als ich merke, es läuft wieder auf filigranarbeit hinaus, bereits ein wenig fluche, halte ich inne und begreife, immendorff würde weinen vor glück, wenn er auch nur einen pinsel halten könnte. luxusgejammere. das ging mir heute mehrfach so. immer wieder musste ich an ihn denken. die verlorenen hände, die verlorene kraft. im farbauftrag liegt ein eigener unwägbarer zauber. die bewegungen rühren in eine dimension, die schwer zu beschreiben ist. musik tanzt mit dem gedankenfluss, die hand macht dabei, was sie muss. (ein unbeabsichtigter reim; wahr)

5 Antworten auf „24. januar 2006

  1. oh ja.

    ich finde es bewundernswert, dass er eine alternative darin sieht, den farbauftrag anderen zu überlassen, was ein ungeheurer akt des vertrauens ist. demut. von wegen unsichtbarer beitrag. sein beitrag muss gewaltig sein, bei diesen bildern, die auf 2005 datiert sind.

    die beweggründe sind vielfältig. das unbewusste über den horizont des bewusstseins ziehen zu wollen. in die sichtbare welt holen, begreifbar machen. ein prozess, dessen ausgang im besten fall ungewiss ist. darin liegt die spannung. man ist selbst neugierig, wie es weitergeht.

  2. er ist mit sicherheit unverändert das alphatier im prozess. aus der beschilderung der neuen bilder geht nicht hervor, dass andere daran beteiligt. sind. ich nehme an, dass er die hände der anderen als arbeitswerkzeug sieht, seine verlängerte hand, um seine – und zwar auschließlich seine – vision zu manifestieren. letzlich will der sammler diese dominanz seines beitrags im vordergrund sehen. wer sich darauf einlässt so mit ihm zu arbeiten wird das wissen und akzeptieren. immerhin auch ein aushängeschild für den eigenen werdegang. eine auszeichnung, dafür in betracht gezogen zu werden. mich interessiert in seinem fall – oder überhaupt – vorrangig die (radikale) vision und wahrnehmung eines individuums, unvermischt, unverwässert von anderen einflüssen. demokratische befindlichkeiten sind dabei von nachgeordnetem interesse.

  3. ich zerbreche mir in der konfrontation mit künstlerischem ausdruck zuletzt den kopf. meine reaktion ist immer eine sehr schnelle instinktgesteuerte selektion, davon getrieben, ob es eine resonanz in mir auslöst. keine resonanz erzeugt bei mir ignoranz. ich gebe vermutlich ein seltsames bild ab, wenn ich mich durch ausstellungen bewege. ich erwähnte ja, dass ich in male lago nur fotografierte, was mir etwas bedeutete. was für mich bedeutsam ist, wird spontan, reflexartig definiert. der größte teil der gemalten bilder die ich sah, bedeuteten mir rein gar nichts. aber ich mochte das gesamtkonzept, liebte den adler sofort, verstand auf einer subtileren ebene. nur dann bin ich interessiert. seine plakativen café deutschland-geschichten sind mir zu oberflächlich. auch langweilt mich die cartoonhafte malweise, die überladenen szenen. ich finde ihn charismatisch und was ich bei ihm mag, mag ich dann auch sehr. ohne sagen zu können, ob ich ihn mögen würde, wenn ich ihn persönlich kennen würde. aber egal.

    es geht nie darum, hundertprozentig eine absicht zu identifizieren. man muß nicht alles verstehen. wichtig ist nur, ob etwas für einen eine persönliche bedeutung haben kann. für den künstler, der etwas erschafft ist die bedeutung ohnehin vorhanden. es gibt aber nicht den anspruch eindeutig ‚gelesen‘ werden zu wollen, zu müssen. es ist sogar sehr witzig und anregend, wenn jemand jenseits der eigenen vision interpretiert.

    ich nehme mir also heraus, durch die dutzendste picasso-ausstellung zu laufen, an fünfzig bildern vorbei, die mir scheißegal sind und an zwei, drei bildern klebenzubleiben, sie zu trinken, aufzunehmen. bei solchen bildern interessiert mich dann auch oft der farbauftrag und ich trete näher heran, um die technik zu erkennen. picasso hat bei einigen großen werken einen sehr nachlässigen, ja schlunzigen farbauftrag, der aber so konsequent durchgehalten ist, dass es im ganzen wieder stimmt.

  4. kontakt ja – eine irrationale herangehensweise führt jedoch zu irrationalen ergebnissen, die sich dem verstand entziehen. ich begreife selbst oft nicht, was geschieht, darin liegt auch mein antrieb. man könnte insofern nur auf einer unterirdischen ebene kontakt darüber aufnehmen. mit blicken vielleicht. einem wiedererkennen in einem gegenseitigen blick. jenseits der worte.

    wer allerdings eine konzeptionelle herangehensweise hat und eine konkrete, rational erfassbare idee transportieren wil, kann anders damit umgehen. es soll ja maler geben, die vor dem malen skizzieren und ein bestimmtes ziel verfolgen. mein ziel ist nur der wunsch, mich in dem prozess aufzulösen und dann über das ergebnis zu rätseln. ich stehe davor wie vor einem divinationsspiel. manchmal wird mir am ende etwas klar.

  5. es gibt einige ebenen, die hier nie bis selten angesprochen werden. manche absichtsvoll, aus diskretion. auf anderen ebenen verharre ich zuweilen im selbstgespräch obgleich austausch möglich wäre. deswegen ein danke zurück.

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