Wenn die Bürger schlafen geh’n
in der Zipfelmütze,
und zu ihrem König fleh’n
daß er sie beschütze,
zieh’n wir festlich angetan
hin zu den Tavernen.
Schlendrian, Schlendrian,
unter den Laternen.
Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da,
die Nacht ist da, das was gescheh‘!
Ein Schiff ist nicht nur für den Hafen da,
es muß hinaus, hinaus auf hohe See!
Berauscht Euch, Freunde, trinkt und liebt und lacht
und lebt den schönsten Augenblick!
Die Nacht, die man in einem Rausch verbracht,
bedeutet Seligkeit und Glück!
Wenn im Glase perlt der Sekt
unter roten Ampeln,
und die Mädchen süß erschreckt
auf dem Schoß uns strampeln,
küssen wir die Prüderie
von den roten Mündern.
Amnestie, Amnestie
allen braven Sündern!
Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da…
Wenn der Morgen endlich graut
durch die dunst’gen Scheiben,
und die Männer ohne Braut beieinander bleiben,
schmieden sie im Flüsterton
aus Gesprächen Bomben.
Rebellion, Rebellion
in den Katakomben!
Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da…
08. August 2010
Gestern-heute kurz vor dem Aufwachen, Halbschlaf noch, jemand erklärt mir, (ein Mann glaube ich, ja sicher) „das ist die Pergomannen-Automatik“ (wörtlich). Das seltsame Wortgebilde, das mir rein gar nichts sagt, bleibt hängen, ich wiederhole es im Geist so oft, bis ich ein paar Minuten später kurz aus dem Bett schlüpfe, um es auf einen Zettel zu schreiben. Ob es das Wort gibt, „Pergomannen“ wenigstens? Nein. Kein Suchergebnis im Weltnetz. Ich hab mich auch nicht verhört. Es war nichts mit Pergamon. Wir haben ja hier in Berlin den furiosen, aus Kleinasien entwendeten Pergamon-Altar. Egal. Intensive Träume zur Zeit, nicht erinnerbar. Viele verschiedene Begegnungen, Szenen, nichts ist einfach. So fühlt es sich an, nach dem Aufwachen.
Vorgestern in der S-Bahn gab ich zum ersten Mal seit langem einem Musiker zwei Euro. Ich wurde sentimental, weil er wie Rio klang. Nicht, dass man den Eindruck hatte, er versucht so zu klingen, sondern er hatte einfach denselben Duktus, von Geburts wegen. Dieses leicht Vernuschelte, lässig Schlampige am Ende der Silben. Dabei völlig unaffektiert. Ich sagte es ihm. Er sang seine eigenen Lieder. Deutsche Texte. Mit Heimatbezug. In einem Song ging es um Moabit. Ich hab die Adresse von seiner Seite vergessen. Er hat sie mir gesagt. Er wurde fast ein bißchen rot, als ich ihm sagte, dass er ein bißchen wie Rio klingt. Und er meinte, wegen Rio hätte er überhaupt angefangen Musik zu machen. Und heute, auf diesem Friedensfestival, oder gestern, spielten zwei Jungs aus der Scherben-Familie ein paar der schönsten Songs. Marius del Mestre, früher Rhythmusgitarrist bei den Scherben, hat dieses Rio-Genuschel auch drauf. Klar, er versucht auch wie Rio zu klingen, aber ich find es in diesem Fall okay. Obwohl mich sonst Plagiate meistens eher nicht so begeistern. Ist so eine Art Gedenk-Gottesdienst. Mein Gestern. Ich lass mich in die Wolken fallen und tauche in die Himmel…
21. Februar 2010

In alchemy there is a formula known in latin as Solve et Coagula, which means to dissolve to the purest elements and then reform. The idea is to turn base metals into gold, but the true alchemy is being able to have a Midas touch with misery. Turning pain into beauty. B. Kanaan
φ
01. Februar 2010
Schönes Telefonat*. (Sehr)
aber jetzt zu Bett!
*) kein gesungener Gesang, – gesprochener ;-)
31. Januar 2010
31. Januar 2010
31. Januar 2010
Ein großer Fehler vielleicht. (Angst)
Glaube Liebe Hoffnung.
Alles.
Nicht sprechen. Nicht sprechen.
Ihr da draußen, Ihr versteht das. Wenn ich eure Mails mit undurchsichtigem Gestammel beantworte, Kommentarfunktion abschalte. Ich weiß, Ihr versteht das. Gaga Nielsen’s Livestream. Die kriegt es hin und sagt soviel ohne einen genauen Satz zu sagen. Das soll mir erst mal einer nachmachen. Das geht in vierzig Jahren in einen fest installierten Monitor im Museum für Kommunikation ein und dann wird sich die 84-jährige, für ihr Alter noch sehr rüstige (und bedeutend jünger aussehende! Höchstens 72!) Gaga Nielsen fragen lassen müssen „Und – konnte man das immer an Ihren Blogeinträgen ablesen, wenn etwas Einschneidendes geschehen ist?“ Und dann wird Gaga Nielsen mit ihrem Stock mit dem ziselierten Silberknauf herumfuchtelnd antworten: „Darauf können Sie einen lassen, junger Mann!“
31. Januar 2010
31. Dezember 2010

Nein, es ist nichts
31. Januar 2010
Die Staatstrauer ordnet eine zentrale staatliche Stelle nach einem persönlichen großen Unglück der Königin an. Als Ausdruck der Staatstrauer wird in Gaganien Trauerbeflaggung angeordnet und öffentliche Feiern werden abgesagt. Die Staatstrauer wird in Abhängigkeit der Bedeutung der Person oder des Ereignisses in unterschiedlicher Länge, über ein, drei oder sieben Tage angeordnet.
Ein, drei oder sieben Tage, das ist ja lächerlich. Ich werde umgehend eine Depesche erlassen, dass dieser Punkt geändert wird. Einhundert, dreihundert oder siebenhundert Tage.
31. Januar 2010
Wettergott, du Volltrottel. Mit dir muss man wohl wie mit einem Klippschüler reden. Hast du es also endlich kapiert. Und das nächste mal gleich den Rohrstock! Antiautoritäre Erziehung scheint ja nachweislich nicht zu fruchten. Wenn du noch einmal deine Sonne mitbringst, muss ich leider einen Brief an deine Eltern schreiben.
31. Januar 2010
Wettergott, du Volltrottel. Mit dir muss man wohl wie mit einem Klippschüler reden. Hast du es also endlich kapiert. Und das nächste mal gleich den Rohrstock! Antiautoritäre Erziehung scheint ja nachweislich nicht zu fruchten. Wenn du noch einmal deine Sonne mitbringst, muss ich leider einen Brief an deine Eltern schreiben.
31. Januar 2010
Die Staatstrauer ordnet eine zentrale staatliche Stelle nach einem persönlichen großen Unglück der Königin an. Als Ausdruck der Staatstrauer wird in Gaganien Trauerbeflaggung angeordnet und öffentliche Feiern werden abgesagt. Die Staatstrauer wird in Abhängigkeit der Bedeutung der Person oder des Ereignisses in unterschiedlicher Länge, über ein, drei oder sieben Tage angeordnet.
Ein, drei oder sieben Tage, das ist ja lächerlich. Ich werde umgehend eine Depesche erlassen, dass dieser Punkt geändert wird. Einhundert, dreihundert oder siebenhundert Tage.
31. Januar 2010
Wer lacht oder launige Kommentare schreibt, wird geköpft.
[Anordnung der Königin]
31. Januar 2010
(…) Da Sie „Year of the Horse“ gekauft oder bewertet haben, freut es Sie sicher, dass „Rio Reiser – Lass uns ’n Wunder sein“ jetzt erhältlich ist. (…)
(Amazon-Mail 31.01.10)
Ich hätte Wetten darauf abgeschlossen, dass mich eine Werbemail von Amazon niemals tiefer berühren könnte. Ich bin einfach zu sentimental. Sieht man ja, wohin das führt. Ich verfluche gerade die Sonne, weil es in bestimmten Augenblicken nur regnen darf. Das ist eine Frage der Pietät. Der Wettergott scheint ein grober Klotz zu sein. Man will nicht daran erinnert werden, dass Sonne das richtige Wetter für das Herz wäre, weil man ja ein Sonnenkind ist. Ich jedenfalls. Es steht mir doch zu. Nicht diese Quadratkilometer Regenwolken im Herzen. Verdammt.
30. Januar 2010
Reflex. Schiebe Mail in Ordner X.
(Falscher Ordner.)
Phantomschmerz. Phantomherz.
30. Januar 2010
http://blip.tv/play/AYHB0y0A
OPUS 39: Smile. January 28, 2010. Gaga Nielsen watching the happy ending of Charlie Chaplin’s masterpiece Modern Times again and again and again.
30. Januar 2010
29. Januar 2010

NEPTUN QUADRAT ASZ.
29. Januar 2010
WORDS ARE CHEAP. THE BIGGEST THING YOU CAN SAY IS ELEPHANT.
Charlie Chaplin
28. Januar 2010
Smile is a song, originally used as an instrumental theme in the soundtrack for the 1936 Charlie Chaplin movie Modern Times. Chaplin composed the music. While some believe the words were written by John Turner and Geoffrey Parsons, the sheet music was sold with the lyrics accredited to Chaplin. In the lyrics, the singer is telling the listener to cheer up and that there is always a bright tomorrow, just as long as they smile. „Smile“ has become a popular standard since its original use in Chaplin’s film. The song was originally sung by Nat King Cole, charted in 1954.
Wikipedia
Smile, though your heart is aching, Smile, even though it’s breaking. When there are clouds in the sky – you’ll get by. If you smile through your fear and sorrow, Smile and maybe tomorrow, you’ll see the sun come shining through for you. Light up your face with gladness, hide every trace of sadness. Although a tear may be ever so near, that’s the time you must keep on trying, smile, what’s the use of crying? You’ll find that life is still worthwhile, if you just smile.
28. Januar 2010
28. Januar 2010

27. Januar 2010
Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,
wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,
und ohne Füße kann ich zu dir gehn,
und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.
Brich mir die Arme ab, ich fasse dich
mit meinem Herzen wie mit einer Hand,
halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
und wirfst du in mein Hirn den Brand,
so werd ich dich auf meinem Blute tragen.
rmr

27. Januar 2010
»Ich finde Niemanden, der so häufig recht hätte, wie ich! Ich behalte mir jede Handlung gegen den Staat vor! Ich verachte jeden Menschen, der gern Uniform trägt. Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um Rücksichten zu nehmen. Ich bin ungefähr so geschmeidig wie Stonehenge. Ich war eigentlich immer Einzelgänger gewesen! Ich will mein Gebiet immer unter Kontrolle halten. Ich fluche allem Gemensch! Ich bin Pessimist, was ›das Volk‹ anlangt. Ich schätze die Jugend und ihr Urteil nicht übermäßig. Ich bekenne mich vorbehaltlos zur alten, heute bestgeschmähten, Aufklärung. Ich ärgere gern durch Wahrheiten. Ich disputiere nie mit Frommen. Ein Gott möchte ich gar nicht sein: viel zu langweilig, so zuerst. N Halbgott, das ja! Ich unglücklich?: Ich?!: ich kann doch denken, was ich will!! Ich lüg‘ ganz gern, wenn ich Zeit hab‘: die Wahrheit is so was Gewöhnliches, nich? Ich habe durchaus den Mut auch zur Inkonsequenz! Ich bin, wie jeder anständige Mensch, meiner Ansichten oftmals müde. Ich kann ja nichts mehr ernst nehmen. Ich habe keine Ahnung, was ›leben‹ heißt. Ich bin jedenfalls fleißig. Ich bin schließlich der ich bin.«
Arno Schmidt, 15 000 Volt bin ich

27. Januar 2010
liebster Joq…
bin sehr traurig
kann nicht kommen
verzeih mir
ein ander mal
versprochen
(wg. Herz)
Gaga
27. Januar 2010
Reißleine
26. Januar 2010

Einst war ich verliebt in ein Gefühl aus der Vergangenheit. Ich war unsicher, ob das Gefühl zeitlos sei, die Liebe der Erinnerung galt oder der Gegenwart. Oder nur der schimmernden* Idee, die Gegenwart mit dem Gefühl der Erinnerung zu verzaubern. So genau wollte ich es auch gar nicht wissen. Ich war für jeden Zauber bereit. Es gab gerade keinen Zauber in meiner Gegenwart. So griff ich nach der geschenkten, auf’s Neue belebten Vergangenheit, in der Hoffnung, den Zauber wiederzufinden. Ich hatte einen starken Willen, die Sache anzugehen und suchte so lange, in jedem Detail bis die Puzzleteile den alten Sinn ergaben und meine Vorstellung des erinnerten Gefühls möglichst dicht beseelten. Ich schwelgte in der scheinbar gelungenen Dramaturgie. Nur manchmal vergaß ich mich lückenlos zu erinnern und sah das Licht der Gegenwart durch den zarten milchweißen Vorhang schimmern. Ohne Verklärung. Der Zauber verflüchtigte sich dann immer ein bißchen, was ich verdrängte, ich sah dann einfach nicht so genau hin und erinnerte mich umso stärker an die ersehnte Anmut, die ich nur noch in Bruchstücken fand. Immer ein bißchen mehr, immer ein bißchen stärker musste ich mich erinnern, und irgendwann ertappte ich mich dabei. Eine Bö wehte den Schleier bei geöffnetem Fenster zur Seite und ich sah, was war. Ein Windstoß und noch einer. Bis ich merkte, es wäre zu mühevoll, immer wieder den Schleier der Vergangenheit vor das Fenster zu zerren, um die zerschlissenen, fadenscheinigen Stellen des alten Traumgewebes nicht zu sehen.
Ich hatte mich daran gewöhnt, dauernd die Erinnerung zu rufen. Die Gegenwart absichtlich zu übersehen, denn Sie passte nicht zu den übrigen Requisiten meines Stückes. Nur so funktionierte die Magie. Nach einer Weile vergaß ich, weil ich faul wurde, und es auch langsam mühselig wurde, mich dauernd an den Zauber zu erinnern und immer wieder Sternenstaub darüber zu streuen. Ich hatte keinen Sternenstaub mehr in meinem Köcher. Und erwachte. Ganz langsam. Schmerzhaft. Denn ich hatte mich nicht darum gekümmert, den Goldstaub der Gegenwart zu finden. Ich war in den Sternenstaub der Erinnerung verliebt, in mein erinnertes Gefühl, in das Licht, die Klänge und eine Silhouette, die es nicht mehr gab. In meine Jugend, die Aufbruchstimmung, obgleich sie bei Lichte besehen, farbloser war, und weniger Möglichkeiten barg, als ich mir eingestehen wollte, aber der Glaube war stark. Der Wille daran zu Glauben und sich so und nicht anders daran zu erinnern. In war verliebt in das erinnerte Leuchten. Die Hoffnung. Aber selbst in der Vergangenheit bestand das vermeintlich erinnerte Glück mehr aus Hoffnung denn Erleben. Das erinnerte Gefühl war wenig mehr als ein gehegter und gepflegter Wunsch aus der Vergangenheit.
Auf der dauernden Suche nach dem vergangenen Gefühl vergaß ich die Gegenwart. Ich wollte nichts genaues darüber wissen, denn die Vergangenheit war leichtfüßiger. Scheinbar unbelastet. Es war so leicht die Stolpersteine auf dem alten Weg zu vergessen. Doch die Gegenwart war wie ein stolzes Pferd und begehrte auf und zeigte mir seine Muskeln und wollte geritten werden. Sie war ein wilder Mustang und wollte Respekt vor dem ihr eigenen Zauber, der Anmut zu erlebender Gegenwart. Die Gegenwart wollte Gegenwärtigkeit. Das Begreifen, ehren und vergolden der gegenwärtigen Dinge. Als ich das verstand, sehr viel später, verstand ich den verlorenen Zauber. Er hatte sich auf den Weg gemacht. An einen anderen Ort. In eine andere Gegenwart, die nicht mehr meine war. Ich habe Frieden geschlossen, mit dem verlorenen Sternenstaub. Er hat seinen Platz in seiner Zeit, ist nur noch eine zarte Spur in einem Fotoalbum zwischen Bildbänden. Zarte leicht schimmernde Patina über alten Gefühlen. Aber man darf nicht daran reiben. Dann verfliegt er, der Zauberstaub. Pusten verboten. Das lebendige Herz will heftig atmen. Vibrieren. Den Zauber des Atems der eigenen Zeit. Jetzt.
*Adjektiv glänzend vermeidend
26. Januar 2010
WHAT ARE YOU DOING THE REST OF YOUR LIFE?
NORTH AND SOUTH AND EAST AND WEST OF YOUR LIFE?
26. Januar 2010

Gaga Nielsen, Blogger-Hexe. „Waas? Du schneidest dir die Haare selber, echt?“. Ja, echt. Nun ja, ist ja auch kein Kunststück bei so langen Zotteln, aber die kessen Stufen auf der Seite verlangen schon eine gewisse Virtuosität, keine Frage! Das hab ich mir bei meinen letzten Frisörbesuchen vor fünfzehn Jahren bei Frank Schäfer (letzter Fremdschnitt*) bzw. fünf Jahren (?) bei Udo Walz (begleitende Assistenz + Stylingberatung Freundin) abgeguckt. Na bitte. Vor allem die Service-Zeiten, sehr praktisch. Ich schneide praktisch rund um die Uhr und kriege immer sofort einen Termin.
*unbedingte Empfehlung, da ich leider keine Termine mehr frei habe!
26. Januar 2010

Einst war ich verliebt in ein Gefühl aus der Vergangenheit. Ich war unsicher, ob das Gefühl zeitlos sei, die Liebe der Erinnerung galt oder der Gegenwart. Oder nur der schimmernden* Idee, die Gegenwart mit dem Gefühl der Erinnerung zu verzaubern. So genau wollte ich es auch gar nicht wissen. Ich war für jeden Zauber bereit. Es gab gerade keinen Zauber in meiner Gegenwart. So griff ich nach der geschenkten, auf’s Neue belebten Vergangenheit, in der Hoffnung, den Zauber wiederzufinden. Ich hatte einen starken Willen, die Sache anzugehen und suchte so lange, in jedem Detail bis die Puzzleteile den alten Sinn ergaben und meine Vorstellung des erinnerten Gefühls möglichst dicht beseelten. Ich schwelgte in der scheinbar gelungenen Dramaturgie. Nur manchmal vergaß ich mich lückenlos zu erinnern und sah das Licht der Gegenwart durch den zarten milchweißen Vorhang schimmern. Ohne Verklärung. Der Zauber verflüchtigte sich dann immer ein bißchen, was ich verdrängte, ich sah dann einfach nicht so genau hin und erinnerte mich umso stärker an die ersehnte Anmut, die ich nur noch in Bruchstücken fand. Immer ein bißchen mehr, immer ein bißchen stärker musste ich mich erinnern, und irgendwann ertappte ich mich dabei. Eine Bö wehte den Schleier bei geöffnetem Fenster zur Seite und ich sah, was war. Ein Windstoß und noch einer. Bis ich merkte, es wäre zu mühevoll, immer wieder den Schleier der Vergangenheit vor das Fenster zu zerren, um die zerschlissenen, fadenscheinigen Stellen des alten Traumgewebes nicht zu sehen.
Ich hatte mich daran gewöhnt, dauernd die Erinnerung zu rufen. Die Gegenwart absichtlich zu übersehen, denn Sie passte nicht zu den übrigen Requisiten meines Stückes. Nur so funktionierte die Magie. Nach einer Weile vergaß ich, weil ich faul wurde, und es auch langsam mühselig wurde, mich dauernd an den Zauber zu erinnern und immer wieder Sternenstaub darüber zu streuen. Ich hatte keinen Sternenstaub mehr in meinem Köcher. Und erwachte. Ganz langsam. Schmerzhaft. Denn ich hatte mich nicht darum gekümmert, den Goldstaub der Gegenwart zu finden. Ich war in den Sternenstaub der Erinnerung verliebt, in mein erinnertes Gefühl, in das Licht, die Klänge und eine Silhouette, die es nicht mehr gab. In meine Jugend, die Aufbruchstimmung, obgleich sie bei Lichte besehen, farbloser war, und weniger Möglichkeiten barg, als ich mir eingestehen wollte, aber der Glaube war stark. Der Wille daran zu Glauben und sich so und nicht anders daran zu erinnern. In war verliebt in das erinnerte Leuchten. Die Hoffnung. Aber selbst in der Vergangenheit bestand das vermeintlich erinnerte Glück mehr aus Hoffnung denn Erleben. Das erinnerte Gefühl war wenig mehr als ein gehegter und gepflegter Wunsch aus der Vergangenheit.
Auf der dauernden Suche nach dem vergangenen Gefühl vergaß ich die Gegenwart. Ich wollte nichts genaues darüber wissen, denn die Vergangenheit war leichtfüßiger. Scheinbar unbelastet. Es war so leicht die Stolpersteine auf dem alten Weg zu vergessen. Doch die Gegenwart war wie ein stolzes Pferd und begehrte auf und zeigte mir seine Muskeln und wollte geritten werden. Sie war ein wilder Mustang und wollte Respekt vor dem ihr eigenen Zauber, der Anmut zu erlebender Gegenwart. Die Gegenwart wollte Gegenwärtigkeit. Das Begreifen, ehren und vergolden der gegenwärtigen Dinge. Als ich das verstand, sehr viel später, verstand ich den verlorenen Zauber. Er hatte sich auf den Weg gemacht. An einen anderen Ort. In eine andere Gegenwart, die nicht mehr meine war. Ich habe Frieden geschlossen, mit dem verlorenen Sternenstaub. Er hat seinen Platz in seiner Zeit, ist nur noch eine zarte Spur in einem Fotoalbum zwischen Bildbänden. Zarte leicht schimmernde Patina über alten Gefühlen. Aber man darf nicht daran reiben. Dann verfliegt er, der Zauberstaub. Pusten verboten. Das lebendige Herz will heftig atmen. Vibrieren. Den Zauber des Atems der eigenen Zeit. Jetzt.
*Adjektiv glänzend vermeidend
25. Januar 2010
Post aus Amerika gekriegt. Vor vier Wochen gab es einen Charlie-Chaplin-Film im Fernsehen. Den hab ich mir angeschaut. Der war sehr schön. Moderne Zeiten. Ich hab den Film nicht ganz alleine geschaut, obwohl ich alleine daheim war. Besonders gut hat mir die Stelle gefallen, wo Charlie auf der Wiese sitzt und zu dem Mädchen sagt, für ein Heim mit ihr würde er sogar arbeiten. Also so ungefähr. Arbeiten war für Charlie eine ganz schlimme Sache, weil er vorher in so einer blöden Fabrik war, wo alles ganz doof war.
Dann hab ich im Internet nach Charlie Chaplin-T-Shirts geschaut und ein schönes in Amerika gefunden. Und bestellt. In groß und kleiner. Zwei mit langen Ärmeln und eins mit kurzen. Das ist auch ganz schön groß. Hab mit Visa bezahlt, die sechzehnstellige Nummer im Internet eingetippt und mich gefreut. Vor drei Wochen kriegte ich eine Mail, dass die T-Shirts verschickt worden sind. Ich hab gewartet, aber nichts ist gekommen*. Dann dachte ich schon, vielleicht so eine Schwindelfirma, aber die wirkten so vertrauenserweckend. Na ja, blöd gelaufen.
Und heute Vormittag hab ich Post gekriegt. Eine schwarzrotbunte zugeklebte Plastiktüte. Aus Amerika. Drei schwarze T-Shirts mit Charlie Chaplin drauf waren drin. Sind sehr schön geworden. Redbubble ist doch keine Schwindelfirma. Wollte ich nur Bescheid sagen. Ich zieh die Charlie-T-Shirts mal an und mach Fotos. Charlie Chaplin ist toll. Das hört man ja immer und weiß es irgendwie, aber ich hatte bis zu diesem Tag vor Weihnachten noch nie einen ganzen Film von ihm gesehen, nur immer so Ausschnitte. Jetzt hab ich ein Charlie-T-Shirt und kann allen zeigen, dass ich Charlie-Chaplin-Fan bin.
*war rückläufiger Merkur 27. Dezember bis 15. Januar
25. Januar 2010
Post aus Amerika gekriegt. Vor vier Wochen gab es einen Charlie-Chaplin-Film im Fernsehen. Den hab ich mir angeschaut. Der war sehr schön. Moderne Zeiten. Ich hab den Film nicht ganz alleine geschaut, obwohl ich alleine daheim war. Besonders gut hat mir die Stelle gefallen, wo Charlie auf der Wiese sitzt und zu dem Mädchen sagt, für ein Heim mit ihr würde er sogar arbeiten. Also so ungefähr. Arbeiten war für Charlie eine ganz schlimme Sache, weil er vorher in so einer blöden Fabrik war, wo alles ganz doof war.
Dann hab ich im Internet nach Charlie Chaplin-T-Shirts geschaut und ein schönes in Amerika gefunden. Und bestellt. In groß und kleiner. Zwei mit langen Ärmeln und eins mit kurzen. Das ist auch ganz schön groß. Hab mit Visa bezahlt, die sechzehnstellige Nummer im Internet eingetippt und mich gefreut. Vor drei Wochen kriegte ich eine Mail, dass die T-Shirts verschickt worden sind. Ich hab gewartet, aber nichts ist gekommen*. Dann dachte ich schon, vielleicht so eine Schwindelfirma, aber die wirkten so vertrauenserweckend. Na ja, blöd gelaufen.
Und heute Vormittag hab ich Post gekriegt. Eine schwarzrotbunte zugeklebte Plastiktüte. Aus Amerika. Drei schwarze T-Shirts mit Charlie Chaplin drauf waren drin. Sind sehr schön geworden. Redbubble ist doch keine Schwindelfirma. Wollte ich nur Bescheid sagen. Ich zieh die Charlie-T-Shirts mal an und mach Fotos. Charlie Chaplin ist toll. Das hört man ja immer und weiß es irgendwie, aber ich hatte bis zu diesem Tag vor Weihnachten noch nie einen ganzen Film von ihm gesehen, nur immer so Ausschnitte. Jetzt hab ich ein Charlie-T-Shirt und kann allen zeigen, dass ich Charlie-Chaplin-Fan bin.
*war rückläufiger Merkur 27. Dezember bis 15. Januar
24. Januar 2010
24. Januar 2010
reloaded
[restricted]
24. Januar 2010
24. Januar 2010
18. Januar 2010
18. Januar 2010




Lieblingsbilder. 12. Mai 2008. Nicht einmal das wer, das wie. So viele gute Augenblicke auf meinem Augustbalkon an diesem Nachmittag im Mai. Und gestern meinte ich gar, dass ich darunter eigentlich gar keine Bilder mehr machen will. Und je länger ich mir die Bilder ansehe, umso mehr meine ich es heute. Manchmal brauche ich länger als jeder analoge Fotograf, die Schätze bei Licht zu betrachten. Aber es hat sich gelohnt. Ich kann gar nicht sagen, ob ich die Bilder auch hochgeladen hätte, wenn unser Verhältnis so gewesen wäre, wonach die Bilder sicher für die meisten aussehen. Auf jeden Fall war unsere Vertrautheit nicht gespielt. Und mehr ist nicht zu sehen, genau genommen. Alles andere bleibt, wie so vieles, im Kopf des Zuschauers.
http://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=71649
18. Januar 2010




Lieblingsbilder. 12. Mai 2008. Nicht einmal das wer, das wie. So viele gute Augenblicke auf meinem Augustbalkon an diesem Nachmittag im Mai. Und gestern meinte ich gar, dass ich darunter eigentlich gar keine Bilder mehr machen will. Und je länger ich mir die Bilder ansehe, umso mehr meine ich es heute. Manchmal brauche ich länger als jeder analoge Fotograf, die Schätze bei Licht zu betrachten. Aber es hat sich gelohnt. Ich kann gar nicht sagen, ob ich die Bilder auch hochgeladen hätte, wenn unser Verhältnis so gewesen wäre, wonach die Bilder sicher für die meisten aussehen. Auf jeden Fall war unsere Vertrautheit nicht gespielt. Und mehr ist nicht zu sehen, genau genommen. Alles andere bleibt, wie so vieles, im Kopf des Zuschauers.
http://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=71649
17. Januar 2010
17. Januar 2010
17. Januar 2010
17. Januar 2010
17. Januar 2010
16. Januar 2010
14. Januar 2010
Ich gucke mir jetzt gleich die Petra Schürmann-Doku im Bayrischen Fernsehen an, dem ‚dritten Programm‘ meiner Kindheit. Dafür mache ich sogar den Fernseher an, was sehr selten der Fall ist. Jetzt um 21:45. Petra Schürmann ist ein Teil meiner Kindheit. Ich mochte sie immer sehr gerne. Scharfsinnig, heiter und schön anzuschauen. Hat mich auch sehr traurig gemacht, ihre letzten Jahre mit den Schicksalsschlägen. Als sich die Götter plötzlich abgewendet haben, nachdem sie das Füllhorn über ihr ausgeschüttet hatten. Andersrum ist schöner.
14. Januar 2010
14. Januar 2010
14. Januar 2010
Ich gucke mir jetzt gleich die Petra Schürmann-Doku im Bayrischen Fernsehen an, dem ‚dritten Programm‘ meiner Kindheit. Dafür mache ich sogar den Fernseher an, was sehr selten der Fall ist. Jetzt um 21:45. Petra Schürmann ist ein Teil meiner Kindheit. Ich mochte sie immer sehr gerne. Scharfsinnig, heiter und schön anzuschauen. Hat mich auch sehr traurig gemacht, ihre letzten Jahre mit den Schicksalsschlägen. Als sich die Götter plötzlich abgewendet haben, nachdem sie das Füllhorn über ihr ausgeschüttet hatten. Andersrum ist schöner.
14. Januar 2010
Heute spät.
Erstmalig Neujahrsvorsatz gefasst: möglichst oft vor Mitternacht schlafen zu gehen. Nächtliches Feilschen. Noch ein halbes Stündchen, nur ein halbe Stunde noch. Wieder Eins. Eins ist aber immerhin noch viel früher als die Uhrzeiten, wo ich sonst immer zu Bett gegangen bin. Halbdrei! Halbvier! Dagegen ist Eins praktisch Nachmittag. Ein Wunder, dass es nicht mehr hell draußen ist, so früh am Tag! Aber auch Halbzwei – nein ich sage lieber „Ein Uhr siebenunddreißig“ (gefühlt früher, wegen der Eins – das ist wie gefühlt billiger bei 1,99 statt 2,00) ist keine wirklich späte Zeit für die Nachtruhe. Die hätten wir jetzt. Aber mein Glas ist noch nicht ganz richtig leer. Der gute Wein! Bin ich denn eine haltlose Trinkerin? Den kostbaren letzten Schluck einfach herunterkippen? Nein, das wäre so ganz gegen jede Kultiviertheit. Ich bin der Ansicht, auch eine Schlafenszeit vor Zwei Uhr Nachts bietet noch ein sehr gutes Potenzial an gewinnbringendem Schönheitsschlaf mit gesundheitlich vertretbarem Erholungswert. Um das Thema abzuschließen (es ist bereits 1:54!), es ist mir bereits einige Male gelungen, innerhalb der letzten vierzehn Tage (was – schon wieder vierzehn Tage her dieses Neujahr? – Kinder wie die Zeit vergeht!) zeitnah zur Mitternachtsstunde, ins Bett zu finden. Vorgestern beispielsweise, verfasste ich meinen letzten Kommentar Schlag Mitternacht und schaltete unverzüglich den Rechner ab. Es mag sich um maximal fünf Minuten gehandelt haben, bis ich mich zudeckte. Gestern kann es etwas später gewesen sein, jedoch vor Eins. Ich tippe auf 0:35. Das reißt hier nicht mehr ein! Gute Nacht!
14. Januar 2010
Ich persönlich habe mich jetzt ja entschieden, über den Winter nach Kapstadt zu ziehen. Auch Besuch ist in meinem neuen Domizil jederzeit herzlich willkommen. Die dreihundert Euro mehr oder weniger in der Portokasse.
14. Januar 2010
Ich persönlich habe mich jetzt ja entschieden, über den Winter nach Kapstadt zu ziehen. Auch Besuch ist in meinem neuen Domizil jederzeit herzlich willkommen. Die dreihundert Euro mehr oder weniger in der Portokasse.
12. Januar 2010
12. Januar 2010
10. Januar 2010

Lange her, sehr. 22. Mai 2008. Frühlingsfest des Vereins Berliner Künstler. Sechzig Bilder.
Bei einigen Bildern denke ich, wie Bilder aus einer anderen Zeit. Einem anderen Jahrzehnt. Besonders diese Reihe hier. Die Frauen mit ihren Seventies-Ponyfrisuren. Jetzt sieht man das wieder oft. Später wäre ich fast krepiert an einem Stück Essen in der Luftröhre. Ich war unter Schock. Die Bilder entstanden vorher. Ich fühlte mich furchtbar verlassen, als ich umringt von Kellnern und fremden Gästen vor mich hinwürgte und sehr unsicher war, ob es gut ausgeht oder ob ich gleich ersticke und das mein letzter Tag wäre. Nachdem es mir unter größter Anstrengung gelungen war, den Brocken herauszuwürgen und mich irgendwo hinsetzte und vor mich hinstarrte und keineswegs nur glücklich und dankbar war, dass es so ausging, wie man eigentlich annehmen könnte, kam Jan aus irgendeiner Ecke, bestens gelaunt, lächelnd und meinte „Na und du so?“ oder so ähnlich. Er hatte überhaupt nichts davon mitbekommen. Lange her. Aber wir machten vorher ein paar schöne Fotos… oder war es doch danach, ich weiß es nicht mehr.


Wir hatten Spaß daran, uns zusammen auf ein Foto zu bringen und waren sehr präsent. Weil wir uns gut kannten, wirkten die Bilder immer sehr intim. Weil man mit sichtbarer Nähe auf Bildern mit einem Mann und einer Frau sehr schnell weitergehende Nähe assoziieren will. Man mag dieses Assoziation ja auch. Das war unser kleines Spiel. Die Musik, die beiden jungen Männer, der eine in seinem furchtbar verknitterten Hemd, ein Franzose. Sie spielten irgendwelche Singer/Songwritersachen auf Französisch. Ganz nett.

Wenn ich ehrlich bin, fand ich es recht langweilig dort. Interessant zwar, die schöne Villa zu sehen, so ein kleines Rapunzelschloss mitten in der Stadt, den verwunschenen Hofgarten. Aber sonst fühlte ich mich leicht eingezwängt. Ein Gefühl wie in urbaner Provinz, wo alles sehr ordentlich gekehrt und adrett daherkommt, keiner in greller oder verschlissener Kleidung herumläuft und man sein Benehmen entsprechend skaliert, die ureigene Verrücktheit zurücknimmt, vertuscht, moderat tut, weil man spürt, dass man ohnehin niemals verstanden wird. Es gab eine langatmig vorgetragene Rede am Anfang, bei der ich mich so sehr langweilte, eingekeilt zwischen Freunden des Vereins, dass ich die Mücke an der Wand fotografierte, weil sie mir unterhaltsamer erschien, als das Publikum. Die meisten Vereinsmitglieder wirkten etwas eingestaubt und freudlos, als lägen sie das ganze Jahr über ohne Regung in einer Schublade. Am lebensfrohsten wirkten die Kellner. Die waren ganz entzückend. An euch denke ich sehr gerne zurück.

[…]
10. Januar 2010
10. Januar 2010
10. Januar 2010
10. Januar 2010

Lange her, sehr. 22. Mai 2008. Frühlingsfest des Vereins Berliner Künstler. Sechzig Bilder.
Bei einigen Bildern denke ich, wie Bilder aus einer anderen Zeit. Einem anderen Jahrzehnt. Besonders diese Reihe hier. Die Frauen mit ihren Seventies-Ponyfrisuren. Jetzt sieht man das wieder oft. Später wäre ich fast krepiert an einem Stück Essen in der Luftröhre. Ich war unter Schock. Die Bilder entstanden vorher. Ich fühlte mich furchtbar verlassen, als ich umringt von Kellnern und fremden Gästen vor mich hinwürgte und sehr unsicher war, ob es gut ausgeht oder ob ich gleich ersticke und das mein letzter Tag wäre. Nachdem es mir unter größter Anstrengung gelungen war, den Brocken herauszuwürgen und mich irgendwo hinsetzte und vor mich hinstarrte und keineswegs nur glücklich und dankbar war, dass es so ausging, wie man eigentlich annehmen könnte, kam Jan aus irgendeiner Ecke, bestens gelaunt, lächelnd und meinte „Na und du so?“ oder so ähnlich. Er hatte überhaupt nichts davon mitbekommen. Lange her. Aber wir machten vorher ein paar schöne Fotos… oder war es doch danach, ich weiß es nicht mehr.


Wir hatten Spaß daran, uns zusammen auf ein Foto zu bringen und waren sehr präsent. Weil wir uns gut kannten, wirkten die Bilder immer sehr intim. Weil man mit sichtbarer Nähe auf Bildern mit einem Mann und einer Frau sehr schnell weitergehende Nähe assoziieren will. Man mag dieses Assoziation ja auch. Das war unser kleines Spiel. Die Musik, die beiden jungen Männer, der eine in seinem furchtbar verknitterten Hemd, ein Franzose. Sie spielten irgendwelche Singer/Songwritersachen auf Französisch. Ganz nett.

Wenn ich ehrlich bin, fand ich es recht langweilig dort. Interessant zwar, die schöne Villa zu sehen, so ein kleines Rapunzelschloss mitten in der Stadt, den verwunschenen Hofgarten. Aber sonst fühlte ich mich leicht eingezwängt. Ein Gefühl wie in urbaner Provinz, wo alles sehr ordentlich gekehrt und adrett daherkommt, keiner in greller oder verschlissener Kleidung herumläuft und man sein Benehmen entsprechend skaliert, die ureigene Verrücktheit zurücknimmt, vertuscht, moderat tut, weil man spürt, dass man ohnehin niemals verstanden wird. Es gab eine langatmig vorgetragene Rede am Anfang, bei der ich mich so sehr langweilte, eingekeilt zwischen Freunden des Vereins, dass ich die Mücke an der Wand fotografierte, weil sie mir unterhaltsamer erschien, als das Publikum. Die meisten Vereinsmitglieder wirkten etwas eingestaubt und freudlos, als lägen sie das ganze Jahr über ohne Regung in einer Schublade. Am lebensfrohsten wirkten die Kellner. Die waren ganz entzückend. An euch denke ich sehr gerne zurück.

[…]
09. Januar 2010
09. Januar 2010
Sommergruß […]

The poetry of earth is never dead
When all the birds are faint with the hot sun
And hide in cooling trees, a voice will run
From hedge to hedge about the new-mown mead

That is the grasshopper’s – he takes the lead
In summer luxury – he has never done
With his delights; for when tired out with fun
He rests at ease beneath some pleasant weed

The poetry of earth is ceasing never
On a lone winter evening, when the frost
Has wrought a silence, from the stove there shrills
The cricket’s song, in warmth increasing ever

And seems to one in drowsiness half lost
The grasshopper’s among some grassy hills

John Keats, On the Grasshopper and Cricket; December 30, 1816.
Ich war gestern im Filmtheater. Es gab Bright Star. Der Film hat mir sehr gefallen. Ich musste weinen. Besonders bei den Szenen, wo gar nicht gesprochen wurde und dann die Untertitel weg waren (aber nicht weil die Untertitel weg waren). Weil ich keine Taschentücher dabeihatte, musste ich mitten im Film auf das Damen WC, um Klopapier zum Schneuzen zu holen. Leider habe ich nur 3 x 4 Blatt abgerissen und kleingefaltet, als Ersatz-Tempo. Die waren dann aber gleich wieder durchgesuppt. Ich wollte aber kein zweites Mal rausgehen, ich hatte sowieso schon so schöne Szenen verpasst, wie ich später erfahren habe. Wo sie einen kleinen Liebesbrief an einer Schnur durch einen Heizungsschacht übermittelt. Und so Sachen. Ich bin dafür, dass auf den Toiletten des Filmtheaters immer mehrlagiges Klopapier zur Verfügung steht, damit so ein Malheur nicht noch einmal passiert. Zwei Lagen sind einfach zu dünn. Ich bitte mein Schniefen zu entschuldigen. Man muss aber keine Angst vor dem Film haben. Die anderen hat er nicht so aufgelöst wie mich. Das hat persönliche Gründe. Sehr zauberhafte Momente. So zauberhaft, dass es weh tut.
09. Januar 2010
Sommergruß […]

The poetry of earth is never dead
When all the birds are faint with the hot sun
And hide in cooling trees, a voice will run
From hedge to hedge about the new-mown mead

That is the grasshopper’s – he takes the lead
In summer luxury – he has never done
With his delights; for when tired out with fun
He rests at ease beneath some pleasant weed

The poetry of earth is ceasing never
On a lone winter evening, when the frost
Has wrought a silence, from the stove there shrills
The cricket’s song, in warmth increasing ever

And seems to one in drowsiness half lost
The grasshopper’s among some grassy hills

John Keats, On the Grasshopper and Cricket; December 30, 1816.
Ich war gestern im Filmtheater. Es gab Bright Star. Der Film hat mir sehr gefallen. Ich musste weinen. Besonders bei den Szenen, wo gar nicht gesprochen wurde und dann die Untertitel weg waren (aber nicht weil die Untertitel weg waren). Weil ich keine Taschentücher dabeihatte, musste ich mitten im Film auf das Damen WC, um Klopapier zum Schneuzen zu holen. Leider habe ich nur 3 x 4 Blatt abgerissen und kleingefaltet, als Ersatz-Tempo. Die waren dann aber gleich wieder durchgesuppt. Ich wollte aber kein zweites Mal rausgehen, ich hatte sowieso schon so schöne Szenen verpasst, wie ich später erfahren habe. Wo sie einen kleinen Liebesbrief an einer Schnur durch einen Heizungsschacht übermittelt. Und so Sachen. Ich bin dafür, dass auf den Toiletten des Filmtheaters immer mehrlagiges Klopapier zur Verfügung steht, damit so ein Malheur nicht noch einmal passiert. Zwei Lagen sind einfach zu dünn. Ich bitte mein Schniefen zu entschuldigen. Man muss aber keine Angst vor dem Film haben. Die anderen hat er nicht so aufgelöst wie mich. Das hat persönliche Gründe. Sehr zauberhafte Momente. So zauberhaft, dass es weh tut.
07. Januar 2010
Hab ich doch wieder schön kreiert – „Affirmationspotenz“! Ich bin eben der kreative Typ!
07. Januar 2010
Hab ich doch wieder schön kreiert – „Affirmationspotenz“! Ich bin eben der kreative Typ!
06. Januar 2009
„Schwierigkeiten erwachsen nur aus der Vorstellung, man
habe Wesenszüge, die einem selbst Angst einflößen.“
…schreibt Robert Hand in seinem Text zu Jupiter im vierten Haus.
06. Januar 2009
„Schwierigkeiten erwachsen nur aus der Vorstellung, man
habe Wesenszüge, die einem selbst Angst einflößen.“
…schreibt Robert Hand in seinem Text zu Jupiter im vierten Haus.
05. Januar 2010

Oft anstaunt ich dich, stand an gestern begonnenem Fenster, stand und staunte dich an. Noch war mir die neue Stadt wie verwehrt, und die unüberredete Landschaft finsterte hin, als wäre ich nicht. Nicht gaben die nächsten Dinge sich Müh, mir verständlich zu sein. An der Laterne drängte die Gasse herauf: ich sah, dass sie fremd war. Drüben – ein Zimmer, mitfühlbar, geklärt in der Lampe -, schon nahm ich teil; sie empfandens, schlossen die Läden. Stand. Und dann weinte ein Kind. Ich wusste die Mütter rings in den Häusern, was sie vermögen -, und wusste alles Weinens zugleich die untröstlichen Gründe. Oder es sang eine Stimme und reichte ein Stück weit aus der Erwartung heraus, oder es hustete unten voller Vorwurf ein Alter, als ob sein Körper im Recht sei wilder die mildere Welt. Dann schlug eine Stunde -, aber ich zählte zu spät, sie fiel mir vorüber. – Wie ein Knabe, ein fremder, wenn man endlich ihn zulässt, doch den Ball nicht fängt und keines der Spiele kann, die die andern so leicht an einander betreiben, dasteht und wegschaut, – wohin -?: stand ich plötzlich, dass du umgehst mit mir, spielest, begriff ich, erwachsene Nacht, und staunte dich an. Wo die Türme zürnten, wo abgewendeten Schicksals eine Stadt mich umstand und nicht zu erratende Berge wider mich lagen, und im genäherten Umkreis hungernde Fremdheit umzog das zufällige Flackern meiner Gefühle -: da war es, du Hohe, keine Schande für dich, dass du mich kanntest. Dein Atem ging über mich. Dein auf weite Ernste verteiltes Lächeln trat in mich ein. RMR, Die Große Nacht
03. Januar 2010
ARIZONA WiNTER

Hier Text imaginieren. Visueller Rhythmus. Text imaginieren. Text imaginieren. Immer an den Rhythmus denken. Laufen, tanzen, lachen. Schreiben, singen, machen. Träumen, atmen, wachen. Text imaginieren. Text imaginieren. Das muss hier voller werden! Eine Frage der Ästhetik. Man kann nicht Kraut- und Rüben-Fotos ohne Text dazwischen untereinander kleben. Das geht gar nicht! Da kriegt man ja rot entzündete Augen. Also mehr Text!

Rostbratwürste mit Georgsenf, dazu Frankenlaib aus der Hofpfisterei gab es hier zu Silvester, ein Stündchen vor Mitternacht. Oder heißt es fränkisches Landbrot? Wurscht. Darauf hätte ich jetzt auch Appetit. Ich weiß nie sicher, wie man Appetit schreibt. So? Ich denke. Zu faul zum Nachschauen. Ich schneide Film. Materialisierte Projektion. Teilbare Projektion. Für eure Anteilnahme. Jetzt hab ich Hunger. Der Winter ist in Arizona eingebrochen. Oder ausgebrochen? Eingebrochen passt besser. Der Einbrecher. Der Verbrecher. Ausgebrochen klingt nach Ausreißer. Er hat sich ja nicht verflüchtigt, sondern mächtig donnernd an die Tür geklopft und sich Einlass verschafft. Aber schönen Schnee hat er gebracht. Und manchmal blitzt die Sonne durch die verschneiten Kakteen. Das ist natürlich alles metaphernbeladen bis der Arzt kommt, aber das muss man ja nicht alles erhellen. Scheiß drauf! Arizona ist ein Zustand. Ein sehr geliebter. Ein Kanten Brot ist noch da. Und Senf. Zu Marcus Richter von trackback hab ich auf die Frage, warum ich nicht twittere u. a. gesagt, dass mir hundertvierzig Zeichen nicht reichen, ich hab zu viele Wörter im Kopf, angeblich. Aber heute könnte es knapp werden! Man kann nicht immer dem eigenen Maßstab genügen. Man muss sich auch mal Schwächen erlauben dürfen! Ist doch eh schnurzpiepegal. Wen schert’s. Genug Text jetzt? Na ja, geht so. Könnte mehr sein. Was soll’s. Speichern, veröffentlichen.
03. Januar 2010
ARIZONA WiNTER

Hier Text imaginieren. Visueller Rhythmus. Text imaginieren. Text imaginieren. Immer an den Rhythmus denken. Laufen, tanzen, lachen. Schreiben, singen, machen. Träumen, atmen, wachen. Text imaginieren. Text imaginieren. Das muss hier voller werden! Eine Frage der Ästhetik. Man kann nicht Kraut- und Rüben-Fotos ohne Text dazwischen untereinander kleben. Das geht gar nicht! Da kriegt man ja rot entzündete Augen. Also mehr Text!

Rostbratwürste mit Georgsenf, dazu Frankenlaib aus der Hofpfisterei gab es hier zu Silvester, ein Stündchen vor Mitternacht. Oder heißt es fränkisches Landbrot? Wurscht. Darauf hätte ich jetzt auch Appetit. Ich weiß nie sicher, wie man Appetit schreibt. So? Ich denke. Zu faul zum Nachschauen. Ich schneide Film. Materialisierte Projektion. Teilbare Projektion. Für eure Anteilnahme. Jetzt hab ich Hunger. Der Winter ist in Arizona eingebrochen. Oder ausgebrochen? Eingebrochen passt besser. Der Einbrecher. Der Verbrecher. Ausgebrochen klingt nach Ausreißer. Er hat sich ja nicht verflüchtigt, sondern mächtig donnernd an die Tür geklopft und sich Einlass verschafft. Aber schönen Schnee hat er gebracht. Und manchmal blitzt die Sonne durch die verschneiten Kakteen. Das ist natürlich alles metaphernbeladen bis der Arzt kommt, aber das muss man ja nicht alles erhellen. Scheiß drauf! Arizona ist ein Zustand. Ein sehr geliebter. Ein Kanten Brot ist noch da. Und Senf. Zu Marcus Richter von trackback hab ich auf die Frage, warum ich nicht twittere u. a. gesagt, dass mir hundertvierzig Zeichen nicht reichen, ich hab zu viele Wörter im Kopf, angeblich. Aber heute könnte es knapp werden! Man kann nicht immer dem eigenen Maßstab genügen. Man muss sich auch mal Schwächen erlauben dürfen! Ist doch eh schnurzpiepegal. Wen schert’s. Genug Text jetzt? Na ja, geht so. Könnte mehr sein. Was soll’s. Speichern, veröffentlichen.
01. Januar 2010


So typische Bloggerfotos. Schnee auf dem heimischen Balkon. Heute Nachmittag. Dabei werde ich daran denken, dass du endlich wieder gelacht hast, als ich sagte, das eine ist der große Weihnachtsmann, da mit der Bischofsmütze und der kleinere ist der Azubi-Weihnachtsmann. Da musste ich selber lachen. Was für ein Märchenwaldschnee. Da fällt mir wieder diese Film-Idee ein, du mit einem langen weißen Lammfellmantel und so einer sibirischen Wolfsmütze und einem Lämmchen auf dem Arm im weißen Winterwald.
01. Januar 2010
Wenn die Bürger schlafen geh’n
in der Zipfelmütze,
und zu ihrem König fleh’n
daß er sie beschütze,
zieh’n wir festlich angetan
hin zu den Tavernen.
Schlendrian, Schlendrian,
unter den Laternen.
Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da,
die Nacht ist da, das was gescheh‘!
Ein Schiff ist nicht nur für den Hafen da,
es muß hinaus, hinaus auf hohe See!
Berauscht Euch, Freunde, trinkt und liebt und lacht
und lebt den schönsten Augenblick!
Die Nacht, die man in einem Rausch verbracht,
bedeutet Seligkeit und Glück!
Wenn im Glase perlt der Sekt
unter roten Ampeln,
und die Mädchen süß erschreckt
auf dem Schoß uns strampeln,
küssen wir die Prüderie
von den roten Mündern.
Amnestie, Amnestie
allen braven Sündern!
Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da…
Wenn der Morgen endlich graut
durch die dunst’gen Scheiben,
und die Männer ohne Braut beieinander bleiben,
schmieden sie im Flüsterton
aus Gesprächen Bomben.
Rebellion, Rebellion
in den Katakomben!
Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da…
Es gibt so Schönes in der Welt,

