
Hi

STUMM ABER MUNTER

UND SELBST?
Vorhin in der U-Bahn lief auf diesen Info-Monitoren, die von der Decke hängen, ein Cartoon mit gephotoshopten Fotografien, die mit diesem Comiceffekt nachbearbeitet wurden. Ich war total fasziniert, obwohl ich nicht kapiert habe, worum es ging. Eine leicht depressiv wirkende Frau in meinem Alter mit Rollkragenpullover und komischer langer Perlenkette sitzt in einem Café und raucht und trinkt und sinniert düster vor sich hin. Ich musste schon gestern unbedingt alle Denkblasen entziffern und erinnere mich an rein gar nichts.
Aber mir fiel wieder ein, dass ich so zwischen neun und zwölf leidenschaftlich gerne Comichefte las, die extra für Mädchen gemacht wurden. Die Hefte hießen Melanie und es gab ganz viele gute und böse, immer wie Models aussehende sexy Frauen darin. Richtige Hexen waren dabei. Ich war ganz süchtig nach den Geschichten. Am allerliebsten in der Badewanne oder mit dem Bauch auf dem Bett liegend. Wie gerne würde ich jetzt in einem dieser alten Hefte blättern. Totaler Schund aber super irgendwie.
Das RÜCK
Oh danke. Aber nicht ganz so konsequent s/w. Schon überwiegend, aber vor allem im Winter. In der Sonne gibt es wieder Farbe. Am Spätnachmittag oder im Abendlicht, das gnädig ist. Farben sind wunderbar, wenn sie leuchten. Bei Ihrer Technik ergibt sich das ja von selbst. Meine Bilder sind selten beschnitten, sehr selten. Ich sehe den Bildausschnitt vor dem auslösen und arbeite überwiegend ohne Selbstauslöser – ich habe sehr lange Arme ;-) Meine Kameras haben ein um 360° schwenkbares Display. Für einige, die unerfahren damit sind, vermeintlicher Firlefanz. Mir wichtig, weil es in mancher Hinsicht andere Bilder ermöglicht.
(…)narzisstischen Obsession, falls dieses Wort Ihrer Meinung für Sie zutrifft
Es trifft. Für mich war es zu keinem Zeitpunkt mit großer Grübelei verbunden, zu zeigen, wer hinter den Texten steht. Was man schreibt hat ja auch eine individuelle Handschrift. Meiner Ansicht nach transportieren Bilder komplexere Dinge, Wahrheiten, Energien eines Menschen als Worte. Oder zumindest auf einem kürzeren Weg komplexere Aspekte. Natürlich kann man auch komplex schreiben. Wenn sich jemand die Mühe machen sollte, sich lesenderweise durch die Wörter zu arbeiten, hat er oder sie vielleicht eine ähnliche Idee davon, wie ich gestrickt sein könnte, was mich ausmacht. Bilder sind selektiv, subjektiv, manipulativ. Texte aber ebenso. Für mich ist diese Obsession eine Entdeckungsreise zu mir selbst. Ich würde gerne möglichst viel über mich wissen und mich gut kennen, bevor ich diesen Planeten verlasse. Durch das Auge der Kamera kann man viel erfahren, das einem nicht durch andere gespiegelt werden kann. Vor einigen Tagen erhielt ich den Anruf einer fernen Freundin, die zum ersten mal einen bestimmten Film von mir sah. Sie ist meine längste beste Freundin und sie teilte mir etwas mit, was mich sehr anrührte. Etwas, das sie nicht kannte und in dem Film gesehen hatte.
Schon häufiger wurde ich gefragt, ob es nicht auch mit heikler Resonanz verbunden wäre, sich in Bildern zu zeigen. Bisher habe ich solche Erfahrungen nicht gemacht. Ich erhalte weder schmierige Angebote per E-Mail noch klebrige Kommentare.