Meine Wohnung ist verkauft. Heute Nachmittag habe ich meine Unterschrift unter die Vorkaufsverzichtserklärung gesetzt, nachdem ich eine notariell beglaubigte Ausfertigung des Kaufvertrages mit einem Siegel und einer zweifarbigen Kordel erhalten und durchgelesen habe. Ich habe sehr interessiert zur Kenntnis genommen, dass die zehnjährige Sperrfrist für Eigenbedarf ein eigenständiger Absatz im Kaufvertrag ist. Viele Seiten. Der Käufer ist ein kultivierter Mensch. Es war der letzte Kaufinteressent. Mehr möchte ich hier nicht ins Detail gehen. Meine Miete wird bald in ein Land überwiesen, das meinen kleinen Rettungsschirmbeitrag zu schätzen wissen wird. Was in zehn Jahren nach Grundbucheintrag sein wird, weiß ich auch noch nicht. Ich muss es jetzt erst einmal begreifen, dass ich nicht mehr mit dieser inneren Anspannung weitere Besichtigungen von Kauflustigen tolerieren, erleben muss.

12 Antworten auf „22. April 2015

  1. Ich hoffe ja (wenn ich das mit der Sperrfrist richtig verstehe), dass Sie jetzt ein paar Jahre Ihre Ruhe haben und sich dann eine Lösung findet.

    (Sehr guter Artikel übrigens, lange nichts mehr so Lesenswertes gelesen.)

  2. Bitte lesen Lesebefehl.

    „ich bin um jede Verlinkung dieses Artikels froh. Als ich ihn am Freitag las, war es mir auch. ein Herzensanliegen, ihn zu verlinken. Vermutlich nicht offensiv genug, so wie es dieser Reportage gebühren würde. Natürlich ist man wacher und aufmerksamer, wenn man unmittelbar von diesen Entwicklungen betroffen* ist. Dann kann man nur allen anderen, die nicht um ihr Zuhause fürchten müssen, die Möglichkeit eröffnen, durch erläuternde Worte sinnlich zu erfahren und zu begreifen, was sich hier abspielt, und dann die Konsequenzen daraus zu ziehen. Die da wären, sich wie früher, vor airbnb, auf legitimierte Ferienwohnungen oder schöne Hotelzimmer zu konzentrieren.

    * ich wohne seit Juni 1999 in einer Wohnung in der Auguststraße, die soeben in eine Eigentumswohnung umgewandelt wurde und gekauft wurde. Ich konnte sie nicht kaufen, das überstieg meine finanziellen Möglichkeiten, zumal ich ohnehin nicht den Plan hatte, Eigentum zu erwerben. Ich hatte leider keine 270000 Euro in der Portokasse für meine kleine 2-Zimmer-Wohnung (58 qm, DG, am Gipsdreieeck). Zehn Jahre Sperrfrist für Eigenbedarf sind natürlich schön. Aber der unbegrenzte Mietvertrag war noch schöner. Wenn ich mir ausmale, dass es ehemalige Mieter in meiner Ecke gibt, die durch einen Zufall entdecken, dass ihr ehemaliges geliebtes Zuhause bei airbnb angeboten wird, und sie nunmehr in irgendeinem Wohnghetto in einem Randbezirk hausen müssen, werde ich sehr traurig. Und auch ein bißchen aggressiv.“

    Gaga Nielsen 26. April 2015 um 01:17

  3. Hm. Tja. Schwierig. Andererseits, geklärte Verhältnisse und eine doch ganz ordentliche Frist. Unter den Umständen. In Hamburg gibt es auch ein Gesetz gegen den Mißbrauch von Wohnungen. Aber erst in letzter Zeit wird da wohl auch wirklich schärfer kontrolliert. Mir ist es beim Wuchen nach Unterkünften in Wien auch aufgefallen, wie smarte, junge Typen als „Vermieter“ von schicken, offensichtlich auf reine Ferienwohnungsnutzung angelegten Appartements auftreten. Ich habe aber noch kein Rezept, wie man sich als Tourist richtig verhält. Selbst, wenn ich jetzt eine Bruchbude miete… Mich nerven diese „sozialen“ Vermittlungsplattformen aber auch – selbst in meiner schäbigen Umgebung gibt es schon die ersten Angebote.

  4. Dieses Portal zum Beispiel schreibt sich auf die Fahne, dass es sich auschließlich um behördlich registrierte Ferienwohnungen handelt

    http://www.berlin-sofort.de/

    Da sind natürlich auch lauter Wohnungen, die in normalen Mietshäusern sind, aber unverblümt gewerblich, ohne das verlogen-verschwurbelte „von Freunden für Freunde“-Community-Getue mit dem Obolus unter der Hand, an der Versteuerung vorbei. Dass Metropolen vielfältige Unterkünfte für Touristen bieten sollten, steht ja völlig außer Frage, aber es sollte sich in einem moderaten und kontrollierbaren Bereich abspielen. Die Geschichte bei airbnb ist völlig aus dem Ruder gelaufen.

  5. Das Stue ist zum Beispiel ein Hotel, das mir gefallen würde, obwohl ich nicht die große Hotelzimmerfreundin bin. Ein ehemaliges Botschaftsgebäude. Und in Wien gibt es auch ganz großartige Hotels. In den Ferien kann man ja auch mal ein bißchen mehr ausgeben. Muß man halt drauf sparen!

    Auch sehr schön: die Terrassensuite im Hotel de Rome.

    Auch in der Auguststraße: Hotel Amano

    Auch okay: Hotel Sir FK Savigny

    Auch speziell: nhow.

    Auch günstig: Pension Funk in der Fasanenstraße, die Wohnung von meiner Großtante Asta Nielsen. (Gott hab sie selig.)

  6. Auch ein sehr guter Artikel. “Vom Versuch, eine Haltung zu entwickeln”. Vor Buchung klären, ob die Wohnung vom Eigentümer bzw. bei Eigentum von den anderen Wohnungseigentümern als Ferienwohnung genehmigt wurde und vor allem eine Rechnung vom Vermieter für’s Finanzamt ausstellen lassen, bezahlt werden muss ja vorher. Könnte natürlich sehr gut sein, dass man dann keine Buchungszusage erhält. “(…)in Österreich hat der Oberste Gerichtshof Vermietern von Portalen wie Airbnb, 9flats oder Wimbu einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wer seine Eigentumswohnung wochen- oder tageweise vermietet, diese aber nicht als Ferienappartement gewidmet hat, müsse dafür erst das O. k. der anderen Hauseigentümer einholen. Wer seine Mietwohnung ohne Zustimmung des Vermieters weitervermietet, riskiere die Kündigung.“. In Berlin haben wir das Problem, dass das Personal nicht ausreicht, um den illegalen Angeboten hinterherzurecherieren. Aber immerhin ist die Online-Recherche nicht mehr in Frage gestellt. Ich wünsche mir eine Quotenregelung für den Anteil von Ferienwohnungen in Innenstädten. Man möchte ja selbst gerne einmal so ein Angebot nutzen können mit einem guten Gefühl, und muss dann sicher auch akzeptieren, dass exclusive Lagen nicht in unbegrenztem Umfang verfügbar sind. Vor längerer Zeit haben Kitty Koma, Lucky Strikes und ich ja schon einmal auf den Artikel im Tagesspiegel hingewiesen. Interessant, wie vergleichsweise wenig es verlinkt und kommentiert wurde. Macht einen schon sehr nachdenklich.

    Kommentar auf der Vorspeisenplatte Gaga Nielsen, 14. Mai 2015, 13:28

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