Tische und Stühle draußen. Von der Marienstraße bin ich in die Albrechtstraße gebogen. Am Ende liegt der Schiffbauerdamm. Und die Treppe nach oben zur S-Bahn-Friedrichstraße. Gegenüber vom Vaporetto. Nur eine Haltestelle werde ich fahren. Könnte man auch noch laufen, aber nein, für heute ist es genug. Schön, wie weit die Türen überall aufstehen. Und das bunte Obst an dem hohen Tisch vom Machivaelli, als wäre der Frühling oder gar der Frühsommer schon näher, als nur vor der Tür. Gastronomen sind so fleißige Leute. Ich bin sehr von diesem Berufsstand beeindruckt. Ach was, maßlos beeindruckt. Rund um die Uhr wird gearbeitet, erst spät in der Nacht ins Bett, ein kurzer Schlaf, ein dreifacher Espresso, ein Butterhörnchen, eine kleine Zigarette und wieder Einkaufen zum Wohl des Gastes, in die nächste Runde. Die Gastronomie ist das Herz einer Stadt. Ganz unverzichtbar. Heute bin ich wieder gut für goldene Binsenweisheiten. Ich mag die Albrechtstraße unheimlich gerne. Und den Schiffbauerdamm. Ich sollte Heimatlieder schreiben. Aber das können andere besser. Ich fotografiere Heimatlieder – das muss es auch geben. Irgendein Talent hat jeder.

08. Oktober 2012
Um wieder die Kurve zum gepflegten Schwarzweiß zu kriegen. Das ist meine liebste Strecke von diesem siebzehnten März. Erinnern Sie sich? Ich bin vor meinem Kleiderschrank losgezogen, zum Kapelle-Ufer, Kronprinzenbrücke, Spreebogen, Haus der Bundespressekonferenz, Parlament der Bäume, die S-Bahn-Bögen in der Margarete-Steffin-Straße entlang, links in die Luisenstraße gebogen und dann rechts in die Marienstraße. Es ist eine längere Bilderstrecke, einfach nur die Straße entlang, eine Straße in Mitte.
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Zwischen Luisenstraße und Albrechtstraße, Nachmittagssonne, vorbei an ein paar Galerien und der Boese Buben Bar, wo auch wirklich böse Buben sitzen. Man reibt sich die Augen. Auch weil das Licht so schön ist, auf dem Asphalt und durch die gestreifte Markise vom Mini-Markt. Und Frauen mit Anmut und Sonnenbrille entlanglaufen. Ich meine nicht mich. In dieser Strecke sind nur wenige Bilder mit mir, aber ich finde sie eine der schönsten. Weil es sich so sehr wie Entlanglaufen anfühlt, wenn man die Bilder anschaut. Nehmen Sie sich ein paar Minuten für die Marienstraße.



07. Oktober 2012


Ja also, ich hätte da dann mal wieder etwas vorbereitet! Ein schickes Fotoset mit zweieinhalb Motiven auf fünfundzwanzig Fotos verteilt, wenn Sie mal schauen möchten. Von der Margarete-Steffin-Straße kommend, bin ich in die Luisenstraße gebogen, wo auf der Ecke das neue Haus mit der aparten grau-weißen Zebrastreifen-Fassade steht. In google-streetview ist das Haus noch nicht drauf, da sieht man nur die Baustelle, also echt neu! Dann durch die S-Bahn-Brücke durch, dann sieht man links das beliebte Künstlerhotel Luise und gegenüber, auf der Ecke, wo es in die Marienstraße geht, die Dings Origami- äh – Mori Ogai-Gedenkstätte mit den ebenfalls sehr aparten japanischen Schriftzeichen an der Wand. Ich könnte jetzt natürlich so tun, als ob ich wüsste, wer Mori Ogai war und worin seine Verdienste bestehen, aber das wäre aalglatt gelogen und lügen soll man nicht! Ich hab auch schon mal gegoogelt, habe es mir aber nicht gemerkt. Aber immerhin, dass es der Name von einem Mann ist und nicht der Name von einem Restaurant! Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich beim Vorbeifahren mit der S-Bahn immer gedacht, dass wäre ein schickes neues, besonders edles Sushi-Restaurant. Also nicht nur Sushi, sondern echte japanische Spezialitäten und bestimmt sauteuer! Wo man reservieren muss und alles mit Leinenservietten serviert kriegt. Mittags treffen sich dort die schicken Geschäftsleute aus den umliegenden Büros und Anwaltskanzleien. Die Männer in grauen Halbleinen-Anzügen mit weißen Hemden. Also nicht so New Media, sondern gesettelter, beinah konservativ. Und nun ist es eine Gedenkstätte. Muss ich meine Phantasie wieder umprogrammieren, das wilde kleine Ding.
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07. Oktober 2012

Berlin gibt’s auch in bunt. Quietschbunt. Spielzeugbunt! Ich habe mich beim Parlament der Bäume einmal umgedreht und die S-Bahn-Schienen gesehen. Da, wo ich sonst immer genau andersrum gucke. Knallrote Baustellencontainer, neue bunte Häuschen, aber schönes Bunt! Und ein knallroter Zug. Und knallblauer Himmel. Und ich mitten drin in der Spielzeuglandschaft.

Das musste ich natürlich gleich für die Ewigkeit festhalten. Dabei eine neue Straße gelernt. „Margarete-Steffin-Straße“. Die gibt’s noch nicht so lange glaube ich, nie davon gehört. Immer nur aus der S-Bahn draufgeguckt. Die geht so an den S-Bahn-Bögen entlang, bis zur Luisenstraße. Also ich kann auch bunte Fotos, sogar superbunte Fotos. Um nicht zu sagen: ich kann SUPER bunte Fotos!! Ich glaube, SUPER ist mein Lieblingswort!!!!! Einfach super.
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06. Oktober 2012

Ben Wagins Parlament der Bäume.

Sieht man auch aus der S-Bahn, macht sich seine Gedanken. Vielleicht, dass es irgendeine bekritzelte Mauer ist, gibt es ja oft. Aber es ist das Parlament der Bäume. Ich bin Ben Wagin einmal flüchtig begegnet, in einer Galerie in Charlottenburg, mit Jan. Er kennt ihn ganz gut. Ben Wagin ist ein Urgestein unter den Aktionskünstlern. Was er macht, bleibt. Auch an einem Ort, der so ein Filetstück ist, nah dem Schiffbauerdamm, zwischen Bundespressekonferenz und Elisabeth-Lüders-Haus. Für solche Orte liebe ich Berlin. Für weit mehr als geduldete Brüche. Genau zwischen den staatstragenden Gebäuden müssen die Totenköpfe stehen und die toten Soldaten liegen. Daneben eine Baustelle. Immer weiter machen. Immer wieder anfangen. Immer wieder neu.
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06. Oktober 2012


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Dass das Gebäude der Bundespressekonferenz einen schönen Mondrianbeat hat, muss man nicht extra schreiben. Ich erfreue mich immer daran, wenn ich mit der S-Bahn zwischen Friedrichstr. und Berliner Hauptbahnhof daran vorbeirausche. [und gratuliere.]
05. Oktober 2012
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Spreebogen. Der siebzehnte März war vielleicht der erste Tag, an dem man, ohne Risiko zu spielen, ohne Schal vor die Tür konnte. Die Luft muss sehr mild gewesen sein. Ich habe mir zum ersten Mal das Elisabeth-Lüders-Haus aus der Nähe angeschaut, ohne hineinzugehen. Wie in einer Spielzeuglandschaft fahren die Ausflugsboote daran vorbei. Eigentlich müssten Playmobil-Männchen mit schwarzgelackten Prinz-Eisenherz-Frisuren drinsitzen. Keine blonden deutschen Touristen-Püppchen. So kleine Pärchen mit dunklem Pagenkopf. Japaner vielleicht – ja genau, Japaner könnten die Playmobil-Männchen spielen. Ich wäre bestimmt eine super Casting Direktorin geworden. Mir fällt eigentlich bei jedem, der mir entgegenkommt, die passende Filmrolle ein. Neulich habe ich durch die Scheibe von einem Fenster einen korpulenten Mann in einem Büro telefonieren sehen. Gegenüber von seinem Schreibtisch, der Richtung Fenster stand, war noch ein Schreibtisch mit einer jungen Frau. Ich glaube sie hatte einen blonden Pferdeschwanz und eine hochgeschlossene adrette Bluse an. Der Mann telefonierte und drehte sich dabei auf seinem Stuhl so ein bißchen nach Gutsherrenart hin und her. Er hätte sich eine Zigarre anstecken müssen, hat er aber nicht gemacht, was ich sehr schade fand. Es hätte ein original Fünfziger Jahre-Film mit Hans-Joachim Kuhlenkampff und Lilo Pulver sein können. Also nicht in dern Rollen von dem Mann und der Frau in dem Büro, sondern in weiteren Hauptrollen. Jedenfalls war der Dicke mit dem Telefon der Chef oder ein kleiner Abteilungseiter und die Blondine seine Stenotypistin. Also in meiner Phantasie. Sie hätte irgendwann das Diktat aufnehmen müssen und würde heimlich für den Sohn von ihrem komischen Chef schwärmen, was sie auch artig bei der Stange hält, den öden Job weiter zu machen, abgesehen vom kleinen Gehalt natürlich. Sie wäre ein bißchen rebellisch, innerlich, aber traut sich noch nicht so damit nach außen, weil sie ja in den Fünfziger Jahren gefangen ist. Sie tut mir ein bißchen leid. Bestimmt kriegt der alte Mann mit dem Telefon bald einen Herzinfarkt. Dann ist es vorbei mit „Fräulein Müller, bitte zum Diktat“. Dann hat es sich ausgemüllert! Wenn der Alte dann tot ist, kommt heraus, dass sein Sohn gar nicht sein leiblicher Sohn war, sondern von einem heimlichen Geliebten seiner Witwe stammt, ihrer großen Liebe. Er schaut ihm auch gar nicht ähnlich, das hat sich Fräulein Müller schon immer gedacht, dass es doch komisch ist, dass so ein unangenehmer, etwas grobschlächtiger Mann so einen zartfühlend und kultiviert wirkenden Sohn hat. Aber nun ist das Rätsel gelöst und die blöden Fünfziger Jahre sind auch endlich vorbei. Die Sixties stehen vor der Tür und Fräulein Müller darf jetzt Hippie werden und ihr Haar lösen und die blöde gestärkte Bluse ausziehen und wilde Musik hören. Schon super, wie sich die Zeiten so ändern. Ein Glück. Fräulein Müller weiß noch gar nicht, dass jetzt immer alles noch besser werden wird, aber sie hat schon so ein Gefühl. Fräulein Müller ist zum Tanzen aufgelegt. Wenn das so weiter geht, müssen die Siebziger ja ein Knaller werden und erst die Achtziger. Das entzieht sich der Vorstellungskraft von Fräulein Müller, dafür muss sie wahrscheinlich erst mal ein paar Drogen und LSD ausprobieren. Ich glaube, ich höre jetzt auf, Fräulein Müller durch die Jahrzehnte zu jagen. Wenn sie wüsste, dass es am Ende des Jahrhunderts sogar Internet gibt, wird ihr schwindlig. Und das möchte ich natürlich nicht. Außerdem muss ich wie üblich immer noch völlig oldschoolmäßig schlafen, das wurde trotz der abgespacten Evolution hier leider immer noch nicht geregelt. Scheiße, 02:27 Uhr!!! – aber dafür wissen Sie jetzt beinah alles über Fräulein Müller.
05. Oktober 2012
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Spreebogen. Der siebzehnte März war vielleicht der erste Tag, an dem man, ohne Risiko zu spielen, ohne Schal vor die Tür konnte. Die Luft muss sehr mild gewesen sein. Ich habe mir zum ersten Mal das Elisabeth-Lüders-Haus aus der Nähe angeschaut, ohne hineinzugehen. Wie in einer Spielzeuglandschaft fahren die Ausflugsboote daran vorbei. Eigentlich müssten Playmobil-Männchen mit schwarzgelackten Prinz-Eisenherz-Frisuren drinsitzen. Keine blonden deutschen Touristen-Püppchen. So kleine Pärchen mit dunklem Pagenkopf. Japaner vielleicht – ja genau, Japaner könnten die Playmobil-Männchen spielen. Ich wäre bestimmt eine super Casting Direktorin geworden. Mir fällt eigentlich bei jedem, der mir entgegenkommt, die passende Filmrolle ein. Neulich habe ich durch die Scheibe von einem Fenster einen korpulenten Mann in einem Büro telefonieren sehen. Gegenüber von seinem Schreibtisch, der Richtung Fenster stand, war noch ein Schreibtisch mit einer jungen Frau. Ich glaube sie hatte einen blonden Pferdeschwanz und eine hochgeschlossene adrette Bluse an. Der Mann telefonierte und drehte sich dabei auf seinem Stuhl so ein bißchen nach Gutsherrenart hin und her. Er hätte sich eine Zigarre anstecken müssen, hat er aber nicht gemacht, was ich sehr schade fand. Es hätte ein original Fünfziger Jahre-Film mit Hans-Joachim Kuhlenkampff und Lilo Pulver sein können. Also nicht in dern Rollen von dem Mann und der Frau in dem Büro, sondern in weiteren Hauptrollen. Jedenfalls war der Dicke mit dem Telefon der Chef oder ein kleiner Abteilungseiter und die Blondine seine Stenotypistin. Also in meiner Phantasie. Sie hätte irgendwann das Diktat aufnehmen müssen und würde heimlich für den Sohn von ihrem komischen Chef schwärmen, was sie auch artig bei der Stange hält, den öden Job weiter zu machen, abgesehen vom kleinen Gehalt natürlich. Sie wäre ein bißchen rebellisch, innerlich, aber traut sich noch nicht so damit nach außen, weil sie ja in den Fünfziger Jahren gefangen ist. Sie tut mir ein bißchen leid. Bestimmt kriegt der alte Mann mit dem Telefon bald einen Herzinfarkt. Dann ist es vorbei mit „Fräulein Müller, bitte zum Diktat“. Dann hat es sich ausgemüllert! Wenn der Alte dann tot ist, kommt heraus, dass sein Sohn gar nicht sein leiblicher Sohn war, sondern von einem heimlichen Geliebten seiner Witwe stammt, ihrer großen Liebe. Er schaut ihm auch gar nicht ähnlich, das hat sich Fräulein Müller schon immer gedacht, dass es doch komisch ist, dass so ein unangenehmer, etwas grobschlächtiger Mann so einen zartfühlend und kultiviert wirkenden Sohn hat. Aber nun ist das Rätsel gelöst und die blöden Fünfziger Jahre sind auch endlich vorbei. Die Sixties stehen vor der Tür und Fräulein Müller darf jetzt Hippie werden und ihr Haar lösen und die blöde gestärkte Bluse ausziehen und wilde Musik hören. Schon super, wie sich die Zeiten so ändern. Ein Glück. Fräulein Müller weiß noch gar nicht, dass jetzt immer alles noch besser werden wird, aber sie hat schon so ein Gefühl. Fräulein Müller ist zum Tanzen aufgelegt. Wenn das so weiter geht, müssen die Siebziger ja ein Knaller werden und erst die Achtziger. Das entzieht sich der Vorstellungskraft von Fräulein Müller, dafür muss sie wahrscheinlich erst mal ein paar Drogen und LSD ausprobieren. Ich glaube, ich höre jetzt auf, Fräulein Müller durch die Jahrzehnte zu jagen. Wenn sie wüsste, dass es am Ende des Jahrhunderts sogar Internet gibt, wird ihr schwindlig. Und das möchte ich natürlich nicht. Außerdem muss ich wie üblich immer noch völlig oldschoolmäßig schlafen, das wurde trotz der abgespacten Evolution hier leider immer noch nicht geregelt. Scheiße, 02:27 Uhr!!! – aber dafür wissen Sie jetzt beinah alles über Fräulein Müller.
03. Oktober 2012
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Alles meins.
Doch doch. Ich kann das notfalls auch beweisen. Wie man sieht, habe ich auch kein Problem damit, dass andere Menschen sich hier aufhalten. Im Gegenteil, das wirkt punktuell sehr dekorativ und belebt das Bild. Zum Beispiel Pärchen, die spazieren gehen. Die junge Frau im knappen Ringelshirt, die verträumt auf der Brücke steht und in die Ferne guckt. Das ist alles ganz in meinem Sinn. Was wäre Berlin ohne die Berliner. Ich wäre sehr traurig, wenn ich ganz alleine hier wäre und keine privaten Unterhaltungen von eingeborenen Berlinern in der S-Bahn mehr belauschen könnte. Wenn die Berliner nicht mehr berlinern würden, müsste ich auf die Barrikaden gehen. Ich würde umgehend eine E-Petition auf der Seite vom Bundestag einstellen, dass alle Schulkinder künftig zweisprachig erzogen werden müssen. Berlinern und Hochdeutsch. Aber zum Glück gibt es im Moment keinen Handlungsbedarf. Alles im grünen Bereich. Aber ab und zu muss ich natürlich nach dem Rechten sehen. Über meinen gestrigen Ausflug mit Hin- und Rückflug nach Dings möchte ich eigentlich heute nichts weiter schreiben. Außer dass ich nach dem Heimkommen dermaßen müde war, dass ich gleich ins Bett gekippt bin, zack, weg war ich.

Und ich bin schon kurz nach Neun wieder zurückgewesen. Fotos habe ich gestern fast gar keine gemacht. Schon nach der Arie vor dem Kleiderschrank hat der Akku zu blinken angefangen und die Kamera hat sich ausgeschaltet. Erfahrungsgemäß berappeln sich die Akkubatterien nach einer Weile wieder und geben noch zwei bis fünf Fotos her, manchmal auch mehr. Ich hätte zwar noch Zeit gehabt, meine anderen geladenen Akkus mitzunehmen, aber ich war schlichtweg zu faul zum Suchen und so wichtig war es auch nicht. Unterwegs habe ich es dann geschafft, noch drei Bilder an einer U-Bahn-Haltestelle zu machen, ich hatte gerade mal zwei Minuten Zeit. Zwei davon habe ich wieder weggeschmissen. Später beim Warten auf den Rückflug hätte ich gerne noch eins gemacht, da war ein interessanter Hintergrund in der Abfertigungshalle, aber es gab keinen Saft mehr, finitio. Beim Take off und den ersten Minuten vom Hinflug war schönes gleißendes Sonnenlicht auf der Tragfläche, als ich aus dem Fenster geguckt habe. Aber die Kamera war oben im Fach, Klappe zu und neben mir war der Platz belegt. Ich wollte nicht herumturnen. Normalerweise hätte ich meine Tasche mit der Kamera unten auf dem Boden vor dem Sitz vor mir gehabt, aber ich hatte den Exit-Platz, wo man nichts auf den Boden stellen darf. Der junge Mann hatte mich beim Einchecken falsch verstanden. „Fenster oder Gang?“ „Fenster und wenn es geht, ein Platz mit Beinfreiheit, von mir aus gerne den Exit“. Bei manchen Fliegern ist vor dem Exit keine weitere Reihe sondern mehr Platz, das meinte ich eigentlich. In dem Flieger war das leider nicht der Fall. Aber es ging ja nur um eine gute Stunde in der Luft. Auf dem Rückflug war es dann aber richtig eng, alle Plätze belegt. Offensichtlich wollten mehr Menschen von da nach Berlin als andersrum. Der Bustransfer vom Flughafen zum Ort und umgekehrt kam mir auch noch so lang vor, dass mir das Ganze Herumgegurke gestern wie Schwerstarbeit erschienen ist. Die Zeit wollte nicht vergehen und ich war zu müde zum Lesen. Es gab im Flieger unter anderem den Rolling Stone umsonst, ich hab mir einen genommen. Was für langweilige Reportagen. Ein kurzes Interview mit John Cale, aus dem der Reporter rein gar nicht Erwähnenswertes herausgeholt hat. Was für ein lahmes Geschreibsel, aber durchgängig. Ein Glück, dass ich dafür nichts bezahlt habe, kostet über fünf Euro das Heft. In meinem Keith Richards-Buch hab ich erst bei der Landung kurz vor Berlin noch ein bißchen gelesen, vorher die ganze Zeit einfach zu müde, in den steifen Wartesitzen gehangen und durch die große Fensterfront in die untergehende Sonne und die Flieger geblinzelt. Das klingt poetischer als es war. Eis gegessen, so ein Eis am Stiel aus dem Automaten. Mövenpick Mandel, eigentlich wie Magnum, zwei Euro.

Ich hatte auch noch Schokolade, einen Apfel und meinen Flachmann mit Williamsbrand dabei. Im Flieger habe ich nur schwarzen Kaffee getrunken. Komisch, heute so leicht geschwollene Augen, aber nicht vom Williamsbrand, dafür war es zu wenig. Ob das was mit dem Fliegen zu tun hat? Habe mir gerade mit schwarzem Tee getränkte Tempo-Taschentücher auf die Augendeckel gelegt, während sich die Fotos von der Kronprinzenbrücke hochgeladen haben. Da war ich am 17. März 2012, um mal wieder die Kurve zur Bildstrecke zu kriegen. Meine Indianapolis-Rallye-Jacke macht sich hier ganz gut, wie ich finde. Die zwei grauen Kuppeln in Busenform über dem blauen Kasten stellen die Kindertagesstätte vom Bundestag dar. Oben in den Kuppeln sollen wohl Ruheräume für die Kids sein. Oder so. Das pikante Bauwerk hat mich schon ewig fasziniert, immer wenn ich es aus der S-Bahn gesehen habe. Ganz schön sexy, wie ich finde. Kita passt natürlich thematisch. Obwohl ich mir auch ein schönes Café drin vorstellen könnte mit einer Ausstellung von Gaga Nielsen-Fotos von der Kronprinzenbrücke und allem anderen. Heute Abend trinke ich Tee. Schwarzen Tee, keinen Alkohol. Das ist bestimmt prima für meine Augendeckel. Die ich bald zuklappe.
01. Oktober 2012
Noch fünf Minuten rebellieren. Kleine Rebellion. Kleinstrebellion. Ich wollte vernünftigerweise um Zehn schlafen gehen. Keine Lust. Lieber noch einen Schluck Bordeaux. Ich muss spätestens um Fünf aufstehen. Jetzt sind es weniger als sieben Stunden Schlaf. Zu einem Flieger ab Tegel. Wie wenig mich das Ziel interessiert. Ich war schon einmal da. Wegen einer Besprechung. Ich meine: wegen einer Besprechung, das ist doch heute nicht mehr zwingend notwendig, oder? Oder doch? Aber doch nicht dort. Ach. Ich nenne den Ort nicht, um Niemandem zu nahe zu treten. Ich war schon einmal dort, vor zehn Jahren oder so. Ich erinnere mich, wie enttäuscht ich von dem einbetonierten, berühmten Flußlauf war. Von der Abwesenheit jeglicher Weltläufigkeit, atmosphärisch. Was habe ich denn nur gedacht? Nein, ich nenne den Ort nicht. Um 6:30 Uhr vom Rosenthaler Platz bis Osloer. Dann Flughafenbus nach Tegel. Check in, Boarding, Take off. Landung um 9:15. Auf den Take off freue ich mich, egal in welches Kaff der Vogel fliegt. Ich liebe es, wenn das Flugzeug von der Landebahn abhebt. Reines Glücksgefühl. Immer. Habe ich immerhin zweimal morgen, ist doch auch schön. Ich nehme die Kamera mit und gucke, ob es doch irgendein Detail gibt, das mir wert scheint gebannt zu werden. Das war jetzt aber länger als fünf Minuten Rebellion gegen die Schlafenszeit. Hilde singt „Gibt mir Antwort“. Schönes Lied. „Wer war froh, dass es dich gab?“. Hm. Neulich am Potsdamer Platz ein Plakat, mehrere Plakate, ich weiß nicht wofür. Immer der Satz, sinngemäß, wen würden Sie küssen, wenn Sie nur noch einen einzigen Menschen küssen könnten – so ähnlich. Kluge Leser könnten vermuten, dass meine Antwort am Ende lautet mich. Am Ende ja. Ohne Vorbehalt. So ist das in der absoluten Freiheit. Freedom’s just another word for nothing left to lose. Ja, ja. Bla bla. Aber nicht nur. Das Glas ist keineswegs leer. Vorher dachte ich zwar an niemanden, den ich erotisch küssen wollte, aber mir fiel auf einmal Veruschka ein, ganz plötzlich. Weil sie ein langes, selbst bestimmtes, eigensinniges und mich ungleich inspirierendes Leben lebt. Ein Kuss des Dankes und der Zugeneigtheit. Und weil ich ihre Einsamkeit sehe und verstehe. Und dennoch – selbst gewählt. Weil alles andere Kompromiss wäre. Was aber Begegnungen nicht ausschließt. Manchmal. In seltenen Augenblicken, seltenen Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kompromisse in Gefühlsbelangen satt machen, Wesentliches zurückzunehmen, vom Eigensinn. Aber was weiß ich. Da kenne ich mich nicht aus. Wirklich nicht. Aber vielleicht haben nur wenige so oft so sehr geliebt wie ich. Nein, es gab keine große Liebe. Es gab viele. Mehrere. Und das waren noch nicht alle. Aber das große namenlose Sehnen ist Schnee von Gestern. Heute sehne ich mich nach mir und erlebe Erfüllung. Jeden Tag, jeden Morgen. In jeder Stunde. Patti singt „Dream of Life“. Jetzt habe ich schon eine gute Dreiviertel Stunde rebelliert. Ich lasse Patti noch aussingen und nehme noch einen Schluck Bordeaux. Und dann ab in die Falle. Ohne Rebellion. Schlaft gut, liebe Leser da draußen. Morgen verlasse ich für ein paar Stunden Berlin, nach langer Zeit. Aber vor Mitternacht bin ich zurück, wenn ich den Flieger erwische. Und das werde ich.
01. Oktober 2012
Befreiungsschlag X.
(it’s a family affair)
01. Oktober 2012

Also, ich kann mir nicht helfen, ich finde die Aufnahmen haben eine Aura von Rallye Paris-Dakar. Gut, man darf sich von dem Aufdruck „Plakate ankleben verboten!“ nicht irritieren lassen. Das kann man sich ja wegdenken und stattdessen eine riesige Wüsten-Wanderdüne vorstellen. Alleine das tiefe Saharablau des Himmels ist doch überzeugend. Meine kleine Rallye Paris-Dakar am siebzehnten März 2012 startete direkt am Berliner Hauptbahnhof, von wo aus ich kurz vor dem ersten Boxenstopp ausgiebig das Kapelle-Ufer streifte. Wenn man je hinter den Bauzaun gucken könnte, würde man echte Dünen aus märkischem Sand sehen. Eine nahezu unberührte Dünenlandschaft, wie man sie in dieser Größe im Innenstadtgebiet nur noch selten vorfindet. Schlichte Gemüter bezeichnen solche Formationen gerne schnöde als Großbaustelle, aber so nicht ich! Für mich liegt hinter dem Bauzaun quasi nordafrikanische Wüste. Weiter der Nase lang, Kluft auslüften. Noch ganz wenige Meilen zum ersten Etappenziel.
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01. Oktober 2012

Also, ich kann mir nicht helfen, ich finde die Aufnahmen haben eine Aura von Rallye Paris-Dakar. Gut, man darf sich von dem Aufdruck „Plakate ankleben verboten!“ nicht irritieren lassen. Das kann man sich ja wegdenken und stattdessen eine riesige Wüsten-Wanderdüne vorstellen. Alleine das tiefe Saharablau des Himmels ist doch überzeugend. Meine kleine Rallye Paris-Dakar am siebzehnten März 2012 startete direkt am Berliner Hauptbahnhof, von wo aus ich kurz vor dem ersten Boxenstopp ausgiebig das Kapelle-Ufer streifte. Wenn man je hinter den Bauzaun gucken könnte, würde man echte Dünen aus märkischem Sand sehen. Eine nahezu unberührte Dünenlandschaft, wie man sie in dieser Größe im Innenstadtgebiet nur noch selten vorfindet. Schlichte Gemüter bezeichnen solche Formationen gerne schnöde als Großbaustelle, aber so nicht ich! Für mich liegt hinter dem Bauzaun quasi nordafrikanische Wüste. Weiter der Nase lang, Kluft auslüften. Noch ganz wenige Meilen zum ersten Etappenziel.
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