Eigentlich hätte hier jetzt ein kleiner Text mit angehender Ernsthaftigkeit geschrieben werden müssen. Wieso relief besser ausdrückt, was gemeint ist. Mehr als Linderung oder Erleichterung. Oder Befreiung. Alles drin. Wenn der Schmerz nachlässt. Auf einmal nichts weh tut. Gerade noch so schwer und schwerfällig und endlich unerwartet leicht. Wenigstens für einen guten Moment. Zu spüren, dass die Seele nicht mehr vom Seil fällt, keine Gefahr. Und der Bauch hat auch aufgehört zu ziehen. Als ich vor einer Woche Bilder archivierte, fand ich Bilder von mir, von vor wenigen Jahren. Ich wusste damals nicht, welche Traurigkeit mir im Gesicht stand. Dass sich Enttäuschung eingegraben hatte. Ich wusste es wirklich nicht. Und damals war ich weniger unverbunden als heute. Das ist doch verrückt.
Aber anstatt zu erklären, warum relief es trifft, werde ich dieses neue Spielzeug ausprobieren, das aus meinen alten Texten einen neuen schreibt. Auf geht’s:
born with the deep going passionate energy of jupiter, which is mainly prospering and flourishing and includes any powerful and optimistic color, with the deep going passionate energy of scorpio, which means quite good energy to me. not for pussies.“ letzten montag
Da ist jetzt aber ein bißchen doppelt gemoppelt. Und dann ausgerechnet Englisch zum Einstand. Na gut, der erste Versuch! Im Namen der dichterischen Freiheit will ich nicht meckern.
Nur der jähe Abbruch nach „letzten Montag“ gibt mir zu denken. Ein heikles Thema, das nun doch nicht weiter ausgeführt werden kann? Hochanständig hingegen, dass der Autor des neuen Textes immer ordentlich auf die Quellen verweist, aus denen das frische Werk zusammengefrickelt ist. Und sehr toll ist natürlich, dass man jetzt endlich einen Grund hat, bei sich selber zu kommentieren!
No. 2 dabei wollte ich heute genauso wenig öffentlich ein intimeres tagebuch schreiben. ich bin um irgendwas gegen halbsechs (?) aufgewacht, völlig ausgeschlafen und wollte vielleicht nur den stuhl ein wenig meditieren vielleicht. ggf. ein glas milch mit honig vor dem mann auf zigarrenplakat | mein schuh, der den Sand in kleinen Plastikgefäßen. Dem Verstorbenen werden Glasprothesen eingesetzt. Sie unterscheiden
Sie unterscheiden also, hört hört. Das mit den halben Sätzen am Schluss scheint System zu haben. Vermutlich, um den Leser neugierig auf die Fortsetzung zu machen. Ganz schön ausgefuchst!
wie denn da „ausgefuchst“? warum denn keine halben sätze?
warum denn kein intimeres Tagebuch?
warum denn ein fragezeichen nach irgendwas gegen halbsechs?
halbsieben wär besser?
oder halbacht?
Dem Verstorbenen werden Glasprothesen eingesetzt.
mit so etwas kann ich heut nicht aufwarten.
keine einzige traumerinnerung, nicht ein fitzelchen.
nichts in den tag gerettet.
allerdings: Glasprothesen?
dachte, die seien immer aus titan!
weil titan keine immunologischen abstossungsreaktionen bewirkt.
Glas hingegen…
ggf. ein Glas Milch mit Honig – damit treffen sie mich.
ggf. auch ein Glas Milch mit banane.
oder diese in ein müsli hineingeschnitten.
ggf. das müsli aus flocken usw. selbst zu bereitet.
ggf. schokoladeplättchen hineingemischt.
ggf. dazu noch vanillejoghurt draufrinnen lassen.
Sie unterscheiden?
natürlich, jedenfalls zwischen den lebenden und den Verstorbenen.
diese sitzen sowieso überall, wenn man sie wahrnehmen will.
die welt ist so vollerVerstorbener, dass man sich abschotten muss vor dem gedanken, dass sie überall anwesend sind.
keine antwort bekommen auf die frage: wie viele tote seit dem ersten menschen?
schon besser: wie viele menschen haben jemals gelebt?
ich schätze: 20 milliarden.
und sie?
dabei geht es um ein logistisches wachstum.
daraus ergibt sich ein nichtlineares gleichungssystem.
das wiederum ist mit dem newton-verfahren zu lösen.
die frage, die sich anschliesst: wo fängt man an?
ggf. beim beginn unserer zeitrechnung, dem sog. jahr 0?
ok, das ergebnis wäre dann 57 milliarden.
da ist schon die rasant abnehmende lebenserwartung in den vergangenen jahrhunderten eingerechnet.
lagen sie auch so daneben wie ich?
das kann auffüllen, für die vergangenen 10.000 jahre.
je nach rechenmodell kommt man auf 70 bis 80 milliarden.
sie sehen, was das wort Verstorbenen in mir ausgelöst hat.
allerdings kommen die nicht wirklich wieder.
so lese ich es jedenfalls in einem buch, das ich gerade in arbeit habe.
darin geht es um hamlet und einen westafrikanischen stamm.
die autorin glaubt daran, shakespeares stück sei universell verständlich.
doch dass der geist des vaters von hamlet erscheint, wird heftig in frage gestellt.
jemand, der gestorben ist, kann nicht herumgehen.
man kann ihn weder sehen noch hören.
man kann ihn nicht berühren.
sie akzeptieren auch nicht den „ghost“ als schatten.
tote werfen keine schatten.
ich wollte noch auf ihren hinweis auf dieses neue Spielzeug eingehen.
tatsächlich: man will immer wieder neue ergebnisse sehen.
bei mir kamen sie immer auf deutsch.
der allererste Text, ein kleiner:
„so ein zufall. Liebe Leserinnen und Leser!
dann folgen weitere zitate.
und am schluss mein traum, der ihnen die Heiligsprechung nach ihrem Opfertod sichert.
„Opfer hält sich bereit“: dahinter steckt einerseits ein Kommando.
Oder jemand sieht überall Opfer, er könnte also überall seinen Mantel mit anderen Interessentinnen, gar Assistentinnen ausprobiert haben, zum Beispiel das Legen eines Bypasses geübt.
Andererseits ist das Animistische im Sinne.“
liebe grüsse
MARIASPILUTTINI