sicherheitshalber werde ich mir eine mit zahlencode verschließbare eisenschatulle besorgen, um den morgen in auftrag zu gebenden neuen reisepass für dritte als auch für zweite unzugänglich auf- zubewahren. sicher ist sicher. nicht, dass ich etwa sorge hätte, dass jemand das kostspielige dokument zum zwecke des datenmiss- brauchs entwenden wollte. es geht mir lediglich darum, sicher zu stellen, dass keine empfindsame kreatur mit dem anblick meines biometrischen passbildes konfrontiert wird und dabei größeren schaden nimmt. da meine haftpflichtversicherung für einen solchen schadensfall nicht gerüstet ist, gilt es vorsorge zu treffen.
kleiner hinweis für die herren, die demnächst in dieselbe prekäre lage kommen, sich so ablichten lassen zu sollen: vergessen sie nicht, ihr schwarzweiß gestreiftes sträflingshemd mitzubringen. eine applizierte zwei- bis dreistellige nummer auf der brust macht sich auch recht gut. man war nämlich so großzügig, keine bekleidungsvorschriften zu erlassen. auch ganz wichtig: nicht rasieren und wenn das vögelchen kommt, an was denken, was schlechte laune macht. (zum beispiel an gestern, 23:26). dann gibt es immerhin eine gute chance, zu einem natürlich wirkenden verbrecherfoto mit angeberfaktor zu kommen.
für uns frauen habe ich leider nur den gut gemeinten rat, zum fototermin einen blickdichten müllsack mit guck- und atemlöchern bereit zu halten. der wird dann nämlich unmittelbar im anschluss nach präsentation der fertigen lichtbilder benötigt, um das verlassen des fotogeschäfts erhobenen hauptes zu gewährleisten.

5 Antworten auf „05. juli 2006

  1. das wird echt schwierig für die! die fotografin und ihre assistentin haben mir glaubhaft (da zumindest keine für mich als laiin erkennbare abstimmung unter vier augen möglich war – ich war die ganze zeit dabei!) und mehrfach versichert, dass die komische frau mit den schreck geweiteten glotzaugen und dem wächsernen gesicht auf dem biobild verbindlich keinerlei ähnlichkeit mit meiner person aufweist. das ist auch der einzige grund, warum ich in der lage war, den bewusst verharmlosend als ‚fotostudio‘ deklarierten ort vor einbruch der dunkelheit zu verlassen. glück im unglück!

    personalausweis? ist der jetzt auch bio? man kann ja auch in europa bleiben. man kann sich schließlich beschränken. nur ich halt nicht.

  2. sie denken wohl, ich bin schon so stulle, dass ich hier hinschreibe, wo ich demnächst meine schäfchen ins trockene bringe. schließlich habe ich habe aus den fehlern von marlene und hilde gelernt. ich fahre hin, wo man mich braucht. übersee und die sowjetische besatzungszone sind davon selbstverständlich nicht ausgeschlossen.

    das ist ja mal ein aufregender personalausweis: dunkelbehaart. womöglich in allen vier ecken. mein lieber herr gesangsverein.

  3. herr blue sky: aufgepasst! übrigens: es gibt neuigkeiten, die insbesondere auch herrn blue sky interessieren dürften. ich habe heute die schreckensbilder auf papier abgeholt und die sahen kein stück weniger schlimm aus, als gestern auf dem monitor der fotografin. dann habe ich realisiert, dass es kein guter neuanfang für einen reisepass ist, wenn man sich wegen des bildchens dermaßen schämt, und das für die nächsten zehn jahre.

    habe daraufhin eine fixfotokabine in der u-bahn aufgesucht, mit dem subversiven plan, am format der gruselbilder orientiert und der schablone ein automatenbildchen hinzukriegen. große neuigkeiten: fix foto hat die kabinen an die neuen reisepassbildvorgaben angepasst und man kann bevor ein bild verbindlich ausgewählt und gedruckt wird, hunderttausendmal probieren, man sieht immer gleich das ergebnis auf dem monitor hinter dem auch die automatenkamera ist, inclusive passbildschablone! super! 5 euro. nix wie hin! ist zwar am ende auch kein bild, dass man sich dringend als poster aufhängen möchte, aber nicht annähernd so ferngesteuert daneben wie aus dem fotostudio.

    ich hatte es zudem ein bißchen zu ernst genommen, als es hieß, man dürfe nicht lächeln – nicht, dass es mir allzu schwer fiele, mal nicht debil in alle richtungen zu grienen. ich guckte also diszipliniert regungslos wie meine eigene totenmaske. man darf schon auch freundlich gucken, ohne von einem ohr zum anderen zu grinsen.

    na ja. jedenfalls habe ich dann die bildchen aus dem fachgeschäft sicherheitshalber in tausend stücke gerissen und an einem streng geheimen ort entsorgt.. 15 euro für’n arsch. ich bin halt eine eitle sau. mein kleines bürgeramt hat das fixfoto-bildchen vermessen und nichts zu beanstanden gefunden. pass in arbeit!

  4. Ah, danke für den Tipp. Dann muss ich mich mal auf die Suche machen. Hier auf dem Land Vielleicht finde ich ja einen am Bahnhof.

  5. werte annerose zander!

    ich bin ja mit einer ganz und gar positiven erwartungshaltung in ein sehr sympathisches foto-studio am savignyplatz gegangen. ein foto-studio mit anspruch. jawohl. aber halt nur nicht bei dem biometrischen scheißkram. mist aber auch. noch nicht mal die chefin hat geknipst und noch nicht mal mit stativ. die azubine oder assistentin hat mal eben mit der kamera auf dem bauch geschossen. völlig leidenschaftslos technokratisch die richtige bildposition und das raster abgearbeitet, null ehrgeiz eine serie zu schießen und dann die am wenigsten scheiße aussehenden in die engere wahl zu nehmen. die hat genau 4 x abgedrückt bei null feedback – und ich konnte mich ja auch nicht im spiegel sehen – ein unschätzbarer vorzug von fix-foto- automaten! ich kann ihre kunden nur zu ihnen beglückwünschen, dass sie offenbar auch bei diesen fotos den anspruch entwickelt haben, dass der abgelichtete möglichst vorteilhaft aussehen sollte. es gibt ja die vorgabe von direkter frontal-ausleuchtung, keine schatten bla bla. im rahmen dessen muss man dann das opfer erst mal richtig warm werden lassen mit den umständen, bis überhaupt etwas entspanntes entstehen kann. ist aber offensichtlich die absolute ausnahme. sie sollten offensiv damit werben, dass sie attraktive biometrische fotos machen. eine marktlücke, wie es aussieht. beste grüße und weiter so!

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