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Liebes verehrtes Publikum, es ist so weit: die große Stunde ist gekommen. Mein erster Tonfilm! Bitte nehmen Sie Platz. Lange habe ich, wie auch Greta, mit mir gerungen. Nein, es ist mir wahrlich nicht leicht gefallen, mich mit dieser völlig neuartigen und hochkomplizierten Technik anzufreunden. Dem Stummfilm verdanke ich (ebenso wie Greta) nun einmal alles. So sehe man es mir nach, dass ich diese große Liebe nicht leichtfertig hinter mir lassen konnte. Doch nun bin ich bereit für die neue Ära und zähle auf Ihr Wohlwollen!
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Ich war natürlich vorher drei Stunden in der Maske! Meine Maskenbildnerin hatte wie immer reichlich zu tun. Lassen Sie sich bitte nicht davon in die Irre führen, dass das Ganze möglicherweise irgendwie spontan und natürlich auf Sie wirkt. Sie glauben ja gar nicht, was für umfassende, monatelange dramaturgische und logistische Vorbereitungen hinter so einem kleinen Opus stecken! Alleine das Klingeln des Telefons zur rechten Zeit! Wenn ich mich recht erinnere, waren 69 Aufnahmen dieser Szene erforderlich und stets wird von mir erwartet, dass ich dabei immer gleich frisch aussehe und natürlich-überrascht wirke. Eine echte Herausforderung! Aber ich habe die Situation gemeistert. Ihr Zuspruch stärkt mir den Rücken und ich bin bereit für noch größere Herausforderungen!
George, Bester!
Wir haben hier heute wieder formidables Wetter in Los Angeles, aber auf Dauer ist dieser ewig blaue Himmel doch auch ein wenig eintönig. Wie gut, dass uns unser Beruf stets an neue aufregende Plätze dieser schönen Welt führt! Und wir werden sogar noch dafür bezahlt! Ich könnte ein wenig erfrischenden Regen gebrauchen und denke darüber nach, die Arbeit an meinem neuen Drehbuch (die Riefenstahl-Hommage) in Europa fortzusetzen. Sie haben in Berlin ja dieses herrlich gemischte Wetter – darum beneide ich Sie! Wie in einem guten Film – mit allen Höhen und Tiefen! Ich habe Consuelo, meine mexikanische Haushälterin, soeben angewiesen, für einen mehrwöchigen Aufenthalt zu packen. Ich freue mich schon darauf, meinen roten Rollkragenpullover endlich wieder einmal zu tragen! Ich melde mich, sobald ich weiß, wann meine Maschine geht.
Grüße nach Europa!
Ihre Gaga
GAGA NIELSEN PRODUCTIONS
LOS ANGELES
… Verehrte Gaga Nielsen,
erlauben Sie mir noch einen kurzen Nachtrag. Wie Sie sicher gemerkt haben, benutze ich gerade den Account Ihres Freundes und Kollegen COSMIC. Wir haben uns den Film heute morgen nach einem gemeinsamen Frühstück angesehen. Heute werden wir noch an einem Text arbeiten für einen neuen Song mit dem Titel: I used to think (that i couldn´t change the world).
COSMIC lässt Ihnen nun auf diesem Wege auch seine untertänigsten Grüße ausrichten und wünscht sich ebenfalls ein baldiges Wiedersehen mit der großen Filmschöpferin.
Herzlich,
George
George,
jetzt, wo Sie es selbst ansprechen – ich muss Ihnen unter vier Augen etwas über meine Zusammenarbeit in der Vergangenheit mit Cosmic mitteilen, der ja in einigen meiner Werke die tragende Rolle spielte. Ich möchte Sie bitten, das was ich Ihnen mitteilen werde, streng vertraulich zu behandeln. Ich weiß, ich kann in dieser Hinsicht auf Sie zählen.
Ich telegrafiere gleich nach dem Frühstück (Sie wissen ja, die Zeitverschiebung).
Immer die Ihre.
GAGA NIELSEN PRODUCTIONS
LOS ANGELES
Krahaaiiisch … kicher … Nichts auszusetzen, echt nich‘. Ich würde ja – um der Freundschaft Willen und weil du Pfeffer schon magst …aber sooo – nichts zu machen.
Anmerkung: Gegen Ende wurde es etwas still bei dir – da konnte ich mich entspannt auf dein Mienenspiel einlassen… Jetzt weiß ich also, wie das aussehen könnte, wenn ich dich zutexte[n würde].
Quiekgeräusche sind mein ausgewiesenes Spezialgebiet. Diese Fähigkeit setzt allerdings jahrelanges hartes Training und eiserne Disziplin voraus! Auch im Synchronbereich gelte ich mittlerweile als erste Kapazität für diese Rollen-Anforderung!
Von Ihnen (wie immer):
der Ritterschlag.
Für diese weiß Gott anspruchsvolle Rolle habe ich natürlich jedes Wimpernzucken in akribischer, monatelanger Kleinarbeit einstudiert. Kein Osterspaziergang! Bei einem regulären Anruf über den Fernsprecher verziehe ich keine Miene, wenn ich nicht dafür bezahlt werde. Wo kämen wir denn da hin. Alles für mein Publikum! Im Gegenteil – ich muss sogar streng darauf achten, dass ich mein Gesicht außerhalb der Rollenanforderungen möglichst überhaupt nicht bewege. Mimikfalten! Tod des Filmstars! Ich arbeite dabei unterstützend mit großflächigen Pflastern, die ich außerhalb der Dreharbeiten trage. Diesen phantastischen Trick hat mir Gloria neulich beim Lunch (Knäckebrot und Mineralwasser) unter vier Augen verraten. Etwas unangenehm, aber sehr wirkungsvoll. Probieren Sie es selbst!
Bereits jetzt gab es beträchtliche Schwierigkeiten mit den Mitarbeitern vom Schnitt, wegen dieses Stirnrunzelns bei 1:49 und 2:58. Das Studio wollte diese Szenen gar nicht freigeben. Ich setzte mich nach harten Kämpfen durch. In meinem Beruf ein beträchtliches Wagnis, derartige Bilder freizugeben!
:-)
Das war ja eigentlich auch mein Geheimplan! Aber ich muss doch dauernd Abwechslung bieten! In meinem Giftschrank gibt es einen sehr kurzen Film meines ersten Telefonexperimentes mit Nanou. Dank hochraffinierter Schnitttechnik, die ihresgleichen sucht, ist es mir gelungen, den Inhalt des äußerst kurzen Gesprächs (Madame hatte zu tun) sogar noch zu verfälschen! Aber jetzt muss erst mal wieder ein anderes Genre bedient werden. Ich dachte an ein Melodram! Oder an eine romantische Liebeskomödie! Oder einen Thriller. Oder vielleicht doch besser eine Actionkomödie. Oder einen Horrorfilm!