25. Oktober 2010

Wie man dieses Blog bedient.

Es gibt eine Handvoll Leserinnen und Leser, die meine Art zu bloggen (im siebten Jahre nun), ganz gut kennen. Das heißt, jene treuen und aufmerksamen Leser wissen mittlerweile, dass ich stark dazu neige, in den Kommentaren den ursprünglichen Eintrag fortzuschreiben. Manchmal genügt eine kurze vorangegangene qualifizierte Bemerkung als Anstoß, die mein Feuer auf’s Neue entfacht. Nicht selten werden meine Antwort-Kommentare sogar länger als der gesamte ursprüngliche Eintrag. Und manchmal vielleicht sogar interessanter. Erhellender, impulsiver. Ich erwähne das, weil ich ein paar neu hinzugekommene Leser bemerkt habe, die dieses schöne Spielchen, das ich hier treibe, noch nicht zu kennen scheinen. Wenn Ihnen das also noch nicht aufgefallen ist, liegt es ganz sicher daran, dass Sie davon ausgehen, dass Bedeutendes nur im Haupteintrag zu finden ist, und Sie die Kommentare deshalb gar nicht erst anklicken. Insofern geht Ihnen jede Menge Herrschaftswissen verloren, lieber Leser. Ich kommentiere bedeutend exhibitionistischer als meine Einträge verfasst sind (im Übrigen auch anderswo).
Gar nicht zu schweigen von den Pulitzer-verdächtigen Bemerkungen meiner Hauptkommentatoren (den besten ihrer Zunft, die man im deutschsprachigen Raum finden kann, ganz nebenbei). Nur mal so jetzt! Wenn man dieses Blog als eine Art Foto-Roman in der Bravo sehen würde, hätte man durch die Nicht-Kenntnis meiner Kommentar-Einträge gewissermaßen schwerwiegende Wissenslücken und findet den Anschluss nicht mehr! Und noch ein kleiner Tipp: ich verlinke regelmäßig weltbewegende Informationen innerhalb des Textes, der dann nur ein klein wenig heller erscheint. Es ist nicht so kontrastreich, wie man das häufig bei anderen Blogs sieht. Manchen ist das zu dezent, das hab ich schon gehört. Aber wenn ich das auf den diversen Rechnern in meinem Einzugsbereich checke, kann man es eigentlich schon erkennen, wenn man es grundsätzlich weiß. Nur so als kleine Bedienungsanleitung, um in den vollen Genuss dieser bibliotherapeutischen Exhibitionismus-Langzeitstudie zu kommen. Und nun viel Freude beim Lesen der Kommentare! Und natürlich auch beim Schreiben. Ich schätze jeden Kommentar (auch dummfreche und gemeine, die amüsieren mich! Leider viel zu wenige hier) und antworte zu stattlichen 99,97 Prozent.

01. November 2010

In der S-Bahn. Junge mittelblonde Frau eine Sitzbank vor mir, spricht laut mit dem Telefon. Halt so wie daheim! Man ist ja ganz für sich. Weil sie aber so kurios souverän unter gefühlt vier Augen erzählt, d. h. ein bißchen über eine Frau aus dem Bekanntenkreis lästert, wie man es in der Art selten hört (höchstens mal in einem Spielfilm), höre ich interessiert zu. Sie findet es, soweit ich dem Gespräch folgen kann, wohl unanständig, dass die Frau aus dem Bekanntenkreis eine Putzfrau hält, anstatt alles selber zu putzen. Dazu ist sie nämlich zu faul, die Bekannte. Das muss man sich mal vorstellen! Und der Ulrich, also ihr Mann, der unterbindet diese Faulheit auch nicht, der Schwächling. Das Wort hat sie zwar nicht benutzt, aber man merkte schon, dass Ulrich dadurch nicht in ihrer Hochachtungsskala auf zwölf gestiegen ist. Mich aufs Neue überraschend wird plötzlich das Thema gewechselt.
Es geht um ein Foto, auf dem die mittelblonde junge Frau für hellblonder gehalten wird, als sie in Wahrheit und Wirklichkeit ist. Wahnsinn! Nun dreht sich das Gespräch ein bißchen im Kreise, weil die mittelblonde junge Frau nicht müde wird, immer wieder aufgeregt zu beteuern, dass sie von fast niemandem auf dem Foto erkannt wird. Aber dabei ist sie es wirklich! Ist das nicht toll? Dieses Foto! Nein Nein Nein! Schon eine tolle Sache. Ich musste dann ja leider das Abteil verlassen, weil ich am Fahrtziel angelangt war. Die junge Frau freute sich immer noch über ihre eigene Aufregung um das Foto. Und da dachte ich so bei mir, wenn man eine weltweite Umfrage machen würde, auf welche menschliche Ausdrucksform man am ehesten verzichten könnte, wäre die Fotografie sicher nicht dabei. Welche Bedeutung eine Abbildung von sich selbst für einen Menschen haben kann. Oder das plötzlich nahe, beinah lebensnahe Abbild eines geliebten fernen Menschen. Auf Bildhauerei und Collagenarbeiten könnte man wohl leichteren Herzens verzichten. Oder auf Kupferstiche. Oder auf Radierungen. Aber Fotos. Das täte richtig weh. Eine Erde ohne Fotografie, jetzt wo wir uns so daran gewöhnt haben. Unvorstellbar. Und Musik. Und Film. Auf diese drei wollte ich am wenigsten verzichten. So schön Malerei auch sein kann. Und all das andere. Eine Fotografie ist mit der Energie des Augenblicks aufgeladen, in der sie entstand. Und man kann diesen Augenblick auf ewig teilen und aufs Neue erwachen lassen. Das ist magisch. Fotografie ist Fotomagie. Unvergessliche Musik, die man für immer mit einem Augenblick verbindet.

31. Oktober 2010

Ein Satz, den man garantiert nie von mir hören wird: „Schau doch mal vorbei, wenn du in der Nähe bist“. Ich hasse Überfälle. Ebenfalls hasse ich es wie die Pest, wenn jemand meint, meinen heiligen Autismus mit unaufgeforderten Telefonanrufen oder versuchsweise an der Tür Klingeln unterbrechen zu dürfen. Ich bin da sehr geräuschempfindlich. Die Pest. Sowohl das nötigende Geräusch der Türklingel als auch des bereits von mir auf geringste Lautstärke eingestellten Telefons weckt in mir Mordgelüste. Meine neueste Vorgehensweise bei nicht zuordenbaren Telefonnummern (also nicht eingespeicherten): das Klingeln beenden, indem ich auf die Hörer-Abnehm-Taste drücke und sofort danach auf die Hörer-Aufleg-Taste. Gesprächsversuch beendet. Mein Telefonierbedürfnis tendiert gegen Null. Ich gehe auch zwingend davon aus, dass diese Vollpfosten, die sich einbilden, irgendeinen Anspruch auf Kommunikation mit mir zu haben, nicht einmal zum entfernteren Bekanntenkreis gehören können. Wer mich kennt, weiß das. Ich will meine Ruhe. Die wenigen Ausnahmen bestimme ich. Zeitfresser. Ekelhaft. Und zur Information: ich höre niemals diese Mailbox ab. Nur über meine Leiche. Interessiert mich nicht die Bohne, wer da welche mich nicht im geringsten interessierenden Botschaften hinterlässt oder in den letzten Jahren hinterlassen hat. Sollte jemand die Dreistigkeit besitzen, mir eine SMS schicken zu wollen, werde ich meinen noch zu suchenden Anwalt einschalten. Selbiges gilt für facebook- und myspace-Freundes-Anfragen. Ich bin ausreichend befreundet, Danke! Ich reagiere maximal auf E-Mails und auch das nur bei Interesse oder Sympathie. Das heißt, ich freue mich grundsätzlich über jede E-Mail, die nicht in meinem Postfach landet. Hat man weniger zu löschen. Auch Verabredungen (=verabredete Besuche und Gegenbesuche sowie sonstige Treffen – ‚Dates‘ womöglich – Hilfe) interessieren mich eher nicht. Die wenigen Ausnahmen werde ich zu kommunizieren wissen. Ansonsten hab ich zu tun. Ich suche auch keine neuen Freunde, Kontakte oder Bekanntschaften. Noch Fragen?

31. Oktober 2010

Ein Satz, den man garantiert nie von mir hören wird: „Schau doch mal vorbei, wenn du in der Nähe bist“. Ich hasse Überfälle. Ebenfalls hasse ich es wie die Pest, wenn jemand meint, meinen heiligen Autismus mit unaufgeforderten Telefonanrufen oder versuchsweise an der Tür Klingeln unterbrechen zu dürfen. Ich bin da sehr geräuschempfindlich. Die Pest. Sowohl das nötigende Geräusch der Türklingel als auch des bereits von mir auf geringste Lautstärke eingestellten Telefons weckt in mir Mordgelüste. Meine neueste Vorgehensweise bei nicht zuordenbaren Telefonnummern (also nicht eingespeicherten): das Klingeln beenden, indem ich auf die Hörer-Abnehm-Taste drücke und sofort danach auf die Hörer-Aufleg-Taste. Gesprächsversuch beendet. Mein Telefonierbedürfnis tendiert gegen Null. Ich gehe auch zwingend davon aus, dass diese Vollpfosten, die sich einbilden, irgendeinen Anspruch auf Kommunikation mit mir zu haben, nicht einmal zum entfernteren Bekanntenkreis gehören können. Wer mich kennt, weiß das. Ich will meine Ruhe. Die wenigen Ausnahmen bestimme ich. Zeitfresser. Ekelhaft. Und zur Information: ich höre niemals diese Mailbox ab. Nur über meine Leiche. Interessiert mich nicht die Bohne, wer da welche mich nicht im geringsten interessierenden Botschaften hinterlässt oder in den letzten Jahren hinterlassen hat. Sollte jemand die Dreistigkeit besitzen, mir eine SMS schicken zu wollen, werde ich meinen noch zu suchenden Anwalt einschalten. Selbiges gilt für facebook- und myspace-Freundes-Anfragen. Ich bin ausreichend befreundet, Danke! Ich reagiere maximal auf E-Mails und auch das nur bei Interesse oder Sympathie. Das heißt, ich freue mich grundsätzlich über jede E-Mail, die nicht in meinem Postfach landet. Hat man weniger zu löschen. Auch Verabredungen (=verabredete Besuche und Gegenbesuche sowie sonstige Treffen – ‚Dates‘ womöglich – Hilfe) interessieren mich eher nicht. Die wenigen Ausnahmen werde ich zu kommunizieren wissen. Ansonsten hab ich zu tun. Ich suche auch keine neuen Freunde, Kontakte oder Bekanntschaften. Noch Fragen?

31. Oktober 2010

Fütter mein Ego ist auch ein schöner Name für ein Blog. Irgendwo fliegt noch eine alte Kassette herum. Ein Mitschnitt einer Radiosendung – ich glaube, Fritz gab es damals Mitte der Achtziger noch nicht – der Sender hieß anders, hatte aber ein ähnliches Konzept. Jedenfalls wurde Blixa Bargeld erwartet. Er sollte zum Interview kommen und die für zwei oder drei Stunden angesetzte Sendung musste etwa zur Hälfte damit bestritten werden, dass die Moderatorin sein Fernbleiben entschuldigte, ohne zu wissen warum (er kam dann auch noch, eine gute Stunde später). Zur Überbrückung gab es jede Menge Neubauten-Songs zu hören. Und natürlich war YU-GUNG, Fütter mein Ego auch dabei. Ich bin zwölf Meter groß und alles ist wichtig hat mich schon immer maßlos beeindruckt. Genau das Gefühl, das man braucht, um etwas zu bewegen. Ich bin wieder darüber gestolpert, weil ich ein bißchen auf youtube war und geschaut habe, was Alexander Hacke und seine Frau Danielle De Picciotto so im Netz hochgeladen haben. Danielle begleitet die Einstürzenden Neubauten seit vielen Jahren mit der Filmkamera und konzipiert eigene Projekte ihres phantastischen multimedialen Universums gemeinsam mit Alexander Hacke, der die Musik dazu macht. Ich habe die beiden am Donnerstag fotografiert. Es war ein sehr schöner Abend im Haus Schwarzenberg. Zwei Künstler, die sich über einen langen Zeitraum inspirieren, unterstützen und lieben.
Es gibt eine Aufzeichnung des Abends mit den beiden, die am 3. November 2010 um 12:30 auf dem Berliner Fernsehsender Alex gesendet wird, auch im Live Stream.

27. Oktober 2010


Musik im Briefkasten. Ganz da unten, in dem weiß lackierten aus Metall. Dabei hab ich doch gar nicht Geburtstag, sondern andere. Wieviel Musik man nicht kennt… es gibt noch so viel zu entdecken. Zum Beispiel dieses filigrane Stück The Dress Looks Nice On You von Sufjan Stevens… Muss jetzt weiter CD hören.


Danke.

27. Oktober 2010

Drei Jahre her. War schön da. Ich glaube, ich hatte ein inneres Gleichgewicht gefunden. Mein Selbstwertgefühl zurückerobert, nicht mehr so wackelig und torpediert, die Kratzer poliert. September 2007 auf der kurischen Nehrung. Ich wanderte alleine durch die großen Dünenfelder, machte Ausflüge und die Zeit verflog. Es war normal, dass ich alleine war, ich hatte mich daran gewöhnt. Es gab niemanden mehr, an den ich mit lebendiger Sehnsucht dachte, nur verblassende Erinnerungen. Die Tage um meinen Geburtstag. Ich fing erst vor wenigen Jahren an, meinen Geburtstag zu würdigen, indem ich mir etwas besonderes vornahm. Ein paar mal war es dann einer der letzten Tage einer Reise im Spätsommer. Das Bild erinnert mich an eine gute Zeit. An eine von vielen guten Zeiten. Es entstand in einem Wald mit großen geschnitzten Holzfiguren der heidnischen litauischen Mythologie. Auf dem Hexenberg in Juodkrantė.

Es gab einen längeren Regen und ich suchte Schutz unter den weiten Armen einer Figur. Einem schützenden Blumenwesen. Bis die Sonne zurückkehrte.

25. Oktober 2010

Wie man dieses Blog bedient.

Es gibt eine Handvoll Leserinnen und Leser, die meine Art zu bloggen (im siebten Jahre nun), ganz gut kennen. Das heißt, jene treuen und aufmerksamen Leser wissen mittlerweile, dass ich stark dazu neige, in den Kommentaren den ursprünglichen Eintrag fortzuschreiben. Manchmal genügt eine kurze vorangegangene qualifizierte Bemerkung als Anstoß, die mein Feuer auf’s Neue entfacht. Nicht selten werden meine Antwort-Kommentare sogar länger als der gesamte ursprüngliche Eintrag. Und manchmal vielleicht sogar interessanter. Erhellender, impulsiver. Ich erwähne das, weil ich ein paar neu hinzugekommene Leser bemerkt habe, die dieses schöne Spielchen, das ich hier treibe, noch nicht zu kennen scheinen. Wenn Ihnen das also noch nicht aufgefallen ist, liegt es ganz sicher daran, dass Sie davon ausgehen, dass Bedeutendes nur im Haupteintrag zu finden ist, und Sie die Kommentare deshalb gar nicht erst anklicken. Insofern geht Ihnen jede Menge Herrschaftswissen verloren, lieber Leser. Ich kommentiere bedeutend exhibitionistischer als meine Einträge verfasst sind (im Übrigen auch anderswo).
Gar nicht zu schweigen von den Pulitzer-verdächtigen Bemerkungen meiner Hauptkommentatoren (den besten ihrer Zunft, die man im deutschsprachigen Raum finden kann, ganz nebenbei). Nur mal so jetzt! Wenn man dieses Blog als eine Art Foto-Roman in der Bravo sehen würde, hätte man durch die Nicht-Kenntnis meiner Kommentar-Einträge gewissermaßen schwerwiegende Wissenslücken und findet den Anschluss nicht mehr! Und noch ein kleiner Tipp: ich verlinke regelmäßig weltbewegende Informationen innerhalb des Textes, der dann nur ein klein wenig heller erscheint. Es ist nicht so kontrastreich, wie man das häufig bei anderen Blogs sieht. Manchen ist das zu dezent, das hab ich schon gehört. Aber wenn ich das auf den diversen Rechnern in meinem Einzugsbereich checke, kann man es eigentlich schon erkennen, wenn man es grundsätzlich weiß. Nur so als kleine Bedienungsanleitung, um in den vollen Genuss dieser bibliotherapeutischen Exhibitionismus-Langzeitstudie zu kommen. Und nun viel Freude beim Lesen der Kommentare! Und natürlich auch beim Schreiben. Ich schätze jeden Kommentar (auch dummfreche und gemeine, die amüsieren mich! Leider viel zu wenige hier) und antworte zu stattlichen 99,97 Prozent.

24. Oktober 2010

Da ich mich noch immer zu keinem eigenen Beitrag durchringen kann, bitte ich Sie um Ihre Aufmerksamkeit für einen Beitrag in Sachen ehrenamtliches politisches Engagement. Die Initiative und Tatkraft der von mir hochgeschätzten Frau Dr. Faust und ihrer Mitstreiter sollte uns allen zum Vorbild gereichen. Mach’s mit, mach’s nach, mach’s besser!

17. Oktober 2010


Auf dem Weg in mein gmx-Postfach von der Sonne geblendet gelesen Im Herz fällt erster Schnee. Und gleich darunter Liebeskummer dauert 19 Monate. Der zweite Satz stimmt. Genauso steht es da. Nur das Herz hat die Sonne dazugedichtet. Im Harz. Da war ich glaube ich noch nie. Wenn ich mir die richtige Ecke suche, so wie jetzt, scheint die Sonne durch das offene Fenster der Gaube so warm, dass man noch unbekleidet (nackt klingt mir gerade ein bißchen zu plakativ) in der Sonne baden kann. Jetzt also Frühstück (ApfelMüsliJoghurtKaffee) im wandernden Sonnenfleck. Bilder und Filme sind so schwer zu bearbeiten, der Kontrast und die Helligkeit, das ganze Bild ist so gut wie gar nicht zu beurteilen. Aber Buchstaben tippen geht gut. Ich tippe ja sogar blind, was mir schon viel Bewunderung beschert hat. Damit kann man Leute toll beeindrucken! Ich könnte mit der Nummer sogar im Zirkus auftreten, weil ich mich dabei sogar mit jemandem unterhalten kann und ihn dabei anschauen! Ist natürlich ein bißchen albern aber schon ausprobiert. Man hat auch selber viel davon, weil man so schnell tippen kann, wie einem die Wörter in den Kopf kommen. Und gleich raus, zack zack. Ich dachte eigentlich an einen Ausflug zum Olympiastadion, wo heute nichts stattfindet, außer mir völlig schnurzpiepegale Führungen, aber ich bin heute nicht so ausflugsmäßig drauf. Die Sonne scheint zwar ganz schön, aber nicht so zuverlässig wolkenlos furios, wie ich das zum Fotografieren an so einem Ort gerne hätte. Wenn man Architektur fotografiert, braucht man den stärksten Kontrast von Sonne und Schatten, damit die Bilder nicht langweilig werden, sondern sagenhaft. Also mache ich mir einen schönen Sonntag zuhause. Immer noch in der Auguststraße.

17. Oktober 2010


Auf dem Weg in mein gmx-Postfach von der Sonne geblendet gelesen Im Herz fällt erster Schnee. Und gleich darunter Liebeskummer dauert 19 Monate. Der zweite Satz stimmt. Genauso steht es da. Nur das Herz hat die Sonne dazugedichtet. Im Harz. Da war ich glaube ich noch nie. Wenn ich mir die richtige Ecke suche, so wie jetzt, scheint die Sonne durch das offene Fenster der Gaube so warm, dass man noch unbekleidet (nackt klingt mir gerade ein bißchen zu plakativ) in der Sonne baden kann. Jetzt also Frühstück (ApfelMüsliJoghurtKaffee) im wandernden Sonnenfleck. Bilder und Filme sind so schwer zu bearbeiten, der Kontrast und die Helligkeit, das ganze Bild ist so gut wie gar nicht zu beurteilen. Aber Buchstaben tippen geht gut. Ich tippe ja sogar blind, was mir schon viel Bewunderung beschert hat. Damit kann man Leute toll beeindrucken! Ich könnte mit der Nummer sogar im Zirkus auftreten, weil ich mich dabei sogar mit jemandem unterhalten kann und ihn dabei anschauen! Ist natürlich ein bißchen albern aber schon ausprobiert. Man hat auch selber viel davon, weil man so schnell tippen kann, wie einem die Wörter in den Kopf kommen. Und gleich raus, zack zack. Ich dachte eigentlich an einen Ausflug zum Olympiastadion, wo heute nichts stattfindet, außer mir völlig schnurzpiepegale Führungen, aber ich bin heute nicht so ausflugsmäßig drauf. Die Sonne scheint zwar ganz schön, aber nicht so zuverlässig wolkenlos furios, wie ich das zum Fotografieren an so einem Ort gerne hätte. Wenn man Architektur fotografiert, braucht man den stärksten Kontrast von Sonne und Schatten, damit die Bilder nicht langweilig werden, sondern sagenhaft. Also mache ich mir einen schönen Sonntag zuhause. Immer noch in der Auguststraße.

14. Oktober 2010

[nur ein kleiner erklärender Kommentar, aber eigentlich doch ein Blogeintrag]

(…) Ich bin nicht aus der Welt… nur ein bißchen aus dem Internet. Und ein kleiner Umzug. Es gibt drei Orte in Berlin, um die mein Leben kreist. Einer hat sich gerade verändert. Ein Teil meines Lebens findet seit einigen Tagen in der Fasanenstraße statt. Seit langem geliebteste Straße im Westen der Stadt. Bis gerade eben noch Umzugskartons ausgepackt. Und ich habe viele hundert Bilder der letzten beiden Wochen offline, quasi in der Hinterhand;-) Sehr schöne Sachen dabei. Eva-Maria Hagen ganz nah, letzten Sonntag. Und Werner Herzogs Kameramann Thomas Mauch, der erzählte, dass es bei den Dreharbeiten für Aguirre keinerlei Lampen gab. Und eine schöne Frau, eine Zufallsbegegnung, die die Bilder von sich so sehr mochte, die ich beiläufig bei Werner Herzog von ihr einfing, dass sie ein sehr nettes Angebot machte. Das olympische Dorf. Die Atmosphäre von Olaf Heines Opening I love you, but I’ve chosen rock. Gleißende Sonne, indigoblauer Himmel in Berlin am letzten Wochenende. Und ich. Da ist kein Entrinnen. Eine Ecke in meinem Atelier, wohin ich Bilder brachte. Und mich tief ins Fleisch schnitt. Keine Metapher, die Scheibe eines großen Bilderrahmens rutschte mir aus den Händen und zersplitterte auf dem Holzboden in tausend Stücke. Eine Scherbe landete wie ein Pfeil in meinem linken Zeigefinger. Tiefe Fleischwunde. Zum Glück die Sehne nicht erwischt. Lange Blutspur auf dem Holzboden. Dauerte sehr lange, bis die Blutung stoppte. Ich starrte fasziniert auf die schöne rote Farbe meines Blutes und umwickelte die Wunde mit zwanzigfach gewickeltem Klopapier. Fingerturban. Es tat so gut wie gar nicht weh. Starke Verwundungen setzen Endorphine frei, die den Schmerz stillen. Man hat das alles in sich.
Der Körper funktioniert nach einem viel besseren System als die Seele, denke ich gerade. Seelische Vewundungen können auch durch die Ausschüttung von Endorphinen geheilt werden, aber der Mechanismus setzt nicht automatisch ein. Man muss sich darum bemühen. Tapetenwechsel, neue Augenweide-, Landeplätze finden (you are the airport of my eye verstand ich jedesmal, wenn Stevie Wonder you are the apple of my eye sang, in Sunshine of my Life). Als ich vor sechs Jahren an einem sehr schwierigen und tiefen Punkt angelangt war, reiste ich zum
Antelope Canyon. Man kann auch in Gedanken reisen. Ich mache das gerade sehr viel. Wo anders hinschauen. Neue Gewohnheiten erfinden. Lesen. Bilder anschauen. Zum Beispiel Farins kiloschweres Bilder-Tagebuch seiner langen Reise durch Indien und Buthan. Ein altes Buch von Wolf Wondratschek, das mir mein guter Freund Jan neulich mitbrachte, weil er sich aufmerksam an nebensächliche Kleinigkeiten erinnern kann, wie dass ich Wondratschek mag. Und lange liegengebliebene Bücher lesen. Sich über unerwartete Bilder und Gedanken freuen. Oder nach zehn Jahren mit dem Kopf nach Norden schlafen, statt nach Süden.

14. Oktober 2010

[nur ein kleiner erklärender Kommentar, aber eigentlich doch ein Blogeintrag]

(…) Ich bin nicht aus der Welt… nur ein bißchen aus dem Internet. Und ein kleiner Umzug. Es gibt drei Orte in Berlin, um die mein Leben kreist. Einer hat sich gerade verändert. Ein Teil meines Lebens findet seit einigen Tagen in der Fasanenstraße statt. Seit langem geliebteste Straße im Westen der Stadt. Bis gerade eben noch Umzugskartons ausgepackt. Und ich habe viele hundert Bilder der letzten beiden Wochen offline, quasi in der Hinterhand;-) Sehr schöne Sachen dabei. Eva-Maria Hagen ganz nah, letzten Sonntag. Und Werner Herzogs Kameramann Thomas Mauch, der erzählte, dass es bei den Dreharbeiten für Aguirre keinerlei Lampen gab. Und eine schöne Frau, eine Zufallsbegegnung, die die Bilder von sich so sehr mochte, die ich beiläufig bei Werner Herzog von ihr einfing, dass sie ein sehr nettes Angebot machte. Das olympische Dorf. Die Atmosphäre von Olaf Heines Opening I love you, but I’ve chosen rock. Gleißende Sonne, indigoblauer Himmel in Berlin am letzten Wochenende. Und ich. Da ist kein Entrinnen. Eine Ecke in meinem Atelier, wohin ich Bilder brachte. Und mich tief ins Fleisch schnitt. Keine Metapher, die Scheibe eines großen Bilderrahmens rutschte mir aus den Händen und zersplitterte auf dem Holzboden in tausend Stücke. Eine Scherbe landete wie ein Pfeil in meinem linken Zeigefinger. Tiefe Fleischwunde. Zum Glück die Sehne nicht erwischt. Lange Blutspur auf dem Holzboden. Dauerte sehr lange, bis die Blutung stoppte. Ich starrte fasziniert auf die schöne rote Farbe meines Blutes und umwickelte die Wunde mit zwanzigfach gewickeltem Klopapier. Fingerturban. Es tat so gut wie gar nicht weh. Starke Verwundungen setzen Endorphine frei, die den Schmerz stillen. Man hat das alles in sich.
Der Körper funktioniert nach einem viel besseren System als die Seele, denke ich gerade. Seelische Vewundungen können auch durch die Ausschüttung von Endorphinen geheilt werden, aber der Mechanismus setzt nicht automatisch ein. Man muss sich darum bemühen. Tapetenwechsel, neue Augenweide-, Landeplätze finden (you are the airport of my eye verstand ich jedesmal, wenn Stevie Wonder you are the apple of my eye sang, in Sunshine of my Life). Als ich vor sechs Jahren an einem sehr schwierigen und tiefen Punkt angelangt war, reiste ich zum
Antelope Canyon. Man kann auch in Gedanken reisen. Ich mache das gerade sehr viel. Wo anders hinschauen. Neue Gewohnheiten erfinden. Lesen. Bilder anschauen. Zum Beispiel Farins kiloschweres Bilder-Tagebuch seiner langen Reise durch Indien und Buthan. Ein altes Buch von Wolf Wondratschek, das mir mein guter Freund Jan neulich mitbrachte, weil er sich aufmerksam an nebensächliche Kleinigkeiten erinnern kann, wie dass ich Wondratschek mag. Und lange liegengebliebene Bücher lesen. Sich über unerwartete Bilder und Gedanken freuen. Oder nach zehn Jahren mit dem Kopf nach Norden schlafen, statt nach Süden.

07. Oktober 2010

Heute nicht gebloggt, aber doch an anderer Stelle (gefühlt unter vier Augen) geschrieben.

Und jetzt Schlaf. Festplatte spuckt moonshadow. Halbschläfrige Gedanken an erste private Parties mit elf oder zwölf. Und Salzstangen. Und Cola. Und Dachböden an Wochenenden in elternverlassenen Häusern. Und wie schüchtern ich war. Gute Nacht.

06. Oktober 2010

Ich war nicht in Jesse Owens Sportlerunterkunft, der einzigen, die seit 1936 wieder in einen bewohnbaren Zustand versetzt wurde. Ich sah nur durch die Scheibe, da ich mich keiner Gruppe anschloss. Das Hindenburghaus, die Schwimmhalle und auch den Speisesaal der Nationen kann man nur von innen sehen, wenn man eine Gruppenführung mitmacht. Nicht nur, dass ich den Zeitpunkt versäumte, ich wusste ihn gar nicht. Er war mir auch egal. Ich leide in Gruppenveranstaltungen ohnehin gerne unter Zeitkorsetten und geplanten Wegen. Aber ich sah auch ohne diese Innenaussichten so viel. Immerhin war ich in jener erwähnten vermoderten Gruselkammer und am Ende auch in der Turnhalle.
Da saß ich also nach vier oder fünf Stunden des Umhertreibens in der Nachmittagssonne auf einer gekalkten Steinbank im inneren Hof des verlassenen Nationen-Restaurants. Ich warf amüsierte Blicke auf meinen Proviant, der ausschaute wie hindrapiert. Jeder würde das denken. Das hab ich schon mal erzählt, dass einige denken, ich drapiere, lege zurecht, bevor ich fotografiere. Es stimmt höchstens insofern, dass ich nicht anders kann, als Dinge dem Auge nicht missfallend abzulegen und es gar nicht mehr bemerke. Insofern drapiere ich vermutlich mein ganzes Leben und komme nicht auf die Idee, es so zu nennen. Und mich mittenhinein. Mit oder ohne Kamera. Das könnte im Übrigen jeder. Es kostet ja nichts, außer Aufmerksamkeit beim ersten Handgriff.
Ich habe mittlerweile zirka dreihundert Bilder der Strecke weggeworfen und währenddessen gedacht, interessant, wenn die Bilder, die man löscht, gut sind. Absolut gesehen. Nur nicht besser im Vergleich mit einem ähnlichen davor oder danach. Aber wozu ziemlich gute Bilder aufbewahren, wenn eines davor oder danach dasselbe Motiv besser zeigt. Da war ein anderer Fotograf. Er grüßte mich mit einem freundlich zurückhaltenden Hallo und nickte mir zu, mit diesem gewissen vorsichtigen Respekt im Blick, der fragt „Ist es gestattet, dass ich in den Kreis ein wenig eindringe?“ Ihn interessierte zurecht die Perspektive in meiner Nähe. Ich nahm ihm die Scheu, indem ich ihn auf einen Bogen hinwies, dessen Besonderheit man nur von meiner Warte erkennen konnte. Er kam näher „Ja, tatsächlich, interessant“.
Ich konnte an seiner Art zu sprechen hören, dass er aus dem Norden kommt. Ziemlich nah bei Hamburg, vermutete ich. Aber hier in Berlin lebend. Wir sprachen über das Licht. Wie gut es an diesem Tag sei. Gestern nicht, aber heute, ganz besonders sogar. Und diese Sache mit den Gruppenführungen. Er erwähnte, er hätte die Gruppe gesehen und das Tempo, in dem sie von einem Punkt zum nächsten geführt wird. Das sei nichts für ihn. Da wäre überhaupt keine Zeit, irgendetwas in Ruhe zu fotografieren. Ich musste grinsen. Er meinte, es sei sicher nicht das letzte mal, dass er hier wäre, man müsste sich vielleicht einfach als Gruppe anmelden, ein paar Leute, die einfach nur in Ruhe fotografieren wollen. Ich nickte halb zustimmend, aber wusste nach kurzem Überlegen, dass ich ebenso wenig Lust hätte, in einer Gruppe mit aller Zeit der Welt, verabredet zu fotografieren. Aber man muss nicht jeden Hintergedanken ausbreiten. Er verabschiedete sich sehr freundlich lächelnd.
Ich blieb noch ein Weilchen auf meiner Bank, blinzelte zufrieden in die Nachmittagssonne. Von Weitem sah ich die erwähnte Gruppe in die Ellipse, das innere Auge des mittlerweile halbschattigen Hofes treten. Sie kam aus dem Speisehaus. Ich stand auf und näherte mich, einen anderen Bogen der Deckenkonstruktion im Fokus. Noch mit halbem Ohr nahm ich wahr, dass ich dem unfreiwillig schnarrenden Ton des Führers nicht gerne zuhören mochte, geschweige denn folgen. Ich hatte also nicht viel versäumt und ging zielstrebig Richtung Ausgang, an der Gruppe vorbei. Einen kurzen Moment fühlte ich die unterbrochene Aufmerksamkeit für den Vortrag und spürte meine kleine große Freiheit.
Jesse Owens taucht oft auf, dort im olympischen Dorf. Auf Bildern. Was für ein sympathisches, warmherziges Lachen. Ich stelle mir vor, wie er in diesem verrückten Spiel für große Kinder gesprintet ist und dabei gelacht hat. Er war der erfolgreichste Sportler 1936. Und der strahlendste. Für mich der Schönste.

Nielsen Owens
Innerhalb dieser Zeilen versteckt sich kein Link zur Fotostrecke, nur das eine Bild da oben. Die anderen wollen noch ein bißchen bei mir zuhause bleiben. Ich finde, ich sollte mir jetzt auch noch einmal in Ruhe das Olympiastadion ansehen. Ich kenne es nur von Konzerten. Eigentlich fällt mir gerade sogar nur ein einziges Konzert Anfang der Neunziger ein, bei dem ich es von innen sah, ein Stones-Konzert. Sonst bin ich wohl nur sehr oft daran vorbei gelaufen, auf dem Weg zur Waldbühne. Es verlassen zu sehen, wenn nichts stattfindet, ist bestimmt sehr interessant. Vielleicht morgen.

03. Oktober 2010

Ich war heute in Olympia-Elstal. Bevor ich losging, ließ ich Leni Riefenstahls Final Diving Sequence aus ihrem Olympia-Film laufen. Aber die Musik war mir unerträglich. Ich machte den Ton weg und ließ querbeet Musik von meiner Festplatte dazu laufen. Ich war ziemlich beeindruckt von der Wirkung. Die Turmspringer im Himmel. Besonders ab Minute 1:12. Ich klickte ungefähr sieben oder achtmal auf replay und hörte immer andere Musik dazu. Alles passte. Alles grandios. Ich hatte noch nie den Impuls, Filmbilder von jemand anderem sequenzenweise zu verwenden. Heute ja, als ich diese Turmspringer wieder und wieder sah. Und das asiatische Mädchen im Zuschauerrang.

Bei schönstem Sonnenlicht mit einem Regionalzug Richtung Rathenow vom Alex nach Elstal. Ich kam mit beinah soviel Bildern zurück, wie ich sonst von zweiwöchigen Reisen hochlade. Fast Tausend. Ich muss die erstmal drehen und aussortieren. Sicher hat noch nie jemand so viele Bilder bei einem einzigen Besuch im olympischen Dorf gemacht. Großartige Augenblicke. Das Licht war so weich und klar und satt. Ein echter Spätsommertag. Noch kein Herbsttag. Herbst fühlt sich anders an. Tiefblauer Himmel. Arizona-Indigo. Starke, eigenwillige Kiefern. Sympathische, unprätentiöse Architektur bei den Sportlerunterkünften. Wunderbare Natursteine auf den Terrassen. Bei einer Unterkunft stand die Tür offen, ich trat näher, ging hinein. Ich erblickte einen Raum mit den unfassbarsten, unbeschreiblichsten Zeichen des Verfalls. Ich dachte, ich träume. Von der Decke hing eine bizarres Gebilde aus weißfaserigem Hausschwamm und Spinnweben, so dicht und haarig, wie ein verrottendes Tierfell. So etwas kennt man nur aus verrückten Traumsequenzen oder David Lynch-Filmen. Ich hab das Gefühl, ich war eine Woche weg. Man muss das ganz oft machen, solche Ausflüge in die nähere Umgebung. Elstal ist nicht weit weg von Berlin. Das war ein wirklich großer Ausflug, diese kleine Reise. Aber Reisen war immer schon mein Glück. Ob nah oder fern. Wenn ich unterwegs bin, fühle ich mich zuhause, am richtigen Ort. Wenn die Landschaft am Zugfenster vorbeifliegt und mir unbekannte Baumwipfel zuwinken.

03. Oktober 2010

Ich war heute in Olympia-Elstal. Bevor ich losging, ließ ich Leni Riefenstahls Final Diving Sequence aus ihrem Olympia-Film laufen. Aber die Musik war mir unerträglich. Ich machte den Ton weg und ließ querbeet Musik von meiner Festplatte dazu laufen. Ich war ziemlich beeindruckt von der Wirkung. Die Turmspringer im Himmel. Besonders ab Minute 1:12. Ich klickte ungefähr sieben oder achtmal auf replay und hörte immer andere Musik dazu. Alles passte. Alles grandios. Ich hatte noch nie den Impuls, Filmbilder von jemand anderem sequenzenweise zu verwenden. Heute ja, als ich diese Turmspringer wieder und wieder sah. Und das asiatische Mädchen im Zuschauerrang.

Bei schönstem Sonnenlicht mit einem Regionalzug Richtung Rathenow vom Alex nach Elstal. Ich kam mit beinah soviel Bildern zurück, wie ich sonst von zweiwöchigen Reisen hochlade. Fast Tausend. Ich muss die erstmal drehen und aussortieren. Sicher hat noch nie jemand so viele Bilder bei einem einzigen Besuch im olympischen Dorf gemacht. Großartige Augenblicke. Das Licht war so weich und klar und satt. Ein echter Spätsommertag. Noch kein Herbsttag. Herbst fühlt sich anders an. Tiefblauer Himmel. Arizona-Indigo. Starke, eigenwillige Kiefern. Sympathische, unprätentiöse Architektur bei den Sportlerunterkünften. Wunderbare Natursteine auf den Terrassen. Bei einer Unterkunft stand die Tür offen, ich trat näher, ging hinein. Ich erblickte einen Raum mit den unfassbarsten, unbeschreiblichsten Zeichen des Verfalls. Ich dachte, ich träume. Von der Decke hing eine bizarres Gebilde aus weißfaserigem Hausschwamm und Spinnweben, so dicht und haarig, wie ein verrottendes Tierfell. So etwas kennt man nur aus verrückten Traumsequenzen oder David Lynch-Filmen. Ich hab das Gefühl, ich war eine Woche weg. Man muss das ganz oft machen, solche Ausflüge in die nähere Umgebung. Elstal ist nicht weit weg von Berlin. Das war ein wirklich großer Ausflug, diese kleine Reise. Aber Reisen war immer schon mein Glück. Ob nah oder fern. Wenn ich unterwegs bin, fühle ich mich zuhause, am richtigen Ort. Wenn die Landschaft am Zugfenster vorbeifliegt und mir unbekannte Baumwipfel zuwinken.