Ein Mann, den ich vor dreiundzwanzig Jahren sehr geliebt hatte, sagte bei einem merkwürdigen nächtlichen Psycho-Spielchen im Freundeskreis, bei dem anonym charakteristische Züge aller im Kreise auf kleine Zettel geschrieben wurden (und deren Urheberschaft man später raten durfte) über mich „tritt offene Türen ein“ (Skorpion). Ich bin ziemlich erschrocken. Weil ich mir nicht vorstellen konnte, auf welche Situation er das Bild bezogen haben könnte. Aber er hat recht. Vermutlich hatte er recht.
Sehr wahrscheinlich trete ich früher oder später aus Neugier gegen eine angelehnte, leicht geöffnete Tür, nachdem ich monatelang hochanständig daran vorbeigelaufen bin. Nicht ohne einen Blick durch den Schlitz zu werfen. Der Gewaltakt, eine hermetisch verschlossene Tür zu bearbeiten, ist mir dagegen entschieden zu groß. Insofern lohnt es sich, eine Tür fest zu verschließen. Gut erkennbar. Vorhängeschloss. Dicke schmiedeeiserne Gliederkette. Da gehe ich doch einfach vorbei.
Es gibt ziemlich gute, wirksame Vorhängeschlösser. Schon für ganz wenig zu haben. Ein lauwarmes Lächeln. Ein milder Blick. Leidenschaftslosigkeit ist eine grandiose Alarmanlage. Da komme ich schon ganz freiwillig nicht näher. Schwierig nur, wenn diese Vorkehrungen auf der Innenseite der Tür angebracht wurden. Man sollte diese Abschreckungsvorrichtungen gut sichtbar machen. Wer hat schon Lust auf das Geheule einer Alarmsirene.

2 Antworten auf „13. Dezember 2008

  1. Keiner! Eben!!! Das ist ein Scheiß-Spiel, wenn einer seine Stopp-Signale aus Koketterie oder warum auch immer ‚ an der Innenseite der Tür‘ anbringt. Das hab ich erlebt. Das halte ich mittlerweile sogar für ausgesprochen hinterhältig, wenn außen ein Einladungsschild hängt.

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