Es gibt so Schönes in der Welt,
Daran du nie dich satt erquickst
Und das dir immer Treue hält
Und das du immer neu erblickst:
Der Blick von einer Alpe Grat,
Am grünen Meer ein stiller Pfad,
Ein Bach, der über Felsen springt,
Ein Vogel, der im Dunkel singt,
Ein Kind, das noch im Traume lacht,
Ein Sterneglanz der Winternacht,
Ein Abendrot im klaren See
Bekränzt von Alm und Firneschnee,
Ein Lied am Straßenzaun erlauscht,
Ein Gruß mit Wanderern getauscht,
Ein Denken an die Kinderzeit,
Ein immer waches, zartes Leid,
Das nächtelang mit feinem Schmerz
Dir weitet das verengte Herz
Und über Sternen schön und bleich
Dir baut ein fernes Heimwehreich.

[Hermann Hesse]

3 Antworten auf „31. Januar 2010

  1. Je sais bien :-)

    Das ist auch von ihm:

    Julikinder

    Wir Kinder im Juli geboren
    Lieben den Duft des weißen Jasmin,
    Wir wandern an blühenden Gärten hin,
    Still und in schwere Träume verloren.

    Unser Bruder ist der scharlachene Mohn,
    Der brennt in flackernden roten Schauern
    Im Ährenfeld und auf den heißen Mauern,
    Dann treibt seine Blätter der Wind davon.

    Wie eine Julinacht will unser Leben
    Traumbeladen seinen Reigen vollenden,
    Träumen und heißen Erntefesten ergeben,
    Kränze von Ähren und rotem Mohn in den Händen.

    Ja, jetzt darf es wieder Hesse sein. Nach dreißig Jahren. Man las das in der Jugend (nicht alles, aber vieles…), als man noch ungeniert schwelgte und sentimental war. Und dann nicht mehr. Man war dann zeitweise auch zu cool für Hesse. Aber aus dem Alter bin ich jetzt raus. Es kann mir gar nicht sentimental genug sein. Wieder entdeckt und verzaubert. Heute in der S-Bahn den kleinen Band „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ in der Hand. Hesse ist sehr tröstlich. Herzensnah.

  2. Das kommt wieder. Ich helfe, den verschütteten Schatz freizulegen. Ich werde meine Leser noch in einigen Beiträgen zu einer Hesse-Renaissance nötigen. Bis ich den Frühling herbeigeredet habe ;-)

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