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Gaga Nielsens fachlich einwandfreie Einschätzung des Monats November und des gleichnamigen Gedichts von Erich Kästner.
Berlin, 04. November 2012
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Ja, das gefällt mir besser! Ich kenne ja auch eine Menge passabler Gedichte von ihm, sonst hätte ich niemals nicht in Betracht gezogen, das alte Büchlein mit den dreizehn Monaten aufzuklappen! Wenn man jemanden von Hause aus schätzt, hängt die Latte natürlich höher! Mit dem November-Dingens ist er jedenfalls nicht im Recall, bin ich streng! Zu klischeehaft, langweilig. Man darf manche Dichter auch nicht über Gebühr lesen, wenn man das metrische System und das Prinzip erst einmal durchschaut hat, passiert es auch leicht, dass man meint, man wüsste schon in etwa, was als nächstes kommt. Inflation! Währungsreform!
Das obige Werk ist ja nun entschieden gelungener. Da ist wenigstens der skorpionische Aspekt mit angemessener Aggression verwurstet. (entschlossener Kralle (…) duldet keinen Widerspruch) Das macht den Monat sehr attraktiv, ja ich möchte sagen: sexy! Erich Kästners weinerliche Klage hingegen rührt lediglich zu Mitleid und holt niemanden hinter dem Ofen hervor. Da fehlt der Schmiss! Sie hingegen sind weiter. Das expressive Werk bekommt von mir gute sieben von zehn Punkten. Man hätte den plutonischen Aspekt, diese transformatorische Sache, das Phönix-aus-der-Asche-Dingens Zusammenbruch und Neuanfang eventuell noch besser herausarbeiten können. Der Tabula Rasa-mäßige Zusammenbruch ist zumindest schon einmal adäquat herausgearbeitet, ohne unnötig auf die Tränendrüse zu drücken. Eine Prise Erotik könnte freilich auch nicht schaden!
Was mich auch nervt an dem Kästner-Gedicht, dass man beim Lesen weinerlicher wird, als man von Hause aus ist. Kontraproduktiv! Ich konnte mein Vortragstalent überhaupt nicht unter Beweis stellen, ärgerlich!