Kompensationsbloggen. Eindeutig. So ähnlich wie „wer schläft, sündigt nicht“. Wer bloggt, sündigt nicht. Man muß sich schon ein bißchen zusammenreißen und kann nicht jeden Mist hierhineinschreiben. Transzendent, im Grunde. Meta meta meta. Gut gut gut. Aushalten. Aussitzen. Ja. Ja ja ja. Komische Situation. Ungreifbar. Gibt keinen Griff daran. Keinen Aufhänger. Keine Klinke, die man herunterdrücken könnte, um die Tür zu öffnen. Ja ja. Kryptik. Meta meta. Man wird immer schlauer und sagt und schreibt immer weniger dummes Zeug. Und irgendwann macht man nur noch einen Punkt. Oder geht offline. Aber offline ist gerade merkwürdig out of space. Energie folgt Aufmerksamkeit, hat mir ein Freund einmal geschrieben. Oder war es umgekehrt? Aufmerksamkeit folgt Energie? Oder stimmt beides. Ach egal. Hauptsache hochkonzentriert. Hochkonzentriert die Zeit vertreiben. Als hätte man zuviel davon. Manchmal ja. Zeiträume, die man nicht ausfüllen kann, wie einem danach wäre. Wenn man sehr gut ist, kommt man nicht in Warteschleifen. Aber so gut bin ich noch nicht. Ich arbeite daran. Ich schaffe es zu ca. 97 Prozent, so viel mir sinnvoller als alles andere Erscheinendes vorzuhaben, dass keine Orientierungslosigkeit aufkommt. Aber jetzt ist gerade einer der drei-Prozent-Augenblicke. Ich weiß nicht, in welche Richtung ich blicken soll. Und zum Schlafen gehen ist es zu früh. Und Trinken bringt auch nichts. Und es ist ja auch noch hell. Und zum Tanzen bin ich zu faul. Und zum Essen fehlt mir der Hunger. Und zum Singen der Frohsinn. Und zum Filmen die Inspiration. Und zum Fotografieren das zwingende Bild. Und zum Ausgehen die Stimmung. Verlegenheit. Verlegenheitsbloggen.

6 Antworten auf „12. Juli 2009

  1. Dann wein ich und die Wimperntusche verläuft! Obwohl, sieht ja keiner! Gibt ein schönes (melancholisches) Neil Young-Lied, das geht so:

    I’m climbing this ladder, my head in the clouds. I hope that it matters, I’m having my doubts.

    I’m watchin‘ the skaters fly by on the lake. Ice frozen six feet deep. How long does it take?

    I look out on peaceful lands, with no war nearby. An ocean of shakin‘ hands, that grab at the sky.

    I’m singing this borrowed tune, I took from the Rolling Stones, alone in this empty room, too wasted to write my own.

    I’m climbing this ladder, my head in the clouds. I hope that it matters…

    Echt schön. Aber mir ist nicht nach singen gerade… mehr so plaudern. Danke für den Kommentar.

  2. Gibt’s ja auch online, siehe Books. Ein richtiges Buch ist natürlich gemütlicher. Kissen ins Genick, Knie aufgestellt.

    Meiner, recht zerlesene Gesamtausgabe mit Goldbuchstaben im Leder, steht gerade bei einer gemeinsamen Bekannten.

  3. Das Buch muss man rituell lesen. Genau die kleine in Leinen gebundene Ausgabe, die ich hatte. Wie gemacht, um sie in die Tasche zu stecken und auf einer Waldlichtung oder am Rande eines Feldweges oder in einer Wiese liegend herauszuholen. Blinzeln. Blumen. Schmetterlinge. Pieksendes Heu. Großer, blauer Himmel. Man kann auch in einem Baum sitzen. Oder auf einem Jägerhochsitz. Geht alles! Nur Computer ist streng verboten. Und dann natürlich Proviant. Ein Butter- oder Käsebrot und einen rotbackigen Apfel. Und vielleicht sogar ein kleines Fläschchen Wein. Da bin ich nicht streng!

    Aber Rückert lesen ist auch schön. Mit dem kleinen gelben Reclam-Buch kann man auch die ganzen oben beschriebenen Sachen machen. Eines, das Sie bestimmt noch nicht kennen (ich kann es sogar auswendig, worauf ich mächtig stolz bin, weil ich mir nur sehr schwer Sachen auswendig merken kann):

    Die Liebe saß im Mittelpunkt
    Und blickte rings ins Ferne
    Und wo von ihr ein Blick hinfunkt,
    Erblühn am Himmel Sterne.

    Dort ist ein neuer Strahl ersprüht
    Und dort erlischt ein Schimmer
    Der Kranz der Welt ist unverblüht
    Die Liebe blickt noch immer.

    Ich kann das sogar singen. (Selber gemachtes Lied)

  4. Völlig richtig, Computer geht eigentlich nicht. Oder am offenen Nachtfenster, Blick auf Baumwiesen, von denen her die Stundenglocke der Dorfkirche heraufschlägt (da ist es dann schön, auf dem Dorf; aber am Berg oder zumindest am Hügel muss es liegen).

    Und was zu essen & trinken muss auch sein. Ich holte mir heute einen tüchtigen kalten Braten (Lende mit Pilz[!]-und-Kräuter-Füllung) & einen ordentlichen Riesling an den Taugenichts-Bildschirm! Dazu ein Sträußlein frische Petersilie und süße Aprikosen!

  5. Das klingt alles recht ordentlich! Auch die Stundenglocke der kleinen Kirche passt gut und der tüchtige Braten und die Aprikosen! Aber ich will nun auch nimmermehr klagen.

    Den lieben Gott laß ich nur walten
    Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
    Und Erd und Himmel tut erhalten,
    Hat auch mein‘ Sach‘ aufs best bestellt!

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