26. august 2005
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nach meiner rückkehr wird dann rechts unten angebaut. ich verdränge jetzt erst mal noch ein paar stunden, wann ich aufstehen muss, um morgen um 5:30 am ostbahnhof zu sein.
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nach meiner rückkehr wird dann rechts unten angebaut. ich verdränge jetzt erst mal noch ein paar stunden, wann ich aufstehen muss, um morgen um 5:30 am ostbahnhof zu sein.
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c l i c k | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | c l i c k | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |
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: : hühnergötter : :
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Zwischen all den Bildern. Momente ohne Kamera. Am Sandwerder. Tatsächlich, es gibt einen Verlag seit zweihundertfünfundzwanzig Jahren. Einer nimmt das Schwarzweißportrait von Wickert vom Sims und hält es sich beim Tanzen vors Gesicht. Eine Ahnengalerie der Autoren, in der Herr Wickert ohnedies merkwürdig fehl am Platz wirkte. Heinrich Heine hängt da.
Christian Brückner, diese Stimme, zu der ja ein Mensch gehört, tanzt viel und eigen, sehr konzentriert, reduziert. Elegant der ganze Mensch. Sympathisch. Er tanzt mit seiner Frau. Wie groß sie ist. Man sieht, wie gerne sie tanzen. An der Wand steht der hohlwangige Schauspieler. Ich denke immer, wie krank er aussieht. Der irrlichternde Blick. Seine Freundin trägt ein merkwürdiges rotes Banner über der Schulter, dem kurzen Kleid. Mit aufgenähten Blumen, die man nur aus der Nähe erkennt. Sie sieht ein bißchen aus wie nach einer Misswahl, mit verrutschter Schärpe und lacht viel. Hübsch genug wäre sie. Matthes lacht nie. Er sieht unzufrieden aus. Sie strahlt für zwei.
In der Abenddämmerung am nahen Wannsee singt ein Maler ein paar Lieder von Dylan. Bob Dylan, dessen scheppernde Gießkannenstimme mir seit Gedenken so auf die Nerven ging, dass ich es trotz Sympathie und allem Respekt nie fertigbrachte, eine Platte von ihm ganz zu hören. ähnlich, wie mir Wolfgang Niedeckens Texte in seinem Heimatdialekt auf die Nerven fielen. Aber er macht alles anders an diesem Abend. Er singt englisch. Er weiß, dass ein Flüstern reicht. Obwohl er schon ein wenig betrunken ist.
Ein Vogelschwarm fliegt in die ungreifbare blauviolette Wolkenwand über dem See. Oder ist es Abendnebel. Dieser Klang der sechs Saiten. Eine akustische Gitarre. Nah. Da sind Fetzen von vertrauten Textzeilen. Bohren sich mit Lichtgeschwindigkeit ins heillose Herz. Es tut weh und es tut gut. Ich wünschte, es gäbe solche Aufnahmen von Dylans Gesamtwerk. Dann könnte ich endlich alle diesen wunderbaren Stücke hören. Ich muß schlucken. mit dem rechten Zeigefinger schnell ein paar Tränen aus dem Augenwinkel. Ich habe das Gefühl, ich müßte mich bedanken. Aber ich gehe zurück ins Haus und tanze.
Zu Sympathy for the Devil kann man eigentlich nicht richtig tanzen, aber im alten Kaminsaal wackeln die Wände. Ein Haufen Mist landet auf dem Plattenteller. Neuankömmlinge betreten den Raum und schütteln merklich den Kopf über die altbackenen Töne. Schlimme Sachen darunter. Irgendwann fangen sie an mitzuwippen. Dann landen die Jacken auf dem Kaminsims und alles ist egal.
Ich hole neuen Wein. Am Treppenaufgang stehen sie, Brückner und Niedecken. Reden und schauen in die Nacht. Man will ja auch nicht falsch verstanden werden. Ich glaube, ich hätte mich bedanken sollen. Wenn man so berührt wird, sollte man sich bedanken. Es geht mir immer noch nicht aus dem Kopf.
ach
swantewit.*
swantevit
aus irgendeinem grund hat mir dieser name ein lächeln ins gesicht gezaubert, als ich hörte, dass da noch was frei wäre. ich hatte ja zwei andere favoriten. die konnte ich nicht kriegen. eine nacht darüber geschlafen. swantewit. ja. westküste. sonne im meer untergehen sehen können. solche sachen sind wichtig.
*häuschen auf hiddensee
gerade habe ich viel über schildkröten gelernt. ich habe die geschichte von der familienschildkröte micky erzählt bekommen. micky, die griechische landschildkröte ist vor kurzem gestorben.
wie alt sie war, weiß man nicht so genau, aber sie war dreiundvierzig jahre in der familie und ist auch schön groß geworden, über dreißig zentimenter lang. der tierarzt hat zuletzt gemeint, sie müsste ungefähr sechzig jahre alt sein.
micky wurde anfang der sechziger jahre aus einem griechenland- urlaub mitgebracht. im ersten jahr in berlin hat man ihr ein winterschlafquartier im keller gebaut, mit stroh zum einkuscheln. immer wenn einer in den keller gekommen ist zum gucken, hat sie den kopf wieder herausgesteckt und neugierig geschaut. sie hat nie geschlafen. nach ein paar tagen haben sich dann alle überlegt, dass es eigentlich interessanter für die schildkröte wäre, wenn sie wieder aus dem keller herauskommt, weil sie ja sowieso keine lust auf ihren winterschlaf hat. sie ist dann auch ganz munter geblieben und hat in den dreiundvierzig jahren nie winterschlaf gehalten.
im herbst und winter hat sie in einer wohnung mit balkon im wedding gewohnt, im frühling und sommer war sie in einem garten in reinickendorf, in einem gehege auf der wiese unter dem fliederbusch mit kleinem häuschen. micky hat immer genau eine stunde vorher gewusst, dass es zu regnen anfängt. wenn noch blauer himmel war und die sonne geschienen hat, und sie in ihr häuschen gegangen ist, hat es eine stunde später angefangen zu regnen. so haben immer alle gewusst, wann es regen gibt.
wenn sie auf dem balkon war, ist sie immer den sonnenstrahlen nachgewandert, weil sie gerne sonne auf dem panzer gehabt hat. wenn man ihr über den panzer gestreichelt hat, ist sie immer stehen- geblieben, weil ihr das gut gefallen hat.
micky hat nur grünzeug gefressen, am liebsten chicorée und radies- chen und fette henne. getrunken hat sie fast nie, außer wenn sie gebadet worden ist. dann hat sie von dem wasser in der wanne ein paar schlucke getrunken und hat sich am wohlsten gefühlt, wenn man ihr warmes wasser über den panzer gegossen hat. das hat ihr supergut gefallen.
mickys liebster mensch war der großvater. als er vor nicht langer zeit gestorben ist, hat micky aufgehört zu fressen. sie ist immer trauriger geworden und hat sich nicht mehr berappelt und ist nicht mehr wie früher über die wiese gerannt. sie konnte ziemlich schnell rennen. wenn man ihr einen weg verbaut hat, wo sie hinwollte, hat sie sich geärgert und geschnaubt und hat mit dem kopf so lange gegen das hindernis geschlagen, bis jemand etwas gemacht hat.
irgendwann war es nicht mehr erlaubt, schildkröten aus anderen ländern mitzubringen und micky hat einen artenschutzpass gekriegt, als aufenthaltserlaubnis, weil sie schon so lange in berlin ist.
als micky im frühjahr gestorben ist, hat man sie in einen schönen schuhkarton gelegt und in einem garten in pankow begraben, weil es den garten in reinickendorf nicht mehr gab. sie hat ein kreuz gekriegt mit ihrem namen und dem datum, wann sie in die familie gekommen ist und wann sie gestorben ist.
das grab ist wohl nicht so versteckt, so dass man es auch von draußen sehen kann. als es fertig war, haben sich alle gedacht, wenn man nicht weiß, dass micky eine schildkröte war und das grab sieht und die lange lebenszeit auf dem kreuz, merkt man zwar, dass das kein hunde- oder katzengrab sein kann, aber man könnte auch was ganz anderes denken. und das wäre ja blöd. also muß etwas her, das erkennen lässt, dass da eine schildkröte liegt. dann haben alle geguckt, ob sie etwas finden, wo eine schildkröte drauf ist. nach langem suchen hat jemand aus der familie in einem taiwanesischen geschäft eine tonschildkröte gefunden, die genau denselben gesichts- ausdruck wie micky hat. die steht jetzt am grab und alle sind zufrieden.
die schwester von der frau, die mir die geschichte erzählt hat, kam auf die idee, ob man micky bei der stelle, wo der artenschutzpass ausgestellt worden ist, wieder abmelden müsste. aber alle haben gemeint: ach quatsch. nach der geschichte ist mir micky fast ein bißchen ans herz gewachsen.