j a e g e r

j a e g e r
dein herz ist ein jäger
die worte sind muskeln
sind lockender schweiß
ziel und gefahr
kein tier zu erlegen
nur blicke wie feuer
geruch eines lachens
und du bist gewahr
die losung ein handgriff
die beute ein flackern
In augen und herzen
die beute ist nah
das lauern erregt dich
ein tänzeln und taumeln
sie wirft sich zu füßen
und waidwund ergibt sich
kaum dass es geschah
der pfeil tief im innern
er traf im vorbeigehn
verliert sie die fassung
dem ende ganz nah
sich noch einmal windend
erlegt nun ihr lachen
ihr leben und feuer
und nichts bleibt mehr da
da liegt deine beute
doch du kannst kein blut sehen
und nimmst deinen köcher
bist längst nicht mehr hier
dein herz ist noch hungrig
es schreit tief im abgrund
nach fleisch und nach liebe
die feuer gebiert
das fleisch fressen fliegen
das blut trinkt der boden
das feuer entwichen
du lässt es zurück
bald knochen und erde
dem tod übergeben
versunken begraben
es gibt kein zurück
du ziehst immer weiter
dein herz bleibt ein jäger
du bist schon ganz müde
der köcher ist leer
und träumst immer weiter
vom lauern und beuten
verhungert nach blicken
dein herz ist nur schwer
dein herz ist ein jäger
es spürt all die pfeile
mit denen du zieltest
sie bleiben zurück
ein teil in der beute
ein teil tief im herzen
zerissen von blicken
von abschied und schmerz
dein ziel war das feuer
du nahmst es und gingst dann
es weiter zu tragen
um nahrung zu sein
für eine für viele
für mich oder diese
dein herz bleibt ein jäger
und du bist allein
dein herz ist ein jäger
hoffnungslos suchend
rastlos und fluchend
ahnst die gefahr
jäger gejagter
lockend und rufend
sehnsüchtig blutend
jenes geschah
zornig verzweifelt
siehst du die blutspur
auf deinem weg
der hinter dir liegt
dein herz bleibt ein jäger
sein schlag ist der köder
sein trommeln verhängnis
in feuer verwahrt
© gaga 2003

t i e f e

t i e f e
tief im flug. zwei alte träume. fallen, seh sie untergehen
schwarz und blau gefiedert jag ich, ozeanweit der erde fern
lande felsennah im schatten, tief die brandung unter mir
sehe zu wie träume sinken, in spiralen endlos drehen
nacht im tiefflug wunschverhaftet, flieg ich weiter durch die nacht
und zwei träume wie im gestern, schlafen tief im ozean
tief am grund und unvergessen, wirbeln jäh erinnerung wach
fliege weiter zu den felsen, sonne steigt und bricht die nacht
neue träume jagen tage, atemschnell besinnungslos
und im fliegen hell geblendet, halt ich inne ahnungslos
seh zwei träume aufwärtsstreben, unten tief vom ozean
schärf den blick um kann jetzt sehen, was ich kaum begreifen kann
träume fielen, träume sanken, dunkel tief und licht entrückt
alle stunden, die wir fühlten, hoffnungslos ertrunken waren
in den tiefen wirken wesen, zauberhaft und zugewandt
blei in gold und stein zu leben, das du noch nicht sehen kannst
warte noch und zauber wirken, wandeln tief im ozean
und zwei alte träume fliegen, tief gewandelt heimwärts dann
© gaga 2003

n o r d w e g e n

n o r d w e g e n
im flügelschlag einer libelle dein herz, nordwegen
im licht am polarmeer flirrend mein schmerz, nordwegen
im moos auf den felsen, felsen wie tieren, rücken von walen, umfluteten bergen
ruf dich im farnwald, zauber im regen, winde im herzschlag, elchspur daneben
wolke jagt adler, adler jagt möwen, frieden am nordmeer, walknochen liegen
brandung singt abschied, seh dich noch einmal, und lauf dir entgegen
im flügelschlag einer libelle…
© gaga 2003

nacht faellt

n a c h t
f a e l l t
nacht faellt wieder
nacht faellt dunkel
nacht faellt weiter
sonnenfern
nacht faellt sterne
nacht faellt wünsche
tief und grundlos
hoffnungsfern
macht mich schlaflos
hör dich sagen
du brauchst niemand
wirklich mehr
brauche niemand
niemals niemand
nacht sucht weiter
nachtgestirn
nacht ruft sehnsucht
nacht weckt wünsche
nacht faellt träume
holt sie ein
nacht jagt herzen
nacht wiegt seelen
nackt und blutig
und allein
nacht faellt jeden
ist die zeit reif
lässt dich zitternd
klein zurück
heimwärts such ich
find ich nie mehr
niemand niemals
irrer weg
irre weiter
nacht faellt dreh mich
nachtwach schlaf nicht
kann nicht sehen
komm und halt mich
fühl nur denk nicht
weiß und falle
traumwach tief
nacht faellt weiter
nacht und faellt mich
faellt auch andere
ohne ziel
faellt das heute
faellt ein morgen
taumle weiter
niemand sieht
ohne anker
ohne rettung
nacht wacht weiter
nacht die schlief
nah am herzen
war so selten
dann unfassbar
seltsam tief
und die zeiten
manche stunden
warst du wirklich
nah bei mir
und ich weiß nicht
und ich ruf dich
nicht mehr zu mir
lass dich gehen
wo auch immer
wem auch immer
und ich weiß nicht
kann nicht sehen
weit und weiter
muß ich laufen
trotz und wegen
mir und dir
geh ich weiter
immer weiter
tausend tage
wachen hier
ruf jetzt schlaf dich
komm und hol mich
hol mich zu dir
halt mich fest
fest umschlungen
traumversunken
ohne wissen
will ich jetzt
dann erwachen
ohne gestern
nur noch morgen
träum ich schon
zeiten fern
und neu erstanden
für den heimweg
in ein leben
ohne angst
vor all den stufen
traumverwandelt
neu geboren
© gaga 2003

k a n u

k a n u
kanu im flussbett, kanu im regen
erinnerung fällt auf unseren wegen
anfang september, spätsommergluten
ein kanu so leicht, liegt sanft in den fluten
wir ließen uns treiben, den flusslauf und weiter
lee nah am ufer, luv nur die weite
staken im schilf, wellen die schlugen
suchten zu drehen, lachten nur heiter
seerosen blühten, nickten uns beiden
glitten voran und alles war leichter
war es ein zauber kostbarer zeiten
im schilf eine insel, nur für uns beide
sonne und haut, der wind in den zweigen
disteln und farne hörten nur streicheln
zeitlose stunden, glück für uns beide
rückkehr zum ufer, von regen geleitet
sinkende sonne und ruhige fluten
hörst du die stille? fragten und raunten
zogen das kanu heimwärts ans ufer
und später noch glücklich, als wir ertranken
in wasser und haut und wärme versanken
ein kanu für zwei, es gleitet noch weiter
durch zeit und erinnerung, schatten und rufen
flirrende sonne, gezeiten und fluten
© gaga 2003

in einer nacht

i n
e i n e r
n a c h t
in einer nacht
schreib ich dein lied
das du nie sangst
von einer sehnsucht
nur irgendeiner
das es nicht gibt
dir nie gelang
in einer nacht
und voller wehmut
die niemand kennt
niemand besang
es ist ein lied
voll dunkler töne
ein wahres lied
so voll und warm
dass es mich wärmte
noch jahrelang
es ist ein lied
das du nie sangst
ich konnt es hören
tief in dir drin
als ich noch hörte
was in dir klang
all seine strophen
und sanften worte
in einer nacht
schreib ich dein lied
sing es alleine
sing gute nacht
und schlafe ein
und träume noch
träum einfach weiter
von diesem lied
das du nie sangst
mein leben lang
© gaga 2003

im august

i m
a u g u s t
im august
vor zwanzig jahren
zog ich blaue sachen an
siebzehn jahre
alles anfang
war ich auf dem weg zu dir
du als tiger
ich ein vogel
landete nah neben dir
doch nur fast
ich stand daneben
jahrelang ein traum in dir
ich in dir
und du in mir
träumten wir uns heimlich fort
von den anderen
neben uns
wie sie standen ahnungslos
zwanzig jahre
später weißt du
was ich damals in mir trug
dich in mir
ein hoffen sehnen
heimweh unseren sonnenflug
im august
vor zwanzig jahren
konnt ich deine stimme hören
plötzlich da
ein sanftes beben
dich berühren beinah nur
zog dann weiter
immer weiter
alle grenzen hinter mir
nur ein gruß
an mich ein kleiner
irgendwann so nebenher
viele jahre später
dacht ich längst
nicht mehr an dich vergaß
kam ein vogel
kalter januar
dreizehnter ich weiß den tag
lag dein name
plötzlich vor mir
herz schlug schneller zitternd las
ich von dir
und du von mir
schrieben all die jahre fort
tausend worte
viel zu wenig
zu verstehen was uns trieb
zueinander
auseinander
abhielt weghielt ungelebt
dann im frühling
endlich trafen wir
ich weiß du weißt den tag
aufeinander
zueinander
ineinander sprachlos nah
hielten uns
ungläubig fühlend
traumwach wirklich fassungslos
lange wissend
weinend lachend
herzzerquält und doch auch froh
eng umschlungen
fortgerissen
rufend irrend herzverbrannt
weggetrieben
voneinander
himmelweit und küstenfern
sind wir wieder
treibholz suchend
( du für dich und ich für mich )
unverbunden wissenslos
im august
vor zwanzig jahren
zog ich blaue sachen an
ich weiß den tag
und werd dran denken
auch wenn ich dich nicht sehen kann
ich nehm die feder
lass sie fliegen
die du mir als letzte gabst
doch die erste
hab ich bei mir
bis zu einem fernen tag
© gaga 2003

halb im schlaf

h a l b
i m
s c h l a f
gerade warst du da, als könnten wir uns sehen
es war in meiner küche, ich weiß nicht wo und wann
wir sprachen über sachen, die nicht so wichtig waren
und außer dir noch jemand, den hast du nie gekannt
du hast gelacht wie immer, als wärst du wirklich hier
das waren deine augen, die stimme und dein blick
ich dreh mich nochmal um, wach auf und denke dann
wie kannst du mit mir sein, und alles so gut sehen
ich sprech doch nie zu dir, nicht mehr und schon so lang
ich glaub du bist zuhause, ich wüßt gern wo das ist
du warst mein großer bruder, kaum jemand weiß das mehr
wir stritten uns beim spielen, wer recht hat und was darf
und ganz verbissene gegner , und dann gab einer nach
einmal wir waren klein, du fünf und ich schon vier
da war ein großes maisfeld, und sommer blau und gelb
da ernteten wir voller stolz, zurück daheim nur ärger
kein kind verstand die welt
war deine kleine schwester, das ist so lange her
ein heißer tag im juli, dann kein gedanke mehr
ich muß noch immer weinen, wenn ich an dich denk
ich tus nicht oft, und wenn dann richtig, weißt ja wie ich bin
wer weiß schon wer das hört, wenn ich hier mit dir spreche
doch ich weiß nur du warst bei mir,
heut nacht in meiner küche
© gaga 2003

g e b o r g e n

g e b o r g e n
ich sank in dich
in nacht geborgen
wir sanken in den schlaf
mein rücken
unter deiner hand
die furcht verschlang
dein fester arm
so fanden wir den schlaf
wie kinder flüstern
fast schon traum
wir flogen hand in hand
ich zu dir
und du zu mir
durch den nachtwind
flügelweit
grenzenlos gewandt
landeten
in sonnenfluten
atmete dein herz
endlich frei
und so geborgen
galaxien himmelwärts
wachten auf
nach langer reise
kopf in deinem arm
hielten uns
noch traumverschlafen
schwerelos und warm
und sankst in mich
in mir geborgen
wir flogen in den tag
dein herzschlag
rief die sonne wach
der traum versank
beim feuertanz
dein atem heiß
und nah
ich sank in dich
im tag geboren
du fest in meinem arm
und konntest fliegen
sonnenwärts
mutig träumend
wach und warm
ich konnte fliegen
auch am tag
geborgen
an dein herz
mein sonnenflügel
er zerbrach
als du die hand
vom rücken nahmst
und federn
herzensschwer
© gaga 2003

b a r f u ß

b a r f u ß
ich laufe barfuß durch die stadt
der asphalt ist noch warm
die alten steine voller sommer
und lauer wind streift meinen arm
es sind die wege die wir gingen
beim abschied und beim wiedersehen
ich lauf sie barfuß bald kommt regen
und letzte strahlen sanft verwehen
die letzten tage dieses sommers
ich fang sie ein und halt sie fest
und laufe weiter über steine
sand und teer die straße meine
bis der herbst den wind entlässt
verschlungene wege die wir gehen
mein herz lief barfuß zu dir hin
es traf die sonne wind und regen
dein warmes feuer fühlte segen
wir beide barfuß wild und schön
© gaga 2003

a r k t i s

a r k t i s
arktis jag es schattenherz
hol es ein und lass es los
bei den möwen lass sie rufen
nordmeer – schatten-endstation
walfischherz bring hoffnung wieder
die ich ja noch in mir trag
war versunken nur vergessen
nordlicht nachtlicht wintertag
sommer ist und sommer bleibt
dort im nordmeer ruft ein herz
es ist deines ruft der walfisch
meines das ich wieder hab
lang gefallen aufgeschlagen
hart und ohne notverband
blutverschmiert tief durchgeatmet
losgerannt in fremdes land
so geträumt von tanz gesang
wirbelnd leichten frühlingstagen
nicht allein und nicht gebunden
ohne zügel ohne fragen
ausgeträumt ein missverständnis
der es allzuviele gab
viel zu viele herzzerreissend
blutig kalter wintertag
arktis halt mich
walfisch träum mich
fjorde lasst mich
staunend sehen
am polarmeer
möwen kreischen
sonnenherz
wird auferstehen
© gaga 2003

antelope valley

a n t e l o p e
v a l l e y
im tal der antilopen
sind unsere zelte
und eines meines
und warmer wind
du weißt nichts mehr
von meinem sommer
dem sonnenritt
durch wildes gras
im echo valley
im warmen wind
und weißt nichts mehr
von roter sonne
geht unter auf
im warmen wind
und schau
da hinten
millionen jahre
im echo canyon
windhöhlen weißt du
und warmer wind
antelope valley
ich übergehe
in diesen wellen
dass du nicht dort bist
im warmen wind
am abendfeuer
mit wildem haar
im echo canyon
ich geh allein
und komme wieder
komme zurück
zurück zu mir
so weit und fern
im echo valley
im warmen wind
und antilopen
antelope valley
und doch bei dir
© gaga 2003

als ich verstand

a l s
i c h
v e r s t a n d
als ich verstand
warst du längst fort
ich sah im spiegel
all meine wunden
daneben deine
und wich zurück
ein hieb von innen
schon tief verwundet
beinah bewusstlos
der blick zurück
unscharf erkennend
die vielen striemen
von peitschenhieben
die ich nicht sah
und jetzt versteh ich
und hör im nachtwind
ein lied von gestern
verweht und nah
es singt von dir
und all den nächten
die wir nie liebten
so weit entfernt
und von den tagen
und fernen ufern
glücklich gestrandet
wären wir gern
ich spür den nachtwind
er trägt die worte
die ich jetzt schreibe
vielleicht zu dir
sagt dir
ich weiß jetzt
ja ich versteh dich
gib auf dich acht
und ja
ich geh jetzt
dreh mich noch um
und geh dann auch
© gaga 2003