
gerade eben aus dem badezimmerfenster, 20:08 uhr, blickrichtung norden, die wolkendecke bricht auf. die wände sind nicht so düster, wie sie auf dem bild wirken, das haus in dem ich wohne, ist in einem sehr hellen gelb gestrichen, auch der innenhof und die terrassen- wände. das späte nordlicht schlägt graue schatten. mir gefällt auch diese schattige seite. <a href="http://gagasign.twoday.net/stories/581380„“>in der mittagssonne, wenn der himmel tiefblau ist, wird das zarte gelb beinahe weiß. dann denke ich manchmal an griechenland. und dass ich wieder unter so einen himmel müsste, die einfachen weiß verputzten häuser. das schöne klischee, das gut tut. lange her. nie wurde ich herzerwärmender in ruhe gelassen, als in griechenland. wunderbar unbehelligt, wenn ich es wollte.
meine griechenland-zuneigung begann, als ich anfang der neunziger jahre die fixe idee hatte, ein paar wochen auf skorpios zu verbringen. eine kleine grüne insel, im privatbesitz des onassisclans. ich ging in ein griechisches reisebüro in charlottenburg. als ich es betrat, kam mir ein gutaussehender grieche mit offenen armen entgegen und servierte mir einen metaxa, weil er mich nicht gleich bedienen konnte, da noch ein andererer kunde da war. da saß ich am bistrotischchen im reisebüro am nachmittag und schlürfte griechischen weinbrand. ich fand, das ging gut los. dann erzählte ich dem netten griechen von meinem skorpiosplan, was ihn ungeheuer zum schmunzeln brachte. er machte mir klar, dass man skorpios nur tagsüber besuchen kann und es keine ferienhäuser zu mieten gibt, weil es wirklich nur eine private insel für den onassisclan ist.
dann meinte er, er hätte aber eine vergleichbare insel für mich. eine insel, die er selbst am häufigsten besucht, aber in deutschland so gut wie nie gebucht wird. sie liegt neben hydra im saronischen golf, ohne autoverkehr, heißt spetsai und ist die mutter der familieninsel des sich pikanterweise in einem bereits jahrzehnte währenden konkurrenz- kampf mit onassis befindlichen niarchosclans: spetsopoula. der kauf von spetsopoula war unter anderem ein schachzug von niarchos, nachdem onassis skorpios gekauft hatte. man erreicht sie mit dem schnellboot von athen, in eineinhalb stunden. ich fackelte nicht lange, weil mir alles daran gefiel und weil ich sofort erinnerte, dass melina mercouri immer die ferien ihrer kindheit dort verbracht hatte, da spetsai (in manchen karten heißt es auch spetses) die traditionelle ferieninsel ihrer familie war (melina mercouris vater war bürgermeister von athen).
ich mietete ein ferienhaus für drei wochen und genoss jede sekunde. mein häuschen lag in einem verwunschenen garten neben einer alten villa, die einer nicht gerade armen familie aus athen gehörte. die insel war wie ein schlaraffenland. ich wurde in die familie aufgenommen, wenn ich es wollte, und saß in den nächten mit zikadenmusik auf der terrasse der villa und hörte mir familienanekdoten an, probierte selbstgemachte kulinarische spezialitäten, wir sprachen englisch. ansonsten wurde ich komplett in ruhe gelassen. im yachthafen lagen die großen schiffe des niarchosclans und seiner besucher. manchmal zeigte mir ein skipper aus spaß eine der yachten von innen. mir gingen die augen über.
und ich hatte eine wunderbare affaire mit einem barkeeper, stavros. was dazu führte, das ich allnächtlich in den sündhafteuersten nachtclub umsonst konnte. ein heißer sommer. sehr leichtfüßig. mir fiel auf, wie wohlerzogen griechische männer aller altersgruppen sind. wie unaufdringlich – und doch wird man durchaus wahrgenommen. das hat sich mir tief eingeprägt. ich fühlte mich sehr sicher dort, alleine.
ich erinnere eine nacht, in der ich in einer griechischen kneipe mit einem der söhne der familie unterwegs war, sie hatten spaß daran, mich mit ihren freunden bekannt zu machen, meist andere athener, die ihren urlaub dort verlebten. es gab live-musik, rembetiko und andere traditionelle sachen. und ich glaube fast, ich war die einzige deutsche auf der ganzen kleinen insel. ein paar briten, aber die sind ja überall. ein paar franzosen, aber vor allem griechen im eigenen urlaub. auf der bühne bildete sich vor den musikern im übermut ein kreis, der geschlossen wurde, indem jeder jemanden links und rechts von sich umarmte. ich hörte nur noch griechisch, verstand kein wort, mochte aber die rhythmen und die sprache. sie zogen mich in ihren kreis und ohne je vorher diese schritte gemacht zu haben, tanzte ich mit. dann diese befeuernden rufe, diese kraft in der musik. zu diesen tänzen gehört es, das jemand an einem bestimmten punkt den kreis verlässt, in die mitte tanzt und von den anderen bis zu einer art ekstase angetrieben wird. alle singen, klatschen, stampfen. plötzlich war ich in der mitte. und es war schön. ich wirbelte herum und am ende klatschten sie und lachten und ich konnte gar nicht glauben, dass ich das gemacht hatte. und wir fielen uns in die arme. was für eine nacht. eine archaische kultur trat zutage.
das war mein erster und eindringlichster eindruck von griechenland. später stellte ich fest, dass jede insel einen eigenen charakter hat. dass es einen großen unterschied ausmacht, ob man sich unter griechen bewegt, die schon mehr von der welt gesehen haben oder in eine vormals abgeschnittene inselidylle eindringt, wo ein großer teil der bevölkerung aus sehr alten schwarzverhüllten weiblein und männlein besteht, die einen eher misstrauisch taxieren, zunächst. auf santorin fiel mir der atmosphärische unterschied stark auf.
insgesamt aber, wenn ich diese nation mit – beispielsweise – süditalienern vergleiche – ich denke besonders an sizilien – fällt mir als größter unterschied die unberechnende gastfreundlichkeit auf. und wie erwähnt, die durch nichts zu überbietende diskrete höflichkeit griechischer männer. dagegen sizilianer… mein persönliches trauma. keinen schritt kann man alleine gehen, ohne einen schwall plattester und blödester anmachphrasen über sich ergehen lassen zu müssen. ich flirte gerne – aber das hat nichts mehr mit flirt zu tun, was diese sizilianer fabrizieren. dieses gezische und grobschlächtige gesülze aus prinzip. man fühlt sich gar nicht gemeint, weil es schon losgeht wenn sie nur von hinten erkennen, dass man kein mann ist.
aber eigentlich wollte ich ja nur erzählen, was mich nach griechenland zog, neben der ägäis, dem himmel und der architektur. man muß zur richtigen zeit am richtigen ort sein. das ist aber immer eine instinktfrage und lässt sich nicht pauschal mit einer ortsempfehlung abhandeln. immer der nase nach. meine nase führte mich später in andere länder, die mich ebenso glücklich machten, anders glücklich.
eine wunderbare geschichte mit dem bauern in portugal. leider war ich nie dort. was mir reizvoll erschiene, wären diese unberechenbaren felsformationen an der küste – gibt es sicher nicht nur an der algarve (oder?) fado in einer kneipe live zu hören, könnte mir auch gefallen. mein griechenland-drang hat ja sehr nachgelassen, wegen neugier in andere himmelsrichtungen. es ist weniger so, daß ich jemand bin, der wegen menschen wohin reist, als wegen landschaft und der möglichkeit sich mit ursprünglicher, wilder natur zu verbinden. das treibt mich. je weniger begegnung mit menschen, umso schöner für mich (ich bin wirklich eine furchtbare eigentbrötlerin…). das heißt: griechen bedrängten mich nie, ließen mich in ruhe, was nicht jedem südländischen volk zueigen ist. eher lob der freundlichen zurückhaltung als anderen eigenschaften…
nahtstrümpfe. das besondere an nahtstrümpfen ist, dass es heuzutage als bewusst eingesetzes lockmittel gilt, strümpfe mit naht zu tragen, da es ja keine herstellungstechnische notwendigkeit mehr für eine naht gibt. so wird es als eine art gelegte spur wie bei einer schnitzeljagd verstanden: „hier gehts lang“. und wo die naht im verdeckten oberen bereich endet, ist dann das ziel der feuchten männerträume. ende der schnitzeljagd. da ich aber bei landschaftserkundungen nicht zur reizwäsche neige, besteht da eher weniger gefahr. obgleich ich in sizilien weder in netz- noch nahtstrümpfen unterwegs war. da reichte es schon, längere haare und ein breiteres becken zu haben oder ein flatterndes kleidchen.
und danke für den genauen ortshinweis mit der küste.
schön, von dir zu hören und dann so – madagaskar ist einer dieser orte, die man mit märchengeschichten und legenden in verbindung bringt. ich habe bis jetzt noch niemanden getroffen, der da war. an unglaubliche gewürze und duftende blüten denke ich dabei…
die kykladen eine weile einzuatmen, ist wie ein fenster zu öffnen, das licht hineinlassen. paros, mykonos, und etwas weiter santorin, vielleicht weiter bis kreta. zeit vergessen, nur licht und raum. barfuß laufen. der gesang der zikaden. das salzige meer auf der zunge. die sterne des südens. der unendlich weite horizont.
lass es dir gutgehen.