…da war ich ein Licht in schimmernden Gärten, und hatte Spiel und Tanz zu Gefährten und der Liebe Wein, der trunken macht… da war der weiße Flieder aufgebrochen, und über alle Mauern hing er schwer. Und über alle Mauern tropften leise, von bleichen Trauben Perlen groß und klar, und war ein Duften rings,durch das die Weise der Nachtigall wie Gold geflochten war … Wenn die Abendsonne in die scharlachroten Hagebutten fällt, und die Birke ihren weißen Stamm an das letzte Licht hinhält, und die Menschen einen langen Schatten, einen Riesen als Begleiter haben, sticht die Sehnsucht ihren Spaten in die Stille und fängt langsam an zu graben… Etwas wünschen und verlangen, etwas hoffen muß das Herz, etwas zu verlieren bangen, und um etwas fühlen Schmerz.
Georg Trakl . Börries von Münchhausen . Max Dauthendey . Friedrich Rückert

Eine Antwort auf „09. Mai 2011

  1. Ja.

    Hör zu: Mir blühte jüngst eine Nacht,
    Die hat mich krank und gesund gemacht.
    Weiss war ihr Weben und weich ihr Gesang,
    Ein Träumender ging ich die Wiesen entlang,
    Da sah ich des Mondes silbernes Fliessen
    Ueber die blumengeschmückten sich giessen.
    Leuchtend und lachend lagen die Thale.
    Wilde Rosen, die Sonnenmale
    Blutvollen Tags – wie bleiche Träume
    Grüssten sie geisternd durch Tannenbäume.
    Schatten huschten vorbei und Schemen
    An den gestirnten Chrysantemen.
    Hoher Kiefern durchbrochene Ketten
    Hoben sich schwarz wie Silhouetten
    Aus dem Dämmer. Der leuchtende Bach
    Lief mit den Nebeln den Gräsern nach.
    Grillen geigten die ewige Weise,
    Elfengestalten tanzten im Kreise.
    Aus dem tiefverschlafenen Walde
    Rief noch ein Vogel über die Halde.
    Auf des Kornfelds schimmernden Wogen
    Kam eine Barke Seliger gezogen:
    Und über allem glänzte die Blüte
    Einer weltverklärenden Güte.

    Karl Ernst Knodt, Mai-Mondnacht

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