27. April 2015

Gestern und heute, also Samstag und Sonntag, lauter sinnvolle, vernünftige Sachen gemacht. Alles daheim. Gestern den dicken schwarzen Ordner mit dem goldgeprägten Harley-Davidson-Logo und dem weltlichen Inhalt ausgemistet. Mietsachen, Stomverträge, Kabelanschluss, GEZ, Sozialversicherung, Rentenversicherung, Haftpflichtversicherung, Krankenversicherung, Telekom usw. usf. Alle verjährten Betriebskostenabrechnungen wegzuschmeißen, hat den Ordner schon viel schlanker gemacht. Das habe ich gestern gemacht. Ein paar Bilder bearbeitet. Weiter nichts. Heute vor allem Schuhe aussortiert und geputzt. Die paar brauchbaren mit den hohen Absätzen im Schlafzimmer deponiert. Also in hübschen Schuhschachteln. Lackschwarz und Orange. Die Italiener machen nicht nur die schönsten Schuhe, sondern auch die schönsten Schuhschachteln. Nicht, dass ich im Schlafzimmer Verwendung für Hackenschuhe hätte. So eine bin ich nicht. Aber da passen die Schachteln farblich am besten hin. Toll, so schön geputzte Schuhe. In meinem drehbaren Schuhturmspiegelschrank im Flur sind jetzt nur noch die Schuhe, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, dass ich sie im Laufe der nächsten Monate auch wenigstens einmal anziehe. Zwanzig Paar. Mama angerufen, freut sich immer. Sollte ich vielleicht öfter machen. Sie hat die Schuhe, so schwarze glänzende Herrenschuhe, die mein Vater früher zu seinen Auftritten mit seinen Tanzcombos angezogen hat, immer besonders schön auf Hochglanz poliert. Das hat sie gerne gemacht. Ich war früher nachlässig im Schuhe putzen, aber man wird ja älter und einsichtiger. Schnürsenkel habe ich auch sortiert. Die sind übrig geblieben von ausrangierten Schuhen, die es nicht mehr gibt, oder wenn ich mal Schnürsenkel ausgetauscht habe, weil ich andere an einem Schnürschuh schöner fand. Noch ein bißchen gebloggt und nachgedacht. Das war mein Wochenende. Gute Nacht.

22. April 2015

Meine Wohnung ist verkauft. Heute Nachmittag habe ich meine Unterschrift unter die Vorkaufsverzichtserklärung gesetzt, nachdem ich eine notariell beglaubigte Ausfertigung des Kaufvertrages mit einem Siegel und einer zweifarbigen Kordel erhalten und durchgelesen habe. Ich habe sehr interessiert zur Kenntnis genommen, dass die zehnjährige Sperrfrist für Eigenbedarf ein eigenständiger Absatz im Kaufvertrag ist. Viele Seiten. Der Käufer ist ein kultivierter Mensch. Es war der letzte Kaufinteressent. Mehr möchte ich hier nicht ins Detail gehen. Meine Miete wird bald in ein Land überwiesen, das meinen kleinen Rettungsschirmbeitrag zu schätzen wissen wird. Was in zehn Jahren nach Grundbucheintrag sein wird, weiß ich auch noch nicht. Ich muss es jetzt erst einmal begreifen, dass ich nicht mehr mit dieser inneren Anspannung weitere Besichtigungen von Kauflustigen tolerieren, erleben muss.

26. April 2015

Bitte lesen Lesebefehl.
„ich bin um jede Verlinkung dieses Artikels froh. Als ich ihn am Freitag las, war es mir auch ein Herzensanliegen, ihn zu verlinken. Vermutlich nicht offensiv genug, so wie es dieser Reportage gebühren würde. Natürlich ist man wacher und aufmerksamer, wenn man unmittelbar von diesen Entwicklungen betroffen* ist. Dann kann man nur allen anderen, die nicht um ihr Zuhause fürchten müssen, die Möglichkeit eröffnen, durch erläuternde Worte sinnlich zu erfahren und zu begreifen, was sich hier abspielt, und dann die Konsequenzen daraus zu ziehen. Die da wären, sich wie früher, vor airbnb, auf legitimierte Ferienwohnungen oder schöne Hotelzimmer zu konzentrieren.
* ich wohne seit Juni 1999 in einer Wohnung in der Auguststraße, die soeben in eine Eigentumswohnung umgewandelt wurde und gekauft wurde. Ich konnte sie nicht kaufen, das überstieg meine finanziellen Möglichkeiten, zumal ich ohnehin nicht den Plan hatte, Eigentum zu erwerben. Ich hatte leider keine 270000 Euro in der Portokasse für meine kleine 2-Zimmer-Wohnung (58 qm, DG, am Gipsdreieeck). Zehn Jahre Sperrfrist für Eigenbedarf sind natürlich schön. Aber der unbegrenzte Mietvertrag war noch schöner. Wenn ich mir ausmale, dass es ehemalige Mieter aus meiner Ecke gibt, die durch einen Zufall entdecken, dass ihr ehemaliges geliebtes Zuhause bei airbnb angeboten wird, und sie nunmehr in irgendeinem Wohnghetto in einem Randbezirk hausen müssen, werde ich sehr traurig. Und auch ein bißchen aggressiv.“


Gaga Nielsen 26. April 2015 um 01:17, Kommentar bei Lucky Strikes

26. April 2015

Bitte lesen Lesebefehl.
„ich bin um jede Verlinkung dieses Artikels froh. Als ich ihn am Freitag las, war es mir auch ein Herzensanliegen, ihn zu verlinken. Vermutlich nicht offensiv genug, so wie es dieser Reportage gebühren würde. Natürlich ist man wacher und aufmerksamer, wenn man unmittelbar von diesen Entwicklungen betroffen* ist. Dann kann man nur allen anderen, die nicht um ihr Zuhause fürchten müssen, die Möglichkeit eröffnen, durch erläuternde Worte sinnlich zu erfahren und zu begreifen, was sich hier abspielt, und dann die Konsequenzen daraus zu ziehen. Die da wären, sich wie früher, vor airbnb, auf legitimierte Ferienwohnungen oder schöne Hotelzimmer zu konzentrieren.
* ich wohne seit Juni 1999 in einer Wohnung in der Auguststraße, die soeben in eine Eigentumswohnung umgewandelt wurde und gekauft wurde. Ich konnte sie nicht kaufen, das überstieg meine finanziellen Möglichkeiten, zumal ich ohnehin nicht den Plan hatte, Eigentum zu erwerben. Ich hatte leider keine 270000 Euro in der Portokasse für meine kleine 2-Zimmer-Wohnung (58 qm, DG, am Gipsdreieeck). Zehn Jahre Sperrfrist für Eigenbedarf sind natürlich schön. Aber der unbegrenzte Mietvertrag war noch schöner. Wenn ich mir ausmale, dass es ehemalige Mieter aus meiner Ecke gibt, die durch einen Zufall entdecken, dass ihr ehemaliges geliebtes Zuhause bei airbnb angeboten wird, und sie nunmehr in irgendeinem Wohnghetto in einem Randbezirk hausen müssen, werde ich sehr traurig. Und auch ein bißchen aggressiv.“


Gaga Nielsen 26. April 2015 um 01:17, Kommentar bei Lucky Strikes

22. April 2015

https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=1811922554


Mein kleiner Ibis. Ein Souvenir zum Gedenken an meinen ersten Besuch im Neuen Museum. Der kleine Vogel stand mit ein paar Geschwistern im Souvenirshop im Untergeschoss. Zu einem richtigen Museumsbesuch gehört auch ein Besuch im Souvenirshop. Ruhig auch mal daheim ein Andenken kaufen, es muss nicht immer der Souvenirshop in Übersee sein. Der Kleine war auch noch erschwinglich, ich konnte bar bezahlen. Dreizehn Euro glaube ich. Das ist deswegen interessant für die Verbreitung im Internet, weil es tatsächlich Anbieter (in Übersee!) gibt, die genau diesen kleinen vergoldeten Ibis als eine Art kostspielige Seltenheit an den Sammler bringen wollen, für ungefähr 500 US-Dollar. Kauft in Berliner Souvenirshops! Den Ibis gibt es im Internet auch noch in größer und bei der Trauerfeier (Bild) von Helmut Dietl stand er sogar in größer vor dem Sarg. Vielleicht ein Dekorationsstück vom Bestatter, das jeder Trauerfeier das gewisse Etwas gibt. Mir hat er einfach gefallen, der kleine Ibis, weil er eine putzige Form hat und so eine ganz eigene Anmut. Und mich an meinen schönen Ausflug erinnert, der mich nicht mehr hätte beeindrucken können, wenn er nach Übersee gegangen wäre.


Warum der Ibis Gottheit des Bloggens ist, habe ich schon erklärt: Der heilige Ibis wurde mit dem Mondgott Thot in Verbindung gebracht, dem Schutzpatron der Schreiber, und vereinzelt mit einer Mondsichel auf dem Kopf dargestellt. Ihm werden die Eigenschaften der Ausdauer und des Strebens zugeschrieben. Er wurde aber auch mit der Seele und dem Atemhauch asoziiert. In diesem Zusammenhang steht auch die Darstellung Thots im Ägyptischen Totenbuch (Spruch 183), der – hier mit Ibiskopf – Osiris verschiedene Symbole überreicht, unter anderem auch das Anch, das Symbol für ewiges Leben und Herrschaft. Das Zentrum des Thot-Kultes lag in Hermopolis, wo Tausende von mumifizierten Ibissen gefunden wurden. Als Schopf-Ibis sah man ihn eher in Verbindung mit der Sonne: Als verklärter, Segen spendender Geist.

22. April 2015

Meine Wohnung ist verkauft. Heute Nachmittag habe ich meine Unterschrift unter die Vorkaufsverzichtserklärung gesetzt, nachdem ich eine notariell beglaubigte Ausfertigung des Kaufvertrages mit einem Siegel und einer zweifarbigen Kordel erhalten und durchgelesen habe. Ich habe sehr interessiert zur Kenntnis genommen, dass die zehnjährige Sperrfrist für Eigenbedarf ein eigenständiger Absatz im Kaufvertrag ist. Viele Seiten. Der Käufer ist ein kultivierter Mensch. Es war der letzte Kaufinteressent. Mehr möchte ich hier nicht ins Detail gehen. Meine Miete wird bald in ein Land überwiesen, das meinen kleinen Rettungsschirmbeitrag zu schätzen wissen wird. Was in zehn Jahren nach Grundbucheintrag sein wird, weiß ich auch noch nicht. Ich muss es jetzt erst einmal begreifen, dass ich nicht mehr mit dieser inneren Anspannung weitere Besichtigungen von Kauflustigen tolerieren, erleben muss.

22. April 2015

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Mein kleiner Ibis. Ein Souvenir zum Gedenken an meinen ersten Besuch im Neuen Museum. Der kleine Vogel stand mit ein paar Geschwistern im Souvenirshop im Untergeschoss. Zu einem richtigen Museumsbesuch gehört auch ein Besuch im Souvenirshop. Ruhig auch mal daheim ein Andenken kaufen, es muss nicht immer der Souvenirshop in Übersee sein. Der Kleine war auch noch erschwinglich, ich konnte bar bezahlen. Dreizehn Euro glaube ich. Das ist deswegen interessant für die Verbreitung im Internet, weil es tatsächlich Anbieter (in Übersee!) gibt, die genau diesen kleinen vergoldeten Ibis als eine Art kostspielige Seltenheit an den Sammler bringen wollen, für ungefähr 500 US-Dollar. Kauft in Berliner Souvenirshops! Den Ibis gibt es im Internet auch noch in größer und bei der Trauerfeier (Bild) von Helmut Dietl stand er sogar in größer vor dem Sarg. Vielleicht ein Dekorationsstück vom Bestatter, das jeder Trauerfeier das gewisse Etwas gibt. Mir hat er einfach gefallen, der kleine Ibis, weil er eine putzige Form hat und so eine ganz eigene Anmut. Und mich an meinen schönen Ausflug erinnert, der mich nicht mehr hätte beeindrucken können, wenn er nach Übersee gegangen wäre.


Warum der Ibis Gottheit des Bloggens ist, habe ich schon erklärt: Der heilige Ibis wurde mit dem Mondgott Thot in Verbindung gebracht, dem Schutzpatron der Schreiber, und vereinzelt mit einer Mondsichel auf dem Kopf dargestellt. Ihm werden die Eigenschaften der Ausdauer und des Strebens zugeschrieben. Er wurde aber auch mit der Seele und dem Atemhauch asoziiert. In diesem Zusammenhang steht auch die Darstellung Thots im Ägyptischen Totenbuch (Spruch 183), der – hier mit Ibiskopf – Osiris verschiedene Symbole überreicht, unter anderem auch das Anch, das Symbol für ewiges Leben und Herrschaft. Das Zentrum des Thot-Kultes lag in Hermopolis, wo Tausende von mumifizierten Ibissen gefunden wurden. Als Schopf-Ibis sah man ihn eher in Verbindung mit der Sonne: Als verklärter, Segen spendender Geist.

21. April 2015

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Das große Treppenfoyer, die Treppenskulptur, die ich nur in unzulänglichem Licht einfangen konnte, kein einziges Bild in der Totalen. Aber das findet man ja sonst überall. Die Spannung der Dramaturgie, der Konfrontation von exhuminierter Substanz mit wegweisender Linienführung, modernster Bautechnologie des einundzwanzigsten Jahrhunderts, findet ihren Höhepunkt in der großen Treppenhalle. Sehr fasziniert hat mich das Bild, eine Aufnahme aus der Bauzeit, wo man eines der Treppensegmente aus dem mit Marmorstücken vermischtem Beton über der provisorischen Öffnung des Daches schweben sieht. Ein gigantisches Teil aus tonnenschwerem Marmorbeton, von einem Kran gehalten. Mich elektrisiert das ungeheuer. Wie große Schiffe in einem Hafen. Was der menschliche Wille mit Materie zustande zu bringen vermag. Mir wird religiös, wenn ich Bewegung von gigantischer Materie sehe. Wie ein Ameise, die einen Kekskrümel trägt, der fünfmal so groß ist, wie ihr Ameisenkörper. Ein bißchen vergleichbar dem Versetzen von Bergen. Wovon man eben träumt.


“Wir wollen die erhaltenen Fragmente nicht durch das, was fehlt, zusammenbinden, sondern durch Material, das, bei Vermeidung von Imitation, dem Ganzen Ordnung und den Teilen Bedeutung zurückgibt.“ Sir David Chipperfield


[…] Seit seiner Wiedereröffnung am 15. Oktober 2009 haben weit mehr als 1,2 Millionen Menschen das Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel besucht. Während eines Festaktes am 20. Juni 2011 in Barcelona wird dem Architektenteam um Sir David Chipperfield der Mies-van-der-Rohe-Preis der Europäischen Union für die Wiederherstellung des Neuen Museums verliehen. Dieser Preis wird alle zwei Jahre ausgelobt, um herausragende Arbeiten zu prämieren. Durchgesetzt hat sich die Arbeit gegen 343 Projekte aus 33 europäischen Ländern. Die Jury lobt vor allem die außerordentliche Leistung des britischen Architekten, neue und bestehende Elemente miteinander zu vereinen. Seit 2009 thront Nofretete, die Schönste der Schönen, wieder in Neuen Museum unter der Nordkuppel: Genau an dem Ort, von dem sie 1939 fliehen musste, bevor die Bomben ihr Haus zerstörten, hat ihr der britische Architekt David Chipperfield mit einem der spektakulärsten Museumsneubauten unserer Zeit einen neuen Palast geschaffen.“

16. April 2015


https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=1811922554

„Im Steinzeit-Saal begrüßen die Besucher der berühmte 11-jährige Neandertalerjunge aus Le Moustier in Frankreich und der beliebte Elch vom Berliner Hansaplatz. Die zweite Saalhälfte zeigt mit prächtigen Funden der Jungsteinzeit den Übergang zu Ackerbau und Viehzucht. Im Bronzezeitsaal bilden die Großvitrinen mit beeindruckenden Exponatmontagen und einem dreidimensionalen Blick auf das älteste Schlachtfeld der Menschheitsgeschichte eine Prozessionsstraße hin zum berühmten Berliner Goldhut. Am Ende des Rundgangs in Ebene 3 präsentieren sich die eisenzeitlichen Kulturen mit hallstattzeitlichen Fürstengräbern und latènezeitlichen Fundkomplexen auch im Kontext der mittelmeerischen Kulturen.“

„3000 Jahre alt und doch fast unversehrt. Der Berliner Goldhut. Noch immer geht ein Zauber von diesem hohen, schmalen Kegel aus, der, geheimnisvoll angestrahlt, in der Mitte des Sternensaals zu schweben scheint. Aus einem einzigen Stück ist er gearbeitet, ganz ohne Naht, von allen Seiten gleich. Inzwischen ist sicher, dass es sich um eine zeremonielle Kopfbedeckung handelt.“

„Wahrscheinlich war dieser Goldhut ursprünglich gefüttert, vielleicht mit Filz oder Leder. Nur drei weitere aus Gold getriebene Zeremonialhüte aus der Bronzezeit haben sich erhalten, zwei davon haben ihre Krempe verloren und waren daher gar nicht als Hüte zu erkennen. Doch die konische Form und die Ornamente gleichen sich bei allen vier Exemplaren, so dass man von einer ähnlichen Funktion ausgehen kann. Die Menschen des 2. vorchristlichen Jahrtausends pflegten Gaben an die Götter im Boden oder auch im Moor niederzulegen und sie auf diese Weise auch vor einer möglichen Entweihung zu schützen. Getragen wurde diese zeremonielle Kopfbedeckung wohl von einem Priester oder Stammesführer bei kultischen Handlungen. Der Hut erhöhte seinen Träger nicht nur, er machte ihn auch zum Herrscher über die Zeit und die Abläufe in der Natur. Denn die Kreisscheiben, die den Kegel scheinbar zur Zierde überziehen, bilden ein ausgeklügeltes kalendarisches System. Dieser Hut enthält das Wissen über Sonnen- und Mondjahre und ihr Verhältnis zueinander. Der Goldhut ist also nicht nur ein Meisterwerk spätbronzezeitlicher Goldschmiedekunst, er ist auch ein hochkomplexer Kalender.“

„Dazu ertönt der Klang […..] einer bronzezeitlichen Lure, eines Blasinstruments. Meist wurden Luren aus Bronze hergestellt. Luren bestehen aus einem Mundstück und mehreren zusammengesetzten gegossenen Stücken bzw. Rohren. Sie sind zwischen einem und zwei Meter lang und S-förmig geschwungen. Die Schallöffnung besteht oft aus einer reich verzierten Scheibe. Zumeist wurden sie als Paare gefunden, die harmonisch aufeinander abgestimmt waren. Daher geht man davon aus, dass sie gemeinsam gespielt wurden. Die Felsenritzungen von Tanum und eine Ritzung im Grab von Kivik zeigen das Instrument. Es ist anzunehmen, dass Luren zu ihrer Zeit von großer Bedeutung waren. Darauf weisen nicht nur die Horte mit vermutlich kultischem Hintergrund hin. Es wird auch durch die häufige Darstellung von Lurenbläsern auf bronzezeitlichen Felsbildern unterstrichen.“

16. April 2015


https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=1811922554

„Im Steinzeit-Saal begrüßen die Besucher der berühmte 11-jährige Neandertalerjunge aus Le Moustier in Frankreich und der beliebte Elch vom Berliner Hansaplatz. Die zweite Saalhälfte zeigt mit prächtigen Funden der Jungsteinzeit den Übergang zu Ackerbau und Viehzucht. Im Bronzezeitsaal bilden die Großvitrinen mit beeindruckenden Exponatmontagen und einem dreidimensionalen Blick auf das älteste Schlachtfeld der Menschheitsgeschichte eine Prozessionsstraße hin zum berühmten Berliner Goldhut. Am Ende des Rundgangs in Ebene 3 präsentieren sich die eisenzeitlichen Kulturen mit hallstattzeitlichen Fürstengräbern und latènezeitlichen Fundkomplexen auch im Kontext der mittelmeerischen Kulturen.“

„3000 Jahre alt und doch fast unversehrt. Der Berliner Goldhut. Noch immer geht ein Zauber von diesem hohen, schmalen Kegel aus, der, geheimnisvoll angestrahlt, in der Mitte des Sternensaals zu schweben scheint. Aus einem einzigen Stück ist er gearbeitet, ganz ohne Naht, von allen Seiten gleich. Inzwischen ist sicher, dass es sich um eine zeremonielle Kopfbedeckung handelt.“

„Wahrscheinlich war dieser Goldhut ursprünglich gefüttert, vielleicht mit Filz oder Leder. Nur drei weitere aus Gold getriebene Zeremonialhüte aus der Bronzezeit haben sich erhalten, zwei davon haben ihre Krempe verloren und waren daher gar nicht als Hüte zu erkennen. Doch die konische Form und die Ornamente gleichen sich bei allen vier Exemplaren, so dass man von einer ähnlichen Funktion ausgehen kann. Die Menschen des 2. vorchristlichen Jahrtausends pflegten Gaben an die Götter im Boden oder auch im Moor niederzulegen und sie auf diese Weise auch vor einer möglichen Entweihung zu schützen. Getragen wurde diese zeremonielle Kopfbedeckung wohl von einem Priester oder Stammesführer bei kultischen Handlungen. Der Hut erhöhte seinen Träger nicht nur, er machte ihn auch zum Herrscher über die Zeit und die Abläufe in der Natur. Denn die Kreisscheiben, die den Kegel scheinbar zur Zierde überziehen, bilden ein ausgeklügeltes kalendarisches System. Dieser Hut enthält das Wissen über Sonnen- und Mondjahre und ihr Verhältnis zueinander. Der Goldhut ist also nicht nur ein Meisterwerk spätbronzezeitlicher Goldschmiedekunst, er ist auch ein hochkomplexer Kalender.“

„Dazu ertönt der Klang […..] einer bronzezeitlichen Lure, eines Blasinstruments. Meist wurden Luren aus Bronze hergestellt. Luren bestehen aus einem Mundstück und mehreren zusammengesetzten gegossenen Stücken bzw. Rohren. Sie sind zwischen einem und zwei Meter lang und S-förmig geschwungen. Die Schallöffnung besteht oft aus einer reich verzierten Scheibe. Zumeist wurden sie als Paare gefunden, die harmonisch aufeinander abgestimmt waren. Daher geht man davon aus, dass sie gemeinsam gespielt wurden. Die Felsenritzungen von Tanum und eine Ritzung im Grab von Kivik zeigen das Instrument. Es ist anzunehmen, dass Luren zu ihrer Zeit von großer Bedeutung waren. Darauf weisen nicht nur die Horte mit vermutlich kultischem Hintergrund hin. Es wird auch durch die häufige Darstellung von Lurenbläsern auf bronzezeitlichen Felsbildern unterstrichen.“

13. April 2015

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Die Amarna-Sammlung im Neuen Museum ist in einem Raum, in dem sich keine Spur von historischer Bausubstanz findet. Nichts. Der Saal ist in der ersten Etage, angrenzend an den Apollonsaal, in dem in der einzig verbliebenen Kuppelnische Echnaton rückwärtig Wand an Wand mit seiner Nofretete im erhaltenen Nordkuppelsaal steht. „Bei Bombardierungen am 22./23. November 1943 brannte das zentrale Treppenhaus mit den Wandfresken zur Geschichte der Menschheit aus. Im Februar 1945 zerstörten Bomben den Nordwestflügel sowie den Übergang zum Alten Museum und beschädigten den Südwestflügel sowie den Südostrisalit. In der Schlacht um Berlin zwischen den verbliebenen Wehrmachts- und SS-Einheiten und den sowjetischen Streitkräften Ende April 1945 kam es zu weiteren Zerstörungen.“ Ich musste eine Weile recherchieren, um den Zusammenhang zwischen der Bezeichnung „Ägyptischer Hof“, den man gleichermaßen auf diesen Raum mit der Armana-Sammlung bezogen findet, und dem im Untergeschoss liegenden Saal „Jenseits und Ewigkeit“ mit den Sarkophagen, der ebenfalls dem Ägyptischen Hof zugeordnet wird, zu verifizieren. Chipperfield hat ein Zwischengeschoss eingefügt, wenn ich es recht verstanden habe, die Ebene, auf der man hier steht, hat vor der Zerstörung nicht existiert, und befindet sich, wie auf den Grundrissen ersichtlich ist, unmittelbar über dem Bereich der Sarkophage im Untergeschoss. Der historische Ägyptische Hof wäre vermutlich zu aufwändig zu rekonstruieren gewesen und die Substanz der eingelagerten Säulen- und Kapitellfragmente zu geringfügig. Es war einer der exotischsten und opulentesten Säle im Neuen Museum, das Herz der ägyptischen Sammlung. Ein dicht mit ägyptischen Motiven bemalten Säulen gesäumter Tempelraum für die spektakulärsten Exponate, herrliche Sphinxen darunter. Auf dieser alten Fotografie erahnt man diese Pracht des alten Ägyptischen Hofes, in dem auch die Schätze der heutigen Amarna-Sammlung gezeigt wurden. Und hier ist eine kolorierte Zeichnung. Der heutige Raum trägt die Bezeichnung „Unter Atons Strahlen – Die Königliche Familie in Amarna“. David Chipperfield hat einen eigenen Begriff für diesen Bereich gewählt. Sanctuary. Heiligtum.

10. April 2015


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Nofretete steht in Berlin. Nicht in Ägypten. Ob das richtig ist, darüber wird wohl seit hundert Jahren gestritten, aber als zugereiste Berlinerin kann man hier sehr heimisch werden. Ich weiß das. Sie hatte einen sehr schönen Mann, Amenophis IV. aka Echnaton, von dem sie nur durch eine Wand getrennt ist, eine Skulptur, die seinen Kopf zeigt, steht im Apollonsaal. Nofretete zu fotografieren ist nicht erlaubt, warum auch immer. Sie hat den exclusivsten Ort im Neuen Museum, eine ganze Kuppel für sich alleine, den Nordkuppelsaal. Und sie ist schön. Egal, wie oft man sie auf Fotografien gesehen hat. Ein Objekt oder Phänomen inflationärer Verbreitung in aller Unschuld zu betrachten, verlangt eine gewisse Konzentration, die Fähigkeit, die eigene Wahrnehmung von kolportierter Beurteilung zu bereinigen, den Eindruck zu relativieren. Sie hat einen hochherzigen, anmutigen Ausdruck. Echnaton war ihr Cousin. In der Pharaonenfamilie wurde inzestuös geheiratet. Kaiserin Elisabeth von Österreich, Sisi – war ebenfalls mit ihrem Cousin verheiratet – Kaiser Franz Joseph, dem Sohn ihrer Tante. In der Aristokratie üblich. Echnaton trieb es noch inniger, er zeugte mit einer Tochter von ihm und Nofretete Tutanchamun. Usw. usf. Wie auch immer. Wir sehen die erhabenen Abbilder. Wieviel Lebensglück sie erfahren haben, weiß man nicht, aber schöne Antlitze. Im Apollonsaal ist auch ein berückendes Fragment von einem Fresko von einem Palastboden. In einer Vitrine, unter Glas. Das sind Kraniche, glaube ich. – – – Ja.

07. April 2015



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Kraft meiner Wassersuppe und meiner Sehkraft sage ich: das ist großartig. Alles. Wir sehen Bildfragmente von vier Sälen. Dem Modernen Saal. Dem Mittelalterlichen Saal. Dem Römischen Saal. Dem Bacchussaal. Wo eine Figur steht, die als der „Xantener Knabe“ bezeichnet wird. Ich wusste nichts darüber, auch nicht so wichtig. Aber was für eine schöne Idee — er hielt ein ovales Tablett, auf dem er mutmaßlich Weintrauben und gut gefüllte Kelche reichte. Er ist nicht so berühmt, weil er so ein exorbitantes Werk der Bildhauerei wäre, sondern weil er so alt ist, ca. 150 v. Christus von hellenischen Bildhauern geschaffen, und aus dieser Epoche kaum vergleichbare Skulpturen in so gut erhaltenem Zustand gefunden wurden. Im Grunde ein Salonmöbel, ein stummer Diener.


Aber die eigentliche Sensation für mich war es, über diese Mosaikböden zu laufen, die gefiederten Säulen zu bestaunen. So viel vom alten Berlin erleben zu dürfen. Deswegen bewegte mich der Besuch mehr als einer in irgendeinem anderen Museum. Es entzieht sich der Vorstellungskraft, dass diese Räume nach der fundamentalen Kriegsversehrung 1939 siebzig Jahre im Dornröschenschlaf lagen. Es ist wertvoll und anrührend, wenn man nur die geringste authentische Spur der alten Pracht sehen und erleben kann. Ich kann mir vorstellen, dass manch einer, der es nicht weiß, sich bei dem Namen „Neues Museum“ etwas Modernes vorstellt, ein zeitgenössisches Bauwerk. Man kann aber auch leicht durcheinanderkommen, mit dem Neu und Alt, wenn man all die Namen hört: „Altes Museum“ „Alte Nationalgalerie“ „Neues Museum“ „Neue Nationalgalerie“ Aber das Neue Museum ist eines mit den ältesten Mauern. Und etwa der traditionell so bezeichnete „Moderne Saal“ ist modern im Sinne der Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Es gibt wirklich einiges zu entdecken. Auch für mich.



Noch nach neunundzwanzig Jahren, die ich in dieser Stadt lebe, davon mehr als die Hälfte in Mitte. Als ich danach nach Hause lief, war ich gewissermaßen demütig, dass ich nur einen kleinen Spaziergang von diesem Weltkulturerbe entfernt lebe. Diese vier Säle führen zum Nordkuppelsaal, in dem die legendäre Nofretete-Büste ihr letztes Zuhause gefunden hat. Dazu morgen.


06. April 2015

Ich habe mir gerade die Fingernägel lackiert. Das ist deswegen berichtenswert, weil ich mir seit ungefähr Zweitausendacht nicht mehr die Nägel lackiert habe. Also sieben Jahre. Aber nicht bunt. Auch nicht durchsichtig. So in etwa Hautfarbe. Sieht tatsächlich ganz schick aus, weil die Hautfarbe heller ist als meine Haut. Das hat so ein bißchen was von Urlaub, im Kontrast. Also hellere Nägel als die Hautfarbe der Hände. Gefällt mir. Ich wollte mir die Nägel schon vor einer Woche mal schöner machen, aber ich habe die Fingernägel seit Jahren nicht mehr perfektionistisch bearbeitet. Immer nur kurz geschnitten. Dann ist mein Nagelhautschieber kaputt gegangen und ich habe es einfach so gelassen. Letzte Woche habe ich mir einen neuen Nagelhautschieber im Kaufhaus gekauft, von Zwilling. Das war auch der einzige, den es einzeln gegeben hat, andere waren immer nur in kompletten Maniküre-Sets drin. Im Drogeriemarkt, weder bei Rossmann, noch bei dm gibt es einzelne Nagelhautschieber zu kaufen. Also zum Kaufhof am Alexanderplatz in die Kosmetikabteilung und den einzigen einzeln erhältlichen von Zwilling genommen. Der Preis war höher als die billigsten kompletten Maniküre-Sets, wo einer mit drin ist, aber die sahen nicht so handlich aus. 13,99 Euro. Leiste dir mal was Anständiges, ein professionelles Gerät, was fürs Leben, nicht wieder so ein fummeliges Ding mit einem Kunststoffgriff, der irgendwann ausleiert und dann hat man das Metallteil irgendwann freifliegend in der Hand. Ich bin zufrieden. Das ist eine ganz neue Dimension von Nagelhaut schieben. Die Spitze hat auch eine gewisse Schärfe, aber nicht so scharf wie ein Messer. Der Griff ist auch griffiger, weil länger. Der kleine Apparat ist komplett aus Stahl und auf der anderen Seite ist noch so en spitzes Ding zum Fingernägel saubermachen – auch wichtig! So kann man arbeiten.

05. April 2015


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Einfach schön. Es handelt sich um Keramik aus Zypern aus archaischen Zeiten. Selten gibt es ähnliche Objekte im Handel. Auf dieser Seite kann man ein paar wenige Sachen finden, die man kaufen könnte, wenn man gerade Geld übrig hat. Das hier ist auch ein schönes Objekt. Sogar im dreistelligen Bereich, aber englische Pfund. Weiß gar nicht wie das steht. Aber so sehr brauche ich jetzt auch keine Keramik. Aber wenn ich welche bräuchte, und Platz dafür hätte, könnte ich schon schwach werden. Das Alter wäre mir gar nicht wichtig, auch gerne als brandneue Replik. Diese schönen geometrischen Formen. Was Formgebung angeht, findet man in allen Epochen der Menschheitsgeschichte Vollendung. Das Altertümliche weist allerdings so gut wie nie billig wirkende Materalien auf, weil das gezwungenermaßen Organische schon substanziell überzeugt und immer durchscheint. Sehr erholsam für mein Auge. Es war gar nicht so leicht, herauszufinden, was ich da fotografiert habe, weil ich keinen Hinweis auf der Seite des Neuen Museums gefunden habe, dass im Ethnographischen Saal Keramik aus Zypern gezeigt wird. Aber irgendwoanders stand dann doch zum Museum für Vor- und Frühgeschichte, wie dieser Teil des Neuen Museums auch heißt, worum es sich handelt. Jetzt fällt mir auch wieder ein, woran mich diese Sachen erinnern. An die mykenischen Keramiken in Akrotiri, der Ausgrabungsstätte auf Santorin, wo ich vor ungefähr dreiundzwanzig Jahren einmal war.

So eine schöne Kultur. Daher stammt auch dieses berühmte Fresko der Boxenden Kinder. Auf Zypern war ich auch einmal, kurz davor glaube ich, und habe mir ein paar sehr schöne Windlichter mitgebracht, aus Ton mit geometrischen Einschnitten für das durchscheinende Licht. Die habe ich immer noch. Ich war da auch in einer Ausgrabungsstätte. Da gab es ein Apollon-Heiligtum. Und ein Amphitheater. Alles lange her. Als älteres Kind hatte ich eine Weile den Traum, als Archäologin durch die Welt zu reisen. Aber als ich älter wurde, habe ich gemerkt, dass so ein Archäologe vor allem ganz viele Bücher lesen muss und meistens keine Schätze findet, sondern nur ein paar kleine Scherben, die nicht viel hermachen. Eine staubige Angelegenheit. Und auch ein bißchen langweilig. So gerne ich das Neue Museum mit seinen Schätzen auch besucht habe, ich bin jetzt wieder für ein Weilchen gesättigt. Alle paar Jahre ist es aber sehr schön. Es ist also nicht zu befürchten, dass ich den Frühling und Sommer in Museen verbringe. Aber die anderen Säle vom Neuen Museum schauen wir uns schon noch an. Morgen geht es dann eine Treppe höher, wo der Römische und der Bacchussaal warten und die unfotografierbare Nofretete und ihr auch sehr schöner Echnaton.


05. April 2015

Wichtiger Hinweis für alle Scheidungswilligen:
Scheidungsfotos in Wien
Bitte verbreiten Sie das Angebot.
(Der Fotograf und Künstler ist ein ehemaliger Liebhaber von mir. Nicht der frisch geschiedene Mann auf den Fotos! Nicht mein Typ!)
Fast ein bißchen ärgerlich, dass ich nie verheiratet und somit nicht geschieden bin. Das Angebot richtet sich glaube ich nicht an Verlassene Getrennte ohne Trauschein. Obwohl sich da bei entsprechendem Honorar sicher darüber reden ließe. Ich hatte ja leider immer eher so undefinierbare Verbindungen, bei denen letztlich auch der Trennungsfall nebulös blieb. Irgendetwas ist da gründlich schief gelaufen.

05. April 2015



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Der Schliemann-Saal beherbergt heute Funde und Fundkopien aus der Sammlung trojanischer Altertümer von Heinrich Schliemann, insbesondere Teile aus dem weltbekannten sog. Schatz des Priamos. Schliemann hatte diesen 1881 dem Deutschen Volke zu ewigem Besitze und ungetrennter Aufbewahrung in der Reichshauptstadt geschenkt, woraufhin Kaiser Wilhelm I. sich in einem persönlichen Brief an Schliemann bedankte und entschied, dass der Schatz des Priamos im gerade im Bau befindlichen Museum für Völkerkunde Berlin ständig ausgestellt werden solle, wo er von 1885 bis 1939 zu sehen war. Während sich die bedeutendsten Teile des Schatzes heute im Puschkin-Museum in Russland als Beutekunst befinden und hier zum Teil nur als Kopie zu sehen sind, sind die wenigen von Russland an Deutschland zurückgegebenen Teile im Original ausgestellt, einschließlich der großen Silbervase, in der Schliemann den aus Goldschmuck bestehenden Schatz fand.

„Breiten Raum in den Schriften Schliemanns nehmen die Notizen betreffs der Proviantierung des Stabes ein: Das ehemals mit Schliemann assoziierte Handelshaus Schroeder stellt eine „bedeutende Menge Conservenbüchsen mit Rindfleisch aus Chicago, Pfirsichen und Ochsenzungen, ferner auch 240 Flaschen des besten englischen Pale Ale“ zur Disposition. Hinzu kommen lokale Viktualien wie „frisches Hammelfleisch“, „trojanischer Wein“ und saisonale Agrarprodukte. Ähnliches gilt für das Arsenal der Werkzeuge: Von „J. Henry Schroeder u. Comp. in London“ erhält Schliemann die „besten englischen Hacken und Schaufeln“ […]

„Um den Schatz der Habsucht meiner Arbeiter zu entziehen und ihn für die Wissenschaft zu retten, war die allergrößte Eile nötig, und, obgleich es noch nicht Frühstückszeit war, so ließ ich doch sogleich paidos ausrufen. Und während meine Arbeiter aßen und ausruhten, schnitt ich den Schatz mit einem großen Messer heraus, was nicht ohne die allergrößte Kraftanstrengung und die furchtbarste Lebensgefahr möglich war, denn die große Festungsmauer, welche ich zu untergraben hatte, drohte jeden Augenblick auf mich einzustürzen. Aber der Anblick so vieler Gegenstände, von denen jeder einzelne einen unermeßlichen Wert für die Wissenschaft hat, machte mich tollkühn, und ich dachte an keine Gefahr. Die Fortschaffung des Schatzes wäre mir aber unmöglich geworden ohne die Hilfe meiner lieben Frau, die immer bereit stand, die von mir herausgeschnittenen Gegenstände in ihren Shawl zu packen und fortzutragen.“ Heinr. Schliemann, Alterthümer

05. April 2015

„Weltordnung. Das Thema des Griechischen Hofes ist durch den Relieffries von Schievelbein von 1848 vorgegeben. Dargestellt ist die Flucht der Bewohner Pompejis nach dem Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. Die ägyptischen Reliefs 2496-2483 v. Chr. aus dem Totentempel des Sahurê zeigen König Sahurê beim Erlegen wilder Tiere und dabei unterwirft er sich die Natur. Die Götter führen dem König gefesselte Nubier, Libyer und Asiaten zu“ […]

Den Schievelbein-Fries kann man besser von den oberen Etagen sehen, die verglaste Durchblicke zum Griechischen Hof bieten. Dieser schachtartige Raum, der ursprünglich ein offener Innenhof war, ist allerdings für mich weniger durch den sehr weit oben liegenden, kaum erkennbaren Fries, als durch die Fragmente des ägyptischen Reliefs, die Chipperfield direkt in die Wand integriert hat, sehenswert. Monumental. Es ist nicht in einer Fotografie wiederzugeben. Der griechische Hof liegt unmittelbar neben dem Ägyptischen Hof, in dem die Sarkophage stehen. Das Monumentale hört nicht mehr auf. Dem Schmuck habe ich nicht viel Beachtung geschenkt, ich war noch so voll von Eindrücken von der absolut vollendeten Ästhetik der Steinsarkophage. In Anbetracht heutiger Bestattungskultur und Sarg-Ästhetik muss man an der Evolution des Bestattungswesens zweifeln. Na gut – sowieso. Ich verließ die unterste Ebene, um in einer der oberen Etagen Nofretete zu besuchen und gelangte in eine Flucht von weiteren Sälen, Schliemanns Schatz von Troja usw. gewidmet. Man sollte sich nichts außer dem Neuen Museum an einem Ausflugstag in Berlin vornehmen, die Eindrücke kann man nicht so schnell verarbeiten. Ich lese selten Tafeln in Museen, ich bin so mit dem Betrachten der Exponate beschäftigt. Jetzt hole ich einiges nach, um einzuordnen, was ich da genau gesehen und bewundert habe. Dank Internet funktioniert das sehr gut, mein kleines, autodidaktisches Abendstudium. Ich kriege zwar keinen Doktortitel dafür, aber ich kann meine Bilder mit sinnstiftenden Erklärungen versehen. Die Gegenwart hat im Augenblick keine Neuigkeiten für mich, die mir annähernd inspirierend oder animierend erschienen.
https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=1811922554

Alltag – Luxus – Schutz. Schmuck im Alten Ägypten. „Diese kleine Sonderausstellung zeigt ausgewählte Schmuckstücke, Pektorale und Amulette sowie Skarabäen aus verschiedenen Epochen der ägyptischen Geschichte. Sie gibt einen Überblick über die verschiedenen Schmuckarten, erläutert ihre Herstellung und zeigt exzellente Beispiele der Metallbearbeitung. In einzelnen Vitrinen wird die Bedeutung des Schmucks im Alltag, als Luxusgegenstand und als Schutzamulett erläutert.“ Bis 31. Mai 15.

05. April 2015

„Weltordnung. Das Thema des Griechischen Hofes ist durch den Relieffries von Schievelbein von 1848 vorgegeben. Dargestellt ist die Flucht der Bewohner Pompejis nach dem Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. Die ägyptischen Reliefs 2496-2483 v. Chr. aus dem Totentempel des Sahurê zeigen König Sahurê beim Erlegen wilder Tiere und dabei unterwirft er sich die Natur. Die Götter führen dem König gefesselte Nubier, Libyer und Asiaten zu“ […]

Den Schievelbein-Fries kann man besser von den oberen Etagen sehen, die verglaste Durchblicke zum Griechischen Hof bieten. Dieser schachtartige Raum, der ursprünglich ein offener Innenhof war, ist allerdings für mich weniger durch den sehr weit oben liegenden, kaum erkennbaren Fries, als durch die Fragmente des ägyptischen Reliefs, die Chipperfield direkt in die Wand integriert hat, sehenswert. Monumental. Es ist nicht in einer Fotografie wiederzugeben. Der griechische Hof liegt unmittelbar neben dem Ägyptischen Hof, in dem die Sarkophage stehen. Das Monumentale hört nicht mehr auf. Dem Schmuck habe ich nicht viel Beachtung geschenkt, ich war noch so voll von Eindrücken von der absolut vollendeten Ästhetik der Steinsarkophage. In Anbetracht heutiger Bestattungskultur und Sarg-Ästhetik muss man an der Evolution des Bestattungswesens zweifeln. Na gut – sowieso. Ich verließ die unterste Ebene, um in einer der oberen Etagen Nofretete zu besuchen und gelangte in eine Flucht von weiteren Sälen, Schliemanns Schatz von Troja usw. gewidmet. Man sollte sich nichts außer dem Neuen Museum an einem Ausflugstag in Berlin vornehmen, die Eindrücke kann man nicht so schnell verarbeiten. Ich lese selten Tafeln in Museen, ich bin so mit dem Betrachten der Exponate beschäftigt. Jetzt hole ich einiges nach, um einzuordnen, was ich da genau gesehen und bewundert habe. Dank Internet funktioniert das sehr gut, mein kleines, autodidaktisches Abendstudium. Ich kriege zwar keinen Doktortitel dafür, aber ich kann meine Bilder mit sinnstiftenden Erklärungen versehen. Die Gegenwart hat im Augenblick keine Neuigkeiten für mich, die mir annähernd inspirierend oder animierend erschienen.
https://www.flickr.com/apps/slideshow/show.swf?v=1811922554

Alltag – Luxus – Schutz. Schmuck im Alten Ägypten. „Diese kleine Sonderausstellung zeigt ausgewählte Schmuckstücke, Pektorale und Amulette sowie Skarabäen aus verschiedenen Epochen der ägyptischen Geschichte. Sie gibt einen Überblick über die verschiedenen Schmuckarten, erläutert ihre Herstellung und zeigt exzellente Beispiele der Metallbearbeitung. In einzelnen Vitrinen wird die Bedeutung des Schmucks im Alltag, als Luxusgegenstand und als Schutzamulett erläutert.“ Bis 31. Mai 15.

04. April 2015


Die ägyptischen Särge schildern die jenseitige Welt und den damit verbundenen Sonnenlauf. Die Göttin des Westens übergibt am Morgen den Sonnengott, der sich in der Nacht bei seiner zwölfstündigen Fahrt durch die Unterwelt verjüngt und die Toten erweckt hat, in Gestalt des Sonnenballs an die Göttin des Ostens. Im Zentrum stehen der Gott Osiris und die nächtliche Fahrt der Sonne durch die Unterwelt. Der Verstorbene tritt anbetend vor den mumiengestaltigen und schwarzhäutigen Osiris, um Einlaß in die Unterwelt zu erhalten. Die Sprüche helfen dem Toten am Tage in Form des Seelenvogels in die diesseitige Welt zu gelangen und am Abend zurückzukehren, wenn die Sonne durch die Unterwelt fährt und alle Verstorbenen und Osiris zu neuem Leben erweckt und sich selber wieder für den nächsten Morgen regeneriert. […]

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Nach traditioneller christlicher Vorstellung ist der Karsamstag der Tag der Höllenfahrt Christi, bei der Jesus in der Nacht nach seiner Kreuzigung in die Unterwelt hinabgestiegen sei und dort im „Schoße Abrahams“, die Seelen der Gerechten befreit habe. […]



Der Sarkophag des Anch-Hor stammt aus der Nekropole von Sakkara und ist rund 2500 Jahre alt. Sargwanne und Sargdeckel bestehen jeweils aus einem einzigen Steinblock, deren jeder 3,5 Tonnen wiegt. Auf seinen Längsseiten zeigt er den Verstorbenen vor den 42 Richtern des Totengerichts. Auf dem Fußende des Sarges von Anch-Hor sind zwei liegende Schakale auf einer Standarte dargestellt. Der Schakal ist eine Erscheinungsform des Gottes Anubis, der den Verstorbenen auf seinem Weg in die Unterwelt und vor den Totenherrscher Osiris begleitet. Die Göttin Isis erhebt ihre Arme, um so den Verstorbenen im Jenseits zu beschützen. […] Die Hoffnung des Verstorbenen, im Jenseits aufzuerstehen, wird auf dem Kopfende des Sarkophages ausgedrückt: Der Käfer inmitten der Sonnenscheibe ist eine Erscheinungsform des Sonnengottes, der jeden Morgen nach seiner Fahrt durch die Unterwelt verjüngt aufgeht. Außen knien die Göttinnen Isis und Nephthys und heben beschützend ihre Arme.


Als goldener Falke entschlüpf ich dem Ei
Und flattre zum Himmel empor
Als riesiger Falke flieg ich am Himmel
Vier Ellen ist mein Rücken breit
Smaragde des Südens leuchten die Flügel
Aus meinem Sarg im Abendschiff
Steig ich zum Himmel empor
Und trage mein Herz, das lebendig ist
Zu den westlichen Bergen und Hügeln
Erreiche dort wieder das Morgenschiff
Die göttliche Ordnung begreif und erfüll ich
Die Götter verneigen sich, grüßen mich fröhlich
Als goldener Falke mit Phönix-Kopf
Flieg ich zum Himmel empor
Ra selbst hört meinen Worten zu
Ihr uralten Götter, vom Himmel geboren
Ihr Erstlinge der Göttin Nut
Seht, ich nehme bei euch Platz
Bin stark und fest, von Kraft erfüllt
Erblicke die weiten eleusischen Felder
Die mich ernähren, mit Leben erfüllen
Geheiligt, vergeistigt erkenn ich das Glück
Leb ich im Reichtum eleusischer Felder
Auch meine Kehle erhalt ich zurück
Und mein Verstand gehorcht wieder mir selber.

Um sich in einen goldenen Falken zu verwandeln, Totenbuch Kapitel LXXVII, Ü: E. Boerner