27. Juli 2011

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wahrscheinlich Liebe

INA UND.
Ina und Enno-Lorenz. Enno-Lorenz. Also pass mal auf, lieber kleiner Enno da unten. Ich weiß ja nicht, was sich deine lieben Eltern dabei gedacht haben, als sie dir diesen Namen gegeben haben, aber ich möchte dir folgendes Angebot machen: wenn du irgendwann einmal dein Herz ausschütten möchtest, oder wenn du irgendwann einmal Liebeskummer wegen Ina hast, wende dich ruhig vertrauensvoll an mich. Ich habe meistens das Fenster weit auf und kann dich gut hören. Nur für den Fall der Fälle.
Vielleicht haben dich deine Eltern ja in einer berauschten Urlaubsnacht in Italien gemacht, und der nette Wirt aus der Trattoria hat ihnen augenzwinkernd eine Flasche Lambrusco mit auf den Weg zum Strand gegeben. Und weißt du, Enno – ich darf doch Enno sagen? Du bist ja jetzt schon fünf und recht verständig – dieser nette italienische Wirt, der hat nämlich genau wie du geheißen! Also deine Eltern haben dich nach ihm benannt, weil sie sich dann immer an den schönen Urlaub an der Adria erinnern, wenn sie dich rufen! Na ja und das mit dem Lorenz hinten dran, das musst du auch verstehen. Mutti und Papi konnten sich einfach nicht so richtig einigen, weil Enno fanden sie ja beide ganz, ganz toll aber die Mutti wollte auch noch, dass du nach ihrem Vater benannt wirst, deinem Opa, dem Opa Lorenz! Der Opa hat sie nämlich immer sehr unterstützt, also auch mit Geld, sonst hätten sie sich die schöne Eigentumswohnung in Mitte gar nicht leisten können, da bei deinem Lieblingsspielplatz, wo du dich immer mit deiner süßen Ina triffst! Also denk einfach dran, wenn dich die anderen Kinder wegen dem doofen Namen aufziehen: es sind schöne Erinnerungen damit verbunden! Und wenn du groß bist, kannst du dir selber einen Namen ausdenken, einen der dir gefällt!
Frag doch einfach mal Ina, welchen Namen sie schön findet! Vielleicht einen, der sich nicht so umständlich auf den Boden schreibt! Das war nämlich ganz schön anstrengend für Ina, das kann ich dir sagen, ich hab’s genau gesehen! Und noch was muss ich dir sagen: das ist voll die Liebeserklärung. Weil man schreibt nicht von irgendeinem Jungen den Namen so ganz groß auf den Spielplatz, dass es alle sehen können. Da kannst du dir echt was drauf einbilden! Und natürlich auch was Tolles für Ina malen, wenn du sie richtig lieb hast. Da würde sich Ina ganz schön freuen, das kann ich dir sagen. Vielleicht ein Herz oder eine Blume und ihren Namen drin. Das wäre schon ziemlich super. Du musst ja nicht sagen, von wem du die Idee hast. Da würde sich Ina ihr ganzes Leben dran erinnern, das kann ich dir versprechen. Sogar noch, wenn sie selber so eine kleine Ina hat. Sogar noch als Oma! Das sind nämlich die ganz wichtigen Sachen im Leben, die viele Jungs ganz oft vergessen und sich dann wundern, warum ihre kleinen Inas große traurige Augen haben, mit Kullertränen drin.
Also du weißt Bescheid, wenn du wieder einmal etwas mit mir besprechen möchtest: ich bin immer da. Einfach nach oben rufen!
Deine Tante Gaga
aus der Auguststraße

25. Juli 2011


Oben auf dem Berg, wo man den Wind hört, da kann man sein Innerstes spüren, wie einen Flügelschlag. Es stimmt, ich bin immer noch traurig und werd´s immer sein. Es ist wie es ist, nicht so schlimm und ich kann und will hier nichts heilen. Ich bin sehr, sehr, sehr, sehr, sehr gerne allein. Ich bin sehr gern allein. Schenk mir eine deiner Geschichten und einen Kuss. Mehr kann und will ich nicht tragen, es sei denn ich muss. Auf Erbsen schläft es sich prächtig, wenn´s nichts anderes gibt. Und die hässlichsten Dinge sind wunderschön wenn sie aufblühen, weil man sie liebt. Ich bin sehr, sehr, sehr, sehr, sehr gerne allein. Das Platzen von Träumen erzeugt einen seltsamen Schmerz. Ein Pfeil den man nur in die Luft schiesst, trifft den Himmel mitten ins Herz. Ich bin sehr, sehr, sehr, sehr, sehr gerne allein. Ich bin sehr gern allein. Ruf mich nicht an und hör auf, mir zu schreiben…
Wolfgang Müller

23. Juli 2011

„Im Mittelalter galt die Enthauptung im Gegensatz zum Erhängen am Galgen nicht als ehrenrührige Todesstrafe und war dem Adel vorbehalten. In der Französischen Revolution wurde diese Todesart dann auf alle Verurteilten ausgeweitet.“
Ah ja, sozusagen Champagner für alle.
„Zeitweilig war in England den Hochadeligen die Enthauptung in aufrecht kniender Haltung mit dem Schwert vorbehalten, während niedere Ränge auf einem hölzernen Richtblock mit dem Beil enthauptet wurden. Die Enthauptung des knienden Todeskandidaten mit dem Schwert stellt eine erheblich schwierigere Methode dar, die nur von wenigen Scharfrichtern beherrscht wurde.“
Verstehe. Daher die Probleme bei der Enthauptung von Maria Stuart.
„Der Scharfrichter war unerfahren und nervös; er benötigte drei Schläge mit der Axt, um Marias Kopf vom Körper zu trennen. Der erste Schlag traf den Hinterkopf. Da Maria keine Reaktion zeigte führte der erste Schlag vermutlich schon zu Bewusstlosigkeit oder Tod. Erst nach zwei weiteren Schlägen war der Kopf vom Rumpf getrennt. Legenden berichten, dass der Henker, als er den Kopf nach der Hinrichtung hochhalten wollte, nur eine Perücke ergriff. Der Kopf, mit kurzgeschorenem grauen Haar, fiel herunter und rollte auf das Schafott. Viel zitiert ist auch, dass der Schoßhund (ein King Charles Spaniel) der Königin sich in ihren Gewändern versteckt hatte und nach der Hinrichtung blutüberströmt von der Leiche entfernt wurde.“
Wenn man nun an die gegenwärtige Ausstellung im Buckingham Palast denkt, die Präsentation des Brautkleides in Ruhe auf sich wirken lässt, und ein wenig darüber meditiert, in welchem Umfang in der Geschichte des englischen Königshauses Enthauptung, zum Zwecke der Entfernung unerwünschter Protagonisten, eine Rolle spielte, ist der Bezug zwischen Vergangenheit und Gegenwart gleich noch einmal so interessant… Heinrich der VIII. und die planvoll zur königlichen Krone strebende Anne Boleyn …auch so eine interessante Geschichte.

„Für Heinrichs sechs aufeinanderfolgende Ehen gibt es in England den Abzählreim:
Divorced
Beheaded
Died.
Divorced
Beheaded
Survived.“

[ Sämtliche Zitate: Wikipedia ]


Heutzutage sind w ist man in der Lage, diese Dinge unblutig zu regeln. Da bin ich mir ganz sicher. Ich beobachte seit geraumer Zeit – aus rein wissenschaftlichem Interesse – das Phänomen der Familien-Schicksals-Vererbung, man könnte auch sagen „Schicksals-Reinkarnation“ (obwohl mir das zu sehr nach Reinkarnationslehre klingt, was ich hier durchaus nicht gemeint wissen will) innerhalb eigener Kreise, als auch anderer Dynastien. Sehr spannendes Feld.

23. Juli 2011

Vokabeln: schnippisch: snippy
Lustig. Muss man gar nicht lernen, fast dasselbe. Meine Empfehlung, um stets im Training zu bleiben: englischsprachige Klatsch-Foren. Zum Beispiel „Royal Gossip“. Da lernt man nie aus! Sehr lustig auch, wie die englischsprachige Presse ungeniert kolportiert, dass die Queen die soeben eröffnete Ausstellung des Brautkleides und Krimskrams als „horrid, isn’t it?“ bezeichnet hat. Creepy war ein weiteres Adjektiv, haha. „I did’nt know, that Tim Burton was involved in the exhibition“ schreibt ein Kenner. Aber unsere brave, biedere Klatschzeitung „Bunte“ schreibt unterwürfigen, an den Haaren herbeigezogenen Blödsinn, von wegen Friede Freude Eierkuchen zwischen Lizzy und Waity, „Wie beste Freundinnen“ – hört hört. Keine Silbe von Lizzies Kommentar. Die Gute ist mit 85 und in ihrer Position ja nun aus dem Alter heraus, irgendetwas zu beschönigen. Muss weiter lernen!

19. Juli 2011

.

„Es ist schöner, fünfundvierzig zu sein. Man sieht die wesentlichen Dinge schärfer, und nicht etwa, weil man durch eine Brille schaut. Diese Blicke zurück filtern immer die sehr langweiligen Wartezeiten zwischen diesen vermeintlich beinah lückenlos aneinandergereihten Augenblicken voller Versprechen, Hoffnung und aufgeregtem Vorgefühl. Gut, dass man sich so darin irrt. Wenn man seine Sehnsucht, sein Herz und seinen Verstand füttert und pflegt, gibt es ja etwas zu ernten, wenn die Jahre ins Land gehen. Viel zu ernten. Auch Verluste, ja, aber – das ist ein Gefühl der Liebe. Wenn Verlust egal wäre, hätte man nichts von Bedeutung verloren. Ein Zeichen inneren Reichtums. Und selbst im Verlust bewahrt sich die Erinnerung an das reiche Gefühl. So wie diese Augenblicke, als man fünfundzwanzig war.“

19. Juli 2011

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„Es ist schöner, fünfundvierzig zu sein. Man sieht die wesentlichen Dinge schärfer, und nicht etwa, weil man durch eine Brille schaut. Diese Blicke zurück filtern immer die sehr langweiligen Wartezeiten zwischen diesen vermeintlich beinah lückenlos aneinandergereihten Augenblicken voller Versprechen, Hoffnung und aufgeregtem Vorgefühl. Gut, dass man sich so darin irrt. Wenn man seine Sehnsucht, sein Herz und seinen Verstand füttert und pflegt, gibt es ja etwas zu ernten, wenn die Jahre ins Land gehen. Viel zu ernten. Auch Verluste, ja, aber – das ist ein Gefühl der Liebe. Wenn Verlust egal wäre, hätte man nichts von Bedeutung verloren. Ein Zeichen inneren Reichtums. Und selbst im Verlust bewahrt sich die Erinnerung an das reiche Gefühl. So wie diese Augenblicke, als man fünfundzwanzig war.“

18. Juli 2011

Sozialstress. Das Wort könnte ja fast von mir sein. Irgendwie tun mir die Kollegen und Kolleginnen auch ein bißchen leid, die sich jetzt wieder mühsam in die Systematik der „Zirkel“ einarbeiten und schon ganz durcheinander sind. Man hat ein bißchen das Gefühl, die google-plus-User treffen sich als Selbsthilfegruppe um sich gegenseitig bei den Hausaufgaben zu helfen, weil man es doch nicht so ganz durchschaut. Ich finde es ja auch lustig, dass man als Nicht-im-Zirkel befindlicher Leser bei einigen sehen kann, wen sie in irgendwelchen Zirkeln haben und von wem sie in einen Zirkel geschubst worden sind, wobei man ja nicht weiß, ob die Leute im Zirkel vielleicht untersortiert sind in gute und schlechte Unter-Zirkel. Wenn ich also sehe, da ist Erika Blümchen im Zirkel von Susi Winter, könnte das nicht unter Umständen auch bedeuten, Erika Blümchen ist eine peinlich herumschwallende Esotante, die in den Bannzirkel von Susi Winter für alle Esotanten verklappt worden ist? Äh? Oder doch eine intime Vertraute in einem kuscheligen Insider-Zirkel der Allerliebsten? Und wem nützt die Information, dass Leute im Oberkreis und Unterzirkeln sind, wenn man nicht weiß, in welchen? Da blickt doch keine Sau mehr durch. Aber schön, wenn sich jemand dadurch gut unterhalten fühlt. Ich komme auch nur auf die Idee mit den Antipathen-Zirkeln, weil das irgendwer in der ganzen sich ausbreitenden Verwirrung vorgeschlagen hat. Ich mach dann hier ein bißchen eia eia, wenn sich jemand mal von dem ganzen Kraut- und Rüben-Pinnwand- und Zirkel-Zeug erholen will. Ja, ja, ich weiß, es heißt Kreise. Es kreist um sich der Kreis.

16. Juli 2011

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Juli in der Auguststraße. Da unten blüht tatsächlich der Holunder. Lob und Preis der Fliederbeere. Sie sehen eine echte Berlinerin, geboren in der Auguststraße in Mitte. Man sieht schon, sie hat diese gewisse Allüre. Etwas schicker als in anderen Ecken dieser Stadt. Ein stolzes Gewächs mit diesem gewissen Sinn für die rechte Mischung aus Eleganz und Hipness. (Das schreibt man mit einem p, hab gerade geguckt, wie es mit zwei ausschaut, aber das ist ja die Babynahrung). Ich verehre die Fliederbeere. Nicht nur die Schöne da unten. Seit ich im November plötzlich aufgehört habe, besten Bordeaux und andere Geistesgetränke zu mir zu nehmen, stellte sich die Frage nach einem adäquaten guten Tropfen mit entsprechenden Anti-Oxydantien, die mir ja jetzt leider durch das fehlende gute Tannin abgehen. Überkandidelt wie ich bin, musste es natürlich der Rolls Royce unter den alkoholfreien Traubenelixieren sein. Et voilà: Fliederbeersaft ist nun das Spitzengetränk meiner Wahl. Aber man soll jetzt nicht denken, das könnte man mal eben so selber zusammenbrauen. Wobei ‚zusammen‘ Quatsch ist, der Saft hat ja keine Zusätze. Muttersaft natürlich. Das Heikle ist, man muss die Holunderbeeren nicht nur ausquetschen, sondern auf fünfzig Grad erhitzen. Darunter ist er giftig, der Saft. Wird er gekocht, verkochen die Zauberkräfte mit. Ich bin mittlerweile Spezialistin für sämtliche Bezugsquellen in Mitte. Am elegantesten ist die Flasche der „Privatkelterei“ van Nahmen, die sich auf dem Tisch beinah wie eine Flasche Wein ausnimmt, das wirkt nicht so birkenstockmäßig asketisch, gesundheitsfanatisch. Außerdem hat der Nahmen-Saft den liebreizenden Namen „Haschberg-Holunder“. Das ist natürlich für uns routinierte Hobby-Drogensachverständigen ein netter kleiner Anlass zum Zwinkern. Das edle Fläschchen hat freilich seinen Preis. Ich erinnere dunkel ungefähr 4,50 bis 4,90. Bei Galeria Kaufhof am Alex in der Schicki-Micki-Feinschmecker-Fressabteilung. Handelte es sich um Wein, würde man sich schämen, einen solchen Preis zu nennen.

Eine Zeit lang gab es bei Ullrich am Zoo Grünfink Fliederbeersaft zum Schnäppchenpreis von 1,90. Daran hat man schon gemerkt, dass der Einkaufsleiter den Schuss nicht gehört hat. Als der wundersam preisgünstige Saft nicht mehr verfügbar war, erklärte man mir, das wäre eh nur eine Aktion des Lieferanten gewesen, der gehört gar nicht zum Sortiment. Als ich dem Apotheker meines Vertrauens in der Großen Hamburger Straße in Mitte von diesem sagenhaften Preis erzählte, lachte er von Herzen. Bei ihm kaufe ich auch manchmal, hab die Marke vergessen, 3,90. Dann ist da noch so ein Bio-Supermarkt am Hackeschen Markt, in den mich sonst nichts treibt, die haben von einer Marke mit Antroposophen-Kritzel-Schrifttypen auf dem Etikett, Holundersaft für den sagenhaften Preis von 2,50 pro Flasche. Hab ich neulich mal probiert. Der hat mir bisher am wenigsten geschmeckt, ist aber vielleicht auch Einbildung, weil mir der ganze Laden nicht so herzenswarm entgegenkommt wie mein Apotheker. Und in dem altbackenen Reformhaus im S-Bahnhof Alexanderplatz gibt es auch noch welchen, ich glaube über vier Euro die Flasche, Marke vergessen, gehe ich aber selten hin, liegt nicht so oft auf meinem Weg. So, jetzt sind Sie im Bilde. Keiner kann nun mehr sagen, man hätte ja von nichts gewusst. Von wegen Schönheitselixier.
: : : : : : : : : : : : : : : : : : LOB UND EHR DER FLIEDERBEER! : : : : : : : : : : : : : : : : : :

16. Juli 2011

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Juli in der Auguststraße. Da unten blüht tatsächlich der Holunder. Lob und Preis der Fliederbeere. Sie sehen eine echte Berlinerin, geboren in der Auguststraße in Mitte. Man sieht schon, sie hat diese gewisse Allüre. Etwas schicker als in anderen Ecken dieser Stadt. Ein stolzes Gewächs mit diesem gewissen Sinn für die rechte Mischung aus Eleganz und Hipness. (Das schreibt man mit einem p, hab gerade geguckt, wie es mit zwei ausschaut, aber das ist ja die Babynahrung). Ich verehre die Fliederbeere. Nicht nur die Schöne da unten. Seit ich im November plötzlich aufgehört habe, besten Bordeaux und andere Geistesgetränke zu mir zu nehmen, stellte sich die Frage nach einem adäquaten guten Tropfen mit entsprechenden Anti-Oxydantien, die mir ja jetzt leider durch das fehlende gute Tannin abgehen. Überkandidelt wie ich bin, musste es natürlich der Rolls Royce unter den alkoholfreien Traubenelixieren sein. Et voilà: Fliederbeersaft ist nun das Spitzengetränk meiner Wahl. Aber man soll jetzt nicht denken, das könnte man mal eben so selber zusammenbrauen. Wobei ‚zusammen‘ Quatsch ist, der Saft hat ja keine Zusätze. Muttersaft natürlich. Das Heikle ist, man muss die Holunderbeeren nicht nur ausquetschen, sondern auf fünfzig Grad erhitzen. Darunter ist er giftig, der Saft. Wird er gekocht, verkochen die Zauberkräfte mit. Ich bin mittlerweile Spezialistin für sämtliche Bezugsquellen in Mitte. Am elegantesten ist die Flasche der „Privatkelterei“ van Nahmen, die sich auf dem Tisch beinah wie eine Flasche Wein ausnimmt, das wirkt nicht so birkenstockmäßig asketisch, gesundheitsfanatisch. Außerdem hat der Nahmen-Saft den liebreizenden Namen „Haschberg-Holunder“. Das ist natürlich für uns routinierte Hobby-Drogensachverständigen ein netter kleiner Anlass zum Zwinkern. Das edle Fläschchen hat freilich seinen Preis. Ich erinnere dunkel ungefähr 4,50 bis 4,90. Bei Galeria Kaufhof am Alex in der Schicki-Micki-Feinschmecker-Fressabteilung. Handelte es sich um Wein, würde man sich schämen, einen solchen Preis zu nennen.

Eine Zeit lang gab es bei Ullrich am Zoo Grünfink Fliederbeersaft zum Schnäppchenpreis von 1,90. Daran hat man schon gemerkt, dass der Einkaufsleiter den Schuss nicht gehört hat. Als der wundersam preisgünstige Saft nicht mehr verfügbar war, erklärte man mir, das wäre eh nur eine Aktion des Lieferanten gewesen, der gehört gar nicht zum Sortiment. Als ich dem Apotheker meines Vertrauens in der Großen Hamburger Straße in Mitte von diesem sagenhaften Preis erzählte, lachte er von Herzen. Bei ihm kaufe ich auch manchmal, hab die Marke vergessen, 3,90. Dann ist da noch so ein Bio-Supermarkt am Hackeschen Markt, in den mich sonst nichts treibt, die haben von einer Marke mit Antroposophen-Kritzel-Schrifttypen auf dem Etikett, Holundersaft für den sagenhaften Preis von 2,50 pro Flasche. Hab ich neulich mal probiert. Der hat mir bisher am wenigsten geschmeckt, ist aber vielleicht auch Einbildung, weil mir der ganze Laden nicht so herzenswarm entgegenkommt wie mein Apotheker. Und in dem altbackenen Reformhaus im S-Bahnhof Alexanderplatz gibt es auch noch welchen, ich glaube über vier Euro die Flasche, Marke vergessen, gehe ich aber selten hin, liegt nicht so oft auf meinem Weg. So, jetzt sind Sie im Bilde. Keiner kann nun mehr sagen, man hätte ja von nichts gewusst. Von wegen Schönheitselixier.
: : : : : : : : : : : : : : : : : : LOB UND EHR DER FLIEDERBEER! : : : : : : : : : : : : : : : : : :

14. Juli 2011


Eines weiß ich sicher. Wenn ich Angst vor etwas hatte, war es nie substanzlos. Und das Pfeifen im Dunkeln war nur Pfeifen im Dunkeln. Es hat die Nacht nicht zum Tag gemacht. Ich glaube nicht mehr an die als helfend kolportierten Notfall-Rituale von positiven Affirmationen, schönreden, schönsaufen, schönkiffen, schönmeditieren. Ich glaube an Durchhalten und versuchen stark zu bleiben, so stark wie unter schwierigen Umständen möglich. Damit rechnen, dass man fürchterlich durchgeschüttelt wird, erschüttert wird, Schmerzen haben wird, bluten wird, weinen wird. Bis man damit durch ist. Es nicht hochkochen, zelebrieren, aber sich auch nicht einreden, schwarz wäre himmelblau. Denn man glaubt es sich selber sowieso nicht. Man spürt das, dass man versucht zu verniedlichen, abzuschwächen, weil es einem angetragen wird, so wird man erzogen. Es wird still geweint. In hingebungsvollem Lamento drei Tage laut weinende afrikanische Witwen werden als theatralisch belächelt. Ja vielleicht. Ich bin auch nicht der Typ für drei Tage lautes Schluchzen, aber leise schon. Und manchmal, ja meistens auch länger als drei Tage. Aber wenn die vorbei sind, brauche ich keine Affirmation mehr. Dann sehe ich wieder echte Sonne aufgehen. Das Auf und Ab. Es ist gut, zu wissen, wie sich dunkel anfühlt. Lange Dunkelheit. Es ist gut, weil die Dunkelheit dann eine Information in den Zellen ist. Tief im Herzen. Die das Licht stärker spüren. Viel stärker als zuvor.

14. Juli 2011


Eines weiß ich sicher. Wenn ich Angst vor etwas hatte, war es nie substanzlos. Und das Pfeifen im Dunkeln war nur Pfeifen im Dunkeln. Es hat die Nacht nicht zum Tag gemacht. Ich glaube nicht mehr an die als helfend kolportierten Notfall-Rituale von positiven Affirmationen, schönreden, schönsaufen, schönkiffen, schönmeditieren. Ich glaube an Durchhalten und versuchen stark zu bleiben, so stark wie unter schwierigen Umständen möglich. Damit rechnen, dass man fürchterlich durchgeschüttelt wird, erschüttert wird, Schmerzen haben wird, bluten wird, weinen wird. Bis man damit durch ist. Es nicht hochkochen, zelebrieren, aber sich auch nicht einreden, schwarz wäre himmelblau. Denn man glaubt es sich selber sowieso nicht. Man spürt das, dass man versucht zu verniedlichen, abzuschwächen, weil es einem angetragen wird, so wird man erzogen. Es wird still geweint. In hingebungsvollem Lamento drei Tage laut weinende afrikanische Witwen werden als theatralisch belächelt. Ja vielleicht. Ich bin auch nicht der Typ für drei Tage lautes Schluchzen, aber leise schon. Und manchmal, ja meistens auch länger als drei Tage. Aber wenn die vorbei sind, brauche ich keine Affirmation mehr. Dann sehe ich wieder echte Sonne aufgehen. Das Auf und Ab. Es ist gut, zu wissen, wie sich dunkel anfühlt. Lange Dunkelheit. Es ist gut, weil die Dunkelheit dann eine Information in den Zellen ist. Tief im Herzen. Die das Licht stärker spüren. Viel stärker als zuvor.

14. Juli 2011

Muss ein bißchen nachdenken, bis zum nächsten Eintrag. Die Gefahr haltlosen Geplappers ist stets gegeben. Wenn sich die Finger auf der Tastatur verselbständigen, obwohl man gar keine neue Partitur einstudiert hat. Ach na ja. Ich bin halt der Typ für Improvisation, der im Grunde selber nicht weiß, welches Lied am Ende gespielt worden sein wird. Was für eine vedrehte Grammatik. Nein, heute ist einfach kein Tag für große geisteswissenschaftliche Entdeckungen von meiner Seite. Ich muss mich erst wieder sammeln. Das Bild hat rein gar nichts mit dieser Randnotiz zu tun.

Hab gerade kein anderes zur Hand, das noch weniger nicht zum Eintrag passt. Aber der Leser liebt Bildmaterial. Ich ja auch! Stets geht einem das Herz auf, wenn man eine Abbildung vom Schreiber oder der Schreiberin sieht. Immer wieder halte ich Fürsprache für mehr persönliches Bildmaterial, aber die Kollegen sind oft immer noch sehr schüchtern. Wer wagt, gewinnt! Also meistens. Oft. Na gut, nicht immer. Aber man hat sich dann nichts zu Schulden kommen lassen, in dieser Hinsicht. So, Schluss für heute. Wird nicht gehaltvoller, die nächtliche Ansprache. Historisches Datum auch noch, sehe ich gerade. Über die französische Revolution schreibe ich heute bestimmt auch nichts mehr, zumal bei meinem Halbwissen. Aber André Heller hat einmal einen mir unvergesslichen Satz in einem uralten Siebziger Jahre-Liebeslied gesungen, das ich vielleicht auch nur deswegen so beeindruckend fand, weil ich es zum ersten mal in einer schummrigen Bar in Schöneberg hörte, irgendwann Mitte der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. „Und du kommst so über mich, wie der 14. Juli über Paris“. Wenn man es so geschrieben liest, nicht sehr originell. Oder vielleicht eher betont originell wirken wollend. Wurscht. Mir hat es damals gut gefallen, in der schummrigen Domina-Bar. Gute Nacht.

14. Juli 2011

Muss ein bißchen nachdenken, bis zum nächsten Eintrag. Die Gefahr haltlosen Geplappers ist stets gegeben. Wenn sich die Finger auf der Tastatur verselbständigen, obwohl man gar keine neue Partitur einstudiert hat. Ach na ja. Ich bin halt der Typ für Improvisation, der im Grunde selber nicht weiß, welches Lied am Ende gespielt worden sein wird. Was für eine vedrehte Grammatik. Nein, heute ist einfach kein Tag für große geisteswissenschaftliche Entdeckungen von meiner Seite. Ich muss mich erst wieder sammeln. Das Bild hat rein gar nichts mit dieser Randnotiz zu tun.

Hab gerade kein anderes zur Hand, das noch weniger nicht zum Eintrag passt. Aber der Leser liebt Bildmaterial. Ich ja auch! Stets geht einem das Herz auf, wenn man eine Abbildung vom Schreiber oder der Schreiberin sieht. Immer wieder halte ich Fürsprache für mehr persönliches Bildmaterial, aber die Kollegen sind oft immer noch sehr schüchtern. Wer wagt, gewinnt! Also meistens. Oft. Na gut, nicht immer. Aber man hat sich dann nichts zu Schulden kommen lassen, in dieser Hinsicht. So, Schluss für heute. Wird nicht gehaltvoller, die nächtliche Ansprache. Historisches Datum auch noch, sehe ich gerade. Über die französische Revolution schreibe ich heute bestimmt auch nichts mehr, zumal bei meinem Halbwissen. Aber André Heller hat einmal einen mir unvergesslichen Satz in einem uralten Siebziger Jahre-Liebeslied gesungen, das ich vielleicht auch nur deswegen so beeindruckend fand, weil ich es zum ersten mal in einer schummrigen Bar in Schöneberg hörte, irgendwann Mitte der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. „Und du kommst so über mich, wie der 14. Juli über Paris“. Wenn man es so geschrieben liest, nicht sehr originell. Oder vielleicht eher betont originell wirken wollend. Wurscht. Mir hat es damals gut gefallen, in der schummrigen Domina-Bar. Gute Nacht.

10. Juli 2011

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Hier sollten eigentlich Erkenntnisse über das Erlangen geistiger Klarheit stehen. Ich hatte heute so einige, im Laufe dieses sonnigen Sonntags. Im Augenblick fehlt mir nur ein wenig die – äh ja – geistige Klarheit, um meine tollen Einsichten angemessen wiederzugeben, ohne mich allzusehr zu verheddern. Ich finde es angenehmer, wenn jemand einen klaren Gedanken auch klar ohne unnötiges Geschwurbel formulieren kann. Zumal bei diesem Thema. Ich bitte um Nachsicht.

Auf jeden Fall rührten die Gedankengänge daher, dass ich mich heute spürbar klareren Geistes fühlte, als die Tage zuvor. (Was mit Verlaub nur zum Teil an hormonellen Schwankungen liegt, ich kenne mich auch langsam gut genug.) Ich habe mich durch mehrmaliges Schlafen zunehmend innerlich von einem Störfaktor entfernt, eine mich eine Weile beschäftigende, unkonstruktive Kommunikation. Es fühlt sich von Nacht zu Nacht, von Tag zu Tag mehr an, als ob es mir endlich gelingt, meinen eigenen Sender wieder störungsfrei einzustellen. Damit hat es wesentlich zu tun.

Ich bin überzeugt, dass man geistige Klarheit nicht erlangen kann, wenn man störende Sender nicht aus dem eigenen Frequenzbereich entfernt. Genauer: man muss sich veritabel räumlich und geistig von dem entfernen, was den eigenen Weg beeinträchtigt, den Rückenwind nimmt. Sich fernhalten, oder die Störfaktoren fernhalten. Zum Beispiel von Menschen fernhalten, die einem den ureigenen Weg nicht zugestehen, steuernd einzuwirken versuchen. Um einen solchen störenden Einfluss zu überwinden, ist es ratsam, sich aus dem Einflussbereich zurückzuziehen. Man muss (sich) nicht daran (ab)arbeiten, das nützt meistens nichts. Keinen lauen Konsens suchen. Das macht einen nicht frei und glücklich. Es sei denn, man will vor allem Frieden mit Hinz und Kunz. Dann mag das eine Lösung sein. Aber man entfernt sich dann ganz sicher von der ureigenen Motivation, sofern diese – wie gesagt – nicht vorrangig aus Harmoniestreben besteht.

Zeitlich begrenzte, wenn auch rituell gebetsmühlenhaft wiederholte Meditationsübungen führen nicht zu einem klaren, ruhigen Geist, wenn die Eckdaten der Situation nicht geändert werden. Dann ist Meditation nur Kompensation. Ein Pflaster auf einer viel tieferen Wunde. Der unruhige Geist findet nicht tiefen Frieden in stundenweisen Verdr Meditationsübungen sondern in grundlegend zuträglichen, gesunden, entspannten Lebensbedingungen. Dann kann man sich das Meditationsstündchen sparen, weil der Zustand der Ruhe dann dauerhaft ist. Man kann es auch mit der langfristigen Nutzlosigkeit zeitlich begrenzter Diäten, phasenweiser Ernährungsumstellungen oder punktueller Fitnessübungen vergleichen. So lange das Dienliche als Ausnahmezustand zelebriert wird, nicht so selbstverständlich wie Atmen geschieht (damit hört man ja auch nicht mehr auf), handelt es sich um eine Ausnahmehandlung, die kein Teil der eigenen Natur werden kann.

Menschen, die eine grundlegende Veränderung in ihrer Lebensweise fest installiert haben, kommen in den Genuss einer dauerhaften Ernte. Wenn man in fünfzehn wachen Stunden wiederholte geistige ‚Verunreinigung‘, Vereinnahmung, Infiltration zulässt, wird es äußerst schwierig, eigentlich unmöglich, in einer einzigen sechzehnten Stunde des Rückzugs in einen inneren Raum geistiger Ruhe, diese fünfzehn Stunden Unfug-Overflow zu transformieren und zu peace of mind oder womöglich ‚weißem Licht‘ zu transzendieren. Das mag der Grund sein, warum viele Menschen, die mit großer Ernsthaftigkeit an Meditationstechniken arbeiten, keine wirkliche innere Ruhe finden, die nennenswert über die Meditationsstunde hinausginge, obwohl sie es mit großer Regelmäßigkeit, Disziplin und Ehrgeiz angehen. In einer unruhigen Welt dauerhaft geistige Klarheit zu finden, in dem Sinne, dass man in der Lage ist, glasklar die ureigenen Lebensimpulse und unverstellten Gedanken, Wahrnehmungen zu erleben, ist nur möglich, wenn man lernt, wie man sich schützt. Tapfer bei sich bleibt und Vereinnahmung in der Kommunikation mit anderen ohne schlechtes Gewissen weit von sich weist. Ich übe da auch noch. Mal sehen, ob ich es hinkriege. Und viel schlafen. Gute Nacht.

12. Juli 2011

Stark inspiriert durch die Lektüre der Bedienungsanleitung für das Erstellen von Wikipedia-Einträgen, vor ungefähr fünf Minuten, dachte ich mir, dass es doch sicher nach dem Geschmack vieler Leserinnen und Leser wäre, wenn man diese Empfehlungen leicht angepasst für Blogeinträge ausgibt. Somit können wir die folgende Anleitung als unsere persönliche kleine Hausordnung erachten:
„Hier kannst du einen neuen Wikipedia-Artikel Blog-Eintrag verfassen. Eine Anleitung für Anfänger findest du unter Wikipedia bei deinem Blog-Hoster: Dein erster Artikel Blogeintrag.
Beachte dabei: Der Artikel Blogeintrag sollte
* ein Mindestniveau erfüllen,
* enzyklopädische Relevanz besitzen
* und durch Quellen belegt sein.
Es passiert leider zu oft, dass schlechte Artikel gelöscht stinklangweilige Blogeinträge weggeklickt werden müssen. Wenn du das Erstellen oder Bearbeiten von Artikeln Blogeinträgen erst einmal ausprobieren möchtest, nutze bitte die „Spielwiese“ offline-Funktion.“

Quelle: Wikipedia!
Mir persönlich liegt natürlich vor allem die enzyklopädische Relevanz am Herzen, was meinen Lesern sicher nicht entgangen ist. Da ich mich als Wissenschaftsblog verstehe, habe ich hier natürlich auch eine Vorbildfunktion, der ich mich jederzeit zu stellen bereit bin.

12. Juli 2011

Stark inspiriert durch die Lektüre der Bedienungsanleitung für das Erstellen von Wikipedia-Einträgen, vor ungefähr fünf Minuten, dachte ich mir, dass es doch sicher nach dem Geschmack vieler Leserinnen und Leser wäre, wenn man diese Empfehlungen leicht angepasst für Blogeinträge ausgibt. Somit können wir die folgende Anleitung als unsere persönliche kleine Hausordnung erachten:
„Hier kannst du einen neuen Wikipedia-Artikel Blog-Eintrag verfassen. Eine Anleitung für Anfänger findest du unter Wikipedia bei deinem Blog-Hoster: Dein erster Artikel Blogeintrag.
Beachte dabei: Der Artikel Blogeintrag sollte
* ein Mindestniveau erfüllen,
* enzyklopädische Relevanz besitzen
* und durch Quellen belegt sein.
Es passiert leider zu oft, dass schlechte Artikel gelöscht stinklangweilige Blogeinträge weggeklickt werden müssen. Wenn du das Erstellen oder Bearbeiten von Artikeln Blogeinträgen erst einmal ausprobieren möchtest, nutze bitte die „Spielwiese“ offline-Funktion.“

Quelle: Wikipedia!
Mir persönlich liegt natürlich vor allem die enzyklopädische Relevanz am Herzen, was meinen Lesern sicher nicht entgangen ist. Da ich mich als Wissenschaftsblog verstehe, habe ich hier natürlich auch eine Vorbildfunktion, der ich mich jederzeit zu stellen bereit bin.

10. Juli 2011

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Hier sollten eigentlich Erkenntnisse über das Erlangen geistiger Klarheit stehen. Ich hatte heute so einige, im Laufe dieses sonnigen Sonntags. Im Augenblick fehlt mir nur ein wenig die – äh ja – geistige Klarheit, um meine tollen Einsichten angemessen wiederzugeben, ohne mich allzusehr zu verheddern. Ich finde es angenehmer, wenn jemand einen klaren Gedanken auch klar ohne unnötiges Geschwurbel formulieren kann. Zumal bei diesem Thema. Ich bitte um Nachsicht.

Auf jeden Fall rührten die Gedankengänge daher, dass ich mich heute spürbar klareren Geistes fühlte, als die Tage zuvor. (Was mit Verlaub nur zum Teil an hormonellen Schwankungen liegt, ich kenne mich auch langsam gut genug.) Ich habe mich durch mehrmaliges Schlafen zunehmend innerlich von einem Störfaktor entfernt, eine mich eine Weile beschäftigende, unkonstruktive Kommunikation. Es fühlt sich von Nacht zu Nacht, von Tag zu Tag mehr an, als ob es mir endlich gelingt, meinen eigenen Sender wieder störungsfrei einzustellen. Damit hat es wesentlich zu tun.

Ich bin überzeugt, dass man geistige Klarheit nicht erlangen kann, wenn man störende Sender nicht aus dem eigenen Frequenzbereich entfernt. Genauer: man muss sich veritabel räumlich und geistig von dem entfernen, was den eigenen Weg beeinträchtigt, den Rückenwind nimmt. Sich fernhalten, oder die Störfaktoren fernhalten. Zum Beispiel von Menschen fernhalten, die einem den ureigenen Weg nicht zugestehen, steuernd einzuwirken versuchen. Um einen solchen störenden Einfluss zu überwinden, ist es ratsam, sich aus dem Einflussbereich zurückzuziehen. Man muss (sich) nicht daran (ab)arbeiten, das nützt meistens nichts. Keinen lauen Konsens suchen. Das macht einen nicht frei und glücklich. Es sei denn, man will vor allem Frieden mit Hinz und Kunz. Dann mag das eine Lösung sein. Aber man entfernt sich dann ganz sicher von der ureigenen Motivation, sofern diese – wie gesagt – nicht vorrangig aus Harmoniestreben besteht.

Zeitlich begrenzte, wenn auch rituell gebetsmühlenhaft wiederholte Meditationsübungen führen nicht zu einem klaren, ruhigen Geist, wenn die Eckdaten der Situation nicht geändert werden. Dann ist Meditation nur Kompensation. Ein Pflaster auf einer viel tieferen Wunde. Der unruhige Geist findet nicht tiefen Frieden in stundenweisen Verdr Meditationsübungen sondern in grundlegend zuträglichen, gesunden, entspannten Lebensbedingungen. Dann kann man sich das Meditationsstündchen sparen, weil der Zustand der Ruhe dann dauerhaft ist. Man kann es auch mit der langfristigen Nutzlosigkeit zeitlich begrenzter Diäten, phasenweiser Ernährungsumstellungen oder punktueller Fitnessübungen vergleichen. So lange das Dienliche als Ausnahmezustand zelebriert wird, nicht so selbstverständlich wie Atmen geschieht (damit hört man ja auch nicht mehr auf), handelt es sich um eine Ausnahmehandlung, die kein Teil der eigenen Natur werden kann.

Menschen, die eine grundlegende Veränderung in ihrer Lebensweise fest installiert haben, kommen in den Genuss einer dauerhaften Ernte. Wenn man in fünfzehn wachen Stunden wiederholte geistige ‚Verunreinigung‘, Vereinnahmung, Infiltration zulässt, wird es äußerst schwierig, eigentlich unmöglich, in einer einzigen sechzehnten Stunde des Rückzugs in einen inneren Raum geistiger Ruhe, diese fünfzehn Stunden Unfug-Overflow zu transformieren und zu peace of mind oder womöglich ‚weißem Licht‘ zu transzendieren. Das mag der Grund sein, warum viele Menschen, die mit großer Ernsthaftigkeit an Meditationstechniken arbeiten, keine wirkliche innere Ruhe finden, die nennenswert über die Meditationsstunde hinausginge, obwohl sie es mit großer Regelmäßigkeit, Disziplin und Ehrgeiz angehen. In einer unruhigen Welt dauerhaft geistige Klarheit zu finden, in dem Sinne, dass man in der Lage ist, glasklar die ureigenen Lebensimpulse und unverstellten Gedanken, Wahrnehmungen zu erleben, ist nur möglich, wenn man lernt, wie man sich schützt. Tapfer bei sich bleibt und Vereinnahmung in der Kommunikation mit anderen ohne schlechtes Gewissen weit von sich weist. Ich übe da auch noch. Mal sehen, ob ich es hinkriege. Und viel schlafen. Gute Nacht.

09. Juli 2011

Ich kenne keine Mary-Jane. Wahrscheinlich macht man sich gleich verdächtig, wenn man nicht in das Gewinsel um verschwundene, abgemurkste kleine Mädchen mit großem Trauerflor einfällt. Am besten gleich Staatstrauer verhängen! Aber nur bei 1 – 11-jährigen Mädchen mit Puppengesicht. Danach sind sie nicht mehr so goldig und lieb. Auch gibt es weiterhin keine Veranlassung, Bildschlagzeilen zu fabrizieren, wenn Oma Kasuppke oder Tante Inge um die Ecke gebracht werden. Die haben ja ihr Leben schon mehr oder weniger hinter sich. Oder womöglich Männer. Alte Männer! Weg damit! Ist nicht schade drum. Aber kleine Mädchen. Ganz schlimm. Alle Räder müssen stillstehen und große Suchaktionen müssen eingeleitet werden, Geld spielt keine Rolle. Es geht um ein Mädchen. Es geht um Mary-Jane! Unschuld. So alte Männer, die haben doch auch meistens was auf dem Kerbholz, machen wir uns doch nichts vor. Und Tante Inge war schließlich alt genug, um darauf zu achten, mit wem sie Umgang pflegt. Aber so ein kleines süßes Mädchen. Das ist ein Fall für Interpol. Womöglich fehlt bei mir das Mutti-Gen.

09. Juli 2011

Ich kenne keine Mary-Jane. Wahrscheinlich macht man sich gleich verdächtig, wenn man nicht in das Gewinsel um verschwundene, abgemurkste kleine Mädchen mit großem Trauerflor einfällt. Am besten gleich Staatstrauer verhängen! Aber nur bei 1 – 11-jährigen Mädchen mit Puppengesicht. Danach sind sie nicht mehr so goldig und lieb. Auch gibt es weiterhin keine Veranlassung, Bildschlagzeilen zu fabrizieren, wenn Oma Kasuppke oder Tante Inge um die Ecke gebracht werden. Die haben ja ihr Leben schon mehr oder weniger hinter sich. Oder womöglich Männer. Alte Männer! Weg damit! Ist nicht schade drum. Aber kleine Mädchen. Ganz schlimm. Alle Räder müssen stillstehen und große Suchaktionen müssen eingeleitet werden, Geld spielt keine Rolle. Es geht um ein Mädchen. Es geht um Mary-Jane! Unschuld. So alte Männer, die haben doch auch meistens was auf dem Kerbholz, machen wir uns doch nichts vor. Und Tante Inge war schließlich alt genug, um darauf zu achten, mit wem sie Umgang pflegt. Aber so ein kleines süßes Mädchen. Das ist ein Fall für Interpol. Womöglich fehlt bei mir das Mutti-Gen.

08. Juli 2011

Also das war so:
Ich bin irgendwie im Haus meiner Eltern, das aber ganz anders ausschaut als in echt und ich übernachte in einem Zimmer, das wie ein Schlafsaal für mehrere eingerichtet ist, mit lauter Matratzen auf dem Boden. Die Chinesin von Germany’s Next Topmodel ist auch da. Es ist früh und ich bin schon vor ihr wach, sie schläft noch. Ich stehe auf und suche meinen dunkelroten Kosmetik-/Schminkkoffer, der vor dem Schlafengehen noch da war und neben der Matratze von Sihe, oder wie sie heißt, gestanden hat. Den Koffer gibt es in echt, der ist aber überhaupt kein Kosmetikkoffer sondern von meiner Oma geerbt, ein alter kleiner dunkelroter Koffer aus den Dreißiger Jahren, ungefähr so groß wie ein DIN A 3 Blatt und der steht in meinem Schlafzimmer, mit irgendwelchem alten Zeug drin. Wahrscheinlich Reliquien, Briefe, Bilder, hochwichtige Eintrittskarten für Popkonzerte.
Auf jeden Fall ist der Koffer weg! Ich komme aus der Dusche und bin deswegen ganz nervös und spreche das chinesische „Topmodel“ an, ob sie weiß, wo der Koffer geblieben ist. Sie sagt, sie hat ihn weggeschmissen, weil sie es nicht ausstehen kann, wenn Frauen sich schminken! Als Topmodel (!) Das muss man sich mal vorstellen. In der Serie hat sie immer so schüchtern und lieb getan und nun entpuppt sie sich als kleine rigorose Hexe, die anderen Vorschriften machen will. Ich denke, es schlägt Dreizehn! Ich gehe aus dem blöden, halbdunklen Zimmer, sie liegt immer noch verschlafen im Bett rum. Auf dem Flur suche ich in den Einbauschränken, ob sie den Koffer vielleicht da versteckt hat, die blöde Kuh. Ich bin ja so enttäuscht! Immer hat sie auf mitfühlend und sensibel gemacht und jetzt nimmt sie mir meinen geliebten Schminkkoffer weg. So eine Sauerei! Ich finde den Koffer nicht und gehe wieder in das blöde Zimmer, wo sie immer noch verpennt herumliegt. Ich beuge mich zu ihr runter und schüttle sie an den Schultern, damit sie begreift, was für eine Katastrophe sie mir angetan hat und schimpfe mit ihr: „Das ist so gemein! Du kannst dir das ja leisten, weil du bist naturhübsch! Aber ich! Und außerdem war da auch noch meine Armani-Körpermilch drin und die war total teuer!“ Sie ist einfach eiskalt und zeigt überhaupt kein Mitgefühl und macht nur „pah“. Blöde Kuh! Dann bin ich Gottseidank aufgewacht. Ganz schlimmer Traum!

08. Juli 2011

Also das war so:
Ich bin irgendwie im Haus meiner Eltern, das aber ganz anders ausschaut als in echt und ich übernachte in einem Zimmer, das wie ein Schlafsaal für mehrere eingerichtet ist, mit lauter Matratzen auf dem Boden. Die Chinesin von Germany’s Next Topmodel ist auch da. Es ist früh und ich bin schon vor ihr wach, sie schläft noch. Ich stehe auf und suche meinen dunkelroten Kosmetik-/Schminkkoffer, der vor dem Schlafengehen noch da war und neben der Matratze von Sihe, oder wie sie heißt, gestanden hat. Den Koffer gibt es in echt, der ist aber überhaupt kein Kosmetikkoffer sondern von meiner Oma geerbt, ein alter kleiner dunkelroter Koffer aus den Dreißiger Jahren, ungefähr so groß wie ein DIN A 3 Blatt und der steht in meinem Schlafzimmer, mit irgendwelchem alten Zeug drin. Wahrscheinlich Reliquien, Briefe, Bilder, hochwichtige Eintrittskarten für Popkonzerte.
Auf jeden Fall ist der Koffer weg! Ich komme aus der Dusche und bin deswegen ganz nervös und spreche das chinesische „Topmodel“ an, ob sie weiß, wo der Koffer geblieben ist. Sie sagt, sie hat ihn weggeschmissen, weil sie es nicht ausstehen kann, wenn Frauen sich schminken! Als Topmodel (!) Das muss man sich mal vorstellen. In der Serie hat sie immer so schüchtern und lieb getan und nun entpuppt sie sich als kleine rigorose Hexe, die anderen Vorschriften machen will. Ich denke, es schlägt Dreizehn! Ich gehe aus dem blöden, halbdunklen Zimmer, sie liegt immer noch verschlafen im Bett rum. Auf dem Flur suche ich in den Einbauschränken, ob sie den Koffer vielleicht da versteckt hat, die blöde Kuh. Ich bin ja so enttäuscht! Immer hat sie auf mitfühlend und sensibel gemacht und jetzt nimmt sie mir meinen geliebten Schminkkoffer weg. So eine Sauerei! Ich finde den Koffer nicht und gehe wieder in das blöde Zimmer, wo sie immer noch verpennt herumliegt. Ich beuge mich zu ihr runter und schüttle sie an den Schultern, damit sie begreift, was für eine Katastrophe sie mir angetan hat und schimpfe mit ihr: „Das ist so gemein! Du kannst dir das ja leisten, weil du bist naturhübsch! Aber ich! Und außerdem war da auch noch meine Armani-Körpermilch drin und die war total teuer!“ Sie ist einfach eiskalt und zeigt überhaupt kein Mitgefühl und macht nur „pah“. Blöde Kuh! Dann bin ich Gottseidank aufgewacht. Ganz schlimmer Traum!

06. Juli 2011

Experimentelle Hausaufgabe: sich testweise weitgehende Verantwortung für das eigene Gedeihen und Verderben unterstellen. Nach einiger Zeit hat sich mir gezeigt, man kann da viel machen. Immerhin kann man den physischen und atmosphärischen Stoffwechsel beeinflussen. Optimieren. Nicht in jedem Fall vielleicht zu ekstatischem Erfolg führen, aber unbedingt zuträglich verändern. Körperlich, menschlich, materiell, ideell.
In Nordamerika ist mir etwas aufgefallen, das mir gut gefallen hat. Und zwar sowohl im angloamerikanischen Südwesten als auch bei den Natives. Ich hatte mit Menschen zu tun, die ihr Leben durch eigene Arbeit aufrechtzuerhalten versuchten und das auf unterschiedlichem Level hinbekamen. So unterschiedlich das weiße vom roten Amerika in religiösen Ritualen und Traditionen ist, so sehr fällt die Gemeinsamkeit auf. Der (Sports-)Geist von einem eigenständigen Leben. Das Selbstverständnis, sich in keiner Opferposition sehen zu wollen, lieber in der des unabhängigen Machers. Ich habe nicht hunderttausend Menschen getroffen, aber mir ist kein einziger Jammerlappen über den Weg gelaufen. Fällt mir ein, weil mir gerade wieder auffällt, wie energiezehrend Zeitgenossen sind, die alle möglichen Rahmenbedingungen, Familiensozialisation, böses Schicksal für diverse unwirtliche Lebensumstände verantwortlich machen. Da scheint mir die deutsche Seele doch anfälliger zu sein, als die amerikanische. Hier sind mir schon jede Menge Jammerlappen begegnet und es ist kein Ende abzusehen. Der düstere Prophet betet den eigenen Untergang herbei. Klappt auch meistens. Nicht schön. Früher fand ich Sportler ein bißchen langweilig. Inzwischen schätze ich Sportsgeist über alles. In allen Lebenslagen. Wenn man die eigene Kraft komplett ausgelotet hat, mit aller Kraft versucht hat, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und wenn man dann ausrutscht, dann hat es nicht sollen sein. Aber das weiß man erst dann. An dem Punkt lasse ich das doofe gemeine Schicksal gelten. Aber vorher nicht. Ich hätte immer nagenden Zweifel, wenn ich nicht alles versucht hätte, ob ich das Blatt nicht hätte wenden können. Muss doch ein blödes Gefühl sein. Noch blöder als nach den größten Mühen zu scheitern. Ich weiß, dass viele gar nicht so weit denken. Heidi Klum hat neulich etwas Interessantes gesagt (nicht in der Modelsendung). Verschiedene prominente Frauen wurden gefragt, was sie von ihrem Vater gelernt hätten, was ihnen besonders viel bedeuten würde. Klum sagte, sie sei froh, dass ihr Vater mit ihr von Kindesbeinen an Schach gespielt hätte, weil es dadurch für sie zur Normalität wurde, fünf Schritte vorauszudenken, während viele andere nur an den jeweils nächsten Schritt denken würden. Das hätte ihr vor allem in geschäftlicher Hinsicht immens geholfen. Ich finde es wert, darüber nachzudenken. Nicht nur in geschäftlicher Hinsicht. Mir schläft gerade der rechte Fuß ein. Ich lege den Rest auch mal schlafen.

05. Juli 2011

Keine Lust auf Debatten. Eigentlich nur auf intelligentes Geblödel, empathische Zustimmung, visionäres Gedankengut und übertriebene Komplimente. Alles andere nervt. Und ab und zu ein paar exquisite Lästereien, von wegen Salz in der Suppe. Und für den großen kosmischen Ausgleich. Was mich persönlich auch noch sehr langweilt, wenn jemand nicht den Horizont hat, das Konzept von Genugtuung (schreibt man das wirklich mit zwei u? Sieht ja komisch aus) zu begreifen. Greift bedauerlicherweise um sich. Vermutlich von dieser – für mich persönlich – ausgesprochen langweiligen Buddhisten-Mode her rührend (oder schreibt man das zusammen?). Schnarch.

05. Juli 2011

Keine Lust auf Debatten. Eigentlich nur auf intelligentes Geblödel, empathische Zustimmung, visionäres Gedankengut und übertriebene Komplimente. Alles andere nervt. Und ab und zu ein paar exquisite Lästereien, von wegen Salz in der Suppe. Und für den großen kosmischen Ausgleich. Was mich persönlich auch noch sehr langweilt, wenn jemand nicht den Horizont hat, das Konzept von Genugtuung (schreibt man das wirklich mit zwei u? Sieht ja komisch aus) zu begreifen. Greift bedauerlicherweise um sich. Vermutlich von dieser – für mich persönlich – ausgesprochen langweiligen Buddhisten-Mode her rührend (oder schreibt man das zusammen?). Schnarch.

03. Juli 2011


auf dem Weg Atelier zurück nach Hause gedacht: romantische Bestürzung. Ich öffnete nach Monaten die Tür der kleinen Kammer und erschrak. Über die Intensität des winzigen Raumes. So etwas kommt in Filmen vor. Wie die Szene, als Meryl Streep in „Die Brücken am Fluss“ nach dem Tod des Fotografen, der von Clint Eastwood gespielt wurde, viele Jahre später einen Karton mit Reliquien der gemeinsamen Zeit erhält. Mit seinem silbernen Armreif. Und einem Buch mit den Bildern der wenigen schönen Tage bei den Bridges of Madison County. Ich holte tief Luft und begann das Laub der vergangenen Monate auf dem Balkon zu entfernen. Ein bißchen Lüften. Den Wasserstein entfernen, der immer einen Rand bildet, wenn man die Spülung mehrere Monate nicht betätigt hat. Das alte Telefon ausgepackt und dazugestellt. Und zwei T-Shirts in blauem Geschenkpapier dazugelegt. Und ein Heft vom September 2009 der Friedrichshainer Chronik. Und das zweite Paket mit den Fotografien. Und vier leere, mit schwarzem und Silberstift beschriftete Flaschen dazugestellt. Dann habe ich die Tür wieder verschlossen. Die Kinoqualität des Ganzen wurde mir erst bewusst, als ich die Treppe hinunterging und dachte, dass sicher nicht sehr viele Menschen so etwas machen. In dieser Dimension. Und die es tun, machen es vielleicht zum öffentlichen Raum. Ich sollte Führungen anbieten. Mit Eintritt und einem guten Getränk zur Begrüßung. Und im Nebenraum läuft ein Filmprojektor.

03. Juli 2011


auf dem Weg Atelier zurück nach Hause gedacht: romantische Bestürzung. Ich öffnete nach Monaten die Tür der kleinen Kammer und erschrak. Über die Intensität des winzigen Raumes. So etwas kommt in Filmen vor. Wie die Szene, als Meryl Streep in „Die Brücken am Fluss“ nach dem Tod des Fotografen, der von Clint Eastwood gespielt wurde, viele Jahre später einen Karton mit Reliquien der gemeinsamen Zeit erhält. Mit seinem silbernen Armreif. Und einem Buch mit den Bildern der wenigen schönen Tage bei den Bridges of Madison County. Ich holte tief Luft und begann das Laub der vergangenen Monate auf dem Balkon zu entfernen. Ein bißchen Lüften. Den Wasserstein entfernen, der immer einen Rand bildet, wenn man die Spülung mehrere Monate nicht betätigt hat. Das alte Telefon ausgepackt und dazugestellt. Und zwei T-Shirts in blauem Geschenkpapier dazugelegt. Und ein Heft vom September 2009 der Friedrichshainer Chronik. Und das zweite Paket mit den Fotografien. Und vier leere, mit schwarzem und Silberstift beschriftete Flaschen dazugestellt. Dann habe ich die Tür wieder verschlossen. Die Kinoqualität des Ganzen wurde mir erst bewusst, als ich die Treppe hinunterging und dachte, dass sicher nicht sehr viele Menschen so etwas machen. In dieser Dimension. Und die es tun, machen es vielleicht zum öffentlichen Raum. Ich sollte Führungen anbieten. Mit Eintritt und einem guten Getränk zur Begrüßung. Und im Nebenraum läuft ein Filmprojektor.