hiddensee 601
(…) nach der ärgsten mittagshitze gingen jessica und jakob an den strand. sie taten das jeden tag und immer gemeinsam, keiner von beiden rüttelte an dieser gepflogenheit. jessica trug über ihrem bade- anzug ein um die hüfte geknotetes tuch in flammenden farben. nie vergaß sie den großen wippenden strohhut und ihre sonnenbrille. so stöckelte sie in ihren silberpantoffeln neben jakob über die holz- planken,die jenseits der esplanade vom hotel aus bis nahe ans ufer ausgelegt warren. jakob ging barfuß und trug die beiden großen badetücher unter dem arm. jessica roch süßlich nach sonnencreme und der rand ihres hutes stieß gegen seinen oberarm. das klopfen ihrer hochhackigen schuhe ähnelte dem geräusch einer kriegs- trommel, und wie jeden tag mußte jakob sich zwingen, sie deshalb nicht zu erwürgen. tack, tack, tack, schritt sie dem meer entgegen, aufrecht wie eine kleine schlange im angriff.
die brandung schimmerte – nun gut, was sonst soll sie tun. der himmel war dunkelblau – ein zeichen, dass es zu heiß ist. der sand glänzte, als bestünde er aus goldstaub – was soll das, er bleibt auf der nassen haut und zwischen den zehen kleben, bitte breite schnell das badetuch aus. jakob hatte aufgehört, eindrücke mit ihr teilen zu wollen, er kannte jede ihrer erwiderungen und breitete wortlos das badetuch aus. sie schlüpfte aus den silberpantoffeln, als lege sie kurz ihren harnisch ab, stieg auf das tuch, als besteige sie eine festung, und schraubte die dicke tube sonnencreme auf, als entsichere sie einen revolver. sie saß im angesicht des ozeans als müsse sie ihn bekämpfen.

e. pluhar, matildas erfindungen

2 Antworten auf „13. februar 2006

  1. > er weiß, dass alles furchtbar ist mit dieser kuh und klebt trotzdem dran. verhängnis, verhängnis. dinge, die man nie begreifen wird…

    Ja, das sind so Dinge die ich aus dem echten Leben kenne. Wir haben eine Freund, der hat IMMER so völlig unentspannte sich permanent auf Diät befindliche Frauen, die zu unmöglichsten Zeiten, zum Beispiel wenn wir gemütlich-biertrinkend zusammensitzen, Joggen gehen möchte – und zwar jetzt sofort und er muß mit – und alles ist komplett durchgeplant – Meer anschauen, sofort, genießen, aber hopp. Anstrengend. Seine letzte Freundin war genauso und auch die vorletzte. Der braucht das. Genauso wie manche Frauen diese dominanten Männer brauchen, die sagen wos lang geht, notfalls mit Nachdruck und wenn sie nich spurt dann kriegt sie eine reingesemmelt, aber er meint es ja nicht so, und eigentlich will er ja bloß das beste. Das Leben manchmal.

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