25. Februar 2010

Die Häfen waren geöffnet. Wir schifften uns ein
die Segel voraus, den Traum über Bord
Stahl an den Knien und Lachen um unsere Haare
denn unsere Ruder trafen ins Meer, schneller als Gott
Unsere Ruder schlugen die Schaufeln Gottes und teilten die Flut
vorne war Tag, und hinten blieben die Nächte
oben war unser Stern, und unten versanken die andern
draußen verstummte der Sturm, und drinnen wuchs unsre Faust
Erst als ein Regen entbrannte, lauschten wir wieder
Speere stürzten herab und Engel traten hervor
hefteten schwärzere Augen in unsere schwarzen
Vernichtet standen wir da. Unser Wappen flog auf
Ein Kreuz im Blut und ein größeres Schiff überm Herzen

Ingeborg Bachmann

17. Februar 2010

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Zufrieden sein und klagen ist ein Widerspruch. Getrost sein und verzagen ist ein Widerspruch. Uneinig sein und einig ist nicht einerlei. Sich zanken und vertragen ist ein Widerspruch. In Flucht zu schlagen einen Feind, und von dem Feind zu sein in Flucht geschlagen, ist ein Widerspruch. Zu suchen und zu meiden Eins zu gleicher Zeit. Zu fliehn und nachzujagen ist ein Widerspruch. Zu predigen für taube Ohren ist verkehrt. Und stummen Mund zu fragen ist ein Widerspruch. Sich weise dünken, und unwissend wissen sich, reich, und an Brocken nagen, ist ein Widerspruch. Die Königskrone tragen und den Bettelstab, sich härmen und behagen, ist ein Widerspruch. Doch Stab und Krone trägt mein Herz; und was es härmt, und was ihm mag behagen, ist ein Widerspruch. Unwissend weiß mein Herz, und weise dünkt es sich; Mein Herz, ich muß es sagen, ist ein Widerspruch. Ich pred’ge tauben Ohren, frage stummen Mund; Mein Herz mit seinen Plagen ist ein Widerspruch. Ich such‘ und meide, flieh‘ und jag‘, es schlägt mein Herz, Mein Herz mit seinem Schlagen ist ein Widerspruch. Uneinig ist’s und einig, und verträgt nur Zank; Mein Herz und sein Betragen ist ein Widerspruch. Zufrieden ist’s, und klagt, getrost, und zagt; mein Herz in diesen Frühlingstagen ist ein Widerspruch.
Friedrich Rückert
ξ
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17. Februar 2010

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Zufrieden sein und klagen ist ein Widerspruch. Getrost sein und verzagen ist ein Widerspruch. Uneinig sein und einig ist nicht einerlei. Sich zanken und vertragen ist ein Widerspruch. In Flucht zu schlagen einen Feind, und von dem Feind zu sein in Flucht geschlagen, ist ein Widerspruch. Zu suchen und zu meiden Eins zu gleicher Zeit. Zu fliehn und nachzujagen ist ein Widerspruch. Zu predigen für taube Ohren ist verkehrt. Und stummen Mund zu fragen ist ein Widerspruch. Sich weise dünken, und unwissend wissen sich, reich, und an Brocken nagen, ist ein Widerspruch. Die Königskrone tragen und den Bettelstab, sich härmen und behagen, ist ein Widerspruch. Doch Stab und Krone trägt mein Herz; und was es härmt, und was ihm mag behagen, ist ein Widerspruch. Unwissend weiß mein Herz, und weise dünkt es sich; Mein Herz, ich muß es sagen, ist ein Widerspruch. Ich pred’ge tauben Ohren, frage stummen Mund; Mein Herz mit seinen Plagen ist ein Widerspruch. Ich such‘ und meide, flieh‘ und jag‘, es schlägt mein Herz, Mein Herz mit seinem Schlagen ist ein Widerspruch. Uneinig ist’s und einig, und verträgt nur Zank; Mein Herz und sein Betragen ist ein Widerspruch. Zufrieden ist’s, und klagt, getrost, und zagt; mein Herz in diesen Frühlingstagen ist ein Widerspruch.
Friedrich Rückert
ξ
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14. Februar 2010

Schreiben, dich schreiben, dich malen. Dir ins Haar flechten all die ungesprochenen Worte, aufgehängt in der Luft, in der Zeit, im Zweig gelber Blüten, deren Schönheit mir den Atem raubt, wenn ich allein, in Gedanken, die Straße durchschreite. Eine Erklärung finden für das Geheimnis, den exakten Moment der Entdeckung, für die Liebe, für das Preßluftgefühl im gebogenen Körper, für das berstende Glück, das mich zu Tränen erschüttert, mir die Augen rötet, die Haut, die Zähne, wenn ich Blume werde, Kletterpflanze, Burg, Gedicht unter deinen Händen, die mich streicheln und entblättern, mir die Worte entreißen, mich von innen nach außen kehren, und wenn meine Vergangenheit sich ergießt, meine glückliche Kindheit, die Erinnerung, die Träume, das Meer, das brausend gegen die Jahre schlägt, immer herrlicher und höher, herrlicher und höher. Escribirte, escribirte, dibujarte. Llenarte el pelo de todas las palabras detenidas, colgadas en el aire, en el tiempo, en aquella rama llena de flores amarillas de cortes cuya belleza me pone los pelos de punta cuando vengo bajando sola, por la carretera, pensando. Definir el misterio, el momento preciso del descubrimiento, el amor, esta sensación de aire comprimido dentro del cuerpo curvo, la explosiva felicidad que me saca las lágrimas y me colorea los ojos, la piel, los dientes, mientras voy volviéndome flor, enredadera, castillo, poema, entre tus manos que me acarician y me van deshojando, sacándome las palabras, volteándome de adentro para afuera, chorreando mi pasado, mi infancia de recuerdos felices, de sueños, de mar reventando contra los años, cada vez más hermoso y más grande, más grande y más hermoso.
Giaconda Belli

12. Februar 2010

Und meiner Lider fein Geweb durchflammte
der hohen Nacht geheimnisvoller Glanz
Und all mein Innres wurde Licht und Schimmer
und ein Entzücken, das ich nie gekannt
durchglühte mich und hob mein ganzes Wesen
in eine höhere Ordnung der Natur
ein leises Tönen hielt mich hold umfangen
als zitterte in jedem Sternenstrahl
der Ton der Heimat, die ihn hergesendet
ein Ton vor allen aber traf mein Herz
und ließ die andern mehr und mehr verstummen
und that sich auseinander wie der Kelch
Wir grüßen dich in deine stillen Nächte
als deiner Zukunft tröstliche Gewähr
es schalten ungeheure Willensmächte
in unsrer Tage blindem Ungefähr
So wandeln wir auf leichten Tänzerfüßen
die wir dereinst auch dein Geschick geteilt
und dürfen dich mit einem Liede grüßen
das dich auf Strahlen unsres Sterns ereilt
Auf Blumen wandeln wir wie leichte Falter
aus Früchten saugen wir der Kräfte Saft
uns ficht kein Elend an, zerbricht kein Alter
der frühern Leiden lächelt unsre Kraft
Denn allzu schön, als daß wir uns entzweiten
erschuf uns das Gestirn, das uns gebar
wir können uns nicht Schmerz und Not bereiten
die Schönheit macht uns aller Feindschaft bar
Wir lieben uns aus tiefsten Herzensgründen
wir trinken unsres Anblicks Glück und Huld
wir wissen nichts wie ihr von fahlen Sünden
und keinen ängstigt das Gespenst der Schuld
Oh komm! daß sich die dornenlose Rose
auch Deiner Schläfe duftend schmiegen kann
Die schönste Schwester diene deinem Lose
und schenke dich dem schönsten Mann – oh komm

Christian Morgenstern

11. Februar 2010

Ich trete an das Fenster und sehe, und sehe noch durch die stürmenden, vorüberfliehenden Wolken einzelne Sterne des ewigen Himmels! Nein, ihr werdet nicht fallen! Der Ewige trägt euch an seinem Herzen, und mich. Ich sehe die Deichselsterne des Wagens, des liebsten unter allen Gestirnen. Wenn ich nachts von dir ging, wie ich aus deinem Tore trat, stand er gegen mir über. Mit welcher Trunkenheit habe ich ihn oft angesehen, oft mit aufgehobenen Händen ihn zum Zeichen, zum heiligen Merksteine meiner gegenwärtigen Seligkeit gemacht.
J.W.v. Goethe, Werther

08. Februar 2010

krahkrahwuffmiauwieher












Aber nicht genug damit, dass ich meine Leser nötige, meine neue Sammlung uralter Gaga Nielsen-Tierfotos anzuschauen, auch scheue ich mich nicht, dem Leser abermals mein Opus 5 aus dem Jahre 2007 anzudienen, welches meines Erachtens völlig zu Unrecht nicht den Grimme-Preis erhielt. Auch die fehlende Nominierung lässt mich, ohne jetzt hysterisch wirken zu wollen, an eine Verschwörung glauben. Es war mir schon immer wichtig, die Kamera schonungslos auf die Lebewesen drauf zu halten, mit denen ich die meiste Zeit verbringe. Und das waren damals eben die vierbeinigen Bewohner vom Zoo und Tierpark. Ich bin da nicht heikel. Hauptsache Bewegung vor der Kamera! Ob Mann oder Nilpferd!
http://blip.tv/play/gZg3jOAfAA
Mit freundlichen Grüßen!
Gaga Nielsen, Hollywood

08. Februar 2010

Ich möchte aus meinem Herzen hinaus
unter den großen Himmel treten
Ich möchte beten
Und einer von allen Sternen
müsste wirklich noch sein
Ich glaube, ich wüsste
welcher allein
gedauert hat
welcher wie eine weiße Stadt
am Ende des Strahls in den Himmeln steht

rmr

08. Februar 2010

„Das sind alles nur Zeitfenster“ sagte ein Freund einmal zu mir. Als ich gestern und heute meine dreihundertfünfzig Flickr-Sets mit rund fünfzehntausend Bildern endlich mit Datum versehe und in die richtige Reihenfolge schiebe, in ihre chronologische Reihenfolge, nicht so, wie ich sie nach Lust und Laune hochlud, fällt mir der Satz immer wieder ein. Das sind alles nur Zeitfenster. Zeitfenster mit einem schwarzen Deckblatt. Alben. Fotobalben. Fenster in meine Zeit. Schöne Zeit. Gute Zeit. Wer die Bilder sieht, mag schlussfolgern „Du musst ein gutes Leben haben“. Ja, vieles ist und war oft gut in meinem Leben. Ich sehe es. Ja, ich sehe es… ich sehe es – Gerade noch ein paar Sammlungen gemacht, collections genannt. Ganz schön, um sich nicht durch diese Flut wühlen zu müssen, einfach mal zu sehen, was zum Beispiel in der Sammlung Blogger zu finden ist. Ihr habt mich immer machen lassen, das war nett. Ich erinnere mich an eine Lesung, da hieß es gar resolut, es gäbe Fotografier-Verbot, nur Gaga Nielsen darf Fotos machen! Da habe ich mich aber gebauchpinselt gefühlt. Na ja. Auch lange her. Und wieviel ich doch mit Jan unterwegs war, in welchem rasanten Tempo wir durch die Berliner Kunstszene gejagt sind, so viel Spaß dabei. Alles ein großes verrücktes Spiel. Wie leicht man Menschen näherkam. Das kommt wieder. Ich nehme gerade sehr viele Möglichkeiten nicht wahr, weil manchmal der richtigere Platz zuhause ist. Wo man die Dinge aus der Distanz zu begreifen, einzuordnen lernt. Jegliches. Und es erschlägt mich wieder und wieder, wenn ich diese vielen Fotostrecken sehe, die Dichte der letzten beiden Jahre. Wie vom Donner gerührt sitze ich vor meinem Monitor. Dieses eingemeißelte, genaue Datum darunter. Das war also das, was an diesem einmaligen Datum in der Erdgeschichte für mein Leben Bedeutung hatte und das war der nächste Tag und der nächste und der davor und der übernächste und … nicht nur meiner. So sitze ich davor. Vor meinen Gedenktafeln. Und ich habe das doch alles auch selbst gemacht. Nicht nur diesen flickr-account, der mein Leben festhält.

Und ich mache es wieder zu einem guten Leben. Ich bin nämlich eine gute Dramaturgin. Ja, ich mag brüchige Filme, bei denen man mit dem Protagonisten mitleiden kann und hofft, dass alles gut ausgeht. Meine liebsten Helden sind die, denen nicht alles sofort in den Schoß fällt. Die kämpfen müssen. Aber das letzte Standfoto zeigt gleißendes Licht. Das ist schwer einzufangen. Aber ich schaffe das.

06. Februar 2010

Unmöglich ists, den Tag dem Tag zu zeigen
Der nur Verworrnes im Verworrnen spiegelt
Und jeder selbst sich fühlt als recht und eigen
Statt sich zu zügeln, nur am andern zügelt
Da ists den Lippen besser, daß sie schweigen
Indes der Geist sich fort und fort beflügelt

J. W. v. Goethe

05. Februar 2010

Vielleicht kehrt Rio ja wirklich zurück. Es wäre doch auch schön, ihn hier zu haben. Sein Haus würde ich gerne noch einmal vorher sehen, seinen Zaubergarten und den Tisch mit der aufgeschlagenen Bibel. Das hat mich doch sehr bewegt, heute beim Mittagessen. Wenn er umgebettet wird, dann auf den Matthäi-Kirchhof, wo auch die Kapelle steht, in der er getauft ist, in Schöneberg, wie wunderbar.
Viele Jahre wohnte ich um die Ecke, in einer schattigen Wohnung im Parterre, meine erste eigene kleine Wohnung in Berlin. An schönen Tagen ging ich manchmal gerne auf den kleinen Kirchhof, um ein Sonnenbad zu nehmen, Nerudas Gedichte auf dem Schoß. Auf der Sonnenbank mit Vogelgezwitscher. Nur wenige Schritte daneben war ein Waschsalon, in dem sich meine Wäsche drehte. 19hundertsechsundachtzig.
Im Mai Zweitausendacht war ich nach vielen Jahren wieder dort. Diesmal mit Jan zu einer Gedenkfeier im kleinen Kreis, zu Ehren des dort beigesetzten Malers und Poeten Friedrich Schröder Sonnenstern. Einer der Nachfahren dieses phantastischen Surrealisten, dessen Werk mich verwirrend und elektrisierend an das Werk von Victor Brauner erinnert, hatte uns herzlich eingeladen. Es war der Geburtstag meines Bruders. Daran dachte ich. Dass es irgendwie passt, an so einem Tag, am Grab eines anderen Verrückten zu gedenken. Rio hätte die Bilder von Sonnenstern auch geliebt.
Weiter stand heute nichts meine kleine Welt bewegendes in der ulkigen Zeitung mit den großen Überschriften. Nur, dass Udo Walz ab 22. Februar die Galerie Bremer unter seine Fittiche nimmt und es dann ein kleines Restaurant mit Pasta geben wird. Das wird bestimmt fein. Und Rolf Eden wird Achtzig und ist gut drauf. Das stand aber nicht in der B.Z., sondern hat mir Jan gestern am Telefon erzählt. Er traf ihn vorgestern in der kleinen Weltlaterne. Ich gab ihm den Hinweis, dass einer der Stammgäste, ein Maler eine slideshow mit tausend Fotos der letzten Jahrzehnte in der Weltlaterne zeigt. Mit Klaviergeklimper. Eigentlich wäre ich gerne hin, aber ich hörte so kurzfristig davon und war nicht in Stimmung, alles stehen und liegen zu lassen. Jan hat ein ganz schönes Foto von Rolf Eden gemacht. Mir ist er ja sympathisch, mit seinen augenzwinkernden Macho-Sprüchen, die man nicht zu ernst nehmen sollte. Ein echtes Berliner Urgestein. Ach ja, Butterfisch mit Dillsauce und Gemüse hatte ich zu meinem Käseblättchen. Und bald ist Wochenende.

05. Februar 2010

Warum ich wieder zum Papier mich wende?
Das mußt du, Liebster, so bestimmt nicht fragen
Denn eigentlich hab ich dir nichts zu sagen
Doch kommts zuletzt in deine lieben Hände
Weil ich nicht kommen kann, soll, was ich sende
Mein ungeteiltes Herz hinübertragen
Mit Wonnen, Hoffnungen, Entzücken, Plagen
Das alles hat nicht Anfang, hat nicht Ende
Ich mag vom heutgen Tag dir nichts vertrauen
Wie sich im Sinnen, Wünschen, Wähnen, Wollen
Mein treues Herz zu dir hinüberwendet
So stand ich einst vor dir, dich anzuschauen
Und sagte nichts. Was hätt ich sagen sollen
Mein ganzes Wesen war in sich vollendet.

Johann Wolfgang von Goethe
(das erste, das ich fand)

05. Februar 2010


14. August 2006
Kinder und Tiere gehen immer. Sonne in Berlin. Heute tut sie nicht weh. Ohne Arg scheint sie durchs Fenster. Ich tippe ein Passwort und trinke Kaffee. Vor mehr als zwanzig Jahren sagte eine Frau, die mich und meinen Bruder recht gut kannte, „Ihr beiden seid Wesen aus einer anderen Zeit. Ihr gehört in die Epoche der Romantik, mit euren großen verträumten Augen.“ Sie sagte noch etwas sehr schönes, das mich rührte, aber ich habe es vergessen. Sie lebt nicht mehr, ich kann sie nicht fragen. Ich fühlte, sie hatte recht. Sie war Astrologin und amüsierte sich über mein Horoskop, weil sie halb scherzend, halb ernst meinte, ich wäre womöglich die Reinkarnation von Goethe. Da wären so viele Parallelen in unserem Geburtsbild. Die Sonne, der Skorpionmond und Aszendent, wenn ich es recht erinnere. Das chinesische Zeichen der Schlange. Das starke zwölfte Haus. Dies und das und jenes. Na ja. Ich nahm es heiter hin, ohne daran zu glauben. Wie komme ich jetzt darauf… Als ich in Weimar war, hatte ich jedenfalls kein déjà vu und bin auch sonst nicht immer hin und weg von seinem Werk. Aber natürlich voller Respekt. Vielleicht sollte ich ihm mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Magie in seinen Zeilen finden. Das hat er bestimmt verdient. Im Grunde las ich nur den Faust und ein paar verstreute Gedichte und Zitate. Ich sehe mal nach und komme wieder. Mit Johann Wolfgang. Ich bin gut im Querlesen und Finden. Ihr müsst nicht lange warten.
„Getret’ner Quark wird breit nicht stark!“

05. Februar 2010

http://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=71649
Niemand soll mich weinen sehn
Als in Feld und Aue
Blumen, deren Augen stehn
Meinen gleich, im Thaue
Zu den Blumen will ich gehn
Denen ich vertraue
Niemand soll mich weinen sehn
Als in Feld und Aue
Blumen schweigen still bescheiden
Wollen trösten nicht mein Leiden
Noch an meinem Weh
sich weiden
Niemand soll mich weinen sehn
Als in Feld und Aue
Blumen, deren Augen stehn
Meinen gleich, im Thaue
Friedrich Rückert

04. Februar 2010

Ein Kind voll Wehmut und voll Treue
Verstoßen in ein fremdes Land
Ließ gern das Glänzende und Neue
Und blieb dem Alten zugewandt
Nach langem Suchen, langem Warten
Nach manchem mühevollen Gang
Fand es in einem öden Garten
Auf einer längst verfallnen Bank
Ein altes Buch, mit Gold verschlossen
Und nie gehörte Worte drin
Und wie des Frühlings zarte Sprossen
So wuchs in ihm ein innrer Sinn
Und wie es sitzt und liest und schauet
In den Kristall der neuen Welt
An Gras und Sternen sich erbauet
Und dankbar auf die Kniee fällt
Verkündiger der Morgenröte
Des Friedens Bote sollst du sein
Sanft wie die Luft in Harf und Flöte
Hauch ich dir meinen Atem ein
Novalis

04. Februar 2010

Kennst du sie, die selig, wie die Sterne
Von des Lebens dunkler Woge ferne
Wandellos in stiller Schöne lebt
Die des Herzens löwenkühne Siege
Des Gedankens fesselfreie Flüge
Wie der Tag den Adler, überschwebt?
Die uns trifft mit ihren Mittagsstrahlen
Uns entflammt mit ihren Idealen
Wie vom Himmel, uns Gebote schickt
Die die Weisen nach dem Wege fragen
Stumm und ernst, wie von dem Sturm verschlagen
Nach dem Orient der Schiffer blickt?
Die das Beste gibt aus schöner Fülle
Wenn aus ihr die Riesenkraft der Wille
Und der Geist sein stilles Urteil nimmt
Die dem Lebensliede seine Weise
Die das Maß der Ruhe, wie dem Fleiße
Durch den Mittler, unsern Geist, bestimmt?
Die, wenn uns des Lebens Leere tötet
Magisch uns die welken Schläfe rötet
Uns mit Hoffnungen das Herz verjüngt
Die den Dulder, den der Sturm zertrümmert
Den sein fernes Ithaka bekümmert
In Alcinous Gefilde bringt?
Kennst du sie, die uns mit Lorbeerkronen
Mit der Freude beßrer Regionen
Ehe wir zu Grabe gehn, vergilt.
Die der Liebe göttlichstes Verlangen
Die das Schönste, was wir angefangen
Mühelos im Augenblick erfüllt?
Die der Kindheit Wiederkehr beschleunigt
Die den Halbgott, unsern Geist, vereinigt
Mit den Göttern, die er kühn verstößt
Die des Schicksals eh’rne Schlüsse mildert
Und im Kampfe, wenn das Herz verwildert
Uns besänftigend den Harnisch löst?
Die das Eine, das im Raum der Sterne
Das du suchst in aller Zeiten Ferne
Unter Stürmen, auf verwegner Fahrt
Das kein sterblicher Verstand ersonnen
Keine, keine Tugend noch gewonnen
Die des Friedens goldne Frucht bewahrt?
Friedrich Hölderlin

03. Februar 2010

Es ist ein Gutes, sich an das Helle zu erinnern. Ich beobachtete mich dabei, dass ich, obgleich sehr traurig, zu lächeln begann, als ich einen alten Film sah, in dem ich übermütig war und lachte. Wenn man von sich selbst ein Bild anschaut, auf dem man lächelt oder sogar lacht, erinnern sich die Zellen und justieren sich ein bißchen. So, wie Musik die kosmische Ordnung in einem Lebewesen wiederherzustellen vermag. Deswegen tröstet Musik so sehr. Weil die verschobenen, verkanteten Atome und Quanten für einen Moment in ihre unverletzte Ordnung zurückkehren. Daran glaube ich. Das habe ich mir selbst ausgedacht und bin ganz und gar davon überzeugt. Dasselbe geschieht, wenn man Lyrik liest, die einen wirklich berührt. Dann kommt etwas in Ordnung. Und die guten, heilen(den) Kräfte fließen weicher, unbehinderter. Die aufstrebende Kraft eines Lachens, das aus einem warmen fühlenden Herzen kommt. Wenn wir lachen, sind wir im Paradies.

16. Juli 2008, Berlin

02. Februar 2010


Nach Hiddensee. Im Juli 2005. Ich nahm aus einer Laune das Schiff von Stralsund, stieg in Kloster aus. Und fand keine Unterkunft. Zu keinem Preis. Lief zwischen den sanften Grashügeln herum, schnupperte die Luft, die wehenden Mähnen der kleinen Pferde. Und nahm das letzte Schiff zurück. 19:20 Uhr. Wenig später wollte ich noch einmal hin. Ich dachte zeitig daran, mir ein Häuschen nah dem Strand zu mieten und hatte wunderschönes Wetter, Ende August, Anfang September 2005. Unvergessliche Ferien. Damals hatte ich noch meine Olympus, mit einem wunderbaren Objektiv. Wenn ich Bilder wie diese Möwenfeder sehe, kriege ich Heimweh nach meiner Kamera. Ich bin überhaupt ein bißchen anhänglich.

02. Februar 2010

Was zum Teufel ist ein ‚Hamburger Schnitzel‘? Ah ja. Paniertes Schweineschnitzel mit Spiegelei oben drüber. Bzw. in der DDR-Version (hä?) paniertes Hackfleisch in Schnitzelform mit Ei drüber. Aber mit Fleisch gab es doch kein Problem in der DDR? Meine Angehörigen in Treptow haben mir im Juni 1989 versichert, es gäbe Grundnahrungsmittel in Hülle und Fülle. Fleisch, Wurst, Schrippen, Eier, Kartoffeln, Milch, Äpfel kein Problem. Nur importierte Zitrusfrüchte und Bananen eben begrenzt. Und Milkaschokolade und Jacobs-Kaffee nur im – Dings – im … ah – Mitropa? Nee – wie hieß das noch? Exclusiv? Oder war das der spezielle Bekleidungsladen für gehobene Ansprüche? Ah – ! Ich weiß es wieder: „Intershop“. Im Intershop holte man Parfüm, Nylonstrumpfhosen und Milkaschokolade und den ganzen Westkram. So war das. Aber das mit dem Hamburger Schnitzel à la DDR halte ich für eine Diffamierung. Ich war ja nicht dabei, vielleicht war es im Rest der Deutschen Demokratischen Republik ja auch mit der Fleischversorgung schwierig. Hört man ja immer, dass neidisch nach Ostberlin geschielt wurde, weil da nicht nur alle Westprogramme gut zu empfangen waren, sondern vieles zu repräsentativen Zwecken im Angebot war. Aber systemunabhängig erlaube ich mir zu vermuten, dass „Ostberlin“ auch heute, nach der totalen imperialistischen Gleichschaltung kulturell und versorgungstechnisch einiges mehr zu bieten hat, als die Ränder der Republik, ob West oder Ost. Spüre den Wein von gestern ein bißchen in den Knochen. Kopf ist ein bißchen langsam. Muss mal wieder ein Foto posten. Weiß nur nicht was. Vielleicht mich selber! Never change a running system.

02. Februar 2010

Was zum Teufel ist ein ‚Hamburger Schnitzel‘? Ah ja. Paniertes Schweineschnitzel mit Spiegelei oben drüber. Bzw. in der DDR-Version (hä?) paniertes Hackfleisch in Schnitzelform mit Ei drüber. Aber mit Fleisch gab es doch kein Problem in der DDR? Meine Angehörigen in Treptow haben mir im Juni 1989 versichert, es gäbe Grundnahrungsmittel in Hülle und Fülle. Fleisch, Wurst, Schrippen, Eier, Kartoffeln, Milch, Äpfel kein Problem. Nur importierte Zitrusfrüchte und Bananen eben begrenzt. Und Milkaschokolade und Jacobs-Kaffee nur im – Dings – im … ah – Mitropa? Nee – wie hieß das noch? Exclusiv? Oder war das der spezielle Bekleidungsladen für gehobene Ansprüche? Ah – ! Ich weiß es wieder: „Intershop“. Im Intershop holte man Parfüm, Nylonstrumpfhosen und Milkaschokolade und den ganzen Westkram. So war das. Aber das mit dem Hamburger Schnitzel à la DDR halte ich für eine Diffamierung. Ich war ja nicht dabei, vielleicht war es im Rest der Deutschen Demokratischen Republik ja auch mit der Fleischversorgung schwierig. Hört man ja immer, dass neidisch nach Ostberlin geschielt wurde, weil da nicht nur alle Westprogramme gut zu empfangen waren, sondern vieles zu repräsentativen Zwecken im Angebot war. Aber systemunabhängig erlaube ich mir zu vermuten, dass „Ostberlin“ auch heute, nach der totalen imperialistischen Gleichschaltung kulturell und versorgungstechnisch einiges mehr zu bieten hat, als die Ränder der Republik, ob West oder Ost. Spüre den Wein von gestern ein bißchen in den Knochen. Kopf ist ein bißchen langsam. Muss mal wieder ein Foto posten. Weiß nur nicht was. Vielleicht mich selber! Never change a running system.

01. Februar 2010

Seltsam ansteigende Zugriffszahlen. Dreißig Prozent. Und zwar seit den Einträgen mit den gesperrten Kommentaren. Na ja. Als Michael Jackson gestorben ist, gab es auch einen Ruck durch den digitalen Blätterwald, warum also nicht hier. Ich kann für immer neuen Content garantieren.
Eigentlich ein nicht adäquater Eintrag, da zu wenig jammerig. Ich gelobe Besserung. Lade ich auch nur hoch, weil gerade Freundin vorgelesen, die zu kichern anfing (hat getrunken), ich relativierte, dass ich immerhin beim Heranziehen des Vergleiches schwankte zwischen Elvis, Prinzessin Diana und the King of Pop. Selbstzweifel selbst im Größenwahn. Wobei ja nicht ich zu betrauern bin. Höchstens zu bedauern. Ich poste den Quatsch jetzt. So zur Abwechslung. Ich weine im Übrigen auch gerade überhaupt nicht, sondern rufe gleich die angeheiterte Freundin zurück. (Und zwar mit einem Glas Rotwein in der Hand.) Womöglich wird gesungen!

01. Februar 2010

Dann kam ich oft zurück an meinen Schreibtisch und fand ein Lebenszeichen von dir. Ich hatte zu Mittag gegessen und dabei in der blöden Zeitung gelesen, für die man eigentlich nur Bilder gucken können muss, lesen ist gar nicht notwendig. Das war genau richtig, so nebenher, beim Essen. Ich schrieb dir dann, was ich gegessen hatte. Und manchmal, was unter den blöden Bildern stand. Unvorstellbar, dass ich das jemand anderem mitgeteilt hätte. So banal. Wer interessiert sich dafür, was in meinem Magen landet, womit ich meine Lebensfunktionen aufrecht erhalte, was mir gerade geschmeckt hat. Aber gerade das erscheint einem wunderbar und phänomenal, dass das eine Nachricht sein soll. Tag für Tag. Diese einfachen Dinge, die in Wahrheit gar nicht unwesentlich sind. Immerhin wird aus der gebratenen Hühnchenbrust ein Stück meines Körpers, vielleicht die Haut an meinem rechten Handgelenk oder sogar ein Stück meines Hasenherzes. Und ich las gerne, was du gegessen hattest.
Ich hatte vorhin eine scharf angebratene Hühnchenbrust mit Gemüse und Salat und eine Käsesoße drüber. Und eine Cola. Wahrscheinlich blogge ich deshalb plötzlich so viel, weil ich diesen banalen Kram nicht mehr mailen kann. Niemandem zumuten will. Nein, das ist Quatsch. Quatsch mit Käsesoße. In Wahrheit schreibe ich sehr schöne Mails, nur das ab und zu eine Hühnchenbrust mit Gemüse drin vorkommt. Was keine Schande ist. Das Dumme ist nur, dass es niemanden sonst gibt, dessen Mittagessen mich so sehr interessiert hat, wie deines.

01. Februar 2010

Heute morgen auf dem Weg, by random Stevie Nicks Song „Planets of the Universe“. Der Song gehört zu einer Reihe Demotracks, die für die Aufnahme von Rumours entstanden und es nicht auf das Album schafften. 2004 erschien eine besondere Edition von Rumours mit all den Titeln des Albums, die mehr oder weniger jeder kennt, sowie den rough- und demoversions und weiterem unveröffentlichtem Material. Ich habe Planets of the Universe schon lange auf meinem Player, aber noch nie so bewusst gehört. Heute Morgen hat er mich erschüttert. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was mir Musik bedeutet, welche Intensität in einen Augenblick fließt, wenn die Musik plötzlich zum Lebenssoundtrack gerät. Dann begreift man, dass es auch ein schöner Film ist, das eigene Leben, selbst in trauriger Zeit. Wie man dann durch eine Straße läuft, die Sophienstraße im Morgenlicht, jemand Worte ins Ohr singt, die für einen gedacht scheinen. In der Neuauflage liegt ein booklet bei, in dem die Geschichte der Entstehung des Albums erzählt wird. Nicht (nur) die tontechnische Hintergrundgeschichte, vor allem die persönliche. Alle Lieder auf diesem Album erzählen von Abschied und Trennung, weil es das war, was zwischen den Beteiligten geschah. Und so entstanden gewiss die schönsten Songs, die Fleetwood Mac jemals geschrieben haben, durch die Verarbeitung des Schmerzes der Entzweiung. Als ich das las, begriff ich die Zeile in Dreams, thunder only happens when it’s raining.
And the planets of the universe go their way, not astounded by the sun or the moon or by the day
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