„Wecker – das unverzichtbare Accessoire zum pünktlichen Aufwachen“
Noch nie so betrachtet. Accessoires kann man ja nie genug haben. Gerade im Internet-Laden von Galeria Kaufhof gelesen. Wollte einen 10-Euro-Gutschein einlösen, den man aber nur bei online-Einkauf nutzen kann und habe nach Getränken, also einem bestimmten Getränk mit Kohlensäure geschaut. Die weitere Bedingung ist, dass man für mindestens 59 Euro einkauft, damit man 10 Euro erlassen kriegt. So dachte ich mir, ich kaufe im online-shop ganz clever drei bis X Flaschen von einer bestimmten Marke, die vom 27. bis 31. Dezember um zwanzig Prozent reduziert ist. Ist aber leider „derzeit im online shop nicht verfügbar“. Ist nicht so schlimm, war gerade am Alex bei Galeria, um schon mal ein paar Flaschen von dem vergünstigten Getränk zu bunkern, vier Stück. An der Kasse – ich muss es doch erzählen, auch wenn meine Leser wahrscheinlich nicht die Zielgruppe sind, also nicht unbedingt. Schon als ich in die Getränkeabteilung steuere, sehe ich auf der Höhe von dem Tresen mit den Teesorten diesen jungen Musiker von dieser Gruppe, ein Gitarrist mit langen Haaren, der sehr freundlich an der Ecke zu warten scheint. Ich dachte mir schon, der wird auf seine Gefährtin warten, man kauft ein, man wohnt wahrscheinlich in der Nähe. Hab beim zügigen Durchlaufen geguckt, ob die bildhübsche Sängerin, die ja bekanntlich seine Gefährtin ist, auch in der Nähe ist, aber nicht gesehen, ich habe auch nicht viel Zeit damit zugebracht, sondern bin direkt weiter zum Regal mit dem interessanten vergünstigten Getränk. Vier Flaschen unter die beiden Arme gepackt und schnurstracks zur Kasse, nicht verzetteln. Ich hatte sogar ausreichend Bargeld, grob überschlagen. Jetzt stand im Internet aber ein anderer Preis pro Flasche, knapp fünf Euro weniger. Andererseits gab es in der Getränkeabteilung ein Schild, dass bis Silvester alle Sorten von dem Getränk, von allen Marken, zwanzig Prozent Preisnachlass kriegen. Nun war meine kurze Überlegung, ist der reguläre Preis z. Z. überall reduziert und teilweise noch nicht richtig ausgepreist und darauf gibt es nochmal 20 Prozent oder gibts hier nur die zwanzig Prozent, somit wären wir wieder beim Internet-Einkaufspreis. Ich wollte nur sicher gehen und spreche die Kassiererin darauf an, dass im Internet von vorneherein ein anderer Preis steht, aber alles ganz schnell, ich wollte ja den Betrieb nicht aufhalten, ich hasse das, wenn Kunden umständliche Befindlichkeiten an der Kasse äußern, und nun fing ich auch schon so an. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass nun jemand hinter mir an die Kasse kam, um ebenfalls zu zahlen. Ach, der langhaarige Musiker. Und wer steht daneben, dachte ich mir’s doch. Also die Verkäuferin überzeugte mich, dass es überall gleich viel kostet, nur unterschiedlich avisiert wird und ich reiche ihr den Betrag in vier Scheinen. Es machte irgendwas mit ,01 Euro am Ende, sie fragt, ob ich vielleicht einen Cent habe, ich gucke nach und finde nur ein zwei-Cent-Stück, das ich ihr anbiete, mit den Worten: „ich hab nur zwei Cent, ich weiß nicht, ob Ihnen das was nützt?“ Die Kasserin ist hin- und hergerissen, ob ihr das was nützt oder ob es ihr nichts nützt. Da greift die bildhübsche Sängerin in ihr Portemonnaie und gibt der Kasserin den fehlenden Cent, den sie von mir hätte haben wollen. Ich bin nun auch irritiert und überlege, ob es der Spenderin etwas nützt, wenn ich ihr meine zwei Cent gebe und halte sie mit Fragezeichenblick in ihre Richtung, sie winkt deutlich ab „ach was.“ Kassierin gibt mir einen Euro zurück und meint „na ja nu hamse nen Glücks-Zent, der bringt Glück!“ Ich „Danke!“ in Richtung Sängerin, übrigens wirklich auch in echt sehr, sehr hübsch, nur etwas kleiner als gedacht, und sage noch (Schwerpunkt Richtung Kassiererin, aber natürlich auch ein Drittel Sängerin), „Na dann wünsche ich guten Rutsch allerseits!“ Kassiererin und Sängerin wünschen mir dasselbe. Und weg war ich, direkt zum Ausgang. Das war also die Geschichte, wo ich einmal von der bildhübschen Sängerin, einen Cent von ihrer Gage geschenkt gekriegt habe. Gerade vorhin. Bringt mir vielleicht wirklich Glück, der Cent. Noch sind die interessanten Getränke um 20 Prozent reduziert! Ich habe mir übrigens verkniffen zu gucken, was die beiden einkaufen und aufs Band legen, nur so ein frisches Rosmarin-Sträußchen habe ich mitgekriegt, weil es unmittelbar neben meinen vier Flaschen gelegen hat. Also ich fand die Sängerin ja schon immer sehr sympathisch, auch gerade in der Jury von Voice of Germany. Und wie gesagt bildhübsch! Als ich dann daheim war, also jetzt vorhin gerade, wollte ich eben noch den 10-Euro-Gutschein einlösen, bevor ich es vergesse. Nur bis Silvester gilt er noch. Und nun haben sie das Getränk nicht. Und ich weiß nicht, was ich sonst dort bestellen könnte. Aus lauter Orientierungslosigkeit habe ich mir Wecker angeschaut. Aber ich brauche gar keinen Wecker. Ich habe schon zwei. Mir fällt wirklich nichts ein. Soll ich vielleicht für irgendjemanden irgendwas bestellen? Aber muss für mindestens neunundfünfzig Euro sein!

12 Antworten auf „29. Dezember 2015

  1. Sie können ja noch mal drüber schlafen! Vielleicht etwas aus der Haushaltswarenabteilung. Ich überlege ja selber noch. Die Küchenapparate, die ich brauche, habe ich schon, die ich nicht habe, will ich nicht haben! Schränke sind voll mit Gläsern, habe von allem genug. Obwohl, ich könnte vielleicht ein bis drei Flaschen Branntwein…. das Blöde bei Galeria Kaufhof ist nur, dass dort die regulären Preise normalerweise eh ein paar Euro höher sind, weil es so eine Feinschmecker-Fressabteilung ist, und wenn man da für 59 Euro Getränke kauft und zehn Euro spart, entspricht das meistens demselben Preis, den man ohne Gutschein das ganze Jahr in einem normalen Supermarkt zahlt. Also nichts gespart! Außer eben bei diesem speziellen Getränk, das ich sehr mag und nun eben nicht online erhältlich ist. Bettwäsche brauche ich auch nicht. Bücher habe ich auch genug. Bei Parfum und Körpermilch habe ich mir Vorräte angelegt, von einer sensationell günstigen Bezugsquelle. Ich stehe regelrecht auf der Leitung. Ich könnte natürlich schon wieder nach Anziehsachen gucken, aber die Schränke sind voll.

  2. 12 Euro! Sicher bist du bereits Stammkundin, das ist wahrscheinlich gestaffelt. Bislang habe ich nur Verzehr-Gutscheine für das Restaurant bekommen, wo ich aber nie einkehre. Entweder kaufe ich Zeug, das ich brauche und bin auf dem Sprung oder ich brauche nichts wirklich und gehe gar nicht hin. Unterwäsche hab ich auch genug. Allerdings habe ich mir in den letzten Minuten einen Überblick über die Schal- und Taschenkollektion verschafft. Ich stehe praktisch kurz vor dem Kaufabschluss. Der Schal ist glaube ich von einem Berliner Designer-Label, von dem ich schon mal was dort gekauft habe. Buy local heißt es ja immer so schön. Eiin lokales Produkt, daher auch für einen Schal etwas teurer. Ich trinke noch was und entscheide dann beschwingt! Dass Jutta Speidel in Wäsche macht, war mir neu. Dass die dafür Zeit hat, erstaunlich!

  3. Ah, so wie diese ganzen Parfum- und Schmuck-designenden Schauspielerinnen und Sängerinnen, die sich was nebenher verdienen! Der Schal meiner Wahl ist doch kein Berliner Label sondern vom Ammersee. Ich weiß nicht, ob ich das möchte. Aber gefällt mir.

  4. P.S. hat sich erledigt. Ich komme beim Bezahlvorgang nicht zum Ziel, weil man nicht mit Visa oder per Lastschrift oder auf Rechnung zahlen kann. Obwohl Visa und auf Rechnung behauptet wird, aber in der Auswahl beim Bezahlvorgang ist es nicht dabei. Es gibt nur Paypal oder per Nachnahme mit Extra-Gebühren oder Sofortüberweisung, wo man einen PIN eingeben muss. Ich habe und will kein Paypal und per Nachnahme kostet sieben Euro extra Gebühren und so einen PIN habe ich auch nicht. Die meinen doch wohl nicht die Geheimzahl, die ich am Geldautomaten eintippe, sondern irgendsoeinen online-Banking-PIN. Also kommen wir nicht ins Geschäft bzw. weiterhin nur noch vor Ort am Alex. Ist ja auch viel interessanter. Trifft man wenigstens Popstars. Weitergeben kann man den Gutschein auch nicht, ist personalisiert. Also alles umständlich. Egal, ich hab genug Zeug! Hat nicht sollen sein.

  5. Wir haben als Teenies gern aus öffentlichen Telefonzellen die Zeitansage in Tokio angerufen. Die Frauenstimme klang sehr interessant und es kostete nix, die 20 Pfennig bekam man wieder heraus. Irgendwann hat die Bundespost das aber leider gemerkt, da war der Spaß vorbei.

  6. Das ist eindeutig Next Level.
    TOKIO!
    (!) Auf die Nummer muss man erst einmal kommen. So etwas stand ja nicht in den „Gelben Seiten“ oder? Internet hatten wir auch nicht. Kam die Nummer über eine Tokio-Connection in der Verwandtschaft einer Mitschülerin? Ich bin fast ein bißchen neidisch. Man kann das vermutlich auch nicht mehr nachholen. Ich stelle mir so eine putzige Minnie-Maus-Stimme vor, die Konichiwa-artige Laute von sich gibt.

    (Wenn wir unsere Phantasie nicht hätten, wären wir auch ein ganz großes Stück ärmer dran. Mein heutiges kleines Abenteuer für den Kopf.)

  7. Nee, die Dame klang gar nicht wie Minnie Maus, sondern sehr erotisch. Im Freundeskreis meiner älteren Schwester Amaryllis erzählte einer in meinem Beisen einmal davon, er war Polizist, keine Ahnung, woher er die Nummer kannte. Natürlich wollten wir daraufhin alle diese Nummer haben, und ich habe die dann auch an meine Freunde weiterverteilt. Die japanischen Ansagetöne waren übrigens auch viel schöner. Da hätte sich die Bundespost echt eine Scheibe abschneiden können.

    Seit 17 Jahren habe ich Freunde in Tokio, der Kontakt kam beruflich über Mails zustande. Leider war ich noch nie dort. Aber die Tochter verbringt nun zwei Semester in Deutschland und hat mich neulich wieder einmal besucht.

  8. Die Dame ist einigermaßen frisch getrennt, da hat sie vielleicht Zeit, über Wäsche nachzudenken. Ist im Leben ja oft so, private Umorientierung verlangt nach neuen Haarschnitten und neuer Unterwäsche. Da hier offensichtlich Tage der Einkaufsbeichten sind, gestehe ich, sobeben einen Gutschein dieses Fernabsatzgeschäfts über 10 Euro, der aber im Oktober schon abgelaufen war, was ich nun aber beim geplanten Folgekauf erst merkte, entsorgt zu haben. Aber man soll ja auch nicht alten Kram, der keinem mehr was nützt, ins neue Jahr mitnehmen. Ich bin also, darin Frau Speidel ähnlich, frisch, entlastet und nach dem nächsten Einkauf wie neu verputzt. Ein frohes 2016 also!

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