Interessantes Phänomen, dass die erfolgreichsten Projekte äußerst selten in ihrer Planungsphase breit kommuniziert werden, sondern sehr viel später, im greifbaren Vollendungsstadium. Ich bin da ja auch sehr abergläubisch. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass viel heiße Luft im Vorfeld auch im Ergebnis zu heißer Luft führt. Konkrete Arbeit an einem Projekt führt dagegen – zwangsläufig – zu konkreten Ergebnissen. Sehr einfach eigentlich. Substanz lässt sich nicht herbeireden. Erfolg beruht auf Substanz. Konkreter Arbeit. Greifbaren Daten. Kalenderdaten. Abgestimmten Vereinbarungen. Verabredungen. Taten. Visionäre Kraft, die zu lange im Traumstadium, in Beschwörungsformeln, in Gerede verharrt, ist für die Katz. Vision ohne Aktionsplan verpufft. Im Äther. Vision braucht Materie. Den dreidimensionalen Raum. Diese Welt. Einen Landeplatz mit Koordinaten. Ein irdisches Zuhause.

4 Antworten auf „04. März 2009

  1. Toll. Ich glaube, dafür wurde die Bahn sogar erfunden! Es gibt ein paar einfache Regeln. Von A nach B kommt man entweder zu Fuß, per Sänfte, per Fahrrad, per Pferd, per Hundeschlitten, per Rikscha, per Flugdrachen, per Schiff, per Motorrad, per Automobil, mit dem Autobus, mit der Postkutsche, mit dem Zug oder mit dem Flugzeug. Man braucht also entweder gutes Schuhwerk oder Sänftenträger oder ein Pferd oder einen Drachen oder Schwimmflügel und dann muss man den ersten Schritt und dann den nächsten und immer so weiter machen, bis man am Ziel ist. Oder man mietet, leiht oder kauft sich ein Fahrzeug oder eine Fahrkarte oder ein Flugticket und legt den Tag und die Uhrzeit fest, wann es losgeht. Und das macht man dann! Und wenn man nichts davon macht, ist es eben nicht so wichtig. Aber dann darf man auch nicht darüber jammern, dass das Leben immer nur in A und nie in B stattfindet.

    Mit einem Ticket für den öffentlichen Nahverkehr kommt man halt leider im Zweifel nur bis _ _ _ _ _ _ _ _ (zutreffende Provinz eintragen). Im Grunde muss man ja nur aufpassen, dass man die richtige Fahrkarte hat. Dann geht alles wie von selbst. Dank Internet kann man sich heutzutage super informieren, wo der richtige Fahrkartenschalter ist. Bzw. ist unser kleines Internet ja sogar selbst schon ein Fahrkartenschalter. Und wenn man dann trotzdem dauernd die kleine Regional-Fahrkarte kauft, muss man sich vielleicht überlegen, ob man wirklich in die große Welt will. Vielleicht sorgt dann ja das vielzitierte höhere Selbst dafür, dass man nicht über das einem vielleicht kleiner bemessen bestimmte Ziel hinausschießt. „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Eine philosophische Frage. Ein Selbstschutzmechanismus vielleicht. Autokorrekturprogramm einer in tieferen Bewusstseinsschichten liegenden, wahrhaftigen Selbsteinschätzung („Die Nummer ist zu groß für mich“).

    Wenn man sehr große Träume hat, muß man der Verwirklichung gewachsen sein. Eine Frage der Angemessenheit, der Größenverhältnisse. Eine hermetische Frage („Das Größere passt nicht in das Kleinere“ – eine große Idee passt nicht in einen kleinen Kopf. Ein Schuhkarton passt nicht in eine Streichholzschachtel.) Ich glaube sehr an Rückenwind. Da, wo sich die Dinge (scheinbar) wie von selbst ergeben (natürlich ohne völlig auf der faulen Haut zu liegen), ist der richtige Weg. Barrieren sind Warnschilder. Ich halte es für einen Irrtum, verlorene Zeit, den Durchbruch an der dicksten Wand eines Gemäuers zu planen.

  2. Wenn man das Ticket endlich in den Händen hält, muss man aber noch aufpassen, dass man nicht in den falschen Zug steigt. Oder ihn gar verpasst.

  3. Oh ja. Eine Frage der Konzentration. Man sollte überhaupt alles konzentriert tun oder lieber ganz sein lassen. Mangelnde Konzentration ist auf Müdigkeit oder Desinteresse zurückzuführen. Wenn man mit Herzblut bei der Sache ist, hat man ja eigentlich einen guten, hohen Adrenalinpegel und die entsprechende Aufmerksamkeit, um einen wichtigen Zug nicht zu verpassen. Selbst wenn man die Nacht vorher zu wenig Schlaf gehabt haben sollte. Wenn ich sehr früh, zu nachtschlafender Zeit einen Flieger an einen Ort erwischen muss, an den es mich sehr zieht und die kurze Nacht davor vor Aufregung kein Auge zugedrückt habe, stehe ich mit Begeisterung um vier Uhr Morgens auf. Immer das Ziel vor Augen. Wenn mich um dieselbe Zeit ein mittelmäßig interessanter Termin veranlasst, mitten in der Nacht aufzustehen, spüre ich nur Müdigkeit in den Knochen und ärgere mich über den fehlenden Schlaf und den langweiligen Grund. Einen wichtigen Zug verpasst man nicht. Vielleicht steigen manche Menschen voreilig in falsche Züge, damit sie das Gefühl haben, unterwegs zu sein, obwohl der Reiseplan für die eigentliche, die wichtige Reise-Route noch in Arbeit ist. Oder so. Das eigen(tlich)e Leben aus Unachtsamkeit zu verpassen, dafür gibt es keine Entschuldigung. Und kein Mitleid.

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