Lebenszeichen. Ja danke, ich bin gesund und wohlauf. Und auch mein neuer Lebensgefährte, der Trojaner fühlt sich bei mir schon ganz wie zuhause. So einen anhänglichen Gefährten kann man lange suchen. Ein ganz treues Geschöpf.
Ja, ganz recht. Mein Freund ist ein stolzer Trojaner. Ich zicke jetzt ja schon fast zwei Wochen herum und habe versucht, ihn vor die Tür zu setzen, aber er will nicht mehr ohne mich sein. Ja, bin ich denn ein Unmensch? Und eines muss man sagen: mit so einem Trojaner wird es nie langweilig! Jeden Tag denkt er sich eine neue Überraschung für mich aus! Immer neue aufregende Sachen im Freizeitmenü (vulgo: Taskmanager). Aber seit gestern Abend übertrifft er sich: Rechner fährt hoch, er lässt mir gerade noch Gelegenheit zu sehen, dass nach viel Gebläse und Gerödel kein Internetzugang mehr zustande kommt und zeigt mir dann ein Schild mit der Ankündigung, dass der Rechner aus Gründen in einer Minute herunterfährt. Danke, sehr aufmerksam! Aber das macht er nicht nur, wenn er am Netz hängt, wie ich erst dachte. Nein, nein, das passiert jetzt immer. Manchmal lässt er mir sogar noch zehn Minuten Zeit, bis er das Schild hervorholt und ich kann noch ein bisschen back up machen. Schnell mal wieder drei Ordnerhäppchen mit dreissigtausend Fotos in Sicherheit bringen. Er ist schon sehr besitzergreifend, wenn es um meine Freizeit geht. Nun ja, es hat ihn halt richtig erwischt und er möchte mich ganz für sich alleine haben, mein Trojaner! Manche Typen sind ja sogar auf den Computer eifersüchtig. Aber dafür ist er auch immer da und reagiert auf jede Bewegung, die ich mache. So eine enge Beziehung hat eben immer zwei Seiten, man kann nicht alles haben.
Im Augenblick schläft er ja schon in seinem Vaio-Bett (so was ähnliches wie ein Futon), er war heute den ganzen Tag so aktiv, dass er sich schon früh hinlegen musste und da habe ich mich endlich wieder mal mit meinem anderen Freund Samsung, (den ich schon viel länger kenne als meinen Trojaner) verabredet und wir beide haben zur Abwechslung mal einen Ausflug ins Internet gemacht, der kennt das ja gar nicht. Sonst hat er immer mehr mit Film zu tun und hält Ordnung bei meinen Filmschnipseln und organisiert die Premieren usw. Also wir waren heute zum ersten Mal zusammen im Internet und es hat ihm super gefallen. Ich denke, wir machen das jetzt öfter. Immer wenn mein Trojaner schläft. Das erzähle ich ihm gar nicht. Er muss ja auch nicht alles wissen. Schließlich kennt er sowieso schon mehr als die meisten. Der Schlawiner!
P.S.: ja, Galgenhumor. Es ist furchtbar.
P.P.S.: bitte keine Tipps und Ratschläge, ich habe in den letzten zwei Wochen jedes Trojaner-Forum besucht und eine Menge gelernt. Zum Beispiel, dass bei so einem innigen Austausch nur noch tabula rasa hilft. System neu aufsetzen. Aber vorher halt back up. Wenn er mich lässt, der Kleine, wie gesagt.
P.P.P.S.: aber sonst geht’s mir gut! Lieber kranker Computer und gesunder Körper als umgekehrt. Nichts Schlimmeres soll mir widerfahren.
P.P.P.P.S.: Finger weg von Surfausflügen mit Google über IE. Schön beim Feuerfuchs bleiben.
P.P.P.P.P.S.: Gute Nacht.

9 Antworten auf „09. März 2009

  1. Herrje, so eine innige Symbiose wünscht man ja argen Feinden nicht. Die Idee, den Rechner via einer Linux-Live-CD zu booten, so das Betriebssystem zu umgehen und dann in aller Ruhe die Daten zu sichern (ohne das Freundchen zu wecken) haben Sie in dem Forum sicher gelesen. Dann gebe ich keine weiteren Ratschläge. Viel Glück, Jim!

  2. Wünsche ganz herzlich, es möge sich bei dem Trojaner um einen lieben Äneias handeln, nicht um einen brutalen Hektor.

  3. @Wir lagen vor Troja, zerschlagen die Glieder … Ja, allein das Altgriechische ist geeignet, für solche Tragödien & Götterschläge passende Metaphern & Namen zu zeugen!

    Ich reihe mich, ratschlaglos, in den Cbor der Klageweiber und klopfe, selbst nur eben der wütenden Trauer von der Schippe gesprungen über so viel Schlachten, die Asche Homers auf mein Haupt von meiner kleinen Zigarre.

  4. P.P.P.P.P.P.S.:

    Letzte Nacht wieder intensiv geträumt. Letztes halbverschwommenes Traumbild beim Aufwachen: der Taskmanager. Was sonst! Sämtliche Traumaktivitäten beschränken sich seit ca. einer Woche auf das Topthema Aufrufen des Taskmanagers und Suchen und Löschen von suspekten Hintergrundanwendungen, die sich selbstverständlich kaum gelöscht wie von Geisterhand doppelt und dreifach neu installieren. Seit gestern dann, ganz wie im richtigen Leben, wurde der spitzenmäßige Plot ergänzt durch unausgesetztes zwanghaftes, nutzloses Herunterfahren- und wieder Hochfahren. Was für ein Scheißdrehbuch! Dem miesen Schreiberling sollte man kündigen. Und natürlich null Erotik. Ganz wie im richtigen Leben! har har!

  5. P.P.P.P.P.P.P.S.:

    Immerhin Sonne in Berlin. Spazierengehwetter! Vor zwanzig Jahren hat man sich mit so einem Krempel auch nicht belastet. Was haben wir da eigentlich dauernd gemacht, so ganz ohne Computer? Geraucht und gesoffen? Ich kann mich gar nicht mehr erinnern. Das muss in einem anderen Leben gewesen sein.

  6. P.P.P.P.P.P.P.P.S.:

    Seit gestern wild entschlossen, dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen. Die Sterne (also meine) künden von Befreiung, in vielerlei Hinsicht. Uranus im April exakt im Trigon zu meinem Mond und Aszendenten im Skorpion. Überraschende Veränderungen und müheloses Ablegen überholter Beziehungen, Gewohnheiten und Verhaltensweisen im heimischen Bereich und Gefühlsleben. Transformation! „Zu keinem anderen Zeitpunkt trennen Sie sich leichter von alten Angewohnheiten“ (so ungefähr). Spannende Aussichten. Muss unbedingt etwas dran sein. Man merkt Uranus-Transite ja schon eine Weile vorher. Ich trinke keinen Alkohol mehr, obwohl ich es mir nicht verbiete. Ich würde ja gerne, aber keine Lust!

  7. P.P.P.P.P.P.P.P.P.S.:

    Da es nun sicher Vorbehalte gibt, mit mir weiterhin per E-Mail zu verkehren, kann ich an Eides Statt versichern, dass ich nur noch geschützten Verkehr mit einem anderen Rechner praktiziere. Es findet kein Austausch von infizierten Körperflüssigkeiten statt.

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