Meine Güte 23. September 1925 2005. Das ist ja schon nicht mehr wahr. Damals hab ich noch kommentiert. Und ließ kommentieren. Mittlerweile kommt man sich fast vor, als ob man Röhrenradio hört, wenn man in sein Blog schreibt. Mit Hingabe und Beachtung einer schönen Bildillustration, nicht wahr. Der Generation facebook ist das ja gar kein Begriff mehr. Ein schönes Bild zur rechten Zeit, wohlgesetzte Zeilen. Früher war eben doch manches besser. Ich bin altmodisch und mag das sehr gerne hier. Ich bin gerade in diesen Tagen wieder ganz frisch verliebt in mein kleines Blog mit seinem schönen Passepartout in freundlichem Schwarz und seinen zeitgeistfernen Inhalten. Sentimental! Wenn es ginge, würde ich meinem Blog jetzt am liebsten eine Tasse Tee anbieten. Solche Gesten sind wichtig. Und überhaupt. Gesten. Worte. Die richtigen. Und nicht zu viele. Und ganz viel weglassen. Eine Frage der Intensität. Sehr. Wenige Worte wohl zu setzen, ist eine Kunst, mit der ich sehr zu beeindrucken bin. Ich finde überhaupt, dass muss hier alles noch viel langsamer und altmodischer werden.
Mit freundlichen Grüßen
aus der Pferdedroschke
Gaga Nielsen
Sie wissen ja
Der 23. September 2005 war ein Freitag. Ich habe die Tochter, die gerade zwei Wochen zuvor eingeschult worden war, mit dem Auto von der Erich-Kästner-Grundschule in Berlin-Dahlem abgeholt. Danach sind wir ins Café Tuffstein in Schöneberg gegangen, um dort einen Käsekuchen zu essen, ein Ritual übrigens, das wir noch heute pflegen, wenn es denn ob der veränderten Gegebenheiten möglich ist. Die Mama lag derweil in der Badewanne und las, denn sie war den ganzen Tag lang ihrer Verlagstätigkeit nachgegangen, wie immer von zu Hause aus. Nach dem Besuch im Café Tuffstein sind das Kind und ich in die Eisdiele Eisflocke gegangen, weil sich dort viele andere Eltern und Kinderkumpane, die uns bekannt waren, aufhielten. Danach vergnügten wir uns auf dem „Jungens-Spielplatz“ am Fuße des Gasometers (dem Wahrzeichen der Schöneberger Insel) und haben Fangi gespielt. Die Erledigung der Hausaufgaben hatten wir – wegen des schönen spätsommerlichen Wetters – kurzentschlossen auf später verschoben. Als wir nach Hause kamen, hat sich das Kind sogleich selbsttätig an die Schulaufgaben gesetzt und ich habe begonnen, eine kleine warme Mahlzeit für die Familie zu bereiten (Nudeln mit Pfiff). Das Kind hatte sich an diesem Tage zum Schlafengehen und zum vorhergehenden Vorlesen die Mama gewählt. So also gab ich Gutenachtkuss und abendlichen Segen und widmete mich der verbliebenen häuslichen Arbeit, bevor ich hinüber ging in den Arbeitsraum, um die mir gegebenen bescheidenen beruflichen Befähigungen vorzubereiten und das Pigment mit dem trocknenden Öle anzureiben, Tätigkeiten, die ich in jener Zeit fast ausschließlich am Abend erledigte. Während malerischer Wartezeiten sah ich nach Computermails und dem telefonischen Eingang wichtiger Büroneuigkeiten (AB). Den Begriff „Weblog“ kannte ich nicht. Wahrscheinlich gegen 00.50 Uhr ging ich wieder hinüber in die Wohnung, verriegelte die Türen, löschte das Licht und begab mich leise durch das Berliner Zimmer, in dem das Kind friedlich atmete, zum hinteren Teil der Wohnung ins elterliche Schlafzimmer. Im Badraum davor verrichtete ich noch kurz alle Dinge, bevor ich mich sodann, am frühen Morgen des 24.9.05, friedlich und erfüllt neben die bereits schlafende Ehefrau legte. Für den nächsten Vormittag war ein Besuch der Domäne Dahlem (Thema Tiere im Herbst) geplant, sowie ein familiärer Ausflug ins Berliner Umland, um dort nach auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglichen Immobilien zur Verwendung am Wochenende, in Ferien und im Rentenalter Ausschau zu halten. Wahrscheinlich träumte ich in jener Nacht schon davon, dass es so etwas gäbe wie „Weblogs“. Und schon damals drohte mir wahrscheinlich die große immerwährende Kommentargöttlichkeit, dass man sich niemals zu solch ausführlichen und altmodischen Kommentaren hinreißen lassen sollte, zumal so spät in der Blognacht.