„was ich da vortrage, ist eine milde faschismustheorie. ich beschreibe die faschismen des alltags, die sich in flachen wellen abspielen. tag für tag versuchen journalisten, neue erreger in die arena einzuschleusen, und sie beobachten, ob der skandal, den sie auslösen wollen, zu blühen beginnt. man darf nicht vergessen, dass in jeder modernen nation jeden tag zwanzig bis dreißig erregungsvorschläge lanciert werden, von denen naturgemäß die meisten nicht zu dem gewünschten ergebnis führen. die moderne gesellschaft ist zwar eine sehr skandalisierungsfreudige lebens- form, aber sie nimmt nicht jeden skandalisierungsvorschlag auf. die meisten erregungsvorschläge werden abgelehnt oder mit mäßigem interesse studiert.“
p. sloterdijk

5 Antworten auf „11. februar 2007

  1. das würde dann ja bedeuten, dass es gar nicht stimmt, dass terroristen ihre informationen als tagebucheintrag tarnen.

    danke für diesen wichtigen hinweis.
    (ich bin jetzt ein wenig erregt)

  2. ich könnte natürlich von meinen kleinen erregungen berichten. aber wer will das hören? interessiert es irgendwen, dass ich unlängst den elefantenmenschen in meinem fernseher gesehen habe und rotz und wasser geheult? diesen allenthalben bekannten und hochverehrten film, dieses meisterwerk, das jeder außer mir gesehen hat, und dessen titel mir durchaus geläufig war, habe ich tatsächlich nur durch einen blöden zufall beim zappen gefunden und das erste mal seit wochen – ach was monaten – unfug! jahren! nur einen film geguckt OHNE nebenher durchs netz zu geistern oder zu schreiben oder zu lesen oder musik zu hören oder zu essen. nichts habe ich von stund an getan, als diesen grandiosen film zu sehen und die tränen fließen zu lassen vor rührung und hingerissenheit, weil sich ein körperlich verkrüppelter mensch zum ersten mal in seinem leben mit einer weichen bürste die haare an seinem armen schiefen kopf kämmen darf.

    und warum habe ich diesen film noch nie gesehen? weil er von david lynch ist, dessen gehypte sonstigen werke wie blue velvet mich dermaßen zu tode gelangweilt haben, dass ich ihm unterstellte, dass sein und mein universum zwei parallelen wären, die sich niemals kreuzen könnten.

    ich habe doch schon so viel geschrieben. ich will mich nicht selbst langweilen. wenn ich schreibe, versuche ich mir auf die spur zu kommen, nicht weil mir gerade nichts besseres einfällt. ich habe keinen plan, wenn ich anfange zu schreiben, ich weiß dann nur, dass ich mich äußern muß und sehe mir zu, was geschieht. gerade ist etwas anderes dran. input.

  3. Ja, mich interessiert, dass Sie den Elfantenmenschen gesehen haben. Großartiger Film, den ich mir aber nicht allzu oft anschauen kann, da er doch gehörig aufs Gemüt drückt.
    Gerade läuft auf arte der von ihnen gar nicht gemochte Blue Velvet, den ich auch sehr mag, überhaupt Lynch. Morgen Abend geht die Lynch-Reihe auf arte übrigens weiter mit The Straight Story. Der könnte Ihnen wieder richtig gut gefallen, ist er doch eher ein untypischer, aber dafür umso schönerer und ergreifenderer Lynch.

  4. Stimme Ihnen absolut zu. Zur Dune-Verfilmung kann ich allerdings nicht viel sagen. Habe den Film zwar auf DVD und finde ihn gut, kenne jedoch die literarische Vorlage nicht. Ein amerikanischer Freund von mir findet die Umsetzung nicht so gelungen, den Film für sich genommen aber gut. Nun kenne ich zwei unterschiedliche Auffassungen. Lesen werde ich den Herbert-Stoff aber wohl trotzdem nicht.

  5. wahrscheinlich muß ich eine zäsur machen und herrn lynch neu auf mich wirken lassen.

    mir fiel gerade ein, dass meine initialen eindrücke seines werkes schon verdammt lange her sind und ich vor zwanzig jahren den einen oder anderen film von sonstwem mochte, der mich heute langweilt. twin peaks sah ich fragementweise, immer nur irgendwo mittendrin, kurze ausschnitte und kriegte keine zusammenhänge mit. so wird das natürlich nichts.

    ich erinnere, dass ich mit einer filmfanatischen freundin blue velvet in der ersten aufführungswoche mit viel vorschusslorbeeren im kino sah und den eindruck von viel effekthascherei mitnahm. die blauen flecken der üppigen isabella rossellini sind mir in erinnerung. ihr stinknormaler nackter leib, der stattfinden durfte. das detail fand ich gut. ansonsten: keine erinnerung außer blaues licht und unverständnis, dass manche den film provokant fanden. ich konnte nicht verstehen, wieso weshalb warum. vielleicht war ich damals zu versaut und abgebrüht. nur so eine vermutung.

    alles auf anfang.

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